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Autor Nachricht
Franziska
(Standard)

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich möchte Euch gerne "AuJA - Autismus akzeptieren und handeln" vorstellen. Ich arbeite für den Artists meet Autism e.V., der von Eltern eines autistischen Kindes gegründet wurde um ihr Spielraumprogramm nach Son-Rise zu fördern und andere Eltern dabei zu unterstützen. Sie haben das Konzept "AuJA: Autismus akzeptieren und Handeln" entwickelt und bieten Unterstützung für Eltern und Freiwillige.
AuJA fördert die sozialen Kompetenzen von autistischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und eine positive, optimistische Grundhaltung bei deren Eltern. Wenn Ihr Lust habt, nehmt gerne mit uns Kontakt auf, dann schicken wir Euch gerne unseren Leitfaden und Newsletter. Auf www.auja.org könnt Ihr unser Konzept anschauen.

Herzliche Grüße
Franziska
29.08.12, 21:00:37
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schuschu
(Angehörigenbereich)

hallo, auf eurer seite genauer in der pdf der konzepte fand ich folgenden satz zwei mal und er wird sehr betont.


Autismus sehen wir nicht als eine Krankheit oder Störung, sondern als eine andere Art die Welt
wahrzunehmen

erst wollte ich nichts dazu schreiben aber irgendwie geht mir das nicht aus dem kopf: warum dann eine therapie, wenn es doch so ist, wie oben zitiert?
29.08.12, 21:21:20
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Franziska
(Standard)

Vielen Dank für die Frage, Schuschu, ich möchte versuchen unsere Herangehensweise zu erklären.
Unser Spielraumprogramm ist keine typische Therapie im Sinne von: "Wir stellen bei ihrem Kind unerwünschtes Verhalten ab, damit es unauffällig wird", sondern eine Unterstützung für die Kinder, wie sie lernen können sozial mit Menschen zu interagieren und vor allem Spaß daran zu haben. Wir arbeiten nicht GEGEN den Autismus, sondern FÜR soziale Interaktion. - Das heißt bevor wir den Kindern irgendetwas beibringen, joinen wir sie in ihrem Verhalten und warten bis sie Kontakt zu uns aufnehmen. Im Prinzip vermitteln wir ihnen, dass soziale Interaktion Spaß macht, indem wir Spaß in der Interaktion mit ihnen haben. Das heißt sehr "gebraucherfreundlich" zu sein und mit der Motivation des Kindes zu gehen. - Ich spreche hier von Kindern, da wir meistens mit Kindern arbeiten, obwohl auch schon Jugendliche und Erwachsene bei uns waren.
Ganz wichtig ist uns auch die innere Haltung. Wir möchten eine akzeptierende Haltung vermitteln: "Mein Kind ist OK, so wie es ist, es darf so bleiben, wie es ist." und seine "autistischen Verhaltensweisen" sind auch völlig OK und dürfen sein, wie sie sind. Aus dieser akzeptierenden Haltung resultiert oft schon eine Verbesserung der Verbindung zum Kind.

Ich freue mich über weitere Meinungen!
29.08.12, 21:42:11
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Franziska:
Unser Spielraumprogramm ist keine typische Therapie im Sinne von: "Wir stellen bei ihrem Kind unerwünschtes Verhalten ab, damit es unauffällig wird", sondern eine Unterstützung für die Kinder, wie sie lernen können sozial mit Menschen zu interagieren und vor allem Spaß daran zu haben.

Wo soll dazwischen der geundlegende Unterschied sein, abgesehen von der rhetorischen Färbung?

"Moderne" ABA-Vertreter betonen ständig was das den Kinder für Spaß macht. Wo ist hier der Unterschied? Offenbar ist auch hier das Grundpproblem, daß von auen festgelegt wird, was Kinder lernen sollen. Natürlich, das tun alle Eltern mehr oder weniger, aber das kann halt ziemlich schiefgehen, wenn die Eltern völlig anders ticken als die Kinder.

Das Grundproblem autistischer Kinder sind Barrieren im Lebensumfeld, wenn die behoben würden, dann hätten wir mehr Energie um selbst zu lernen, was wir als relevant erkennen.
Zitat:
Wir arbeiten nicht GEGEN den Autismus, sondern FÜR soziale Interaktion.

Schonmal was von Inklusion gehört?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
29.08.12, 23:38:30
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 30.08.12, 08:56:29

Indem kritische Punkte umformuliert werden, werden sie nicht besser. Es ist überaus widersprüchlich, Autismus/autistisches Verhalten angeblich zu akzeptieren und gleichzeitig es doch als so sehr unerwünscht zu betrachten, dass Autisten ein Verhalten aufgenötigt wird, das ihrer Natur widerstrebt.

Menschen können viel lernen. Sie können sich auch sehr ihrer begrenzten Umwelt anpassen, um in ihr in irgendeiner Form weiter existieren zu können - doch sollten Außenstehende nicht wie fast schon regelhaft dem Trugschluss unterliegen, dass das ein Ziel sein könnte oder gar sollte.

Menschenrechte sind wahrscheinlich auch kein Begriff.
Menschen über Stunden (mit anderen Menschen) in Zimmer mehr oder weniger einzusperren (um so Interaktion zu erzwingen), ist Freiheitsberaubung und Nötigung. Und so etwas muss ein Kind durch seine Eltern ertragen?

Ist es bewusst, in was für einem Forum diese Art von Werbung platziert wurde? Für mich ist sie ein Affront.

Au Ja? - No Way!

Edit:
Haben sich die anderen Leser das kurze Video angesehen? http://www.youtube.com/watch?v=2U-qqgsyur8 Die Gründer des Vereins wollen es nicht akzeptieren, dass ein Autist autistisch ist, stattdessen wird "Heilung" angestrebt. "Akzeptieren" im Rahmen einer täglichen mehrstündigen "Therapie"... in einem "Spielraum", der nach Son Rise so weit von anderen Reizen entfernt wird, bis sich das Kind irgendwann auch mit den anderen Menschen darin beschäftigen muss. Umgedeutet als "das Kind nimmt Kontakt auf", wonach durch die Erwachsenen die "Normangleichprozesse" initiiert werden. Mit so komischen Resultaten wie Blickkontakt etc.
29.08.12, 23:40:14
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drvaust
(stillgelegt)

Wie wird denn soziale Interaktion beigebracht? Warum wird denn soziale Interaktion beigebracht?

Ich hatte mich jahrelang bemüht, soziale Interaktion zu erlernen und zu trainieren (ich habe einige Bücher dazu). Ich versuchte immer wieder, soziale Interaktion zu praktizieren. Aber ich konnte es nie gut, das führte zu verkrampften Aktionen und Mißerfolgen.
Dann hatte ich das satt und bemühte mich nicht mehr. Das war zuerst ein starker sozialer Rückzug. Aber irgendwie funktionierten soziale Interaktion dann bei Bedarf besser, es lief dann ganz (für mich) natürlich. Ich bin eben anders, also sind meine sozialen Interaktionen natürlich anders. Wer mich von früher kennt, wundert sich, wie gut ich das jetzt kann. Ich versuche nicht mehr nach den normalen Regeln zu interagieren, sondern interagiere natürlich, in meiner Art.
Ich bin der Meinung, soziale Interaktion sollte den Kindern nicht eintrainiert werden. Sondern sie sollten bei ihrer eigenen sozialen Interaktion gestärkt werden, auch wenn diese nicht normal und vorschriftsmäßig ist.

Eine positive Grundhaltung ist sehr wichtig, sie ist die Grundlage für eine positive natürliche Entwicklung.

Auf der Website steht z.B. unter Elterntraining "1 Woche stationärer Intenisivaufenthalt" (der gesamten Familie). Für mich, als Kind, wäre das eine Katastrophe gewesen. Das hätte mich wochenlang belastet, Verlust der gewohnten Umgebung und Ordnung. Damals begann für mich jeder Urlaub mit mehreren Tagen Krankheit, und danach nochmal Krankheit.
Warum kann sich ein Kind nicht natürlich, in seiner Art, entwickeln? Wozu unbedingt soziale Interaktionen (über das notwendige Maß)?
30.08.12, 05:32:43
Link
haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 30.08.12, 09:10:26

Könnte vielleicht auch ins Traumaforum verschoben werden.

Edit:
Anderer Thread, ähnliche Verklärung: http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=5191&goto=77728
30.08.12, 08:57:03
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

@drvaust: Bist du da jetzt vielleicht teils auf die Reklamesprüche reingefallen und hast die Annahme übernommen, daß nichtautistische Kommunikationskultur gleichzusetzen ist mit sozialem Verhalten an sich? Autistische Kommunikationskultur ist genauso soziales Verhalten, wie wir eigentlich wissen, nur sind wir eben eine aufs Ganze bezogen relativ kleine Minderheit, unter den Minderheiten hierzulande aber durchaus keine gar so kleine.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
30.08.12, 09:00:54
Link
akurei
(Autistenbereich)

Schade.
Eigentlich las sich der Eingangspost mal zur Abwechslung ganz gut. Danke haggard für das Video. Wenn das die Therapie ist, sehe ich da keinen gravierenden Unterschied zu den üblichen Transmorphkonzepten.

Was hättet ihr davon gehalten, spräche euer Vater mit uneträglicher, bizarrer Stimme über eine Handpuppe mit euch? Auch auf Decken geschaukelt zu werden halte ich nicht für schön, bzw. der Fakt, das sich jemand vor mich setzt, ich kann nicht weg und bin auch noch in einem Raum "dem Ja-Raum...." eingeschlossen.

Diese seltsame Programme finde ich mittlerweile schon fast symptomatisch für "Lösungsansätze" aus den USA.
30.08.12, 09:13:52
Link
frontdoor
(Standard)

Ich bin auch eher irritiert über diese AUJA-Geschichte.Einerseits wird von wertfreiem,akzeptierenden Umgang erzählt und daß das keine eigentliche Therapie sei und andererseits wird dann doch von NA festgelegt wie Autisten zu sein haben.Und das soll dann mit einer Therapieform aus den USA mit Copyright-Zeichen (und mit hohen Kosten) herbeigeführt werden.
30.08.12, 12:14:54
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 30.08.12, 21:05:38

Es handelt sich offenbar um einen Teil einer allgemeinen PR-Kampagne: Link

Edit: Link repariert

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
30.08.12, 19:29:14
Link
Hundertwasser
(komplex)

Ich finde die Methoden sehr suspekt.

Es wird eine künstliche, nicht der realen Welt entsprechenden, Atmosphäre hergestellt.

Welches Kind würde sich darüber freuen, über mehrere Stunden am Tag Teilnehmer eines skurrilen Programms zu sein und dabei durch die eigenen Eltern observiert zu werden?

Ich würde am Verstand meiner Eltern zweifeln, wenn sie jeden Tag meine Akteure wären.
Das ist nicht authentisch.
Für jedes Kind ist es wichtig, authentische Eltern zu haben.
Ein Kind sollte sein Leben nicht als Teilnehmer eines gekünstelten Schauspiels verbringen.



30.08.12, 22:09:23
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