Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 
Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Unter NA scheint es üblich zu sein Projektfreundschaften zu bilden, etwa in der Situation eines Jobs. Wenn der Job oder der Wohnort gewechselt wird gehen diese Freundschaften nach kurzer Zeit ein. Mein Eindruck ist, daß diese Art Freundschaft die überwiegende Mehrheit der Freundschaften mit NA, auch unter ihnen, ausmacht.

Sind NA einander egal? Kennen sie "echte Freundschaften" nur als seltene Ausnahme? Ich definiere eine echte Freundschaft darüber, daß die Verbindung bestehen bleibt, auch wenn gemeinsame Projektinteressen wegfallen.

Gilt für NA das Sprichwort "Aus den Augen aus dem Sinn"?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.10.07, 20:35:04
Link
uppsdaneben
(Autistenbereich)

Ja. NAs schützen ihr Seelenleben dadurch, dass sie es nicht offenbaren. Deshalb bauen nur Wenige persönliche Verhältnisse auf, die durch das Offenlegen des Innersten gekennzeichnet sind. Die NA-Gruppe definiert sich durch gleiche Interessen und Aktivitäten.
24.10.07, 20:46:23
Link
Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 24.10.07, 21:32:54

Es kommt mir auch so vor, als ob das Wort 'Freundschaft' für NAs etwas völlig anderes bedeutet als für mich.

Für mich ist es etwas sehr hochstehendes, wertvolles, etwas das langsam 'wachsen' muss, das erst nach geraumer Zeit und manchen Bewährungsproben über den Status 'Bekanntschaft' hinausgeht.
Ausserdem etwas tiefegehendes, bedeutungsvolles, und etwas seltenes, zumindest 'echte' Freundschaft.

Viele NAs gehen mit dem Begriff irgendwie extrem leichtfertig um, nennen Leute ihre Freunde, die sie eigentlich kaum kennen, erst vor kurzem kennengelernt haben, von deren inneren sie eigentlich gar nichts wissen, und was sie auch nicht interessiert.

Oft kommt es mir vor wie 'Zufalls- Zweckgemeinschaften', frei nach dem Motto, man wohnt zufällig nebeneinander oder geht zur selben Arbeitsstelle, also kann man ja mal befreundet sein, weil sich das halt so ergibt. Warum genau diese Person? Das können sie nicht sagen. Es ist eben mehr oder weniger 'random'.

Ich verstehe es anders.

Ich muss aber- für mich ganz persönlich- sagen, das ich Bezüge nach 'Verbindungstrennung' binnen kürzester Zeit verliere. Ich kann keine Kontakte halten, wenn ich nicht extrem regelmäßig Kontakt zu der jenigen Person habe. Geht der Teil verloren, an dem man sich regelmäßig getroffen hat, geht mir auch die Verbindung verloren.

Es ist einfach 'weg' und ich kann es nicht halten. Es ist in keiner Weise austauschbar, es ist selten und wertvoll... Aber ich kann es nicht halten... Es gleitet einfach aus meiner Welt, und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann.
Ich scheine da ein Extremfall zu sein, und so sieht auch mein 'bekanntschaftlicher Lebenslauf' aus. Es schmerzt mich sehr... Aber ich kann es nicht ändern.

Mir fehlt die Fähigkeit, Bezüge auch in Abwesenheit zu halten, leider total. Spätestens nach 2 Tagen ist alles weg. Desahlb gibt es in meiner Welt wohl nur ganz oder gar nicht, extrem intensiv oder Bezugsverlust.

Ich weiss, das das nicht normal ist, und ich weiss, das das auch bei NAs nicht so ist.
24.10.07, 21:28:45
Link
Wackelkontakt
(Standard)

Ich sehe es ähnlich wie Aldaris~Adun, dass viele NAs Freundschaft komplett anders definieren. Jemanden einen Freund zu nennen passiert oft sehr vorschnell und unüberlegt, oder wird an der (be)nutzbarkeit des jeweils Anderen gemessen.
24.10.07, 21:58:52
Link
kiara
(Standard)

Ja, der Begriff wird oft leichtfertig gebraucht. Aber NA unterscheiden durchaus zwischen "Bekannten" - austauschbare Weggefährten, zu denen es keine tiefere Bindung gibt; "Freunden" - tiefergehende soziale Kontakte, die auch Trennungen und Streit ertragen, wo die Seele geöffnet wird; und "Seelenverwandte" oder auch "echte Freunde", die einem in jeglicher Not zur Seite stehen, denen man ohne nachzudenken eine Niere spenden würde, die man nachts um 3.00 Uhr wecken darf, weil man jemanden zum reden braucht, Menschen, die einen nach zwei Jahren Trennung immer noch nur kurz in die Augen zu sehen brauchen und sofort wissen, was man braucht ...

Kategorie 1 steht quasi jedem offen, Kategorie 2 erreicht nicht jeder NA (sagt, ich interepretiere die Abkürzung doch richtig? Nicht-Autist?), weil das schon eine gewisse Fähigkeit zu seelischer Öffnung voraussetzt. Kategorie 3 ist ein Mysterium für sich. Viele bilden sich ein, einen solchen "echten Freund" zu besitzen, bis irgendetwas geschieht dass beweist, dass sie ihr Gegenüber falsch eingeschätzt haben ...
24.10.07, 22:14:33
Link
Mutter
(Autistenbereich)

Bei mir ist es auch so, wie Aldaris beschrieben hat. Ich brauche einen regelmäßigen Bezug, sonst geht mir jede Verbindung verloren.

Die meisten 'Freunde' der NA's sind beliebig austauschbar, jedenfalls ist dies mein Eindruck. Für mich ist es so, wenn jemand den Status 'Freund' bei mir erreicht hat, bin ich sehr loyal - fast unerschütterlich. Ich bin auch bereit, meinen Tag so zu planen, dass dieser 'Freund' einen Raum darin erhält. Wenn mir jemand ständig sagt, er hat keine Zeit, weil er einkaufen gehen muss - oder ähnliches - interpretiere ich dies so, dass das Interesse an meiner Person nicht vorhanden ist - und verliere es auch.

Ich bin auch nicht in der Lage, diesen Bezug in der Vergangenheitsform aufrecht zu erhalten, so sind es für mich Fragen des Grauens, wenn ich gefragt werde, wie mein Tag / Woche usw. gewesen ist. Es macht für mich keinen Sinn, diese Dinge mitzuteilen, da es ja vergangen ist....

25.10.07, 06:22:32
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wie ist dieser Zustand genau, in dem ihr aufgrund mangelnden Kontakts eine Verbindung verliert? Mir scheint bei mir ist es nicht so.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.10.07, 10:25:10
Link
Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 25.10.07, 11:37:46

Ich kenne alle 3 Kategorien.

Wie ist der Zustand...
Mein Grundzustand ist, das eigentlich (so gut wie) kein Mensch Bedeutung in meiner Welt, meinem Inneren erlangen kann.
Sie sind nur mehr oder weniger genauso lange in meinem Bewusstsein, wie sié räumlich vor mir stehen oder ich virtuell regelmäßigen Kontakt habe. Natürlich kann sich auch beides ergänzen.

Z.B. habe ich bei der Arbeit täglich seit Jahren immer mit den gleichen Kollegen zu tun, mit wenigen von ihnen verstehe ich mich sogar ziemlich gut, mit noch wenigeren ist sogar schonmal ein kurzes interessantes Gespräch entstanden.

Und sobald ich in Urlaub bin, sind sie alle 'weg' aus meiner Welt, würde in dieser Zeit nie auch nur einen Gedanken auf ihre Existenz verwenden, einfach vollkommen weg.

Bei jenen sehr wenigen, die es auf irgendeine Art geschafft haben, sich einen Platz in meinem Inneren zu sichern, ist es etwas anders.
Sie bleiben in meiner Welt, wenn der Kontakt gerade nicht besteht, doch ist auch dies zeitlich begrenzt. Irgendwann bricht dieser 'innere Kontakt' ab, nach spätestens 2 Tagen.

Für Kategorie 3 würde ich wirklich so gut wie alles tun, sie hat meine allzeitige absolute Loyalität und Sorge inne.
Die bleibt auch, wenn der Bezug verloren geht, es ist die rein sachliche Ebene.
Nur der Bezug selbst, der schwindet ebenfalls binnen kürzester Zeit. Binnen kürzester Zeit weiss ich nicht mehr, 'wie jemand ist', wie es ist, Kontakt zu diesem jemand zu haben, die Emotionen, die ich für ihn empfand/empfinde während 'verbundener' Zeit sind vollkommen weg, und ich kann sie auch nicht erinnern, ich erinnere allgemein keine Emotionen. Wie ein Schnitt eben.

Nach Verbindungsaufnahme kann der Bezug wiederhergestellt werden, das ist kein Problem. Wenn die 'Pause' nicht zu lang war, geschieht das auch ohne 'Verluste'.

Allerdings haben die allermeisten meiner Gegenüber nie verstanden, wie ich plötzlich so fremd, so abweisend sein kann...
Habe eher noch Beschimpfungen dafür kassiert, dabei finde ich es doch selbst auch schrecklich :(.
Aber ich kann einfach nicht anders, der Bezug ist weg, es ist dann wirklich, als sei es ein Fremder. Ich muss den Bezug wieder aufbauen.

Ist ein Bezug der Kategorie 1 + 2 länger als wenige Monate weg, ist alles weg, ist es als hätte ich diese Person nie gekannt. Kommt neuer Kontakt zustande, ist es wie ein wirklich neuer, unbekannter Kontakt.

Wie es mit einem Bezug der Kategorie 3 ist weiss ich nicht.
Ich denke, den zu meinem Lebensgefährten Nr. 2 kann ich Kategorie 2-3 einordnen, und ein 'Skellett' der Bedeutung ist auch nach Verbindungsabbruch durch auseinanderziehen stehen geblieben. Vielleicht bin ich da noch entwicklungsfähig, das wird die Zeit wohl zeigen.
25.10.07, 11:36:25
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Aldaris~Adun:
Ist ein Bezug der Kategorie 1 + 2 länger als wenige Monate weg, ist alles weg, ist es als hätte ich diese Person nie gekannt. Kommt neuer Kontakt zustande, ist es wie ein wirklich neuer, unbekannter Kontakt.

Das kann ich überhaupt nicht nachempfinden. Es erscheint mir merkwürdig. Menschen interessieren dich nicht?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.10.07, 11:54:28
Link
Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 25.10.07, 15:02:14

Natürlich erscheint es dir merkwürdig, weil du da normal ausgesprägt bist. Es erscheint jedem normalen merkwürdig und nicht nachvollziehbar.
Genauso merkwürdig erscheint es mir, wie zwei Leute sich nach 6 Monaten treffen, die davor befreundet waren und sich nahestanden, und sich einfach um den Hals fallen, sich sofort wieder nah sind und die Beziehung einfach so da aufnehmen, wo sie unterbrochen wurde, als wären sie nie (ab-)getrennt gewesen.

Wie gesagt, sehr wenige Menschen dringen in meine Welt ein und erhalten eine bleibende Bedeutung in ihr.

Aber auch längerfristige Beziehungen 'schwinden'.
Letztlich hat mich per ICQ mein ehem. Lebensgefährte Nr. 1 angeschrieben, zu dem ich seit gut 5 Jahren überhaupt keinen Kontakt mehr hatte.
Es war, als spräche ich mit einem Fremden, den ich noch nie getroffen oder gesprochen habe. Das ist bezeichnend für mich, und es müssen nicht immer derart lange Zeiträume sein.

Ich habe ohnehin Kontakt nur zu sehr wenigen Menschen, die dafür intensiv. Diese Menschen interessieren mich, bzw. bin ich an diesen Menschen mit allem was dazugehört interessiert.

Alle anderen gehören aber eher zu Umwelt/zur Umgebung, sie erlangen keine Bedeutung für mich. Es ist nicht so, das sie mir egal sind, denn das wäre ja was. Sie haben einfach keine Bedeutung.
25.10.07, 12:03:44
Link
Mutter
(Autistenbereich)

Bei mir ist es genauso, wie Aldaris beschreibt. Es kostet mich enorme Anstrengung, wenn ich meinen verlorenen Bezug 'überspielen' muss, weil es die Situation erfordert. Durch geschicktes Fragen und Zuhören muss ich versuchen, mir ein Bild von der Person zu machen, welches ich eigentlich selbstverständlich haben sollte - da ich diese Informationen aber nur abspeichern kann, wenn der Kontakt einer gewissen Regelmäßigkeit folgt, verliere ich den Bezug, wenn dies nicht so ist.

Ich habe auch keine Relation zur Zeit. Eine Woche kann mir vorkommen, wie ein halbes Jahr...Ich lebe im Heute und im Jetzt und verliere auch zu den vergangenen Tagen ziemlich schnell den Bezug, es sei denn, ein Ereignis ist tagübergreifend und beschäftigt mich längere Zeit.

Auch in der 3. Kategorie ist es bei mir so, wie Aldaris es beschrieben hat. Ich hätte es nicht treffender und besser ausdrücken können.
25.10.07, 14:48:23
Link
LostLolita
(Standard)

Zitat von Mutter:

Ich habe auch keine Relation zur Zeit. Eine Woche kann mir vorkommen, wie ein halbes Jahr...Ich lebe im Heute und im Jetzt und verliere auch zu den vergangenen Tagen ziemlich schnell den Bezug, es sei denn, ein Ereignis ist tagübergreifend und beschäftigt mich längere Zeit.


Bei mir ist es eher genau umgekehrt, 1 Jahr kann mir vorkommen wie 1 Monat. Es kommt schon oft vor das ich mich ein halbes Jahr überhaupt nicht bei jemandem melde und die das dann nicht gut finden, aber ich merke gar nicht, dass es so ein langer Zeitraum ist.
Ich kann nicht sagen wie es ist ein Freund der 3.Kategorie zu haben. Aber bei meinen Freunden, die ich auch sehr gerne habe, die aber nicht zur 3.Kategorie gehören, da ist es mir egal wenn ich lange zeit keinen Kontakt habe, ich habe das Bedürfniss nicht danach, weil es mir zuviel Energie kostet.
Aber vergessen tu ich sie trotzdem nicht.
06.11.07, 14:37:23
Link
Gehe zu:
Technische Rechte (vorbehaltlich seperater moderativer Einschränkungen):

Es ist dir nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AN
Smilies sind AN
Umfragen sind AN

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:

Ähnliche Themen
Thema Antworten Hits Letzter Beitrag
Gehe zum ersten neuen Beitrag Religion
535 1650518
09.07.21, 14:33:42
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Thread zur Beobachtung regimenaher Propagandamedien
296 1279681
10.07.21, 09:17:46
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Am Rande des Randes...
44 514
11.04.11, 16:55:27
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Archiv
Ausführzeit: 3.1311 sec. DB-Abfragen: 15
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder