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Autor Nachricht
NadineNicole
(Standard)

Hallo zusammen...

Wie ihr vielleicht wisst arbeite ich als Erzieherin in einem Wohnheim für erwachsene Autisten. Wir arbeiten nach der Teacch-Methode. Alles ist strikt organisiert und durchstrukturiert. Aber je mehr ich hier lese, desto mehr stelle ich mir die Frage, ob das nicht zu viel des Guten an Struktur ist. Hat jemand eine Meinung dazu? Ich würde das wirklich mal gern aus eurer Sicht sehen. Ob das wirklich eine Hilfe ist?
12.11.14, 21:59:53
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Nachfrage: Ihr organisiert euren Berufsalltag mit Teacch, seid also selbst betroffen?

Teacch wird in vielen Arbeitsbereichen zur Strukturierung und Mitarbeiterführung genutzt, nur merken es die meisten Leute nicht, wenn es an ihnen angewendet wird;).

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
13.11.14, 01:16:39
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Schon ins Forenlexikon (in der Unterforenliste oben) geschaut?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.11.14, 10:52:28
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NadineNicole
(Standard)

@5555 : Klar, habe ich das gelesen. Gerade deswegen frage ich ja! Das ist mir zu allgemein. Seitdem ich eure Seite regelmässig lese, kommen mir immer mehr Zweifel und ich stell mir immer mehr Fragen. Im Kollegium werde ich schon schief angeschaut, wenn ich neue Ideen bringe. Man unterstellt mir, zu emotional zu sein.
14.11.14, 07:49:46
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wie dort steht: Autisten, die durch ihr Umfeld stärker belastet werden neigen wie alle Menschen unter solchen Belastungen dazu ihr Verhalten mehr zu standardisieren. Aber das ist etwas, das jeder selbst tut. Davon zu folgern, daß eine von au0en aufgedrückte Struktur das ist, was Autisten ja eh wollen und wozu sie neigen halte ich für einen Irrtum.

Ansonsten müßtest du vielleicht genauer fragen, wenn du auf andere Aspekte hinauswillst?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.11.14, 11:56:17
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drvaust
(stillgelegt)

Zu fester Struktur/Ordnung:
Es stimmt zwar, daß Autisten meistens eine klare feste Ordnung möchten und brauchen, aber das muß eine für diese Person richtige Ordnung sein. Es ist nicht sinnvoll, für Alle eine einheitliche starre Ordnung festzulegen und durchzusetzen. Es sollte eine individuell passende Ordnung gefunden werden (die nicht mit anderen Bedürfnissen kollidiert, mit Bedürfnissen von Anderen). Diese Ordnung sollte respektiert werden. Jeder Mensch ist anders.
Diese Ordnung kann sich auch ändern, wenn sich Aspekte ändern oder z.B. neue Interessen entstehen.

14.11.14, 16:39:47
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starke Dame
(Angehörigenbereich)

Bei uns in der Schule hat man wohl Dinge probiert, z.B ein Fach für zu Bearbeiten und erledigt, die Fächer hat mein Sohn nicht benutzt, er wollte es so wie alle Kinder machen, d.h., für ihn war das nix. Die Fächer also nach kurzer Zeit weg.

Was bei allen Kindern gemacht wird, Arbeitsplan bei dem ein Smiley nach Erledigung auszufüllen ist. Ich finde das nicht gut, doch mein Sohn und leider kommt er davon auch nicht los, vorher hat er gemacht wie er wollte und war nicht davon abhängig einen Smiley auszumalen. Ich hoffe das sich das wieder gibt.

Pläne, die mal für ihn aufgehängt wurden, braucht er nicht, er hatte sie eine Zeit lang benutzt weil der dem Schulbegleiter einen Gefallen tun wollte oder weil er dachte er bräuchte das.

Bis jetzt empfand ich es eher zu Hause so, dass er ohne solche Dinge besser dran ist und komischerweise klappt vieles auch ebend nur zu Hause, ich denke vielleicht die Autisten selber fragen was sie wollen? Eigenes Ordnungsdenken hinterfragen und dessen Notwendigkeit überprüfen?

14.11.14, 19:13:48
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NadineNicole
(Standard)

Die Autisten, die bei uns wohnen, sprechen nicht.
Alle haben ihren Tagesplan auf Tafeln, den sie abarbeiten "müssen". Manchmal hängt ein "Auswahlpiccto" im Tagesplan, dann dürfen sie selbst entscheiden, was sie zu diesem Zeitpunkt machen dürfen. Aber diese "Auswahl" entscheiden auch die Erzieher. Und alles ist immer zeitlich begrenzt. Wir laufen immer mit einer Eieruhr/Time-Timer hinter ihnen her. Wir bestimmen, wie lange, z.B Musik gehört wird..., wie lange ein Entspannungsbad genommen wird..., bei manchen Erzieher dauert es etwas länger, bei manchen ist alles extrem kurz.
Und wenn einer der Autisten mal keine Lust mehr hat, wenn ihm die Zeit zu lang ist, dann muss er zur Aktivität zurückkehren, dass er sich dann wehrt ist doch selbstverständlich. Ich würde es auch tun!
Bsp.: Ein Autist hatte sich ausgesucht, dass er in seinem Zimmer Musik hören geht. Ich habe ihm die Eieruhr auf 15 Min. gesetzt. (Er wählt selbst die Art Musik aus)Aber nach 5 Min kam er wieder aus seinem Zimmer und drehte im WZ. Für mich war das kein Problem. Aber die Kollegen meinten, ich müsste ihn auffangen und ihn unterstützen und ihn zurückbringen zum Zimmer und ihm sagen, dass seine Zeit noch nicht vorbei sei. Gesagt, getan, er ging mit mir zurück, blieb im Zimmer, bis das seine Zeit vorbei war, kam raus, sprintete zur Tafel, noch ehe ich mit ihm zur nächsten Aktivität wechseln konnte und gab mir das Piccto "Wohnzimmer", das besagt, dass er sich jetzt im Wohnzimmer aufhalten möchte. Ich liess ihn gewähren und fand das toll, dass er eine Kommunikation mit mir aufbaute. Natürlich die Kollegen - kannst du nicht tun, ist nicht so auf seinem Plan... Man, der Mann hat seine Bedürfnisse und er möchte sich nun im Wohnzimmer aufhalten! Wo ist das Problem? Ich weiss, das sind Kleinigkeiten, aber es war das erste mal, dass er mit mir so über Picctos kommuniziert hat. Manchmal zeigt er mir ein Piccto, wenn er aufs Kloo muss.

Sorry, dass es so lang geworden ist. Aber ihr versteht, mein Problem sind nicht die Autisten, sondern die Kollegen.
15.11.14, 09:11:50
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Menschenrechte sind euch ein Begriff? ;)

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
15.11.14, 10:11:54
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Sossimilo
(Angehörigenbereich)

Mir wird schlecht wenn ich das lese. Was für Leute sind das, die so mit Menschen
umgehen? Schlag deinen Kollegen doch mal das Experiment vor, dass ihr jeder mal einen
Tag lang Bewohner spielt. Mit Sicherheit ändern dann fast alle ihre Arbeitsweise.
15.11.14, 16:19:12
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von NadineNicole:
Die Autisten, die bei uns wohnen, sprechen nicht.
Alle haben ihren Tagesplan auf Tafeln, den sie abarbeiten "müssen". ... Aber diese "Auswahl" entscheiden auch die Erzieher. ...
Und wenn einer der Autisten mal keine Lust mehr hat, wenn ihm die Zeit zu lang ist, dann muss er zur Aktivität zurückkehren, dass er sich dann wehrt ist doch selbstverständlich. Ich würde es auch tun!
... Aber die Kollegen meinten, ich müsste ihn auffangen und ihn unterstützen und ihn zurückbringen ...
kam raus, sprintete zur Tafel, ... und gab mir das Piccto "Wohnzimmer", das besagt, dass er sich jetzt im Wohnzimmer aufhalten möchte. ... toll, dass er eine Kommunikation mit mir aufbaute. ...
Und dann wird behauptet, daß die nicht kommunizieren und selbständig entscheiden können. Natürlich, wozu kommunizieren und selbständig entscheiden, wenn das ignoriert wird. Dann lieber ergeben alles geschehen lassen, sonst gibt es nur Ärger.
So können aus hochbegabten Personen mit einigen Problemen, die evtl. zu besonderen Leistungen fähig sind, hilflose Pflegefälle erzogen werden, die stumpfsinnig pflegeleicht dahinleben.
Vielleicht beginnen die, wenn es sich lohnt, zu kommunizieren und selbständig zu entscheiden. Vielleicht entwickelt sich aus der Kommunikation sogar Sprache.
15.11.14, 21:08:14
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Jedenfalls scheinst du NadineNicole von einem von ihnen erkannt worden zu sein als ein Mensch, mit dem man Kommunikation gefahrlos wagen könnte. Die anderen haben dich vielleicht auch erkannt, wagen aber noch nichts?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
16.11.14, 01:18:05
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