Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Forderung nach mobiler Autismus-Diagnostik

original Thema anzeigen

 
01.08.06, 16:48:39

55555

Nach Ermunterung daß diese Idee gut sei möchte ich nun eine mittelfristig angelegte Kampagne starten um die Krankenkassen oder sonstige relevante Institutionen davon zu überzeugen einen mobilen Autismusdiagnostikservice zu schaffen. Dazu bedarf es eigentlich nur eine oder zwei qualifizierte Fachkräfte und einen ausgebauten Kleinbus für ganz Deutschland, das wird ja wohl möglich sein zu mal die dringende Notwendigkeit auf der Hand liegt, da viele Autisten erst nach großen Problemem erst den Weg zu einer Stelle finden an der sie auf Autismus untersuch werden könnten. Die Notwendigkeit liegt sozusagen in der Sache. Und als erster Stufe würde ich euch bitten hier Argumente und Erfahrungsberichte aufzuschreiben, die diese Initiative stützen können. Dann werde ich mich an verschiedene Institutionen wenden und den Vorschlag unter anderem mit einem Link zu diesem Thread untermauern.
01.08.06, 17:23:56

Lisa M.

Ich finde die Idee gut. Wo kann man denn mal gemeinsam überlegen, wie man das am besten angeht? Eigene Erfahrungsberichte zu dem Thema habe ich nicht, da ich in einer Großstadt mit auch in dieser Hinsicht ausreichender medizinischer Versorgung wohne. Allerdings habe ich schon bei mehreren Leuten in Internet-Foren mitgekriegt, dass sie auf dem Land wohnen und kaum die alltäglichen Gänge geregelt kriegen. Da fragt man sich, wie das gehen soll, dass so ein Mensch alleine aufbricht in eine weit entfernte Gegend, um sich dort diagnostizieren zu lassen. Das sind aber meist genau die Menschen, die auch sonst Hilfe brauchen!
01.08.06, 18:22:42

christian_k

@Lisa:
Das Problem gibt es nicht nur im ländlichen Raum.
Ich wohne mitten im Ruhrgebiet, zwischen Essen und Bochum. Beide Städte haben zusammen über eine Million Einwohner, dennoch ist dort keine Diagnosestelle.

Ich musste nach Köln, das ist etwa 70 km entfernt. Diese Fahrt dürfte für viele Betroffene schon ein ernstes Problem darstellen, vor allem, weil man mindestens drei mal dort hin muss.

Gruss
Christian

01.08.06, 21:54:10

DrChaoZ

eine wirklich gute idee.
für die realisierung müsste man direkte gespräche mit mitarbeitern einer krankenkasse oder einem vertreter eines krankenkassenverbandes persönlich führen. ein brief allein jedenfalls würde nach meiner einschätzung auf dem schreibtisch eines uninterressierten sachbearbeiters landen der keinen persönlichen bezug zur sache hat. ein persönlicher kontakt zu einer entscheidungskräftigen person bei einer krankenkasse ist also nach meiner einschätzung unbedingt erforderlich. leider gibt es keine autistische lobby. ... noch nicht jedenfalls ...
ich habe lose kontakte zu medizinstudenten und wenn ich es nicht vergesse werde ich diese idee einmal vorbringen und ausloten wie sie diese bewerten.
01.08.06, 23:22:18

Wursthans

Ich denke da könntest du die Strukturen von Krankenkassen unterschätzen. Hast du im übrigen schonmal von den gewählten Selbstverwaltungsorganen gehört? :)
02.08.06, 11:31:03

christian_k

Hallo,

ich fürchte, die Krankenkassen sind nicht der richtige Ansatzpunkt.

Selbstverständlich kann jeder Arzt Hausbesuche durchführen und die entsprechenden Leistungen abrechnen, das trifft natürlich auch auf einen Psychiater zu, der eine Autismusdiagnose direkt beim Patienten zu Hause (oder eben in einem Kleinbus) durchführen könnte. Alle nötigen Utensilien sollten auch problemlos in einen Aktenkoffer passen.

Die Kassen zahlen für die Fahrten aber nur sehr geringe Beträge (ein Taxifahrer verdient für diese Tätigkeit angeblich mehr). Folglich ist es für den Psych vielleicht sehr unwirtschaftlich, Stunden auf irgendwelchen Autobahnen zu verbringen statt Patienten in einer Praxis zu behandeln. Vielleicht sehen sie aber auch einfach den Bedarf nicht.

Es gibt also zwei Ansatzpunkte:
- Den Bedarf deutlich machen, vor allem gegenüber Ärzten (oder Kliniken) , die so etwas anbieten könnten.
- Die (in diesem Fall wohl sehr zeitintensive) Fahrtätigkeit müsste so vergütet werden, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist. Dies entscheiden nicht die Kassen, sondern der Gesetzgeber.

Gruss
Christian
02.08.06, 11:56:45

Wursthans

Meines Wissens haben die Kassen auch die Aufgabe sinnvolle Sonderprogramme zu bezuschussen oder durch entsprechende Vergütung solche Programme zu ermöglichen.

Wären die Tests die man mit dir gemacht hat alle an einem Laptop möglich? Der Kleinbus wäre vielleicht nicht nötig, das mag sein. Allerdings wäre er in entsprechender Innengestaltung vielleicht sinnvoll um eine reizarme und ruhige Umgebung zu schaffen. Es gibt wohl etliche, die die Aussicht als schweren Schlag empfinden würden jemandem in die eigene Wohnung lassen zu müssen. Sich in eine Gaststätte zu setzen ist wohl auch nicht ganz angemessen. ;)
02.08.06, 12:33:27

Lisa M.

Zitat:
Vielleicht sehen sie aber auch einfach den Bedarf nicht.


Die Problematik, dass es für manche schwierig ist, überhaupt an eine Diagnose zu kommen, wenn sie dazu rumreisen müssen, habe ich angesprochen, als ich die Termine bei der Ärztin gemacht habe - da kommt nämlich noch jemand von auswärts dazu. Die Sprechstundenhilfe wusste von diesem Problem und nimmt es sehr ernst. Ich glaube, wenn die Ärzte eine Möglichkeit haben, sowas abzurechnen, und es ihnen bekannt ist, würden das einige schon machen wollen. Die Krankenkassen sind insofern ein richtiger Ansprechpartner, weil sie die Kosten übernehmen müssten. Wenn man aber überlegt, wie lange bekannt ist, dass ADS auch bei Erwachsenen weiterbesteht, und dass sie die Kosten für die Medikamente noch immer nicht übernehmen, dann wird man da recht pessimistisch... Unser Gesundheitssystem ist leider im Abbau, nicht im Aufbau! Der totale Wahnsinn, wenn man mal durch die Straßen geht und schaut, wie viel Luxuskram da verhökert wird. Aber Kranke angemessen versorgen, *den* Luxus können "wir" uns nicht mehr leisten...
02.08.06, 12:48:24

christian_k

geändert von: christian_k - 02.08.06, 12:51:11

Hallo _OO_,

zu meiner Diagnose wurde benutzt:

- Schreibzeug und diverse Testbögen auf Papier
- Laptop
- Diverses Kleinmaterial ( Karten, Würfel, Puzzleteile).

Das sollte alles problemlos in einen Aktenkoffer passen.

Ob man in dem Bus eine ruhige(re) Umgebung schaffen könnte, hängt wohl wesentlich davon ab, wo er steht. An einer vielbefahrenen Strasse dürften die Konzentrationstests etwas schächer ausfallen.

Gruss
Christian

Zitat von _OO_:

Wären die Tests die man mit dir gemacht hat alle an einem Laptop möglich? Der Kleinbus wäre vielleicht nicht nötig, das mag sein. Allerdings wäre er in entsprechender Innengestaltung vielleicht sinnvoll um eine reizarme und ruhige Umgebung zu schaffen.)
02.08.06, 14:28:10

Wursthans

Es geht bei dieser Sache darum Menschen deren Eigenschaften als Schwerbehinderung eingestuft wird Zugang zu einfachsten Hilfestellungen zu eröffnen. Gleichzeitig besteht erhebliches Sparpotential indem sinnlose und sogar schädliche Behandlungen in Folge von nicht seltenen Fehldiagnosen nicht mehr stattfinden, wenn erstmal eine Diagnose erfolgt. Ich denke das ist schon eine andere Sachlage als die Frage ob bestimmte Verschreibungen von der Lasse bezahlt werden oder nicht und das wird kaum jemand ignorieren können, der sich einmal Gedanken zu der Angelegenheit macht.
03.08.06, 18:21:09

arlette

vielleicht müsste man bei einer organisation ansetzen, die bereits mobile andere ärzte hat. das gibts in der schweiz, ein zusammenschluss von ärzten, die nur hausbesuche machen, die haben eine zentrale und ihre pikett-ärzte, die aber fest angestellt sind. falls es in deutschland auch solche organisationen gibt, kann man vielleicht dort ansetzen, mit dem vorschlag einer erweiterung bezüglich autismus-diagnostik.
03.08.06, 19:23:29

Goldloeckchen

geändert von: Goldloeckchen - 03.08.06, 19:23:55

Zitat:
Gleichzeitig besteht erhebliches Sparpotential indem sinnlose und sogar schädliche Behandlungen in Folge von nicht seltenen Fehldiagnosen nicht mehr stattfinden, wenn erstmal eine Diagnose erfolgt. Ich denke das ist schon eine andere Sachlage als die Frage ob bestimmte Verschreibungen von der Lasse bezahlt werden oder nicht und das wird kaum jemand ignorieren können, der sich einmal Gedanken zu der Angelegenheit macht.


Da ist was dran, allerdings ist das Verhindern von Fehldiagnosen und somit die Folgen einer Fehlbehandlung selbst mit einer Verbesserung im Bereich der Diagnostik kaum möglich da nur ein Gentest klären könnte ob es sich auch tatsächlich um den vermuteten "Defekt" handelt. Bei nicht genetisch bedingten Störungen müsste man weiterhin auf altbewährte Diagnoseverfahren setzten insofern glaube ich nicht, dass ein "mobiler Psychiater" etwas daran ändern könnte allerdings könnte es den ohnehin schon psychisch angeschlagenen Patienten zusätzlich Strapazen ersparen und vllt ließe sich durch die vertraute Umgebung eine bessere Arzt-Patient-Beziehung aufbauen. Das könnte sich natürlich positiv auf die Therapie auswirken und den Arzt ein besseres Bild des Patienten eröffnen.
 
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder