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Autor Nachricht
apeiron
(Standard)

geändert von: apeiron - 08.07.12, 02:23:59

Und der Titel sollte natürlich heißen "Hände Schütteln bei Begrüßung" ("Hand geben bei Begrüßung" hätte es im Endeffekt heißen sollen...)


Wenn ich in "Halb-Krisen" stecke, also es mir nicht so gut geht, aber dennoch mich in der Lage fühle, mit anderen Personen zu agieren, dann überfällt mich öfter die Angst, mich nicht abgrenzen zu können, von den Begrüßungen.

"Hallo" sagen (oder ähnlich)
flüchtige Bekanntschaften, Begegnung bekannter Personen im Vorbeigehen (Signalisieren: ich habe Dich gesehen).

Hände schütteln
bisher gängigste Form der Begrüßung. Einige klärten mich sogar auf, dass es eine Form von "Respekt" ist.
Dann informierte ich mich, woher diese Sitte kommt. Ursprünglich wurde nur die Hand halb gehoben, um zu signalisieren, dass man Freund ist. Ich mutmaße, dass die Hand gegeben wird, um auch "Vertrauen" entgegenzubringen. Also zu beweisen, dass man sich vertraut, wegen irgendwelche giftigen Sachen, die in der Hand man haben kann... (?) Was veraltet wäre... // eine andere Mutmaßung ist, dass bei einem Händedruck signalisiert wird "ich rede mit Dir und allen anderen denen ich einen Händedruck gebe"... Es geht auch weiter:
Nun jedoch teilte mir eine Person mit, dass sie es als sehr unhöflich erachtet, einen laschen Händedruck zu bekommen. Der Händedruck ist Ausdruck für .... ich weiß es nicht!? Sie versuchte es zu erklären, aber nach der 3. Nachfrage ließ ich es bleiben. Also sie sagte "Ausdruck für Höflichkeit und Respekt", aber wie kann ein Händedruck und Hand geben dies darstellen? Dann müsste doch auch in jedem Brief geschrieben werden "fester Händedruck"... ich verstehe es nicht.


Umarmung
gute Freunde. Wobei auch nicht so gute Freunde irgendwie meinen, umarmen zu müssen. Das heißt: Personen, die sich sehen.... sich kurz unterhalten und doch nicht miteinander was zu tun haben. Dieses Phänomen habe ich öfter beobachtet und hoffe, dass sie sich tatsächlich besser kennen. Weil es aber noch eins weiter geht, bekomme ich Angst.


Umarmung mit Küsschen
Vor einiger Zeit noch bei einem Date (Begrüßung und Verabschiedung). In den letzten beiden Jahren meiner Schulzeit aber auch bei den Mitschülern gesehen. So viele zusammen können keine Partnerschaft haben. Also prinzipiell schon, Werte-mäßig jedoch nicht.


Steigt die Intensität des Körperkontaktes tatsächlich?
Niemand kann eine verlässliche Prognose geben, weil in anderen Ländern überhaupt das Hand geben eine Art "Sünde" darstellt. Aber ist das hier tatsächlich eine Steigerung? Oder wurde bereits vor 20-40 Jahren diese Arten der Begrüßungen gewählt?

Ich bin dagegen, irgendwelche flüchtige Bekannte zu umarmen, nur weil es zu einer Sitte geworden ist. Wobei ich hier schon arge Probleme habe, die Hand zu geben.


Die zentrale Frage also:
werden die Begrüßungen immer "körpernäher"?
Und was hat generell der Händedruck mit Höflichkeit zu tun? Und wenn ein Händedruck etwas mit Höflichkeit zu tun hat, weswegen muss dann auch noch gesprochen (wenn möglich angelächelt) werden?
Vor allem dann, wenn es nicht mehr ehrlich gemeint ist?
Höflichkeit ist für mich eine Sache der Authentizität. Wenn ich aber diese Dinge beachte, um mich einzugliedern, obwohl es nur ein kollegiales Verhältnis ist, verwirrt mich die ganze Sache.

Und natürlich ist mir bewusst, dass es nicht überall gleich ist. Nicht in jedem Beruf... aber in kleineren Betrieben schon (eher). Vielleicht sind die da aber auch gute Freunde und Kollegen. Aber in größeren und großen Betrieben ist es auch schwer, alle zu grüßen. Und damit sich niemand zurückversetzt fühlt, wird halt weniger auf die Begrüßung geachtet.

ich sende ein freundlich-lächelndes "bis hierher - bis dann"
Und würde mich freuen, wenn jemand etwas zu antworten weiß, zu diesem Thema..
08.07.12, 02:21:03
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frontdoor
(Standard)

Begrüßungen werden nach meiner Beobachtung tatsächlich immer körpernäher.Umarmungen und Küsschen zur Begrüßung gab es unter heterosexuellen Männern z.B. früher (vor 20,30 Jahren) gar nicht.Auch merke ich daß mir Frauen die ich eigentlich gar nicht so gut kenne heute wesentlich öfter zur Begrüßung um den Hals fallen als früher.
08.07.12, 03:14:49
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Leah
(Autistenbereich)

Wenn ich einen Menschen mag, gebe ich ihm auch gerne die Hand zur Begrüßung. Manchmal gelingt es mir sogar, an den Blickkontakt dabei zu denken.

Bei Leuten, denen man aus Höflichkeit die Hand geben muss ist das schon schwieriger. Kein angenehmes Gefühl, kein Blickkontakt - hoffen, dass es schnell vorbei ist.

Das in Mode gekommene "um-den-Hals-fallen" zur Begrüßung ist mir ein Graus. Egal bei wem. Ich habe das schon vor Jahrzehnten in Frankreich zur Kenntnis genommen, dass dort eine körpernähere Form der Begrüßung (Küsschen nach links und rechts geschleudert) vorherrscht und war deswegen froh, nicht dort leben zu müssen.

08.07.12, 07:50:49
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wolfskind
(stillgelegt)

warum verbiegst du dich um dich einzugliedern?
dann bist du ein verbogenes glied in einer reihe.
ich sehe daran nichts anstrebbares.

"Freilich ist die Welt voller Fährnisse und düsterer Orte; doch noch immer ist viel Schönes lebendig, und wenn auch die Liebe in allen Landen nun mit Leid vermengt ist, wird sie deshalb vielleicht um so größer."
"Derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen."

(Herr der Ringe)
08.07.12, 19:15:13
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von frontdoor:
Umarmungen und Küsschen zur Begrüßung gab es unter heterosexuellen Männern z.B. früher (vor 20,30 Jahren) gar nicht.


Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.07.12, 21:53:41
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Unter Pädagogen erlebte ich die Übernahme der körpernahen Begrüßungen und Verabschiedungen aus Frankreich und Benelux sehr auffällig.
In den USA begrüßen Frauen gefühls- und körperbetonter, während Männer untereinander einen kräftigen Händedruck bevorzugen. Bei Südländern sind anhaltender Händedruck und Schulterklopfen unter Männern körperbetonter, während Frauen distanzierter und vorsichtiger begrüßt werden.

Ich erlebe überspielte Verlegenheiten bei Meßfeiern, wenn den Banknachbarn spontan der Friedensgruß durch Händedruck gereicht werden soll/kann/wird. Manche Priester verzichten bewusst auf die Aufforderung dazu.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
08.07.12, 22:24:06
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

Als ich Schüler war, wurde viel zu Begrüßung geküßt. Es wurde aber auch respektiert, wenn ich das nicht wollte.

Ich habe den Eindruck, daß nach usanischem Vorbild längst nicht mehr so viel Hände geschüttelt werden müssen, wie das noch in den 70ern oder 80ern des vergangenen Jahrhunderts der Fall war. Im Grunde genommen auch nur noch, wenn man sich das erste Mal begegnet und einander vorgestellt wird. Danach reicht ein freundlicher Blick oder Kopfnicken in der Regel aus. Ich halte das für eine sinnvolle Entwicklung, weil es auch den neuzeitlichen Erkenntnissen der Hygiene entspricht, sich nicht ständig zu begrabbeln, nur um sich gegenseitig friedlicher Absichten zu überzeugen.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
08.07.12, 23:57:56
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frontdoor
(Standard)

@55555: Na gut-vielleicht hätte ich noch "im Westen" hinzufügen sollen. zwinkern
09.07.12, 02:16:13
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70609
(Entität)

Interessant ist aus meiner Sicht die "Erwartungshaltung". "Höflich" kommt ja von "Hofe" in Bezug auf Königshof. Wir sind aber nicht zu Hofe, man erwartet aber ein entsprechendes Verhalten von uns.

Die Verweigerung bestimmter Umgangsformen wird immer gleich mit einer entsprechenden Deutung versehen: "Der kann mich nicht leiden"/ "Ich bin seiner nicht würdig" - wenn man mal die Hände nicht "schüttelt". Das ich mir die Hände nicht waschen konnte und deshalb keine Hände gegeben habe, wurde dabei völlig außer Acht gelassen.

Offensichtliches Verweigerungsverhalten (Arme verschränkt und Hände unter die Arme geklemmt) führt trotzdem dazu, dass einem die Leute auffordern die Hand hinhalten. Scheinbar mehr Blinde unterwegs, als offiziell bekannt.

Oft zu erleben: wenn man die Hände nicht gibt, wird man an Schulter oder Armen betatscht - quasi als Händeschüttel-Ersatz.

Wenn man auf der Straße Leuten begegnet und keine Reaktion zeigt - weil es gerade nicht nötig ist oder zeitlich gar nicht passt oder weil man kein Gespräch führen kann/will, wird das auch wieder mit "Was ist mit dem heute los???"/ "Hat wieder einen schlechten Tag" etc. kommentiert. Oder später dann: "Was war gestern mit dir los, wieso hast du nicht gegrüßt.". Den Augenkontakt lässt man dabei gerne unbeachtet.

Wenn mir eine Person entgegenkommt und sich in meinem direkten Blickfeld befindet, sich die Augen in ihre Richtung drehen - ist doch logisch, dass ich sie gesehen habe. Wieso leitet man daraus gleich die Notwendigkeit körperlicher und sprachlicher Kommunikation/ Interaktion ab? Ich reagiere noch freundlich, wenn ich die Person nicht auf der Straße treffe, statt zu reagieren: "Ich war gestern unterwegs und du warst nicht zu sehen. Was war mit dir los?".

Sehr rätselhaft.
18.09.12, 12:24:53
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