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Thema: Setzen Autisten immer zurück? Und warum? (http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=2230)

Geschrieben von: Monk am: 29.09.08, 22:05:49
Hallo @ All,
ich habe mal eine Frage an Autisten oder deren Eltern;
setzen Autisten immer wieder zurück; heisst, müssen Schritt zurück gehen oder immer wieder Dinge nachfassen, die sie einmal angefasst haben.

Meíne Tochter macht dieses massiv und ich verstehe nicht warum; sie geht einige Schritte, dann geht sie sie wieder zurück auch Stufen. Oder ich berühre etwas und sie macht so lange Theater bis ich es nochmals und nochmals berührt habe; irgendwann sagt sie "gut" und erst dann kann ich gehen.
Kann mir einer eine Erklärung oder Erfahrung dazu geben??
Freundliche Grüsse Monk
( auch Autist in einer Fernsehserie; den ich sehr schätze; als Schauspieler)

Geschrieben von: tabby am: 29.09.08, 22:38:07
Huhuu Du

Das sind die beruehmten stereotypen Zwangshaltungen, die sich bei jedem Autisten unterschiedlich zeigen. Kann man mit Psychotherapie beheben, wenn der Zwang stærkere Ausmasse annimmt.

Meine Spezialitæt war als Kind am Teppich herum zukratzen und Holzmuster anzufassen und nachzuzeichnen, immer wieder. Es gibt noch leichterere "Zwænge", die empfinden Autisten als entspannend.

Du kennst das vielleicht aus der Welt der NAs, das es Menschen gibt, die 10x den Tuergriff anfassen, ob auch wirklich abgeschlossen wurde. Sowas ist das.

Zwænge haben auch oft Nicht-Autisten (Nas) mit anderen Macken. Oft kommt noch hinzu, das man etwas anfassen muss, weil man sonst glaubt, das etwas bøses passieren kønnte. Waschzwang entwickeln einige und noch diverses anderes. Der Zwang ist stærker als der intelligenteste Verstand.

Hier mehr darueber

http://www.dr-hartmann.de/index.php?id=71

Geschrieben von: dobbeld am: 29.09.08, 22:48:02
Bin zwar kein Autist und auch kein Pappa einer/-s Autisten/-in.
Habe aber eine Bekannte die Autistin ist. Auch sie hat diese Zwänge, ausgelößt durch Stress oder eine Situation in der sie sich nicht wohl fühlt.

So beobachtete ich, dass sie neulich bei einer Diskussion aufgestanden ist, und sich scheinbar Bilder angeguckt hat. Da ich von ihrem Autismus und den stereotypen Zwangshandlungen als einziger wusste, erkannte ich beim beobachten, dass Sie das falsche Klinkerstein-Mauerwerk angeguckt hat und immer wieder über die "Steine" fuhr.

Ich störte mich nicht weiter daran und war aber fasziniert, wie sie das so unauffällig machte.

Gruß

dobbeld

Geschrieben von: tabby am: 29.09.08, 22:51:37
und ich hab mein PerlenKrokodil verloren, das ich als Schluesselanhænger hatte und heimlich daran rumfummeln konnte. Schluchz, aber neues ist unterwegs. Diesmal als HandyAnhænger.

Gut beobachtet Dobbeld ;). Geschickt die Dame

Geschrieben von: dobbeld am: 29.09.08, 23:05:11
So ein Kroko hatte ich auch mal, wurde mir mit meiner Tasche geklaut weinen

von wo bekommst du die Teile her?

Mit dem Beobachten habe ich es, oft fallen mir mehr Dinge auf wie anderen, wieso keinen schimmer. Konnte damit so manch Frau beeindrucken. Reaktionen wie "Mein Mann / Freund sieht sowas nicht!" Hehehe

Habe in diesem Fall aber nur deswegen geachtet, da ich das wusste und sie davor schon nervös wurde.

@ Monk
Wenn du jemanden Kennst der/die auch sowas hat lass dich davon nicht irritieren. Sieh elegant darüber hinweg.

Nachtrag:
Entschuldige Monk, ich habe total überlesen gehabt, dass du von deiner Tochter geschrieben hattest.
Mach mit ihr doch ein 'lustiges' Spielchen draus. Dann hast du vielleicht auch noch Spaß dabei.


Meine Bekannte konnte sogar mit mir einmal einen Spaß darüber machen, als sie immer wieder einen Vorhang anfassen musste. Ich fragte sie ob das ein Nicky-Stoff ist. Da ich sogar recht hatte sagte sie ja. Die Stimmung war wieder entspannt und das Anfassen war vorbei.

Geschrieben von: drvaust am: 30.09.08, 02:38:03
Zitat von Monk:
setzen Autisten immer wieder zurück; heisst, müssen Schritt zurück gehen oder immer wieder Dinge nachfassen, die sie einmal angefasst haben.
Das hängt nicht direkt mit Autismus zusammen, gehört nicht zum Autismus.
Aber bei Autismus kommt es häufig zu Überlastungen, die solche Zwangshandlungen auslösen können.
Wenn Deine Tochter solche Zwänge hat, dann steht sie unter Druck, also dann nicht weiter unter Druck setzen.
Möglichst nicht beachten, ablenken, Ruhe schaffen. Evtl. die Ursache suchen und möglichst beseitigen.
Solche Zwänge können sehr belastend sein.

Geschrieben von: Blaue Elfe am: 30.09.08, 06:51:25
Eine Frage habe ich...wer kann denn Autismus feststellen?Auf meine Frage gestern in der KJP ist der Arzt nicht weiter eingegangen und ich weis nun immer noch nicht,ob es sein kann oder nicht bei meinem Sohn...ich will ihm ja auch nicht noch mehr Diagnosen geben,schreibe nachher an anderer Stelle was er noch gesagt hat..

Geschrieben von: 55555 am: 30.09.08, 13:24:21
Zitat von Monk:
setzen Autisten immer wieder zurück; heisst, müssen Schritt zurück gehen oder immer wieder Dinge nachfassen, die sie einmal angefasst haben.

Nein, das ist kein Merkmal von Autismus. Allerdings kann es einzelnen Autisten in ihrer Lebensordnung wichtig sein.
Zitat:
Meíne Tochter macht dieses massiv und ich verstehe nicht warum; sie geht einige Schritte, dann geht sie sie wieder zurück auch Stufen.

Wie sehen denn solche Situationen genauer aus?
Zitat:
Oder ich berühre etwas und sie macht so lange Theater bis ich es nochmals und nochmals berührt habe; irgendwann sagt sie "gut" und erst dann kann ich gehen.

Es könnte ihr helfen mit dieser Berührung umzugehen. Sind diese Berührungen für sie allgemein eher unangenehm?
Zitat von Frozen:
Das sind die beruehmten stereotypen Zwangshaltungen, die sich bei jedem Autisten unterschiedlich zeigen. Kann man mit Psychotherapie beheben, wenn der Zwang stærkere Ausmasse annimmt.

Ich muß gestehen, daß ich über diese Aussage halbwegs entsetzt bin.
Zitat:
Du kennst das vielleicht aus der Welt der NAs, das es Menschen gibt, die 10x den Tuergriff anfassen, ob auch wirklich abgeschlossen wurde. Sowas ist das.

Nein, sowas ist es aus meiner Sicht eben nicht und ich finde es falsch hier von einem Zwang zu schreiben, nur weil dieses Ordnungs- und/oder Kompensationsverhalten auf NA ungewöhnlich wirkt. Dann wäre Kegeln ebenso eine stereotype Zwangshandlung.

Geschrieben von: tabby am: 30.09.08, 13:53:47
Wenn der Zwang stærkere Ausmasse annimmt und belastend ist, dann ist es besser, wenn er behoben werden kann. Also ich bin froh, das ich das Teppichkratzen weghabe. Die Muster nachstreichen hætten sie lassen kønnen, das hat mich wiederum nicht gestørt.

Zitat:
Nein, sowas ist es aus meiner Sicht eben nicht und ich finde es falsch hier von einem Zwang zu schreiben, nur weil dieses Ordnungs- und/oder Kompensationsverhalten auf NA ungewöhnlich wirkt. Dann wäre Kegeln ebenso eine stereotype Zwangshandlung.


Kegeln ist ein Hobby und hat mit Zwangshaltungen nix zu tun. Es sei denn ein Spieler muss den Kegel 10x beruehren, bevor er die Kugel wirft oder die Kugel, die er wirft 10x mit den Hænden umkreisen oder æhnliches.

Mir geht sogar auf den Nerv, das ich fast 10x einen Song høren MUSS, bis ich zum næchsten kann oder weil ich nur die selben Wege gehe im Uhrzeigersinn bin ich letztens auf die Goschen gefallen, w eil der Weg sehr holprig ist. Und das nur, weil ich gegen Uhrzeigersinn nicht laufen kann.

Wenn Dich stereotype Dinge an Dir nicht støren, ist das OK, aber Du darfst nicht immer von Dir ausgehen, sondern bedenken, das andere VerdachtAutis oder auch Autis oder auch NAs anders fuehlen.

Geschrieben von: 55555 am: 30.09.08, 14:03:58
Ich sehe hier die große Gefahr, daß solche falsche oder zumindest leichtsinnige Bezeichnungen NA auf die Idee zu fatalen Zwangsbeglückungsmaßnehmen bringen. Was du hier von dir schilderst kann tatsächlich zwanghaft sein, muß aber nicht im entferntesten etwas mit dem zu tun haben was Monks Tochter tut.

Geschrieben von: tabby am: 30.09.08, 14:28:27
Aber ich finde das bei Monks Tochter schon sehr drastisch, weil sie zwingt ja ihre Mutter dazu, das nochmal anzufassen, uebertrægt scheinbar ihren Zwang zur Mutter.

Geschrieben von: Monk am: 30.09.08, 15:14:12
Hallo @ All,
erstmal viele Dank für eure Antworten;
Frozen, danke für deine Fürsorge, aber meine Tochter wird mich nie dazu verleiten können, dass ich Zwänge bekomme :)

Also hier ein Beispiel: Sonntags morgens ihre Augen gehen auf und sie ruft schon Bäcker, Kuven( wie bei ihr der Kuchen heisst), sie hört auch nicht eher auf, die Worte zusagen, bis wir uns auf den Weg machen. Also die Freude ist gross; dann geht es los; schon bei uns am Treppenaufgang, gehen wir wieder zurück; und der Weg bis zum Bäcker zieht sich unendlich; obwohl nur 5 min Weg etwa. Wir brauchen fast doppelt solange. Sonntags morgens ist es sehr ruhig auf der Strasse bei uns. Stress sagt ihr?? Weiss nicht warum? Wenn sie den Kuchen in der Hand hält, und ihn isst, dann sind auch die Rückschritte weg: Ist schon komisch.

Das ich ständig wieder die Sachen berühren muss, die sie gerade anfasste, stört mich nicht; da ich ja jetzt weiss, wenn sie rumschreit, dass ich nochmals zu ihr muss; sie führt dann meine Hand dahin. Manchmal denke ich sie muss sich damit noch auseinandersetzen und hat diese 'Tätigkeit' noch nicht für sich abgeschlossen, kann das nicht auch sein??
Freundliche Grüsse Monk