Gibt es eine Gemeinsamkeit, was ist das Bindeglied?
25.04.11, 09:49:17
zoccoly
Zitat:
Dann erst konnten wir den roten Faden entdecken, der sich durch die Befunde zieht. Es ist dies die Unfähigkeit, Informationen so zusammenzufassen, dass sie kohärente und bedeutungshaltige Vorstellungen ergibt. Die Veranlagung der Psyche, aus der Welt Sinn herauszulesen, ist gestört. Genau diese besondere Störung in der 'Mechanik der Psyche' kann die wesentlichen Merkmale des Autismus erklären. Der Rest ist sekundär. Wenn wir diese Tatsache aus dem Auge verlieren, verfehlen wir auch den übergreifenden Zusammenhang". (vgl. FRITH 1992, 202)
http://www.autismus-web.de/
(siehe Geschichte)
Wie versteht ihr diese Aussage und was haltet ihr davon?
25.04.11, 10:23:32
55555
geändert von: 55555 - 25.04.11, 22:52:53
Njam njam.
25.04.11, 12:19:43
Mama
Mein Mann sieht häufig einen anderen Sinn im Geschehen als ich. Ich fühle mich nicht gestört. Ich finde es eher sehr interessant.
Aber davon ab, was ist denn der Welt Sinn?
Ich denke zu allererst möchte ich ein gutes Gefühl haben, das wiederrum will mein Mann auch.
25.04.11, 12:53:30
zoccoly
Die Frage hatte ich mir auch gestellt und sehe diese eher als eine philosophische. Ich bezweifel, dass NA auf Grund ihrer Psyche in der Lage sind, diese mal so zu beantworten.
25.04.11, 14:55:11
anne1
Hallo,
vielleicht geht es darum,
die Komplexität der Welt
für sich zu vereinfachen,
um die eigene Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Zu diesem Zweck wird ein (möglichst gemeinsames) Weltbild errichtet,
und alle Ereignisse werden darin eingeordnet.
Dies erfolgt ständig halbbewußt, vorbewußt, automatisch, intuitiv, mit Übergeneralisierungen.
Ein Beispiel wäre: "Gott will es so." "Gott straft mich." "Gott will mich prüfen."
viele Grüße, anne
disclaimer: Das obige sind Thesen, keine Tatsachen.a.
25.04.11, 18:43:24
frontdoor
Ich halte nicht viel von der im Eingangsposting vorgestellten These.Das sind wohl eher Fantasien von NA.
Sie verstehen nichts und zimmern sich dann irgendwelche Erklärungen zusammen.
25.04.11, 22:33:57
schneeweiß
Wenn ich dieses Zitat auf meinen A-Sohn beziehe, ist es wohl die Fähigkeit, aus einer Vielzahl an vorliegenden Informationen, einen Zusammenhang zu banalen, lebenspraktischen Dingen herzustellen. Ich denke nicht, dass es in dem Zitat um den großen Sinn der Welt geht, sondern eher um Ordnung im Chaos der Informationen. Vielleicht sollte der 3. Satz des Zitates lauten: "Die Veranlagung der Psyche, aus der
NA-Welt Sinn herauszulesen, ist gestört."
Als banales Beispiel fällt mir hierzu Folgendes ein: Vor nicht sehr langer Zeit stellte der Zahnarzt bei meinem A-Sohn erstmals ein Loch im Zahn fest. Er teilte meinem Sohn diesen Befund mit. Mein Sohn verfügt nun durchaus über das theoretische Wissen, welche Konsequenzen ein Loch im Zahn hat (dachte ich jedenfalls). Als der Zahnarzt zum Bohrer griff, war mein Sohn höchst entsetzt und machte eine Szene in der Zahnarztpraxis. Erst nachdem der Zahnarzt genau erläutert und begründet hatte, was er nun warum tun würde, war mein Sohn bereit, das Loch reparieren zu lassen.
Ich fragte später meinen NA-Sohn, was es für ihn bedeuten würde, wenn der Zahnarzt sagt: "Du hast ein Loch im Zahn." Mein NA-Sohn wusste, dass der Zahnarzt erst bohren würde, um dann das Loch zu verschließen. Er wusste dies, obwohl er noch nie ein Loch im Zahn hatte. Er hatte diese Information einfach mal irgendwo aufgenommen und gespeichert, um sie dann später im entsprechenden Zusammenhang wieder abzurufen.
Mein A-Sohn verblüfft mich immer wieder mal mit seinem Unwissen über banale Dinge. Ich musste ihm häufig Zusammenhänge erklären, die mein NA-Sohn einfach nebenbei lernte, sich selbst erklärte und im Zweifel nachfragte. Ich vermutete bisher, dass die mangelhafte Fähigkeit, sich die Welt zu erklären, zu vielen Ängsten bei meinem A-Sohn führte.
26.04.11, 09:01:30
haggard
die psyche ist nicht gestört und es ist auch keine mangelhafte fähigkeit. die welt ist einfach irrsinnig. da funktioniert das system 1-0-1-0-1-0-etc. nicht, weil da 1-3-0-14-0-678-oder sonstwas vorkommt. und bis aus den milliarden möglichkeiten irgendwann einmal endlich eine übereinstimmung gefunden wird, die sich zu wiederholen scheint, sodass dies als "regel" angenommen werden könnte, wird das wieder durch einen anderen absurden wert zerstört.
26.04.11, 20:00:22
Hans
Ich kann den vorigen Beitrag nur bestätigen, perfekt ausgedrückt,
wo ich wieder eine halbe Seite gebraucht hätte.
Man muß verstehen, daß man sich dies oder das erklären lassen muß,
um es zu verstehen.
Durch Beobachten kann man leider nicht alles erlernen.
26.04.11, 21:53:58
schneeweiß
@ azrael
Womöglich versucht mein A-Sohn auch aus 1-3-0-14-0-678 eine Regel herauszulesen, findet sie nicht und gibt irgendwann auf. Ich glaube, NA suchen diese Regel nicht. Wahrscheinlich speichern und verknüpfen NA aufgenommene Informationen anders als A oder greifen anders darauf zurück, so dass sie leichter im regellosen Zustand zurecht kommen bzw. Regeln leichter modifizieren können.
Ich hatte versucht, zoccoly zu antworten auf die Frage, was ich von dem Zitat halte bzw. wie ich es verstehe. Deshalb hatte ich auch Begriffe aus dem Zitat benutzt. Ich wollte weder zum Ausdruck bringen, dass ich die Psyche meines Sohnes für gestört halte, noch dass ich ihn für unfähig halte.
@ Hans
Nein, durch Beobachten allein kann man nicht alles lernen. Seltsamerweise fragt mein A-Sohn aber auch nicht nach, wenn ihm etwas unklar ist. Diese Unklarheiten treten zufällig in Alltagssituationen - wie von mir beschrieben - zutage. Ich wundere mich dann darüber, dass mein Sohn solche Alltäglichkeiten nicht weiß, obwohl er sonst so klug ist.
26.04.11, 23:28:52
Hans
Seltsamerweise fragt mein A-Sohn aber auch nicht nach, wenn ihm etwas unklar ist.
Es ist nicht seltsam, sondern plausibel.
Nochmal:
Man muß verstehen, daß man sich dies oder das erklären lassen muß,
um es zu verstehen.
oder andersrum:
Wenn man von etwas noch gar nichts weiß,
weiß man auch nicht, daß man nach etwas fragen muß.
27.04.11, 00:07:02
wolfskind
ich suche immer die regeln in etwas und wenn es keine gibt verlieren auch die kleinen dinge an zusammenhang. daher lebe ich in festen regeln die immer durchschaubar und absehbar sind um mich nicht zu verwirren.
dinge die für NA selbstverständlich sind können für mich schon mal schwere kunst sein weil ich mir nicht vorstellen kann dass in einer so komplexen welt einfache dinge gibt. ich fühle mich ständig von komplexen dingen umgeben.
dass man dinge einfach so tut kann ich mir nicht vorstellen. alles was ich tue ist nicht einfach so sondern hat eine bedeutung und einen sinn. und ich möchte auch von anderen erfahren was ihr sinn ist. aber das funktioniert nicht und daher gibt es immer dieses durcheinander.
ich mache aber schon auch dinge nur zum spaß, was dann bei NA wohl einfach so ist, aber bei mir ist auch das nciht einfach so sondern ich setze gezielt diese dinge ein wie ein knopf der gedrückt wird. manche knöpfe drücken sich aber auch von alleine. so wird zb der knopf panik ausgelöst wenn jemand etwas an der struktur ändert ohne mir bescheit gesagt zu haben (dsa meine ich auch mit sinn hinter dem was andere tun) so kann zb eine autofahrt ohne einen gegendstand der sonst immer da war, der reinste horror sein.
und die komplexität wird mir wieder vor augen geführt. ich müsste um dem entgegen zu wirken immer alles bei mir tragen was nötig ist um die struktur zu erhalten. also tausend zahlen bedenken. aber das funktioniert ebenso wenig.
so bin ich also darauf angewiesen das andere für mich mitdenken und darauf achten dass die gegenstände da sind weil ich auch dann nciht in der lage bin zu sagen was los ist wenn etwas fehlt, denn ich bin zu erschrocken.
außerdem ist es auch hilfreich mich darauf hinzuweisen dass der große zusammenhang nachdem ich suche in diesem bestimmten moment nicht vorhanden ist und es nur um das und das geht. (zahnarzt anspielung)
um die zu bedenkenden faktoren so klein wie möglich zu halten bin ich gerne für mich. alleine. denn es könnte ja sein dass jemand etwas wegstellt und mich so durcheinander bringt dass ich mich erst wieder beruhigen muss. um das nicht zu riskieren darf bei mir niemand etwas anfassen.