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Autor Nachricht
MadActress
(hat keinen Plan)

Ja. Schon angenehmer hier als dort. Noch.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
08.09.14, 06:40:20
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Mein Scheitern offenbart sich meist schon in der ersten Minute. Wenn ich bei meinem monatlichen Friseurbesuch aufkreuze, sage ich, kaum dass ich durch die Tür bin: "Hi, ich habe um elf Uhr einen Termin bei Dae." Das steckt einfach noch in mir drin, da kann ich gar nichts dagegen machen.

Jahrelang habe ich genau so meinen Münchner Coiffeur begrüßt, doch bei einem Haircutter in San Francisco - und eigentlich überall in den USA - ist das ein No-go: Einfach so hereinzuplatzen und kurz und knapp in den Raum zu schmettern, was man will, ist das Maximum an Unhöflichkeit.

Maggy vom Empfang sieht mich mit einer Mischung aus Überraschung und Unverständnis an, zieht ihre linke Augenbraue hoch und lächelt trotzdem. Dann holt sie tief Luft und sagt betont freundlich: "Hey, wie geht es dir denn? Unglaublich tolles Wetter heute, findest du nicht. Du bist ja ganz außer Atem, jetzt setz dich doch erst einmal. Sehr schicke Bluse übrigens. Also, was kann ich für dich tun?"

[...]

Selbst am Tresen der Lieblingskneipe stößt man Menschen mit der deutschen Einsilbigkeit oft unbewusst vor den Kopf. Ein Mann hatte mich gefragt, ob der Barhocker neben mir frei sei. Ich sagte "Ja", drehte mich wieder zu meinem Bier und hielt das Ganze für erledigt.

Er nicht, er war empört: "Hey, was habe ich dir denn getan?" "Wie bitte? Wieso? Nichts!" "Warum bist du dann so schlecht gelaunt?" "Bin ich doch gar nicht. Wie kommst du denn da drauf?"

"Als ich nach dem Stuhl fragte, hast du nur 'Ja' gesagt."

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.11.14, 17:30:02
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MadActress
(hat keinen Plan)

Uff. Überall Leute, die smalltalken wollen.

Gibt's eigentlich noch einsilbigere Länder als Deutschland?

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
05.11.14, 08:32:31
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Skandinavien vielleicht teils?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
05.11.14, 21:05:47
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MadActress
(hat keinen Plan)

Ja, Finnland, da war ich mal. Wirkte so.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
06.11.14, 10:43:40
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Lenz2011
(Alien)

Also ich sehe das überhaupt nicht so, daß die Deutschen mehr auf Fakten fokussiert sind und weniger auf Personen.
Gerade im beruflichen Kontext ist das Zwischenmenschliche aus meiner Sicht in Deutschland ziemlich schwierig. Ich habe das Glück, ein einer Firma zu arbeiten, wo der Umgang zwischen Kollegen relativ locker und einfach ist, man kann da nicht so schnell was falsch machen. Das scheint mir jedoch in vielen Firmen schon eine echte Herausforderung für Menschen mit autistischen Wesenszügen zu sein.

Im geschäftlichen Umgang mit (Firmen-) Kunden wird nach meiner Beobachtung sehr genau taxiert, mit wem man es zu tun hat. Es läuft vielleicht verbal nicht so blumig ab wie in anderen Ländern, dennoch wird aber extrem auf Äußeres, Körpersprache, Auftreten usw. geachtet. Wer sich nicht gut "verkaufen" kann, ist verloren und wird kaum erfolgreich Verträge abschließen können, zumindest nicht in Branchen, in denen die Konkurrenz hoch ist. Der Kunde erwartet teilweise eine regelrechte "Show" von seinem Lieferanten. Fakten fließen natürlich auch ein, aber nicht mehr als die Beziehung. Und je höher das Auftragsvolumen, umso wichtiger wird die Beziehung zwischen Kunde und Lieferant - und das auf allen Ebenen von der Sekretärin bis zum Management gleichzeitig.

Aber auch im Alltag wird ja immer behauptet, daß die Deutschen so besonders pünktlich, zuverlässig und gut organisiert sind.
Wenn man aber mal genau hinsieht, stellt man fest, daß da nicht (mehr?) allzu viel dran ist. Das Chaos in deutschen Bahnverkehr ist kaum noch zu überbieten, nach französischen TGVs kann man dagegen fast die Uhr stellen. Die Bahnhöfe hierzulande sind dreckig und heruntergekommen.
Auf den deutschen Autobahnen herrscht ebenso völliges Chaos und anscheinend die totale Abwesenheit von Regeln und gegenseitiger Rücksichtnahme. Auch hier zeigt sich ein völlig anderes Bild beispielsweise in Frankreich. Nahezu alle halten sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung, auf einscherende Fahrzeuge wird Rücksicht genommen und Überholen kann man auch im dichten Verkehr während man in Deutschland erst auf eine längere Lücke warten muß. Ich habe auch schon erlebt, daß im Winter die (wenig befahrene) französische Autobahn gestreut, eisfrei und gefahrlos zu benutzen war, während in Deutschland 50 km daneben zur gleichen Zeit die Autobahnen stundenlang wegen Eis- und Schneeglätte nahezu unpassierbar waren.

In Internetforen ist es ganz extrem. Nirgends wird soviel gestritten und soviel persönlicher Kleinkrieg ausgetragen wie in deutschen Internetforen. Um die Sache geht es in den wenigsten Fällen Das ist in ausländischen Foren längst nicht so schlimm.

In vielen Ländern herrscht zudem eine Offenheit und Herzlichkeit, die hierzulande sehr selten ist. Ich bin im Urlaub von einem Portugiesen nach Hause eingeladen worden, den ich über eine Internetforum kennen gelernt habe. Ich habe mich mit ihm stundenlang auf Englisch über verschiedenste Themen unterhalten und das fiel mir viel leichter, als mit den meisten Deutschen auch nur 10 Minuten zu reden obwohl ich englisch sprechen überhaupt nicht gewohnt bin.

Aber auch in Frankreich hatte ich erst kürzlich den Eindruck in einem Café, man könnte mit den Einheimischen sofort in zwanglosen Kontakt kommen, wenn man wollte.

Andererseits habe ich den Eindruck, daß sie viele Deutsche sehr nach einem entspannteren und zwangloseren Umgang in Beruf und Alltag sehnen, sich aber irgendwie nicht trauen.

"Den 20. ging Lenz durch's Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Thäler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen. .... Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte."
07.11.14, 10:43:39
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wenn wir als Deutsche im Ausland sind kann man das glaube ich nicht vergleichen mit dem Umgang von Einheimischen untereinander. Scheinbare Herzlichkeit entpuppt sich oftmals als Taxieren, ob man einen Nutzen aus einer Bekanntschaft ziehen könnte. Bahnverspätungen sind zwar ein allgemein anerkannter Aufreger, ich habe aber selbst schon lange keine mehr erlebt. Und kaputtgehen kann immer mal was in so einem Betrieb.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.11.14, 13:30:32
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drvaust
(stillgelegt)

Ich bin der Meinung, daß der Umgang der Ausländer mit deutschen Besuchern eine Sondersituation ist. Da ist man gastfreundlich und hilfsbereit, aber nur gegenüber fremden Besuchern, auf Dauer wird Anpassung erwartet. Außerdem sind andere Kulturen meistens auch aufgeschlossener und kontaktfreudiger. Das habe ich auch schon negativ erlebt, da mußte ich mich teilweise verstecken, um mal Ruhe zu bekommen, nicht gerade autistenfreundlich.
Z.B.: Ich hatte das schon oft über Japan gelesen und gehört, und vor kurzem wieder mit jemandem, der dort war, darüber gesprochen. In Japan sind die Japaner gegenüber Fremden sehr freundlich und hilfsbereit. Aber die Japaner sehen die meisten Fremden als unkultiviert und unhöflich, sie sind aber zu höflich, um das zu zeigen (den fremden Idioten muß man helfen). In Gaststätten bekommen Fremde höflich besondere (gute) Plätze, um die Japaner nicht zu belästigen. Engere Beziehungen zu Japanern sind schwer aufzubauen, da ist eine große Kluft. Ich hatte aber selber schon eine Japanerin erlebt, in Deutschland, die wirklich aufgeschlossen war.

Ich halte die deutsche Kultur grundsätzlich für relativ autistenfreundlich. Klare Verhältnisse, Fakten, relativ wenig Höflichkeitsfloskeln usw.. Problematischer ist das Verständnis für Autisten, wenig Wissen und wenig Bereitschaft sich anzupassen. Die typische Exaktheit und Orientierung an Fakten hat auch eine negative Seite, stures Beharren auf Rechten und Pedanterie. Wer Vorfahrt hat, der fährt und läßt niemand vor.

Lenz2011, was Du zu beruflichen Verhältnissen in Deutschland schreibst, stimmt zwar meistens, aber das ist nicht speziell für Deutschland typisch, sondern im Ausland oft schlimmer. Wenn da ein Kollege nicht paßt, wird dem geholfen, sich anzupassen, ansonsten raus. Allgemein im Ausland läuft mehr über Verhandlungen, Beziehungen und gute Kontakte. Bei den beruflichen Verhältnissen, zumindest in der BRD, läuft seit einigen Jahren vieles immer unmenschlicher, die Angestellten sind unpersönliche Arbeitskräfte, die passen müssen oder ausgetauscht werden.
Lenz2011, was Du zu Offenheit und Herzlichkeit im Ausland schreibst, ist nicht gerade autistenfreundlich. Z.B. wenn mich jemand einfach nach Hause einladen würde, würde mich das evtl. schon überfordern, das ist eine schwierige soziale Situation.

Ich habe den Eindruck, aus Berichten, daß die dänische Kultur autistenfreundlicher ist.
09.11.14, 03:32:13
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Langsam wird es ein wenig unheimlich. Die Welt mag Deutschland, immer mehr. Respekt, Spott, Angst, das kannten wir ja schon.

Aber ausgerechnet die Deutschen, in der Welt vor allem dafür berühmt, zuverlässige Autos zu bauen und Liegestühle am Swimmingpool mit ihren Handtüchern zu reservieren, diese Deutschen sollen jetzt beliebt sein?

Das ist doch ungefähr so, als würde der Junge mit dem Aktenkoffer und der zu großen Brille, der Klassenbester in Mathe ist und immer eine Tupperwurstdose dabei hat, plötzlich zum Klassensprecher gewählt.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
31.12.14, 19:56:53
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
"Die deutschen Kunden haben die höchsten Ansprüche der Welt", sagt Accenture-Berater Sven Drinkuth. In ihrer Studie "Global Consumer Pulse Research" hat die Unternehmensberatung Accenture rund 24.000 Kunden in 33 Ländern befragt, davon allein 1.200 in Deutschland.

Vor allem drei Dinge sind den deutschen Kunden wichtig:

Kaufen und Bezahlen soll einfach und schnell sein. Komplizierte Prozeduren können die Deutschen ebenso wenig ausstehen wie lange Warteschleifen. "Effizienz ist einfach eine deutsche Tugend", erklärt Berater Drinkuth die Ergebnisse.

Vertrauenswürdigkeit wird den Deutschen immer wichtiger. Gebrochene Leistungsversprechen und fehlender Datenschutz stören das Vertrauen genauso wie unqualifizierte Mitarbeiter.

Hohe Qualität bleibt ein wichtiger Faktor für die Deutschen, vom Preis als allentscheidendem Kaufargument hat sich die Mehrheit der Bevölkerung verabschiedet.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.02.15, 19:50:21
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Der deutsche Gast hat in der Tat ein ausgesprochenes Strukturbedürfnis. Er geht nicht einfach in Urlaub und vergisst dann alles um sich herum, sondern wüsste gerne bereits bei der Ankunft im Hotel, um welche Uhrzeit er zwei Wochen später wieder abgeholt wird. Er kann aber auch sehr sentimental sein. Wenn sich der Kellner nach einem Jahr an seine Laktoseintoleranz erinnert, freut ihn das mehr als ein blitzblank geputztes Zimmer.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.11.15, 00:58:02
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