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Autor Nachricht
Antika
(Autistenbereich)

Zitat von Käslein:
[….]sie würde kein autistisches Kind in der Gruppe haben wollen[....]


Wer den Erwartungen unserer Gesellschaft nicht entspricht, wird anscheinend grundsätzlich abgelehnt.......man will ihn nicht haben.

Ist schon traurig wenn man bereits im Kindesalter diese Auswirkungen zu spüren bekommt.

"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
14.05.13, 09:17:22
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Bauklotzkönig:
Hindernisse, die Schall abhalten, würden auch den Blick versperren. ...
Schallschluckende Flächen haben schon eine enorme Wirkung. Die Zimmerdecke kann mit Schaumstoff-Tapete tapeziert werden. Auch Schaumstoff an den Wänden, aber da könnten die Kinder am Schaumstoff basteln. Stoff, z.B. Vorhänge, wirkt gut. Grundsätzlich weiche Materialien, z.B. Stoff, Holz, Gummi, Weichplast usw., statt harte Materialien, z.B. Metall, Glas, Stein, Hartplast usw.. Es gibt auch spezielle schallschluckende Panele.

15.05.13, 04:41:17
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Bauklotzkönig
(König des Bauteppichs)

An transparentes Material hatte ich gar nicht gedacht. Ja, das wäre vermutlich machbar, ohne die Erzieherinnen zu sehr von ihren Pflichten abzuhalten. Und eine eher dunkle Ecke, von der die anderen Kinder möglichst fern gehalten werden. Nichts fand ich schlimmer, als wenn alle meine bevorzugten Rückzugsorte besetzt waren. Da bin ich manchmal rastlos durch die Gegend gelaufen.

Auch sehr schlimm: Künstliche Düfte. Wenn ich wo im Auto mitfahre, denk ich mir manchmal: "Oh nein, er/sie hat einen Wunderbaum." Oder wenn irgendjemand meint in Parfüm baden zu müssen. :/
15.05.13, 06:00:23
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eraser
(Autistenbereich)

Zitat von Käslein:

Welche Anforderungen würdet ihr an eine Kindertagesstätte richten, wenn sie euer autistisches Kind aufnehmen sollen?
Was erwartet ihr speziell von Erziehern?


Das kann ich nicht wirklich beantworten, ich kann nur mal erzählen, warum ich den Kindergarten so gehasst habe.
Ich wollte gern in Ruhe in einer Ecke sitzen und mit meinen Bauklötzen spielen, aber die anderen wollten mitspielen und weil ich sie ignoriert habe, mussten sie dann natürlich meinen Turm umschubsen und meine Klötze weg nehmen. Dann nahm ich mir ein Buch und suchte mir eine ruhige Ecke, aber da kam die Erzieherin und sagte mir, ich soll mit den anderen spielen. Also ging ich zu den anderen und stand da. Irgendwann sagte man mir, dass jetzt Vater, Mutter, Kind gespielt wird und das fand ich sehr langweilig, weil ich den Sinn des Spiels nicht verstanden habe. Also setzte ich mich in ein Gebüsch und legte Steine in eine Reihe oder sammelte Blätter, aber das ging auch nicht, denn ich sollte ja dauernd was mit den anderen machen.

Dieses dauernde angesprochen werden, gestört werden, beschäftigt werden, betreut werden, ging mir so was von auf die Ketten, dass sich mir jetzt beim Tippen die Haare an den Armen hochstellen.
Wenn ich ein autistisches Kind hätte, würde ich es also irgendwo in die Ecke setzen, vor anderen Kindern beschützen und irgendwas sortieren, puzzlen, lesen oder basteln lassen und nur dann schräg von der Seite anquatschen, wenn ich eine wirklich relevante Information habe wie zum Beispiel "Es gibt Essen" oder "Ich muss mal kurz weg".
"Na du" ist keine relevante Information. Wenn man so was dauernd macht, muss man sich nicht wundern, wenn man ignoriert wird.

Ich glaube, wenn man einem autistischen Kind die Möglichkeit gibt, sich jederzeit mit einem Spielzeug in eine Art Schutzzone begeben zu dürfen, wo niemand sonst Zugang hat, dann wird es irgendwann von sich aus Kontakt mit den anderen aufnehmen und sich gut entwickeln.

LG, eraser
16.05.13, 17:10:38
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Bauklotzkönig
(König des Bauteppichs)

erasers Schilderungen kommen mir merkwürdig bekannt vor. :D

Aber ja, das ist nen guter Rat. Wenn das Kind sich ständig belästigt fühlt, wird es sich immer mehr zurückziehen. Autisten sind neugierig, aber wenn man ihnen ständig auf die Nerven geht, sind sie so angekotzt, dass diese Neugier schnell wieder verfliegt.

Was bei stillen Kindern immer gut klappt: Einfach daneben setzen und selbst etwas bauen, das grösser ist. Damit erweckt man eher die Neugier, als mit: "Na du?"
16.05.13, 18:28:18
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green
(Autistenbereich)

dito! m.E. sollte dies nicht nur für autisten "standard" sein. wenn ein kind 2 min einfach "nur" rumsteht, beobachtet, etc. scheint dies bei NT´s eine art panik auszulösen. "oh gott, das arme kind muss ins spiel integriert werden!" dass es menschen, auch minimenschen gibt, die gerne beobachten, für sich spielen ohne den zwanghaften wunsch nach "geselligkeit" zu haben, scheint als "hochrisikozeichen" zu gelten. wenn das kind dann auffällig reagiert, weil es sich ganz einfach genervt fühlt, trifft auf noch weniger verständnis. vielleicht als komprimierter tipp an Dich, erzieherin: dem kind sein "recht auf langeweile" lassen, wenn es sich auch nur in Deinen augen langweilt... lg, green

Listening on port XY...
19.05.13, 00:18:26
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Tageshauscaos
(Standard)

Ohja kindergartenzeit ist auch bei mir mit schlechten erinnerungen gespickt.
Ich hätte mich sehr oft einfach mal nach ruhe gesehnt, doch das gab es nicht.
Wie schon viele vor mir hier berichtet haben, ist man ständig von erziehern oder anderen Kindern gestört worden.
Ich hätte mir auch sehr gewünscht am essenstisch nicht immer mit der Gruppe essen zu müssen, denn das gerappel mit gläsern Tassen, Messern und dazu noch das geschmatze der anderen, war enfach nicht zu ertragen.
Auch einen vorfall mit meiner Hose gab es , ich hätte mir sehr gewünscht das erzieherinnen nicht auf mich zu stürmen und meine Hose sofort öffnen, weil ich augenscheinlich aufs wc musste. Sondern es wäre toll gewesen wenn die erzieherinnen gesagt hätten was sie jetzt tun wollten. So nach dem Motto: ich glaube du bekommst den Knopf nicht auf, darf ich dir dabei helfen ihn zu öffnen ?
das war eigentlich fast immer und überall der fall das man einfach auf mich zu kahm und irgendwas machte, ohne vorher bescheid zu sagen. Anscheinend können nicht autisten im gesicht des anderen erkennen was der oder die gerade vor hat. Ich kann das nicht.
Darum sollte man immer anleitend mit einem autisten umgehen und nicht denken, ach der weiß ja eh was ich vor habe wenn ich auf ihn zu laufe.

das wäre es erst einmal von mir was mir dazu einfällt
gruß tageshauscaos
20.05.13, 20:04:40
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schuschu
(Angehörigenbereich)

wären diese erfahrungen von autisten und die tips evtl eine ergänzung für die flyer oder für die grundlagen auf der esh site?
20.05.13, 20:51:30
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molek
(Standard)

Hallo,
Zitat von Käslein:

Welche Anforderungen würdet ihr an eine Kindertagesstätte richten, wenn sie euer autistisches Kind aufnehmen sollen?


Meine Kindergartenzeit war vor paar Jahrzehnten. An einige Eindrücke kann ich mich spontan erinnern.

Die ersten Tage waren interessant. Es gab eine ganze Wand mit Schubladen. In jeder Schublade waren andere Spielsachen, - faszinierend. Mein Favorit waren kleine, kleeblattförmige Scheiben, die man sortieren und zusammenstecken konnte. Die Erzieherinnen liessen mich gewähren und alles war ok.
In den nächsten Tagen wurde ich dazu gedrängt, bei den anderen Kindern zu sein. Ich wurde dort hingezogen, - wortwörtlich. Meine visuellen Erinnerungen daran sind verschwommen, verrotzt und durch verheulte Augen. Die gute Zeit, in der man mich in Ruhe ließ war vorbei.
An meinen letzten Kindergartentag kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich durfte draussen auf dem kleinen Spielplatz sein. Ich schätzte die Höhe der Mauer ab, holte meine Kindergartentasche, kletterte über die Mauer und ging in aller Ruhe nach Hause.

Fast 20 Jahre später machte ich ein Jahrespraktikum in einem berliner Kinderladen und arbeitete danach auf Bitte der Eltern und Erzieherin noch ein Jahr lang weiter. "Die Kinder lieben dich" war der knappe Kommentar. Meine Einstellung zu Kindern ist, dass man sie für voll nehmen muss. Ich persönlich begegne Kindern mit mehr Achtung und Respekt als Erwachsenen.

Heute treffe ich mich wöchentlich, seit mehr als zwei Jahren, mit einem vierjährigen (Asperger-) Kind , - zum Spielen und Reden. (Das hat sich durch Einforderung des Kindes so entwickelt)


Das wäre dann auch die wesentliche Anforderung, die ich an eine Kindertagesstätte hätte, die ein autistisches Kind aufnehmen soll. Es müsste regelmässig, mindestens einmal pro Woche, ein Mensch, selber aus dem autistischen Spektrum, wenn möglich Erzieher, für mehrer Stunden vor Ort sein, um die Situation des Kindes dort in Augenschein zu nehmen.

LG M

P.S. Sollte ich vielleicht erwähnen: Ich habe eine Asperger-Diagnose und deshalb auch einen Schwerbehindertenausweis.
26.05.13, 09:43:28
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