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Autor Nachricht
arlette
(Autistenbereich)

geändert von: arlette - 06.09.06, 00:09:49

die ganze sache mit den bewerbungen ist in meinen augen einfach nur ein aspekt der alltäglich zelebrierten unehrlichkeit, aber auch dem zelebrierten feshalten an ritualen, die erlernt werden können.

ich werte das nicht. aber wenn jemand jobmässig überleben will, lerne ich ihm/ihr das halt, und dazu kann ich auch ganz offen mitteilen, dass es ein 'modernes ritual' ist (habe ich in meinen abgehaltenen bewerbungskursen immer mitgeteilt, und dies waren die interessanten diskussionen, denn das durchschaut jeder, aber auch wirklich jeder; der punkt ist nur, wo kann eine person sich darauf einlassen, ohne sich verkauft und verarscht zu fühlen, und ab genau dem punkt finde ich die diskussion auch wirklich interessant..)
06.09.06, 00:09:18
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Silvana
(stillgelegt)

geändert von: Silvana - 06.09.06, 16:47:04

Danke das ist nett von Dir, ich fürchte das allein wird aber nicht reichen.
Tja ich hatte heute ein Gespräch mit einem Arbeitspsychologen und ich habe ihn fürchte ich ziemlich ratlos zurück gelassen lachen
Er soll im Rahmen der Rehamaßname, mir helfen eine neue Arbeit zu finden. Tja und da hab ich mich halt bemüht ehrlich zu sein, bzw. zu trennen was ich gerne wehre (gleitet durch Vorbilder und Gesellschaft) und das was ich wirklich bin und ihm halt nur letzteres erzählt. Er war etwas verwirrt als ich meinte ich hätte nichts gegen Menschen, aber Gruppen größer als 8 Leute finde ich anstrengend. Und das ich auch schnell den Überblick und die Kontrolle verliere, wenn ich von Leuten ständig bei der Arbeit gestört werde.
Nun ja, bei meinen Fähigkeiten (im psychischen Sinne) und meinen Wünschen sei das mit der Vermittlung schwierig.
Er fragte ob ich nicht in der Verwaltung arbeiten wolle.
Nun ich meinte nur: Wo ich bin herrscht Chaos, aber Gott sei dank bin ich nicht überall. Oder anders ich hätte genug Probleme mit meinem Eigenen Chaos und ich hätte eheliches schon mal eine zeitlang getan, war aber damit überfordert.
Ich wies ihn aber darauf hin das ich jetzt älter bin und vielleicht besser damit klar kämme. Aber dieser Versuch von meiner Seite nur als aller letzte Altanative in Frage kämme, weil ich die Gefahr des Scheiterns für sehr groß erachte.
Tja aber wir einigten uns darauf nach den anderen Tests (Wissen, Mathe usw.) mal zu kucken was es an Berufe noch so gibt, die meinem Wissensprofil entsprechen. Bei den von mir gewählten Berufen sieht er ohne Vorkenntnisse wenig Chansen oder sie sind überlaufen.
Nun ja keine Rose ohne Dornen.
Ich meinte zu ihm singemäß, ich suche erstmal das Ideale Kompromisse machen könne ich ja dann immer noch. Wie die aussehen sollen ist mir aber noch ein Rätzel, kommt Zeit kommt Rat...........

Silvana
(die wohl genauso ratlos ist wie jener Arbeitspsychologe)

Unendliche Manigfaltigkeit, in unendlicher Kombination

-

Stillgelegt auf eigenen Wunsch, mfg [55555]
06.09.06, 16:41:50
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DrChaoZ
(Autistenbereich)

noch ein problem dabei:
laut deutschem recht kann ein arbeitsvertrag dann sofort gekündigt werden, wenn bei der bewerbung wichtige dinge nicht angegeben wurden, wie zum beispiel einschränkungen und die qualifikation. besonders tragisch in dem benannten fall und eine katastrophale entwicklung. entweder man bekommt kein alg weil man ehrlich ist oder man bekommt einen job weil man gesetze gebrochen hat. ich hoffe dass das noch ein nachspiel hat.
10.09.06, 20:05:18
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Wo ich bin herrscht Chaos, aber Gott sei dank bin ich nicht überall.


Das geht mir genauso. Mein letzter Job war auch hauptsächlich Büroarbeit, und irgendwie wuchsen dann so nach und nach komische Stapel in den Ecken... Wie bei mir zu Hause. Mit den wichtigen Dingen, die man oft braucht, kann ich sehr ordentlich sein und hasse es, wenn sie nicht an ihrem Platz liegen. Ich wusste auch immer, wo was war, was grade gebraucht wird. Aber es bilden sich einfach diese Stapel... Wie in Tropfsteinhöhlen. Mein Chef fand das auch nicht so klasse...

Es ist ja nicht so, dass die Schwierigkeiten geringer würden, wenn man 'nen Job hat. Als erstes muss man bei der Bewerbung 'nen perfekteren Eindruck machen, als man ist, und als nächstes muss man auf der Arbeit so perfekt sein, wie man behauptet hat!

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
10.09.06, 21:51:53
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von _OO_:
Zitat:
... hob aber hervor, dass er diese Tätigkeit betreffend weder über eine Ausbildung noch über jedwede Berufspraxis verfüge und dies auch keine Wunschtätigkeit sei.
...
Die Richter stellten fest, dass mit der Hervorhebung von negativen Tatsachen das Bewerbungsschreiben nicht als Bewerbung zu werten sei. Mit einer Bewerbung müsse der Arbeitssuchende das Interesse an einer Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses zum Ausdruck bringen.
Der Fehler war die Hervorhebung, daß er nicht geeignet ist und den Job nicht will.

Wenn die BA eine Bewerbung fordert, muß man so tun, als wölle man diesen Job. Die BA schickt oft ungeeignete Bewerber, weil die BA die Bewerber kaum kennt und nur Stichpunkte hat. Die Betriebe haben meistens einige Bewerber, und merken selber, wenn jemand nicht geeignet ist. Mir ist es nur einmal passiert, daß ich der einzige Bewerber war und der Betrieb erst nach zwei Wochen merkte, daß ich nicht geeignet war. Außerdem wollte ich damals irgendeinen Job.

Negative Sachen darf man bei einer Bewerbung natürlich nicht hervorheben. Wenn diese nichts mit der Arbeit zu tun haben, muß man die nicht erwähnen. Wenn sich ein Gehbehinderter als normaler Kellner bewirbt, diese Behinderung nicht erwähnt und dann einen Job im Sitzen fordert, ist das arglistige Täuschung. Wenn sich ein einseitig Blinder für einen Bürojob bewirbt und das nicht erwähnt, ist das legal, im Büro wird kaum Stereosehen benötigt. Bei einem Job an gefährlichen Maschinen ist das anders.

Man kann Vieles zurechtbiegen, ohne zu lügen. Z.B.: Ich hatte in dem Jahr einen Job bei ... als ... (vier Wochen Praktikum). Ich habe eine Ausbildung in Unternehmensführung (352 Stunden, als ungeeignet eingestuft). Ich habe in der Branche gearbeitet (als Pförtnervertretung). Man darf das nur nicht offensichtlich übertreiben. Allgemein wird davon ausgegangen, daß jede Bewerbung geschönt ist.
11.09.06, 04:36:20
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Lisa M.
(Standard)

Man kann auch wahrheitsgemäß so skurril schönen, dass die mangelnde Qualifikation deutlich wird. Ich hab z.B. mal in einer Bewerbung auf einen Job, bei dem Buchführung zu den Aufgaben gehörte, geschrieben, dass ich jahrelang die Kasse in der Ortsgruppe eines Vereins geführt hätte und daher mit Buchführung bestens vertraut sei oder so ähnlich. lachen

Das eigentliche Problem ist aber für mich die Frage, auf was für eine Art von Stelle ich mich denn überhaupt ernsthaft bewerben könnte? Es ist ja schließlich keine so berauschende Lebensperspektive, sich nur weitere Desaster möglichst vom Hals zu halten...

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
11.09.06, 10:26:40
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Wursthans
(stillgelegt)

Zitat von drvaust:
Wenn die BA eine Bewerbung fordert, muß man so tun, als wölle man diesen Job.

Hat er das nicht? Er schrieb, daß er Arbeit suchen würde, dies aber nicht seine Wunschtätigkeit sei. Das bedeutet für mich, daß er bereit ist diese Stelle anzunehmen, auch wenn er sich persönlich Passenderes vorstellen könnte und keinesfalls, daß er unmotiviert oder unengagiert an diese Anstellung herangehen würde.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
11.09.06, 11:08:36
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FrauFachmann
(stillgelegt)

Wisst ihr was die Lösung auch der Sache ist: Ein Hobby zum Beruf und sich damit selbstständig zu machen. Das garantiert, dass man sich die Mitarbeiter aussuchen kann und die Kohle in die eigene Tasche läuft. Eine andere Lösung gibt es nicht. Dann lieber arbeitslos. Und die Arbeitslosigkeit genießen!
11.09.06, 16:37:55
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FrauFachmann
(stillgelegt)

P.s. Dazu einen Auszug aus dem Werk des Philosophen Max Stirner:

Denn zur Lüge gehört nicht weniger Mut als zur Wahrheit, ein Mut, an welchem es am meisten Jünglingen zu gebrechen pflegt, die lieber die Wahrheit gestehen und das Schafott dafür besteigen, als durch die Frechheit einer Lüge die Macht der Feinde zu Schanden machen mögen. Jenen ist die Wahrheit »heilig«, und das Heilige fordert allezeit blinde Verehrung, Unterwerfung und Aufopferung. Seid Ihr nicht frech, nicht Spötter des Heiligen, so seid Ihr zahm und seine Diener. Man streue Euch nur ein Körnchen Wahrheit in die Falle, so pickt Ihr sicherlich darnach, und man hat den Narren gefangen. Ihr wollt nicht lügen? Nun so fallt als Opfer der Wahrheit und werdet - Märtyrer! Märtyrer - wofür? Für Euch, für die Eigenheit? Nein, für eure Göttin, - die Wahrheit.




Ihr könnt Mich durch die Folter peinigen, könnt Mir mit der Hölle und ewigem Verdammnis drohen, könnt Mich so mürbe machen, dass Ich einen falschen Schwur leiste, aber die Wahrheit sollt Ihr nicht aus Mir herauspressen, denn Ich will Euch belügen, weil Ich Euch keinen Anspruch und kein Recht auf meine Aufrichtigkeit gegeben habe. Mag der Gott, »welcher die Wahrheit ist«, noch so drohend auf Mich herabsehen, mag das Lügen Mir noch so sauer werden, Ich habe dennoch den Mut der Lüge, und selbst wenn ich meines Lebens überdrüssig wäre, selbst wenn Mir nichts willkommener erschiene, als euer Henkerschwert, so sollt Ihr dennoch die Freude nicht haben, an Mir einen Sklaven der Wahrheit zu finden, den Ihr durch eure Pfaffenkünste zum Verräter an seinem Willen macht. Als Ich jene hochverräterischen Worte sprach, da wollte Ich, dass Ihr nichts davon wissen solltet; denselben Willen behalte Ich jetzt bei und lasse Mich durch den Fluch der Lüge nicht schrecken.
11.09.06, 16:46:38
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Wursthans
(stillgelegt)

Menschen die anderer Lebensauffassung sind als man selbst als "Jünglinge" zu bezeichnen, vermutlich um sich diskret selbst aufzuwerten als der Vertreter der unbedingten Vernunft, etc. (beliebig austauschbar je nach ideologischem Unterbau) und sich dann als Philosoph zu titulieren entbehrt meiner Meinung nach nicht einer gewissen Peinlichkeit. Wenn das Philosophie ist so ist es ebenso Philosophie das Gegenteil zu schreiben und die Verfechter des Nichtlügens in das Gewand weiser alter Gestalten zu kleiden. Aber was ist von einem Philosophen zu halten ohne den unbedingten Willen zur Wahrheit? Mehr als korrupte Aufsätze?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
11.09.06, 18:30:38
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FrauFachmann
(stillgelegt)

Wer hat wo wen als Jüngling bezeichnet? Das verstehe ich nicht. Wenn Du jeden Philosophen verurteilen willst, der nicht den absoluten Willen zu Wahrheit proklamiert, bzw. nicht die GEFAHREN aufzuweisen versteht, die die Wahrheit in sich trägt, dann sind das die Allermeisten. Ich selbst bin auch FÜR Wahrheit, wenn sie angebracht ist. Aus der Sicht des Arbeitgebers würde ich auch sagen: "Schade, dass sie mich belogen hat!" Allerdings würde ich mich auch fragen, ob sie vielleicht Angst hatte. Dann kann man das verzeihen! Mit Recht hat sie Angst vor Diskriminierung. Ich bin da eindeutig auf der Seite der vermeintlich Behinderten.
Nochwas. Selbst bei Jesus heisst es: "Seid klug wie die Schlangen!" Meines Wissens nach hat er damit nichts anderes gemeint.
Wenn Kant, als Pflichethiker sagt, dass sie LÜGE der einzige Fleck in der menschlichen Natur sei, dann hat er damit ebensorecht wie wenn Nietzsche oder Stirner negieren, dass es sowas wie eine Wahrheit überhaupt geben kann...
Und sowieso: Zwischen einer notgeborenen Lüge und echtem arglistigen Betrug a la Kaffefahrtenheizdeckenvertreter ist immer noch ein himmelweiter Untersteht, der individuell zu betrachten und einzeln zu durchleuchten ist. Von Pauschalitäten würde ich hier wie bei anderen Themen immer abraten!
Was Stirner angeht, man mag ihn für einen schrulligen Typen halten, aber er hat viele andere Philosophen beeinflusst. Viele, so erzählt man sich habe ihn sogar beneidet. Nietzsche, Heidegger usw. Natürlich ist der ganze Textauszug in Sprache und Dramatik überzogen bis Dorthinaus, aber man sollte ihne nicht verurteilen, ohne mehr über die Hintergründe zu wissen. freuen
11.09.06, 19:12:32
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Wursthans
(stillgelegt)

Zitat von FrauFachmann:
ein Mut, an welchem es am meisten Jünglingen zu gebrechen pflegt, die lieber die Wahrheit gestehen und das Schafott dafür besteigen, als durch die Frechheit einer Lüge die Macht der Feinde zu Schanden machen mögen. Jenen ist die Wahrheit »heilig«, und das Heilige fordert allezeit blinde Verehrung, Unterwerfung und Aufopferung.

Dies interpretiere ich so, daß hier nicht Weichlinge gemeint sind, sondern wie zum Schluß des Zitats deutlich zu werden scheint, Personen denen etwas heilig ist.

Zitat:
Siehe, ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen; so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch an Synedrien überliefern und in ihren Synagogen euch geißeln; und auch vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Nationen zum Zeugnis. Wenn sie euch aber überliefern, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Geist eures Vaters, der in euch redet.

Matthäus 10,16-20 scheint mir in eine andere Richtung zu zielen. zwinkern

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
11.09.06, 20:15:22
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