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Autor Nachricht
zoccoly
(Autistenbereich)

Zitat von B.v.Kolibri:

Nach einem Konflikt kommt er zu mir,nimmt meine Hände und möchte dass ich Regentropfen mit meinen Fingern auf sie fallen lasse. Dabei sagt er "Singsang" - ich lasse Regentropfen auf seine Hände fallen und antworte "Singsang, jetzt ist alles wieder gut"


Ich muss mich jetzt wiederholen, meinen Sohn erreichte ich durch ERKLÄRUNGEN.

Mit Regentropfen auf den Händen, Singsang und jetzt ist alles wieder gut, hätte weder mein Sohn, noch ich als Kind irgendeinen Konflikt begreifen können, noch dadurch lernen können.

Die Variante: "Du tust mir damit weh", geht eher in die Richtung die ich meine.

stillgelegt
13.09.09, 12:49:32
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Isabella:
Einmal antwortete mir Thaddäus auf die Frage, was er essen möchte mit: "Der Bus ist kaputt, Schneegans!"

Sicher, daß er damit antworten wollte? Vielleicht wollte er auch der Bedrängung durch eine Reaktionserwartung ausweichen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.09.09, 13:18:14
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B.v.Kolibri
(Gesinde)

geändert von: [55555] - 14.09.09, 01:39:30

[Kettenbeitrag zusammengefasst, mfg [55555]]

Zitat von azrael:
@B.v.Kolibri:
verständnisfrage:
wie alt ist das kind?

sorry, überlesen!
6 Jahre


Zitat von zoccoly:

Ich muss mich jetzt wiederholen, meinen Sohn erreichte ich durch ERKLÄRUNGEN.

Mit Regentropfen auf den Händen, Singsang und jetzt ist alles wieder gut, hätte weder mein Sohn, noch ich als Kind irgendeinen Konflikt begreifen können, noch dadurch lernen können.

Die Variante: "Du tust mir damit weh", geht eher in die Richtung die ich meine.


es sind die stillen Momente nach einer belastenden Situation zwinkern
Ansonstens spreche ich auch klar, deutlich und erklärend mit ihm.

Bin im allgemeinen nicht der "Tüddel-Typ" sondern sehr konkret.

I am what I am
And what I am needs no excuses...
14.09.09, 00:21:46
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Zitat von 55555:
Zitat von Isabella:
Einmal antwortete mir Thaddäus auf die Frage, was er essen möchte mit: "Der Bus ist kaputt, Schneegans!"

Sicher, daß er damit antworten wollte? Vielleicht wollte er auch der Bedrängung durch eine Reaktionserwartung ausweichen?

Guter Denkanstoss. Bislang hätte ich eher vermutet, daß er nicht antworten würde, wenn er sich bedrängt fühlt. Vielleicht war ihm die Frage zu absurd, in dem Sinne, daß es zwischen "Möchtest du was essen?" und "Was möchtest du essen?" nur den Unterschied der Wortumstellung gibt. Da die erste Frage danach, ob er was essen möchte, bereits geklärt war, könnte die zweite Frage Verwirrung gestiftet haben (Dieselbe Frage mit verdrehten Wörtern; hab doch der Mami bereits geantwortet).
Oder aber er war noch so sehr mit einem Thema beschäftigt, daß er dieses erst beenden mußte, bevor er sich mit so banalen Dingen wie Essen und Trinken auseinander setzt.
Was meinst Du denn, in welchen Formen sich die Bedrängnis zum Antworten oder Handeln äußern kann?
14.09.09, 14:36:11
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wenn man gerade dabei ist innerlich etwas zu sortieren können solche Anfragen stören. Hier würde ich vermuten, daß er eher mit etwas anderem beschäftigt war und das interessanter fand. Legt er gewöhnlich Wert darauf zu entscheiden, was er essen möchte?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.09.09, 15:07:54
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Isabella
(Angehörigenbereich)

geändert von: [55555] - 15.09.09, 07:09:27

[Komplettzitat Vorbeitrag gestrichen, mfg [55555]]

Also er hat schon Vorlieben beim Essen, Trinken und Spielen. Wenn ich ihn frage, also in die Planung mit einbeziehe, so habe ich zum einen die Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, zum anderen steigert das auch seine Vorfreude und er lernt, mit zu entscheiden. Erst jetzt kommen so langsam Wunschäußerungen von ihm selbst aus, also ohne vorher gefragt zu werden. Die sind in der Regel mit Dingen und Abläufen verbunden, die exakt so schon einmal an bestimmten Wochentagen oder zu bestimmten Uhrzeiten statt gefunden haben.
15.09.09, 00:59:29
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 15.09.09, 15:42:25

Vorlieben heißt, daß er an sich isst, was du machst, wenn du nicht fragst, ausgenommen Dinge, die er bekanntermaßen allgemein nicht mag? Was verbindest du damit seine Aufmerksamkeit zu gewinnen in der Hinsicht?

Edit: Ich rate ja durchaus dazu Autisten zu fragen, ihnen Entscheidungsmöglichkeiten zu eröffnen. Aber hieran wird mir gerade klar, daß offenbar manchen NA nicht so klar ist, daß "Was willst du essen?" durchaus wieder als ein neuer Zwang erscheinen kann im Gegensatz zum Prinzip "Innerhalb der nächsten halben Stunde kannst du mir sagen, was du essen willst, wenn du nichts dazu sagst, mache ich irgendetwas, das du sonst isst." Das wäre vielleicht auch mal etwas für ein Flugblatt?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
15.09.09, 07:03:23
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Zitat von 55555:
Vorlieben heißt, daß er an sich isst, was du machst, wenn du nicht fragst, ausgenommen Dinge, die er bekanntermaßen allgemein nicht mag?

Genau genommen ist dieser Prozess noch voll im Gange, also stets zu lernen/wissen, was er besonders mag. Denn das ändert sich nicht nur, es kommen auch immer neue Dinge hinzu. Er mag sehr vieles, also bin ich in Versuchung, ihn zu einer bestimmten Wunscherfüllung durch Fragen zu animieren. Es wäre sicher anders, würde es sich ausschliesslich um grüne Nudeln handeln oder Wirsing.
Zitat von 55555:
Was verbindest du damit seine Aufmerksamkeit zu gewinnen in der Hinsicht?

Thaddäus redet ununterbrochen, aber nicht mit mir, oder anderen. Sich in seine Monologe einzumischen, daran teil zu haben, gestaltet sich recht schwer, da er keinen oder wenig Bezug darauf nimmt, was gerade gesagt wurde. Nun ist aber die Nahrungsaufnahme ein Grundbedürfnis und da kriege ich ihn. Beispiel: Er artikuliert einen Wunsch und ich frage ihn, ob er das mit mir zusammen machen möchte. Was für ein schönes und feierliches Gefühl ist das, wenn er mit mir in die Küche tappst. Er darf dann bei den Vorbereitungen zugucken, das Öl in die Pfanne giessen, die Hackeklößchen rein legen, die Petersilie in die Möhrchen rühren ... . Highlights sind für ihn Kuchen backen und Saft pressen. Dabei können wir uns über ganz vieles austauschen. - ja klar, und ich habe seine Aufmerksamkeit. Wenn Du jetzt denkst, das könnte doch unter den richtigen Umständen in allen anderen Bereichen auch so funktionieren, dann bräuchte ich etwas Nachhilfe.

Zitat von 55555:
Aber hieran wird mir gerade klar, daß offenbar manchen NA nicht so klar ist, daß "Was willst du essen?" durchaus wieder als ein neuer Zwang erscheinen kann im Gegensatz zum Prinzip "Innerhalb der nächsten halben Stunde kannst du mir sagen, was du essen willst, wenn du nichts dazu sagst, mache ich irgendetwas, das du sonst isst." Das wäre vielleicht auch mal etwas für ein Flugblatt?

Ein Flugblatt mit Formulierungs- und Ausdrucksmöglichkeiten für NA´s existiert noch nicht. Da könnte man vieles "übersetzen".
"... innerhalb der nächsten halben Stunde..." würde ein gewisses Gefühl für Zeit und Planung voraussetzen. Interessant finde ich dies dahingehend, daß Thaddäus zurzeit im Kindergarten beim Essen und Spielen auf Sanduhren fixiert wird. Er begreift es als Sport und stopft sich das Essen ganz schnell rein (als Schnecke hat er zuvor bis zu zwei Stunden gebraucht). Ich habe das mit Argwohn betrachtet; er soll sich doch nicht gehetzt fühlen. Zu Hause hat er eine kleine Sanduhr zum Zähne putzen, die er jetzt immer mit auf den Tisch stellt, dazu die riesengroße Weckeruhr, die klingelt, wenn die Zeit um ist. Vielleicht ist das sein Ansatz, Zeit zu begreifen und damit umzugehen. Oder aber, er versucht, seiner Umwelt gerecht zu werden, indem er die gelernten Methoden diszipliniert einsetzt. Oder aber - das Umdrehen der Sanduhr und das Klingeln des Weckers sind so faszinierend, das eigentlich dies im Vordergrund steht.
16.09.09, 01:28:23
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Du hast meine Frage nicht beantwortet, ob er das isst, was du machst, wenn er nichts nennt.

Wenn er so viel vor sich hin redet ist es wohl umso wahrscheinlicher, daß er gar nicht antwortete? Hier wäre es vielleicht interessant jemanden einzubeziehen, der ebenso viel vor sich hin redete. Mir ist das ganz fremd, so wie ich soweit ich mich erinnere auch schon immer halbwegs ein Zeitgefühl hatte. Wie Zeit gemessen wird in unserer Kultur und welche Begriffe es dafür gibt muß jeder lernen, wenn er dies verstehen soll. Eine Sanduhr kann durchaus anschaulich sein für sowas, allerdings ist ihre Bandbreite doch recht eingeschränkt. Alternativ könnte man auch bei einer Zeigeruhr benennen, welcher Zeiger bis wo laufen wird innerhalb der jeweiligen Zeit.

Aufmerksamkeit hat also damit zu tun, daß du gerne Kontakt hast und etwas unternimmst um diesen anzustoßen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
16.09.09, 12:18:22
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Ich hatte als Kind so ein Uhrenspiel, da gab es Karten dazu nach der man die Uhrzeit einstellen sollte und dann eine Spieluhr mit Zeigern,die man einstellen konnte...das hab ich als Kind geliebt!!
Mein Kind plappert auch die ganze Zeit vor sich hin,aber keine für mich verständlichen Worte.Allerdings ist erkennbarm,ob er sich freut, ob er verärgert ist oder ob er etwas möchte. Essen sucht er sich gezielt im Kühlschrank selbst aus,wobei er immer in etwa zur gleichen Zeit das gleiche essen möchte.Im Kindergarten ist er aber flexibler und ist auch mal das,was andere Kinder im abgeben.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
16.09.09, 12:38:49
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quamquam
(Gastzugang)

Ich lautiere nicht laut. Wenn mir ein Wort gefällt, dann wiederhole ich es in Gedanken. Wenn ich allein bin, kann es vorkommen, dass ich ein Wort auch mal laut wiederhole, weil mir sein Klang bewusst werden soll und ich wissen möchte, wie sich der Mund formt und die Zunge sich bewegt.
Oft wiederhole ich in Gedanken eher Redewendungen oder Sprichworte, um mir ihnen bewusster zu werden und sie zu verstehen.
16.09.09, 13:42:58
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Isabella
(Angehörigenbereich)

5555:
Ja, er ißt dann auch das, was ich ihm mache, wenn er nicht geantwortet hat. Aber ich kündige es vorher an, was es gibt. keine Reaktion/ Antwort bedeutet dann für mich, daß es o.k. ist.

connySL und 5555:
Dieses Uhrenspiel kenne ich auch, das ist natürlich toll. Aber mit der Zeigeruhr gibt es momentan ein Problemchen. Im Kindergarten wurde ihm mal zu Mittag gesagt:"Du hast viel Zeit zum Essen, aber wenn der große Zeiger auf der 4 steht, räumen wir den Teller ab." - Das bedeutete 20min. nach 13.00 Uhr (er hatte insges. 80min. Zeit). Thaddäus hat es für sich so verstanden, daß dann eine Stunde um ist. Überhaupt hat er brav gewartet, bis der große Zeiger auf der 4 stand (hat es auch nicht mit dem Ultimatum und Aufessen in Verbindung gebracht) und war dann höchst erregt, daß sein Teller abgeräumt wurde. Er hat sich bei mir beschwert darüber, also nahm ich unsere große Zeigeruhr und wollte ihm das erklären (Volle Stunde, ...). Aber er interessiert sich nur für die 4 und den großen Zeiger darauf. Das jetzt schon seit Wochen. Diese Fehlinformation müssen wir erstmal überwinden.

connySL: Wenn Dein Sohn viel redet, auch wenn es unverständliche Worte sind, gibt es Artikulierungen, die immer wieder kehren? Die Du auch schon auswendig weißt? Also z.B. war es bei meinem (und ist es auch noch): "Aaanomino omini kolekto um sawat" oder: "Omanipat mohun".

quamquam:
Deine Ausführung finde ich sehr interessant. Weil, mein Sohn macht es genauso. Kann ich davon ausgehen, daß es immer dann von Vorteil ist, sich dieses Wort oder diesen einen Satz auch deshalb durch Wiederholungen zu verinnerlichen, um der Versuchung zur Ablenkung durch Steß, Lärm, Stimmengewirr, etc. zu entgehen? Also der Versuch, sich einzig auf das zu konzentrieren, um was es gerade ging?
17.09.09, 00:26:47
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