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Autor Nachricht
Antares
(White Unicorn)

geändert von: Antares - 15.03.15, 11:20:12

Ich bin mir mittlerweile bewusst, dass das Wort normal verkehrt gewählt war haggard, ich habe das sogar oben im Thread schon gekennzeichnet. Dieser Fehler ist mir aus einer zu subjektiven Sicht auf Autismus unterlaufen in der Wortwahl. Ich meinte gar nicht normal als Norm, sondern normal im autistischen, authentischen Sein. Es würde dann in der Fachwelt nicht "normal" stehen, sondern eher in die Richtung dass ein Autist aus der inneren Ruhe heraus authentisch ist und leistungsfähig.
15.03.15, 11:18:20
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Antares
(White Unicorn)

Zum Thema Ruhezustand und Ausgeglichenheit...

Mir kam hier in Berlin eine "neue Sitte" unter bei den Fachkräften. So ganz neu ist das nicht, das läuft jetzt seit ein paar Jahren eigentlich. Aber aufgrund eines konkreten Anlasses, wurde es mir nun wieder bewusst.

Sind Computerspiele bereits für Kleinkinder 4-6 Jahre geeignet eine Art Ruhezustand zu forcieren? Also ich mein... zur Zeit bieten Fachkräfte in Kitas / Schulen das real an, sie vermitteln den kleinen Kindern: das ist eine gute Idee die Pause zu gestalten.

Logikspiele, Schach, Malprogramme, Filme-Bauen,... bei sowas kann ich gefühlt irgendwie so halb noch mit gehen. Auch wenn ich mir denke... allein ein Bildschirm ist doch eigentlich gar nicht so richtig entspannend?

Aber na gut... es scheint ja wohl real zu funktionieren? Oder ist das nur eher ein Trugschluss? Was meint ihr, Computerspiele an Kitas und Schulen, zur freien Verfügung in Pausen für die Kinder? Würde das einen Schritt in die richtige Richtung darstellen?
12.01.17, 19:11:58
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 13.01.17, 10:38:43

Solange es nicht aufgenötigt wird, wäre es zumindest freiwillig. Aber es gibt ja auch kritische Stimmen zu länger andauernder Bildschirmnutzung in so jungen Jahren.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.01.17, 10:38:09
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Antares
(White Unicorn)

Hmm... in anderen Foren und Gespräch mit Autisten stelle ich fest: das ist ja ein ganz schön komplexes Thema. Gerade für Schule... ui, so viele Argumente in der Medienpädagogik...

Als Resultat ist aber wohl v.a fest zu halten, dass es manchen hilft Ausgeglichenheit zu finden, oder zumindest vor einem Zusammenbruch bewahrt - unter bestimmten Bedingungen.
13.01.17, 19:01:24
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich habe dazu keine abgeschlossene Meinung. Aber bei Onlinebeschulung mit Videostream oder Textchat stellen sich einige dieser Fragen auch hier und da.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.01.17, 11:21:41
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Antares
(White Unicorn)

Ich schieb das Thema nun mal zu unserem Forschungsbereich "rüber" sozusagen. Meine Meinung ist auch (noch) nicht, im Augenblick eigentlich noch nicht einmal im Ansatz halbwegs abgeschlossen. Im Augenblick könnte ich da keine definitive Ansicht vertreten aus Überzeugung. Mal sehen, was ich so an Infos zusammen gesammelt bekomme. Wichtig scheint es aber zu sein, das Diskussionslevel und Beiträge mit Autisten / in Chats / Aspies-Forum / ... ist so hoch, wie beim Thema Barrieren. Also Medientechnik / Pädagogik / Didaktik / Computerspiele / ... alles rund um dieses Thema scheint sehr viele zu beschäftigen und im Gegensatz zu mir, haben die Autisten dazu sogar häufig eine mehr oder weniger klare Meinung.

Ich hab jetzt einmal alles zusammen gesammelt... magst Du mir ggf auch noch konkrete Fragen mit auf den Weg geben? Es geht im Wesentlichen darum, wie man Ausgeglichenheit erreichen kann, so dass sich Lernen überhaupt als Möglichkeit ergeben kann.

Das sind die Argumente, die sich im Aspies-Forum ebenso wie in Gespräch aus Chats und Real Life in den letzten Tagen ergeben haben und sich auch wiederholen, also das sind gängige Meinungen, die von Verschiedenen immmer wieder vertreten werden:

Ich versuche zusammen zu fassen:

-Manche Spiele dienen der Zusammenarbeit mehrerer Spieler, die man zur Interaktion im Rahmen eines -Schulprojektes z.B. nutzen könnte, es wäre eine Art „sichere Kommunikation und Interaktion“
-Es können zweckgebunden Spiele angeboten werden, die z.B. das Gefühl von Sicherheit / Vertrautheit / ... im Spielprozess vermitteln im Alleine Spielen
- für nonverbal kommunizierende Autisten ist die Nutzung eines Ipads etc grundsätzlich wichtig, z.B. wegen APPs zur Kommunikation/Zeitmanagement/Orientierung
- auch ist der Aspekt eines stark ausgeprägten Interesses wichtig, da hier oftmals ein großer Lerneffekt für - alle Autisten im Spektrum „nebenbei beim Spielen“ erzielt wird (LFA bis Asperger Autist), manche Autisten lernen ja rein über Spiele – auch außerhalb von Technik (gerade LFA)
- es müsste ein Raum (Ruheraum) zur Verfügung stehen, der jederzeit von allen ruhebedrüftigen Schülern aufgesucht werden kann z.B. in einer Bibliothek, da die Atmospähre dort besonders beruhigend wirkt
- ebenso wie Bewegungsraum und klassisches Pausenprogramm
- es dürfte zu keiner "Alleinsache" werden, so dass Toilette, Essen etc... nicht mehr im Fokus stehen
- allen Kindern müssten Tablets/Laptops zur Verfügung gestellt werden, mit aktuellen Lernprogrammen der Schulfächer – ebenso wie die Räume, eine Sonderstellung muss unbedingt vermieden werden, da es eine Barriere darstellt
- ein begrenztes Spiel-Angebot auf den Geräten müsste somit allen Kindern in Kitas und Schulen bereit gestellt werden
- tritt eine Art Sucht-Verhalten auf, müsste heraus gefunden werden, weshalb dies auftritt und die Ursache behoben – nicht das Spiel verboten (da es der Kompensation / dem Lernen / der Interaktion / … deinen kann)
es wäre somit von Nöten, dass irgend ein Pädagoge das überwacht, der Ahnung von der Thematik hat
- zur Kompensation wäre es hilfreich, auch wenn es Ausgeglichenheit selbst nicht fördert, dafür bräuchte es eine Anpassung der Rahmenbedingungen und Umsetzung von Barrierefreiheit
- Ist „kein Stress zu erwarten“ führt es zur Entspannung auch zu Ausgeglichenheit, ein wenig „Abtauchen“ zur Pause. Es würde aber eine Situation voraussetzen die Ausgeglichenheit überhaupt zulassen würde wie z.B. zu Hause zu sein, in „Sicherheit“.

Auf diese Weise wäre verhindert:

- dass groß Suchtgefährdende Spiele auf den Geräten sind
- dass Neid ensteht, da nur die Autisten die tolle Technik mit Spielen haben
- dass Technik etwas zu Besonderes ist, weil es nur in den Pausen diese gäbe
- dass die Kinder allein gelassen wären, mit Medien die anspruchsvoll sind

Grundsätzlich ist zu bedenken:

- es muss generell freiweillig sein, Technik und Bildschirme zu nutzen
- es gibt Stimmen, die gegen intensive Bildschirmnutzung in jungen Jahren sprechen
- das Lernen als Prozess sollte nicht aus den Augen verloren werden
14.01.17, 17:16:37
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Antares:
Es geht im Wesentlichen darum, wie man Ausgeglichenheit erreichen kann, so dass sich Lernen überhaupt als Möglichkeit ergeben kann.

Bei ESH-Onlinebeschulung geht es um Zugänglichkeit als freie Wahlmöglichkeit des Schülers. Auch wenn Bildschirme problematisch wären, wäre es in diesem Fall aus meiner Sicht deutlich problematischer diese Zugangsmöglichkeit gar nicht anzubieten. Die Frage ist also auch: Welche Alternativen gibt es für Teilhabe? Wären diese weniger schädlich (soweit man das abschätzen kann aufgrund der Verschiedenartigkeit möglichen von Problemen)? Mir ist nicht bekannt, daß massive Überlastung bei Autisten alleine aufgrund der Nutzung von LCD-Bildschirmen auftritt.
Zitat:
-Manche Spiele dienen der Zusammenarbeit mehrerer Spieler, die man zur Interaktion im Rahmen eines -Schulprojektes z.B. nutzen könnte, es wäre eine Art „sichere Kommunikation und Interaktion“

Ja, kann man so sehen. Was ist schlimmer? Keine Kontakte oder barrierearme Kontakte mit möglichen Problemen mit Bildschirmen, die sich aber offensichtlich in realen Situationen zumindest akut weit weniger deutlich zeigen und vermutlich auch tatsächlich weniger intensiv sind?
Zitat:
-Es können zweckgebunden Spiele angeboten werden, die z.B. das Gefühl von Sicherheit / Vertrautheit / ... im Spielprozess vermitteln im Alleine Spielen

Fragt sich, ob das nicht auch gleichwertig anders erfolgen/angeboten werden könnte? Oder gemischt?
Zitat:
- für nonverbal kommunizierende Autisten ist die Nutzung eines Ipads etc grundsätzlich wichtig, z.B. wegen APPs zur Kommunikation/Zeitmanagement/Orientierung

Da gibt es ja auch andere Lösungen, aber so ein Gerät hat auch für NA entscheidende Vorteile, weswegen sie ja auch viel genutzt werden. Und der Bildschirm ist relativ klein, ich denke das vermindert den Risikofaktor Bildschirm etwas. Wobei große Bildschirme natürlich auch übersichtlicher sein können und ggf. weiter weg stehen, je nachdem was man damit machen will.
Zitat:
- auch ist der Aspekt eines stark ausgeprägten Interesses wichtig, da hier oftmals ein großer Lerneffekt für - alle Autisten im Spektrum „nebenbei beim Spielen“ erzielt wird (LFA bis Asperger Autist), manche Autisten lernen ja rein über Spiele – auch außerhalb von Technik (gerade LFA)

Ist das speziell bei Autisten so? Oder allgemein bei Menschen? Weiß nicht?
Zitat:
- es müsste ein Raum (Ruheraum) zur Verfügung stehen, der jederzeit von allen ruhebedrüftigen Schülern aufgesucht werden kann z.B. in einer Bibliothek, da die Atmospähre dort besonders beruhigend wirkt

Kommt drauf an, ob die Bibliothek konkret räumlich geeignet ist. Es gibt auch welche, die stark im Pausenlärm stehen.
Zitat:
- ebenso wie Bewegungsraum und klassisches Pausenprogramm
- es dürfte zu keiner "Alleinsache" werden, so dass Toilette, Essen etc... nicht mehr im Fokus stehen

Ich glaube da verstehe ich den Bezug nicht mehr ganz.
Zitat:
- allen Kindern müssten Tablets/Laptops zur Verfügung gestellt werden, mit aktuellen Lernprogrammen der Schulfächer – ebenso wie die Räume, eine Sonderstellung muss unbedingt vermieden werden, da es eine Barriere darstellt

Ja.
Zitat:
- ein begrenztes Spiel-Angebot auf den Geräten müsste somit allen Kindern in Kitas und Schulen bereit gestellt werden
- tritt eine Art Sucht-Verhalten auf, müsste heraus gefunden werden, weshalb dies auftritt und die Ursache behoben – nicht das Spiel verboten (da es der Kompensation / dem Lernen / der Interaktion / … deinen kann)

Kann man so sehen. Bei ehrlicher Ursachensuche ist unsere aktuelle Gesellschaft halt allgemein oft sehr blind und ds auch weit über den Autistenbereich hinaus. Manche kritische Betrachtung der Mehrheitsgesellschaft z.B. wird oft nicht zugelassen, gerade wenn diese echte Problemkerne trifft wie z.B. propagierte materialistische Orientierung.
Zitat:
es wäre somit von Nöten, dass irgend ein Pädagoge das überwacht, der Ahnung von der Thematik hat

Gibt es irgendwo einen?
Zitat:
- zur Kompensation wäre es hilfreich, auch wenn es Ausgeglichenheit selbst nicht fördert, dafür bräuchte es eine Anpassung der Rahmenbedingungen und Umsetzung von Barrierefreiheit

Hm.
Zitat:
- Ist „kein Stress zu erwarten“ führt es zur Entspannung auch zu Ausgeglichenheit, ein wenig „Abtauchen“ zur Pause. Es würde aber eine Situation voraussetzen die Ausgeglichenheit überhaupt zulassen würde wie z.B. zu Hause zu sein, in „Sicherheit“.

Also zum Ausruhen kann ich mir eher nicht vorstellen solche Geräte zu benutzen, eher als Gegenreiz. Wie oft ist das Elternhaus sicherer für einen Autisten als die Schule? Bei manchen ist es auch andersrum.
Zitat:
- dass groß Suchtgefährdende Spiele auf den Geräten sind

Gibt es überhaupt irgendwelche "Suchtgefahren", wenn es jemandem gut geht? Hat die Neigung eines Menschen zu Sucht nicht praktisch immer irgendwelche Hintergründe, individuelle Ursachen?
Zitat:
- es muss generell freiweillig sein, Technik und Bildschirme zu nutzen

Ja, was die Frage aufwirft wer die Kontrolle darüber hat, wie attraktiv sie gestaltet werden.
Zitat:
- es gibt Stimmen, die gegen intensive Bildschirmnutzung in jungen Jahren sprechen

Ja, wobei diese Stimmen sich der Frage stellen müssen, ob es nicht Situationen gibt, die für Autisten viel schlimmer wären.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
15.01.17, 12:27:15
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Antares
(White Unicorn)

Ich nehme Deine Gedanken einmal in unser Skript mit auf. Bei der Frage nach den Pädagogen: diese könnten ausgebildet werden, Wissen kann generiert und zur Verfügung gestellt werden... Wenn ein Schulversuch brauchbares Wissen generiert, steht es den Studierenden und somit zukünftigen Pädagogen zur Verfügung.

Medienpädagogik wäre das, z.B. Uni Mainz: https://www.blogs.uni-mainz.de/medienpaedagogik/univ-prof-dr-stefan-aufenanger/

Es hat Berlin selbst keinen Professor dahingegend derzeit. Man könnte das allerdings z.B. in den Rehabilitationswissenschaften als Notwendigkeit zumindest vorstellen und das Anliegen einbringen.
15.01.17, 12:48:22
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