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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Da Zusammengehörigkeitsgefühl mitunter gemeinhin etwas meinen könnte, das auf NA und ihr angenommenes Rudelempfinden bezogen ist, wäre die Frage, wie Autisten untereinander Zusammengehörigkeitsgefühl empfinden oder ob es das gar nicht gibt.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.11.12, 19:34:19
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Cathryn
(Autistenbereich)

Ich fuehle mich mit Menschen nicht zusammengehoerig.

Wenn ich das Licht durch die Blaetter von Baeumen scheinen sehe, fuehle ich mich verbunden oder wenn ich eine Gruppe Voegel am Himmel sehe, oder wenn mir der Wind durchs Haar streicht, fuehle ich mich verbunden. Aber nicht mit Menschen, ich denke ich fuehle mich dem Planeten verbunden, mit dem Leben das mich umgibt. Aber ich denke, das Menschen mit "sich verbunden fuehlen" etwas anders meinen. Was ich in diesen Moment empfinde, geht weit ueber as hinaus, was ich in Worte fassen koennte. Manchmal habe ich den Wunsch mich gaenzlichen mit diesen Energien zu verbinden und darin aufzugehen. Meine Energie dem Planeten zu schenken.
04.11.12, 20:21:14
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Cathryn: Was unterscheidet die Gruppe Vögel von der Gruppe Menschen?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
05.11.12, 01:35:09
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Cathryn
(Autistenbereich)

Das ist schwierig zu beantworte. Ich emfpinde sie als ein tatsaechlices Gegenueber, da ist es etwas. Ich kann ihre Emotionen teilen. ich fuehle wie der wind uber ihre Federn streicht, die Lust am fliegen. Bei Menschen ist das anders. Ich fuehle mich fremd, wie ein Besucher, ein Beobachter. ich gehoere nicht dazu. ich verstehe ihre Emotionen nicht, ich kann viele ihrer Konzepte nicht nachvollziehen. Ich sehe mich selbst nicht als Mensch. Ich habe nur einen menschlichen Koerper.

Voegel und Reptilien fuehlen sich fuer mich verwandt an. Die Menschen sind mir fremd. Sie verhalten sich merkwuerdig, oft habe ich Angst vor ihnen, weil sie mir unberechenbar erscheinen. Sie tun furchtbare Dinge, die ich gar nicht wissen moechte. Von Voegeln kann ich emotionale Bilder empfangen, von den meisten Menschen nicht. Ich habe auch schon Tieren Bilder gesendet und auch Menschen, aber nur bei meiner Frau Becky ist etwas angekommen. Die Kommunikation mit Menschen ist schwierig. Bei Tieren erwarte ich Schwierigkeiten, aber bei Menschen, die doch eigentlich "meine" Art sein sollten ... ich weis nicht. es macht mich sehr traurig, so allein zu sein. Ich hoffe immer noch, das es irgendwann besser wird, wenn ich mehr ueber sie lerne. Aber wahrscheinlich werde ich nie wirklich dazugehoehren und immer nur so tun als ob ich ein richtiger Mensch waere.

Vielleicht ist es auch, weil ich diesen Planeten liebe. Sie ist meine Heimat und sie ist so undendlich kostbar, so reich an Leben, so wundervoll. Und die Menschen machen sie kaputt. Ich kann mich nicht mehr gegen den Gedanken wehren, das ich sie dafuer hasse, das ich wuenschte,sie wuerden bestraft werden, aber nicht um den Preis, dass die Erde leidet. Sie sind wie Pakterien, sie verbreiten sich immer mehr und zerstoehren ihren Wirt. Es tut mir sehr leid, das ich soetwas schreibe und ich hasse mich selbst fuer diese Gedanken, aber ich weis nicht, wie ich meien Meinung verbessern soll. Ja, ich weis, es gibt Ausnahmen und nicht alle Menschen sind so. Ich hasse auch nicht die Menschen als Individuen, sondern eher die Ergebnisse der Gruppe. Bitte hasst mich nicht dafuer.


05.11.12, 08:07:39
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

So außergewöhnlich ist das Bild der Menschheit als globale Krankheit ja heutzutage nicht mehr.

Sagt ein Planet zum anderen: "Ich habe homo sapiens."

Was ich allerdings immer wieder verwunderlich finde ist die Tatsache, daß selbst Leute, die soetwas äußern bei dieser Zerstörung mitwirken.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
05.11.12, 10:16:49
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

Bei auticon funzt es primi mit der Zusammengehörigkeit.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
05.11.12, 18:37:09
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feder
(Autistenbereich)

Worin äussert sich diese Zusammengehörigkeit?
05.11.12, 19:24:34
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drvaust
(stillgelegt)

Es könnte sein, daß es auch unter Autisten ein Zusammengehörigkeitsgefühl gibt. Aber anders als unter NA.
Das erlebe ich in unserer SHG. Auch wenn Neue da sind, gibt es eine Vertrautheit. Von Neuen hörte ich, daß sie sich bei uns schnell dazugehörig fühlten, was ihnen in anderen (NA-) Gruppen manchmal nie passierte. Da sind alle Autisten, alle sind ähnlich, man kann autistisch sein und muß sich nicht verstellen. Das ist angenehm befreiend und schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Vielleicht ist das Zusammengehörigkeitsgefühl von Autisten zwangloser, man muß sich nicht immer wieder der Zusammengehörigkeit versichern. Evtl. wie bei Fans, die sich vergnügt zu einem Ereignis treffen und vielleicht nie wieder begegnen (da habe ich eine ähnliche Zusammengehörigkeit empfunden).

05.11.12, 19:52:10
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Justyna
(Standard)

Ich bin mir sicher, dass es sowas wie eine Zusammengehörigkeitsgefühl gibt bei Autisten.

Ich habe mal mit einem autistischen Mädchen gearbeitet, Sie war in einer Klasse,die ich unterrichtet habe. Da habe ich angefangen zu ahnen, dass ich ein Aspi bin. Sie hat garnicht gesprochen, hat nur durch Schreiben kommuniziert. Ich habe mich in Ihrer Nähe sehr wohl gefühlt, ich mochte sein einfach und sie hat mich oft angelächelt. Da hatte ich das Gefühl, dass wir uns verstehen. das hat gereicht, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln.

Außerdem hat Sie eine schöne Geschichte geschreiben (war ne Aufgabe im UNterricht), in der es um eine virtuelle Freundin ging - daraus konnte man sehr genau lesen, dass Sie sich sowas wie eine Bezugsperson wünscht. Das zeigt ganz deutlich, dass es das Zusammengehörigkeitsgefühl geben muss, auch bei Autisten.

19.12.12, 15:53:13
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Waldstein
(Standard)

Definitiv nein.

Eine zeitlang dachte ich, dass sich sowas entwickeln könnte, und das war als ich zum ersten Mal mit anderen Aspergern in Kontakt kam und zum ersten Mal Leute traf, die mir erzählten, dass sie exakt die gleichen Geräusche nicht ertragen könnten.

Das hat sich dann auch ziemlich schnell wieder aufgelöst. Ich könnte mir auch nie und nimmer vorstellen, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen. Austausch im Internet: ja. Treffen im real life: nein. Für mich schwer vorstellbar, dass es Autisten gibt, die sich sogar zu Grillfesten treffen und dafür richtig weit anreisen usw.

Das Fehlen des Zusammengehörigkeitsgefühls ist sogar der Hauptgrund, dass ich eine Überprüfung der Diagnose beabsichtige: denn ich weiß nicht, ob das Fehlen des Zusammengehörigkeitsgefühls ein Zeichen für NICHT-Autismus ist (für mich sind Autisten genauso alienhaft fremd wie NTs). Oder aber vielleicht ist es ja GERADE auch ein Zeichen für Autismus, wenn man so eigenbrötlerisch ist, dass man nicht mal mit Autisten näher was zu tun haben will...kopfkratz - ich weiß es nicht.

Ich kann mal einen Kanner-Autisten, mit dem ich mich gut verstanden habe. Da hat sicher eine Rolle gespielt, dass wir einen bestimmten Draht zu einander hatten. Es kommt aber auch vor dass ich zu NTs einen guten Draht habe. Selten, aber möglich. Also in diesem speziellen Fall würde ich eher von persönlicher Sympathie sprechen und weil ich im Gegenzug zu vielen NTs in seinem Umfeld immer frühzeitig gemerkt habe, wenn sich bei ihm ein Overload ankündigt und dementsprechend handeln konnte usw. Aber ZUSAMMENGEHÖRIGKEITSGEFÜHL - so würde ich das nicht nennen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mal so genau, was das ist. Ich habe das nicht mal mit Familie.
28.01.13, 21:20:41
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich hatte mal versucht die Autisten in Gruppen einzuteilen, da es teils eben diese deutlichen Unterschiede gibt. Die Vor-Ort-SHG-Autisten sind leider oft präsenter, aber sie repräsentieren nicht alle. Es scheint schon eine gewisse Kluft bezüglich der bevorzugten Kommunikationswege zu geben. Manche schreiben lieber, manche reden lieber. Insofern wärst du vielleicht eher ein nichtmündlicher Autist und an sich in diesem Forum, beziehungsweise der ESH richtig.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
28.01.13, 23:23:44
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Waldstein
(Standard)

geändert von: [55555] - 03.02.13, 21:32:02

[Komplettzitat Vorbeitrag gelöscht, bitte die Formvorgaben wie über dem Absendeknopf genannt beachten, mfg [55555]]

Ich gehöre zu denen, die viel schreiben, aber oft wochenlang fast kein Wort sprechen. Ob ich hier richtig bin, kann ich noch nicht sagen, weil ich noch dabei bin, die Seiten zu erkunden. Die Grundidee der "Enthinderung" gefällt mir aber sehr gut. Was wohl auch damit zu tun hat, dass ich zuletzt bei einem Arzt in Behandlung war, der massiv für die ABA bei Kindern eintritt (was ich anfangs gar nicht wusste) und mit der gleichen Denkart halt auch an mich herantrat. Am Ende wollte er noch, dass ich meinen Beruf aufgebe (habe viele, viele Jahre gebraucht, um beruflich eine Nische zu finden) und in eine "Behindertenmaßnahme" wandere. Als ich auf diesen Seiten Texte über ABA und "Enthinderung" las, hat das natürlich mein Interesse geweckt. Ich kannte bisher nur andere Autistenseiten, die in eine ganz andere Richtung gehen...

Noch mal zum Zusammengehörigkeitsgefühl: ich glaube, das kenne ich nicht. Aber durchaus sowas wie Solidarität. Ich stelle aber fest, dass es Autisten/Asperger gibt, die offenbar ein ganz starkes Zusammengehörigkeitsgefühl haben und die sich ganz stark über ihre Gruppe definieren und die auch ganz oft in der "Wir"-Form sprechen.

Guter Denkanstoß, das mit dem "Zusammengehörigkeitsgefühl". Ging mir gestern und heute noch lange im Kopf herum - auch wenn ich noch nicht zu einem richtigen Ergebnis gekommen bin und wohl auch nicht kommen werde....;-).

29.01.13, 17:49:41
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