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Autor Nachricht
Goldloeckchen
(stillgelegt)

geändert von: Goldloeckchen - 21.05.07, 00:24:13

Ich finde mittlerweile, dass eine Anpassung für Autisten so ziemlich das Ungesündeste ist was es geben kann. Nein, nicht nur in Hinsicht auf soziale Angelegenheiten sondern auch in Bezug auf das ganze Leben. Wer sich zu stark anpasst und die Wege beschreiten versucht die er nicht beschreiten kann wird seelisch krank und im Leben eher erfolglos. Aber ich finde, dass Autisten Wege offen stehen die sie gehen können ohne krank zu werden aber es sind nicht die Wege der Normalos. Es sind die eigenen kreativen Wege die *uns* offen stehen. Sie sind oft ungewöhnlich und erscheinen für viele nicht nachvollziehbar aber sie führen *uns* zu Erfolg und verhindern Überforderung durch die Gesellschaft und deren Ansprüche. Wer sich weitgehend von der Aussenwelt abschotten kann wird stabiler.
Das ist meine persönliche Erfahung und auch die Erfahrung einiger anderer autistischer Menschen die ich kenne.
Es ist wichtig sich nicht in seinen eigenen Selbstmitleid zu verlieren oder sich lediglich in "Nicht-Fähigkeiten" wieder zu erkennen. Ich weiß wie das ist wenn man immer wieder verzeweifelt aus der Schule kommt weil man gerade verprügelt wurde oder wie das ist wenn der Chef auf der Arbeit einen für unfähig befindet weil man nicht Alles auf einmal tun kann. Aber das ist auch nicht das Leben was mich mit Zufriedenheit füllen könnte. Selbst wenn es funktionieren würde. Nein, die Selbstverwirklichung sieht so aus, dass ich mich auf meine Interessen beschränken werde und Wege gehe die mir ein Leben im Knast ersparen.

Passend zum Thema und meinen Gefühlen dazu:

...
The walls are cold and pale
The cage made of steel
Screams fill the room
Alone I drop and kneel
Silence now the sound
My breath the only motion around
Demons cluttering around
My face showing no emotion
Shackled by my sentence
Expecting no return
Here there is no penance
My skin begins to burn...

(my own prison, creed)

Quelle

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
21.05.07, 00:21:50
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Jutta
(Angehörigenbereich)

Das trifft nicht nur für Autisten zu. Auch wenn sich "Normalos" auf Dauer verstellen , um sich in der Gesellschaft einen Platz zu erhaschen ,werden sie krank.

LG Jutta
21.05.07, 08:26:10
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Dem stimme ich voll und ganz zu. Auf Autisten trifft das wohl stärker zu vermute ich.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
21.05.07, 11:41:57
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

geändert von: Goldloeckchen - 21.05.07, 12:57:17

Ja, Jutta, aber ich finde, dass sich viele NTs auch so gut durchs Leben schummeln. Nein, sicher nicht alle aber Viele. Ich hatte auf der Arbeitsstelle zb. nicht das Gefühl, dass sie mit der Arbeitsbewältigung überfordert waren. Ich hingegen war dauernd frustriert und fragte mich wieso die anderen das können und ich nicht.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
21.05.07, 12:55:35
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 21.05.07, 15:45:56

Das kann ich wohl bestätigen, als "Meister des Verstellens" will ich mich jetzt nicht bezeichnen, denn meisterhaft war ich leider nie, sicher aber als "Meister des Versuchs sich zu verstellen" lol.

Ich habe schon als Kind "gelernt", das ich so wie ich wirklich bin "nicht in Ordnung bin", und mir mit den Jugendjahren eine immer stärkere Maske aufgesetzt, vor allem auch um nicht wieder verletzt, enttäuscht, abgestoßen zu werden.

Ich bin noch dabei, das alles aufzuarbeiten, es geht LANGSAM voran, sehr langsam.

Genau dieses nicht so akzeptiert werden wie ich bin und daraus entsprechend das Leben eines anderen zu leben, um akzeptiert zu werden, hat mich, kann ich wohl sagen, wirklich kaputt gemacht, psychisch wie körperlich-psychosomatisch, in vielfacher Hinsicht.
Das ist ja letztlich auch kein Wunder...

Ganz langsam und zum ersten Mal überhaupt in meinem Leben "wage" ich so zu sein, wie ich tatsächlich bin, rel. vollständig, wage ich das zu sagen, was ich wirklich sagen wollen würde anstatt gar nichts zu sagen, versuche ich nicht all das irgendwie mitzumachen, was "man halt so machen muss", nur um "normal" zu sein, obwohl es mich unheimlich belastet und nicht richtig funktioniert.

Es geht mir innerlich momentan gut. Besser als zu jedem anderen Zeitpunkt meines Lebens, an den ich mich in den Zusammenhang erinnere.
Erfolglos bin ich in der Tat, das werde ich wohl auch bleiben. In mir schlummerte schon immer eine Menge Potential, das nie die Chance hatte, sich zu entfalten. Ich denke, das wird so bleiben. Ich bin nicht der richtige Typ Mensch um diese Talente jemals wirklich einsetzen zu können, ich bin "unsichtbar", immer schon.

Naja, gebracht hat mir mein totalitärer Versuch der Anpassung von Kindesbeinen an, das nie jemand (Eltern oder Lehrer) auf die Idee kam, mit mir könnte so tiefgreifend etwas nicht stimmen das mal ein Arztbesuch angesagt gewesen wäre... So bin ich letztlich und endlich auch noch selbst schuld... Wenn ein Kind an etwas, das es weder ändern noch überblicken kann, schuld sein kann.

Ist das Selbstmidleid? Nein, es ist eine einfache Erkenntnis... Man kann sich nach einem Vierteljahrhundert nicht von einem Tag zum anderen völlig umkehren, es ist ein langer, schwieriger Weg.
21.05.07, 15:43:01
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drvaust
(stillgelegt)

geändert von: drvaust - 21.05.07, 19:12:16

Alles in Maßen. So absolut kann ich, aus eigener Erfahrung, dem nicht zustimmen. Man muß einen Mittelweg finden, einen Kompromiß.
Zitat von Sheila:
die Selbstverwirklichung sieht so aus, dass ich mich auf meine Interessen beschränken werde und Wege gehe die mir ein Leben im Knast ersparen.
Zitat von Sheila:
Wer sich weitgehend von der Aussenwelt abschotten kann wird stabiler.
Dem kann ich zustimmen.
Aber damit schafft man sich einen eigenen Knast. Dann ist man durch Unverständnis und Ablehnung ausgegrenzt und verliert die Verbindung.
Ich bin schon als Kind meine eigenen Wege gegangen. Das gefiel mir. Aber dadurch habe ich nicht richtig gelernt, mit Menschen zusammenzuleben. Ich war immer ein eigenartiger Außenseiter. Jetzt bin ich ein skuriles Original. Ich würde mich unter Menschen gerne unauffällig und ungestört bewegen, aber ich falle auf. Ich bewege mich wie ein Kampfpanzer in einer friedlichen Gegend, eingesperrt in meinem Panzer. Ich habe teilweise die Fähigkeit zum Kommunizieren, die nie richtig ausgeprägt war, verloren. Informationen und Wissen, die Andere nebenbei austauschen, muß ich mühsam erarbeiten. Ich spreche manchmal eine etwas andere Sprache, ich benutze Worte, die ich vor Jahrzehnten gelernt hatte, weil ich wenig Gelegenheiten habe, weiterzulernen.
Selbstbewußt den eigenen Weg gehen, gibt Stabilität. Aber man darf sich nicht abschotten, traurig sonst ist man hilflos alleine, in einer Welt, die immer fremder wird.
Verstellen ist nicht gut, aber man muß offen für Andere sein und sich auch mal anpassen, ohne sich zu verbiegen. Ein eigener Standpunkt und eigene Wege ist gut, aber man darf nicht die Gesellschaft verlassen.
21.05.07, 19:02:56
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Drvaust, ich habe mich die letzten 25,5 Jahre meines Lebens versucht so total wie irgend möglich der "Normalität" anzugleichen und ich kann dir versichern...

Ich bin genauso wie du!

...Es gibt Dinge, die lassen sich einfach nicht ändern, so ist man einfach.
21.05.07, 21:14:42
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McCloy
(Angehörigenbereich)

meine mitmenschen scheinen sich auch alle besser zu fühlen, wenn sie sich verstellen. ist man aber mit ihnen alleine, geben sie sich so, wie sie sind. menschlich, normal, einfach sie selbst. ich bleib gerne ich. wer mich so nicht mag, der hat pech gehabt.
21.05.07, 22:05:02
Link
McCloy
(Angehörigenbereich)

dazu möchte ich noch zufügen.... ich bin nicht autistisch
21.05.07, 22:09:28
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von McCloy:
wer mich so nicht mag, der hat pech gehabt.


Einfach gesagt, doch du hast unser Problem nicht verstanden. Wir treffen praktisch nur auf Leute, die Pech gehabt haben. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir mit niemandem verkehren, weil uns niemand mag.

Du als NT triffst dagegen zwangsläufig auf Leute, die dich mögen.
21.05.07, 22:21:48
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Aspies sind immer ärmer. War sonst noch was? *fg*
21.05.07, 22:57:00
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Bellaria, das ist ein scheiß Spruch und dass du Uppsdaneben Aussage auf alle ASler beziehst zeigt, dass du es mit der TOM auch nicht so hast.


Den anderen danke ich für die Antworten die ich später gern ausführlich beantworten werde aber im Moment es aus zeitlichen Gründen nicht kann.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
22.05.07, 09:25:15
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