Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 
Autor Nachricht
Tarantula
(Nur rote Bereiche)

Meine Meinung scheint hier oft auf wenig Gegenliebe zu stoßen...
Als meine Mutter krebskrank und mit einer Lebenserwartung von Wochen bis Monaten ins Krankenhaus kam, habe ich sofort eine Patientenverfügung mit ihr besprochen und auch eine Vollmacht, um diese durchsetzen zu können...
Alles, was sie wollte war, schmerzfrei zu sein, zu Hause sterben, keine Apparatemedizin, keine künstliche Ernährung...
Und ich habe mir den Arsch aufgerissen, um ihr das zu ermöglichen. Sogar Ärzte habe ich bedroht...
Naja, soziale Inkompetenz ist eins meiner Probleme... Aber wenn ich eine Aufgabe übernehme, dann wird sie erfüllt, auch wenn es nicht angenehm ist...
Völlig schmerzfrei konnte ich sie nicht halten, das wäre nicht möglich gewesen..,
Aber weitgehend ging das, ich holte sie nach Hause, wo sie mit meinem Vater gewohnt hatte, und dort starb sie nach wenigen Tagen...
Wichtig finde ich, dass die Wünsche des Sterbenden erfüllt werden... Und wenn das passiert ist, kann man ihn gehen lassen... Auf welche Weise auch immer...
Mündige und erwachsene Menschen sollten das Recht haben, selbst zu entscheiden, wann sie sterben möchten...
Sie hat jede Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verweigert... Da sollte man dann aber wenigstens regelmäßig den Mund befeuchten, denn dann ist das Verdursten nicht so qualvoll... Gut mit Schmerzmitteln und Sedativa versorgt geht es dann einigermaßen schmerzfrei...
22.12.14, 04:14:45
Link
Perunica
(Standard)

Ich helfe als "Ehrenamtliche" in einem Hospiz.
Es stimmt so nicht, das Sterbehilfe von den Sterbenden immer abgelehnt wird, wenn palliative Betreuung erfolgt.

@Tarantula, Respekt vor deiner Leistung.
Das muss man erst mal schaffen.
Die meisten wollen mit dem Thema nichts zu tun haben.
22.12.14, 12:59:34
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Tarantula:
Als meine Mutter krebskrank und mit einer Lebenserwartung von Wochen bis Monaten ins Krankenhaus kam, habe ich sofort eine Patientenverfügung mit ihr besprochen und auch eine Vollmacht, um diese durchsetzen zu können...
Alles, was sie wollte war, schmerzfrei zu sein, zu Hause sterben, keine Apparatemedizin, keine künstliche Ernährung...

drvaust hatte hier Zweifel an der Umsetzbarkeit. Aus meiner Sicht geht es hier nicht um solche Fälle, sondern um aktive Fremdttötungen oder Handlungen, die auf aktive Tötung hinauslaufen und die vermutlich legalisiert werden sollen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.12.14, 16:05:10
Link
Tarantula
(Nur rote Bereiche)

geändert von: Tarantula - 22.12.14, 17:37:19

Zitat von 55555:

drvaust hatte hier Zweifel an der Umsetzbarkeit. Aus meiner Sicht geht es hier nicht um solche Fälle, sondern um aktive Fremdttötungen oder Handlungen, die auf aktive Tötung hinauslaufen und die vermutlich legalisiert werden sollen.


Das Beispiel sollte aufzeigen, wie es im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten umsetzbar ist.
Eine Patientenverfügung alleine reicht nicht aus. Es muss eine Person bevollmächtigt werden, diese Verfügung umzusetzen.
Wenn diese Person fehlt, bekommt man einen Betreuer aufgedrückt, der sie umsetzt. Und diese Betreuer setzen dann oft eben doch nicht das um, was man verfügt hat...

Auf Ärzte will ich mich auch nicht wirklich verlassen wollen. Die wollten beispielsweise meiner sterbenden Mutter nicht ausreichend Morphin geben, mit der Begründung, dass sie sich daran gewöhnen wird und die Dosis ja immer mehr gesteigert werden müsse...

Das Beispiel sollte auch die Frage aufwerfen, ob es nicht sinnvoll wäre, diese letzten Tage dem Sterbenden zu ersparen, wenn sie nur Schmerzen bedeuten. Das wäre dann ein letzter Schritt hin zum Aktiven, den zu diskutieren bei den tatsächlichen Möglichkeiten eigentlich rein akademisch wäre, wenn mann nicht mit diesem Schritt dem Sterbenden ein paar qualvolle Tage ersparen könnte...
22.12.14, 17:37:09
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Tarantula:
wenn mann nicht mit diesem Schritt dem Sterbenden ein paar qualvolle Tage ersparen könnte...

Also auf einer sehr grundlegenden Ebene: Ich glaube nicht, daß es "nur Schmerzen" als Zustand gibt. Spannend wäre für mich die Frage, was du glaubst, das mit einem Menschen geschieht, wenn er gestorben ist. Nehmen wir einmal an da ist nichts mehr: Welchen Nutzen hatte es dann einige Tage Leben "abzukürzen"?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.12.14, 18:12:48
Link
Tarantula
(Nur rote Bereiche)

Ein konkretes Beispiel:

Ein Wirbel ist gebrochen, vom Krebs zerfressen, kann nicht operiert werden. Das verursacht auch im Liegen Schmerzen, bei jeder kleinen Bewegung... Gleichzeitig verursacht ein riesiger Tumor an der Niere Schmerzen. Gleichzeitig verursacht ein riesiger Hirntumor permanent schmerzhafte Krampfanfälle, ein Medikament dagegen kann wegen der Weigerung, Nahrung und Flüssigkeit aufzunehmen, nicht verabreicht werden. Tumore an Lunge und Leber verursachten keine Schmerzen.
Die Person liegt den ganzen Tag lang stöhnend im Bett, nicht ansprechbar, nur von heftigem Schreien unterbrochen...

Hier läge der Sinn für mich darin, diese Schmerzen zu beenden, egal was nach dem Tod passiert... Hier sehe ich keine Lebensqualität mehr...
22.12.14, 18:30:16
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Die Schmerzen beenden, indem man nach meiner o.g. Voraussetzung alles beendet, auch alle zukünftigen Möglichkeiten, so unwahrscheinlich sie auch in der Situation wirken mögen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.12.14, 18:40:46
Link
Tarantula
(Nur rote Bereiche)

Die Entscheidung, alles zu beenden, war ja bereits durch die Verweigerung von Nahrung und Wasser getroffen...
Ob man sich nun künftige Möglichkeiten verbaut oder vielleicht sogar welche schafft, durch diese Entscheidung, das weiß niemand. Es ist ja auch noch niemand zurück gekommen, der davon berichten könnte...

Eine Pro-Entscheidung ist also nicht gefährlicher für die Zukunft als eine Contra-Entscheidung...
22.12.14, 18:55:37
Link
Perunica
(Standard)

In diesem Fall wie von Tarantula beschrieben, bin ich für das Beenden der Schmerzen.
Es grenzt an Schwachsinn, bei Sterbenden auf die mögliche Suchtgefahr von Opioiden hinzuweisen.

Ich weiß, das Euthanasie ein schwieriges Thema ist und keiner von uns die endgültige Wahrheit kennt.
Doch ursprünglich bedeutete das: "schöner/leichter Tod"
Quelle:
http://de.wiktionary.org/wiki/Euthanasie

Meiner Meinung nach ist die Seele unsterblich.
22.12.14, 19:09:45
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Gut, soweit ich das was da aktuell geplant wird verstehe werden wieder Ärzte begutachten, ob jemand diese Regelung in Anspruch nehmen darf. Eine solche diskriminierende Regelung lehne ich auf jeden Fall ab, weil zur Genühe bekannt ist was soetwas in der Umsetzung bedeutet.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.12.14, 20:34:31
Link
elf
(meinesgleichen)

ganz sicher wird nichts gutes dabei herauskommen, allein schon, weil man den tod nicht regulieren wollen sollte und weil ich daran zweifele, daß die halbgötter in weiß die notwendige reife besitzen, solche entscheidungen gut zu treffen!
23.12.14, 21:41:12
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Aber an die Kante des Erträglichen hat, wenn überhaupt, erst die Diskussion um Sterbehilfe geführt. Charakteristischerweise geht es in ihr nicht um technologische Chancen, sondern juristische Klauseln – nicht um das Mögliche, sondern um das Erlaubte. Wollen wir, dürfen wir das so oder so hergestellte Leben auch wieder beseitigen, wenn es seinem Inhaber oder womöglich nur seiner Umgebung (Verwandten, Ärzten) nicht mehr lebenswert erscheint? Und leider ergibt sich, wenn zum Lebensende eine Norm des Lebenswerten aufgestellt werden soll, auch zwingend der Rückschluss auf eine solche Norm zum Lebensbeginn – was darf überhaupt entstehen und was verschwinden? Und welcher Mensch hätte aufgrund welcher Kenntnis die Autorität, darüber zu befinden? Zum Glück für das Seelenheil unserer aufgeklärten Zeitgenossen ist diese Frage, als Probe auf ihre prometheische Selbstgewissheit, noch nicht so zugespitzt worden. Einstweilen regiert bei ihnen noch die naive Annahme von Evidenz: Man sähe schließlich, wenn es einem Menschen lieber wäre, tot zu sein.

Woher dieses optimistische Vertrauen auf die Intuition? Es handelt sich bei dem neuesten prometheischen Zugriff um die Natur im Menschen. Sie wird offenbar in einem höheren Maße als Verfügungsmasse angesehen als die äußere Natur. Im Umgang mit der Natur außerhalb des Menschen ist der Katzenjammer schon eingetreten; hier haben sich die bitteren Konsequenzen ihrer Beherrschung schon gezeigt. Es sind die Umweltkatastrophen, die weit über vergiftete Flüsse und Meere hinaus sich längst auch dort manifestieren, wo früher reine Natur zu regieren schien, in Tsunamis, Wirbelstürmen, Feuersbrünsten. Zum passenden Ausgang des Jahres ist in Berlin eine Serie von wissenschaftlichen Konferenzen gestartet worden, die sich mit dem neuen, von Menschen selbst gestalteten Erdzeitalter beschäftigen wollen – dem deshalb sogenannten Anthropozän. Es sind dabei aber bisher keineswegs nur Unheilspropheten aufgetreten, es gibt auch die Lobredner des Menschenerdzeitalters, die von der totalen technologischen Unterwerfung der Natur die Vollendung der Evolution erwarten.

Und natürlich erschöpft sich der neue prometheische Traum nicht in den Möglichkeiten von Medizin und Gentechnik. Es wird auch daran gearbeitet, den unzureichenden Naturkörper des Menschen digital zu erweitern, mit sinnesschärfenden, kognitionsverbessernden Chips zu versehen, womöglich als implantierte Schnittstellen zur Computerwelt. Hier gibt es für die Industrie viel zu verdienen, mit neuen Geräten, neuen Unterhaltungsangeboten. Wesentlicher ist aber die Beflügelung der Machbarkeitsfantasie, und sie könnte sich als reines Technikangebot wohl kaum so wirksam in den Köpfen festsetzen.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
29.12.14, 23:04:46
Link
Gehe zu:
Technische Rechte (vorbehaltlich seperater moderativer Einschränkungen):

Es ist dir nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AN
Smilies sind AN
Umfragen sind AN

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:

Ähnliche Themen
Thema Antworten Hits Letzter Beitrag
Gehe zum ersten neuen Beitrag Religion
535 1637010
09.07.21, 14:33:42
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Thread zur Beobachtung regimenaher Propagandamedien
296 1265723
10.07.21, 09:17:46
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Gehe zum ersten neuen Beitrag Flüchtlingsdebatte
232 509934
04.04.17, 10:42:43
Gehe zum letzten Beitrag von 55555
Archiv
Ausführzeit: 0.7489 sec. DB-Abfragen: 15
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder