Zitat:
Thomas Strothotte, der Präsident der „Kühne Logistics University“ in Hamburg, hat einen Vorschlag zur wechselseitigen Integration von Deutschen und Flüchtlingen gemacht: Nicht nur sollten jetzt alle Flüchtlingskinder aus dem Nahen Osten Deutsch lernen, sondern auch alle deutschsprachigen Schüler Arabisch. Bis zum Abitur solle Arabisch verpflichtend werden. Schon im Kindergarten könne „geradezu spielend“ damit begonnen werden. Später soll die Klassensprache Englisch sein, mit der Begründung, das könnten weder die Deutschen noch die Flüchtlinge, weswegen sie unter diesen Umständen „auf Augenhöhe“ begännen. In all dem liege die Anerkennung, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Wären statt des Englischen das Deutsche und das Arabische sogar gleichberechtigte Unterrichtssprachen, würden die Kinder sich als künftige Partner der Wandlungsprozesse im Nahen Osten empfehlen.
[...]
Versuchen wir es mit ganz konservativen Berechnungen über den Daumen: Sollte Arabisch gleichberechtigte Unterrichtssprache werden, müssten zunächst einmal mehr als 300.000 Lehrer an Gymnasien in dieser Sprache Kenntnisse erlangen, die es ihnen ermöglichten, in ihr Biologie-, Physik- oder Geschichtsstunden zu geben.
[...]
Mit wem und in welchem Zeitraum will er sie besetzen? Bei einer Quote von einer Professur auf sechzig Studenten läge der Bedarf bei fünfhundert Professuren. Und wie viele Studierende würden sich, wenn alle diese Lehrstühle in zwanzig Jahren besetzt wären, in die entsprechenden Studiengänge einschreiben? Oder denkt Strothotte an eine riesige Umschulung von Latein-, Griechisch-, Französisch- und Sportlehrern?
[...]
Die Flüchtlingsdebatte setzt inzwischen jede Art von freihändigem, durch keine Lektüre, Forschung, empirische Erfahrung oder auch nur durch zweites Nachdenken gebremstem Meinen frei. Die Wirklichkeit verschwindet hinter Phrasen („Augenhöhe“, „Kinder als wirtschaftliche, kulturelle und politische Partner in Transformationsprozessen“). Man kann einem Computergraphiker nicht vorwerfen, dass er nichts von Schulen versteht. Aber dass der Präsident einer Hochschule für Logistik auf die Frage, wie man gesellschaftlich von A nach B kommt, im Grunde die Antwort gibt: „durch Zauberei“, ist beklagenswert.