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Geschrieben von: starke Dame am: 17.02.14, 11:52:52
Mir kommt es so vor, wobei ich das nicht auf jeden Nichtautisten projezieren möchte, das die meisten Nichtautisten unfähig sind, selbst wenn sie einen Gedanken von außen bekommen, den einfach anzunehmen, nachzudenken und wie einen Samen wachsen zu lassen.

Bei den Nichtautisten ist wahrscheinlich ein großes Problem, des selbstständigen Denkens, dass sie erst einmal bei anderen hinterfragen, wie diese denken, um dann zu überlegen, wie sie denken dürfen.
Demzufolge sind nur wenige in der Lage, eigene Gedanken überhaupt entstehen zu lassen.

Denn bevor sie eine Meinung vertreten, fragen sie ja erst einmal alle nach ihrer Meinung. Ich bin mir fast sicher, das es damit zusammen hängt, das die meisten Nichtautisten einheitlich bewegen wollen, keiner will über ein gewisses Maß auffallen und wahrscheinlich fehlt auch der Mut, anders zu denken.

Dann besteht das nächste Problem, andere Meinungen auch akzeptieren zu können, diese werden dann noch persönlich genommen, dass eigentlich viele Nichtautisten so aufwachsen, dass man mit eigenen Gedanken eher nicht hausieren sollte.


Geschrieben von: Linde am: 18.02.14, 20:43:58
Ja, so erlebe ich das gerade als NA auch, so dass ich den Samen lieber im Stillen wachsen lasse, außer ich finde ähnlich Suchende.


Geschrieben von: Josephine am: 27.05.14, 14:34:08
Nichtautisten sind wahrscheinlich oft Herdentiere, da sie sich besser anpassen können, aufgrund dessen, dass sie oft kommunikationsfähiger/empathischer sind, d. h. aber nicht, dass alle unfähig sind, sich eine eigene Meinung zu bilden. Dies mag eher bei Dingen so sein, über die man sich nicht viele Gedanken macht oder wo ein gewolltes Miteinander durch Anpassung erleichtert wird. Man lernt ja schon in der Schule, dass eine Gleichschaltung gewünscht ist.


Geschrieben von: aspiesb am: 29.05.14, 22:39:57
Zitat:
Dann besteht das nächste Problem, andere Meinungen auch akzeptieren zu können, diese werden dann noch persönlich genommen, dass eigentlich viele Nichtautisten so aufwachsen, dass man mit eigenen Gedanken eher nicht hausieren sollte.


Danke starke Dame. Das fällt mir auch oft immer wieder auf. Bist du anderer Meinung, dann ist das halt dein Autismus, also ist eine andere Meinung haben was Abnormales.

Für Nichtautisten kommt es nicht darauf an, was du denkst, sondern darauf, dass du so funktionierst, wie es die Gesellschaft sich wünscht.
Die meisten Nichtautisten sind wirklich Herdentiere, allerdings nur solche, die nach dem Prinzip von Windows laufen.
Sobald ein Programm nicht kompatibel ist, stürzt das System ab.

Ich bin nicht kompatibel. Ich glaubte nicht an die Kirche, war eher auf Erklärungen aus, benahm mich nicht weiblich genug und das war der Grund für meine Mutter mich als Autistin zu betiteln.
Letztendlich hat sie es auch noch zur Diagnose geschafft.


Geschrieben von: Josephine am: 29.05.14, 23:14:06
Zitat von aspiesb:
Ich bin nicht kompatibel. Ich glaubte nicht an die Kirche, war eher auf Erklärungen aus, benahm mich nicht weiblich genug

Das passt auch auf mich.


Geschrieben von: Pinja am: 30.05.14, 00:27:34
Ich finde, dass ihr da grad mächtig pauschalisiert. Es gibt solche und solche, das wird immer so sein. Man kann Glück haben mit seinem Umfeld oder auch nicht.
Manche richten sich nach der Situation- sind vielleicht dem Chef gegenüber doch etwas vorsichtiger/diplomatischer, aus Angst vor einer Kündigung, manche nicht.
Es gibt genug, die selbst denken, die widersprechen, die nicht mit dem Strom schwimmen. Ich würd mich da dazuzählen.

Ich glaub, kaum einer mag es gern, bestimmte (vor allem negative) Eigenschaften pauschal zugeschrieben zu bekommen, nur weil er zufällig einer bestimmten Gruppe angehört.

Als Beispiel: Ich hab es schon als Kind gehasst, nur aus dem Grund, weil ich weiblich war, in die Kategorie: Mag rosa/spielt gern mit Puppen/trägt gern Glitzer und Schminke... gesteckt zu werden.
Das traf nämlich mal so absolut gar nicht zu.

So fühle ich mich als Nichtautistin gerade unwohl, wenn ich lese, dass derart pauschalisiert wird.

Wenn alle erst einmal fragen würden, was der andere denkt, dann würde ja niemand sagen, was er denkt, weil der Gefragte ja auch erst mal wissen wollen würde, was der Fragende denkt...

Natürlich gibt es nicht wenige solcher Leute, und ich verstehe, wenn solche Leute nerven. Aber wir NAs sind echt nicht alle so.


Geschrieben von: Larsen46 am: 30.05.14, 06:15:05
Einigen Na's muss man sogar mitteilen, das jetzt doppeldeutig gedacht wurde oder das dies im übertragenen Sinne gemeint ist und nicht direkt (Manche Sadisten sind nur "Hunde", die nicht im übertragenen Sinne gedacht haben und denen es dann leid tut, was sie angerichtet haben) . Manche NA's kommen in meiner Welt nicht weit, die denken nur ganz kurz und meistens nicht verschachtelt. Zum Eigenschutz und der zum Schutz der anderen muss ich viel von mir Preis geben, was gar nicht so meine Art ist


Geschrieben von: aspiesb am: 30.05.14, 17:43:14
Zitat:
Als Beispiel: Ich hab es schon als Kind gehasst, nur aus dem Grund, weil ich weiblich war, in die Kategorie: Mag rosa/spielt gern mit Puppen/trägt gern Glitzer und Schminke... gesteckt zu werden.
Das traf nämlich mal so absolut gar nicht zu.

So fühle ich mich als Nichtautistin gerade unwohl, wenn ich lese, dass derart pauschalisiert wird.


Gratuliere Pinja, Sie haben Autismus. Sie passen einfach nicht ins System.
So diagnostiziert man in Frankfurt.

Ich glaube nicht, dass es die Autisten sind, die in diesem Punkt pauschalisieren.

Ich bekam die Diagnose nämlich genau so, wie ich sie dir gerade mal als Beispiel verpasst habe.
Wer nicht an die Kirche glaubt und als Frau nicht typisch weiblich ist, bekommt hier schnell eine Diagnose, er sei abnormal und ist somit schnell mal weg vom Fenster.
Dann ist die Welt wieder in Ordnung.

Sei froh, dass du nicht in unserem Umkreis wohnst.
Mit solchen Aussagen bist du ganz schnell diagnostiziert.


Geschrieben von: Larsen46 am: 30.05.14, 19:01:09
Amen Amen, ich sage Euch, liebe Gotteskinder, Ihr müsst glauben!


Geschrieben von: Pinja am: 01.06.14, 09:45:33
@ aspiesb

Na, dann hätten die dort viel Spaß mit mir. Ich bin noch nicht mal getauft und hab auch kein Interesse daran...

Ich weiß nicht, wie eine Autismusdiagnostik abläuft, aber besonders fähig scheint derjenige ja nicht gewesen zu sein.

Aber wenn von einem Negativbeispiel (und bei deinem Diagnosesteller frag ich mich, ob man da nicht mal bei irgendeiner zuständigen Behörde seine Qualifikation anzweifeln könnte) auf alle schließt, dann handelt man selber ja auch so pauschalisierend, wie es dir bei deiner Diagnose nicht gefallen hat.