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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Ein Freund von uns, ein Idiot («Mensch mit schwerer kognitiver Beeinträchtigung») wie wir, soll in ein anderes Heim umziehen. Die Heimleitung hat mit Eltern und Betreuern gesprochen. Aber nicht mit ihm. Warum wohl? Er kann nicht sprechen, aber er kann sich äussern. Warum fragt ihn also das Heim nicht, was er davon hält? Das wäre doch normal bei Normalen?
https://idiotenspeak.blogspot.ch/

Zitat:
Liebe Idiotenspeaker,

ja, das wäre es. Ihre Anfrage (und Ihr Blog) zeigen ja, dass und wie Menschen mit schwerer kognitiver Beeinträchtigung, im oberen Teil des Autismus-Spektrums, durchaus dazu in der Lage sind, sich differenziert mitzuteilen, wenn auch mit wesentlich mehr Mühe als wir Neurotypischen. Dazu braucht es just a little help from your friends.

Das «just» ist natürlich eine hemmungslose Untertreibung. Es braucht nämlich ordentlich viel Unterstützung. Und vielleicht liegt genau dort der ziemlich triviale Grund dafür, dass die Heimleitung (ich nehme ohne weiteres an: nicht aus bösem Willen) gar nicht auf die Idee kommt, mit Ihrem Freund zu «sprechen». Oder, wenn ihr der Gedanke dazu käme, ihn schnell wieder als unbrauchbar zu verwerfen.

Es ist ja ohnehin schon alles so kompliziert mit den Schwerbehinderten: Heimplätze gibt es nicht wie Sand am Meer, die Betreuung kostet viel Geld und erfordert viel Personal, und beides ist immer knapper, als man sich wünscht, die Arbeit im Heim ist anstrengend, die Behinderten sind nicht immer die Sonnenscheinchen aus der Pro-Infirmis-Broschüre ...

[...]

Da ist eine bilaterale Einigung vielleicht am vernünftigsten. Denn wenn nun Ihr Freund auch noch etwas wollen würde, das möglicherweise ausserhalb der realistischen Möglichkeiten läge und vielleicht auch nicht «das Beste» für ihn wäre – sondern einfach nur das, was so ein behinderter Mitmensch sich halt im Rahmen seiner Möglichkeiten wünscht –, das wäre wahrscheinlich der Tropfen an Komplikation, der das institutionelle Fass zum Überlaufen brächte. Man stelle sich nur die endlosen Diskussionen mit jemandem vor, der nicht richtig sprechen kann und auf unterstützte Kommunikation angewiesen ist. Und nur seine (gar kein Zweifel: berechtigten!) Interessen im Auge hat, aber (verständlicherweise!) gar keinen Sinn für all die Sachzwänge, die stets im Hintergrund lauern und allesamt berücksichtigt werden wollen.

Woher die Zeit dafür nehmen, wenn nicht den anderen Heim-Insassen stehlen? Man muss den einzelnen Behinderten nämlich immer auch als Bestandteil einer Gemeinschaft sehen, und wenn da jeder noch sein Sonderzüglein fahren würde, wäre das Verkehrschaos perfekt.

Der Psychoanalytiker Peter Schneider beantwortet jeden Mittwoch Fragen zur Philosophie des Alltagslebens. Senden Sie uns Ihre Fragen an gesellschaft@tagesanzeiger.ch. (Tages-Anzeiger)

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
21.12.16, 11:41:35
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