Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Hi zusammen,

ich bin ein 34-jähriger Informatiker der vor ziemlich genau einem Jahr nach einem Streitgespräch mit seiner Partnerin mit der Nase drauf gestossen wurde, dass nicht alle sich in dieser Welt fühlen wie ein ausgesetztes Alien in Menschenform. Seither lese ich mich in die Materie ein und obschon sehr viele Berichte von Aspies auf mich passen wie die Faust aufs Auge bin ich sehr zögerlich es mir gegenüber einzugestehen, dass auch ich ein Aspie sein könnte.

Einen kleinen Abriss meines Lebens:
Ich musste im Kindergarten beinahe noch ein Jahr bleiben, da ich einfache Aufgaben wie Schuhe binden oder Springseil-springen und Ball fangen überhaupt nicht auf die Reihe bringen konnte (dafür konnte ich schriftlich multiplizieren und addieren aber das interessierte leider keinen). In der Primarschule hatte ich grosse Probleme mich einzugliedern und fiel oft auf, da ich ein bisschen "schräg" war. Ausgelacht zu werden und in den Pausen alleine zu sein war mein täglich Brot. Später dann entdeckte ich, dass das Image des Grufties die perfekte Fassade für meinen "Betriebsmodus" war und fuhr ein paar Jahre lang diese Schiene (bis es eines Tages andere Grufties in meinem Einzugsbereich gab, die wieder mit mir sozialisieren wollten). Letztendlich war ich draussen in dieser Welt und musste damit zurechtkommen. Da Frauen zu daten ein einziger Albtraum war (ich bin ein guter Zuhörer - sagt man mir aber wenn es darum geht etwas von mir preis zu geben bin ich ein totaler Versager) zog ich mich ein paar Jahre total zurück und brach jeden Kontakt zur Aussenwelt ab bis ich dann meine Liebe über eine Onlinedating-Plattform kennen lernte (gepriesen sei das Smalltalk-lose Internet) und wir zusammenzogen. Nun lebe ich mit ihr und ihrer 14-jaehrigen Tochter zusammen und wir haben es im grossen und ganzen sehr gut. Nur ab und an gibt es für mich total überraschende Konfrontationen bei denen ich total im Wald stehe und die zusehends unsere Beziehung belasten.

Nun, unterdessen ist der Punkt gekommen an dem meine Partnerin (zurecht) Antworten braucht damit unsere Beziehungen überdauern kann. Mit der Masken und Fassadenwelt, die ich mir im Verlaufe der Jahre zurechtgelegt habe kann und will sie sich nicht mehr zufrieden geben und ich muss das, was darunterliegt nun freilegen.

Nach der passiven Aufnahme von Wissen über Bücher und Webseiten bin ich nun an dem Punkt angekommen an dem ich einen direkteren Austausch mit Leuten in der gleichen Situation suchen möchte. Ich denke, ich kann viel von dem, was hier besprochen wird lernen und fände es zur Abwechslung mal sehr erfrischend nicht für jeden kleinen Schritt vorwärts alles selbst zusammenreimen zu müssen.

Ich wuerde mich freuen, hier mitmachen zu können

Gruss
M

Herzlich Willkommen,

ich wünsche dir einen regen und interessanten Informationsaustausch.

Informiert sich deine Partnerin auch ???

LG jacy

Lass dich nicht drängeln, dein Leben muss dir klar werden. Du musst dich nicht vor deiner Partnerin verstecken, also darfst du sie auch darum bitten, dass sie dir mehr Zeit zum Nachdenken gibt. Sie wird dir nicht gleich weglaufen, weil sie dich ja liebt.

Hallo murmur!

hm, murmur...wofür steht das? sagen die leute Du bist mürrisch? oder murmelst Du vor dich hin?
murmur...irgendwie niedlich...was hat Dich bewegt zu diesem nick?

ich hab mir meinen gewählt, weil ich meine umgebung immer abscanne, nach dem was ich so brauche - ausserdem bin ich ein super finder - ich focussiere meine umwelt und kann alles ausblenden, was für mich unwichtig ist - ausserdem bin ich selbst irgendwie eine comicfigur und fühle mich immernoch als kind - ein KleinAdlerauge eben.....

murmurmurmurmurmurmurmur...hihihi auch ein schönes leises geräusch...

erzähl noch mal was von Dir, bitte...murmur

Oh,
hallo alle, sorry, dass ich erst jetzt antworte, die Feiertage haben mich ziemlich erfolgreich vom Internet ferngehalten.

@drfaust: Schön zu sehen, dass es auch anderen so geht. Was ich in dem Zusammenhang auch noch bemerkt habe und was mich ziemlich stresst, ist dass wenn mich jemand mal "festnagelt", mich also in einem Gespräch nicht vom Tisch lassen will bevor ich eine Antwort geliefert habe, ich sehr schnell müde werde. Je nach Intensität des Gespräches kann das Minuten gehen und so sehr ich mich auf das, was mein gegenüber sagt konzentrieren möchte, es kommen nur Worte an, die mühseligst wieder miteinander verknüpft werden müssen bevor sie Sinn ergeben.
Wenn zum Beispiel meine Partnerin wissen will, warum ich ihr nicht sagen kann, ob ich das grüne Kleid oder das rote (für mich sind es nur Farben - das hat doch nichts damit zu tun, wie gut sie aussieht...) an ihr besser mag, überlege ich erst mal welche Farben sie mag - oder ob ich was aufgeschnappt habe, was dieses Jahr Mode.. Sie erwartet aber eine emotionale Reaktion, die ich nicht wirklich liefern kann. Und etwas zu erarbeiten kostet dann sehr viel Energie. Ich hasse es in solche Situationen zu geraten und selbst wenn die Sache momentan ausgestanden ist, komme ich unter Druck, weil ich mich für zukünftige Situationen wappnen will...

@KleinAdlerauge: hihi, Scannen tue ich auch öfters. Kenne ich gut - passend dein Name.
Ich hatte früher "Spectre" als Webnick, weil ich mich in Gesellschaften ziemlich unsichtbar vorkomme - wie ein Geist. Dann habe ich das ein bisschen geändert auf Murmur, weil ich merkte, dass ich doch nicht ganz unsichtbar bin. Aber so richtig ganz fassbar dann auch wieder nicht. Wenn die Welt eine Ansammlung von Stimmen ist, dann hätte ich mich eher als "Raunen" oder "Flüstern" definiert.
Ausserdem passte mir das Wort recht gut. Habe sowieso ein bisschen einen Hang zu Symmetrien und harmonischen Mustern (Anbetracht der Tatsache, dass ich eine Tätowierung auf dem Arm habe, die ich nach Fibonaccis Harmoniereihe gezeichnet habe ist das wohl ein bisschen mehr als einen Hang... ;))

@5x5: Vielen herzlichen Dank für die Freischaltung. Freue mich auf die neuen Threads.

Liebe Güsse und einen guten Rutsch ins neue Jahr allen, die das noch vorher lesen

MurMur