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Shawnee
(Standard)

Ihr Lieben,

Ich bin neu hier und möchte eher muss euch mal meine Geschichte erzählen. Vielleicht könnt ihr mir Antworten geben und ich ein wenig Frieden.

Ich - wer bin ich - irgendwie habe ich es vergessen. Wer ich war - das Leben und die Lebendigkeit in Person, voller Träume und Visionen, eine talentierte Künstlerin mit einer Mischung aus ADS und anscheinend autistischen Zügen....

Aber ich hatte einen Weg und Plan bis ich ihn traf. Ihn - dieses zauberhafte Wesen, so wunderschön in meinen Augen, so klar, so anders, so nicht zu verstehen.

Er ist in aller Wahrscheinlichkeit Asperger mit auch ADS Anteil nur komplett anders gemischt.

Ich denke nicht in Bildern, kann mir auch kaum etwas bildlich vorstellen, bin voller Gefühl und sehr feinfühlig und emphatisch. Es fällt mir leicht, nahezu jeden Menschen zu lesen, analysieren, nachzuvollziehen - bis auf ihn. Dafür bin ich diejenige, die kein Chaos mag, sondern Ordnung und Routine und reizarme Übersichtlichkeit, sonst hört mein Kopf auf zu denken. Er denkt nur in Bildern. Für mich war es erstmal schwierig, dies zu verstehen und ich kann es immer noch nicht, wie es ist, wenn ein Mensch 100 Bildschirme im Kopf hat, die alle gleichzeitig laufen. Was es heißt, Bilder im Kopf übereinander legen zu können usw. Aber dafür ist er der Chaosgott, x Dinge anfangen, hier da dort, nichts planbar, alles spontan - mich macht es wahnsinnig.

Ich verstehe die Art des Denkens nicht, es bringt mich um den Verstand, hat mich aus der Bahn geworfen und ich habe das Gefühl, keinen Weg zurück zu finden.

Wie kann es sein, dass man den Mensch gehen lässt, der als einziger einen Zugang zu einem hat? Was auch immer das heißt, einen Zugang zu jemanden zu haben. Ich war die einzige, die ihn berühren konnte. Unser horizontales Zusammensein war wunderschön, eine seelische Nähe ohne Gleichen. Ich habe den inneren Vulkan von ihm brodeln gespürt, zum bersten nahe und doch hat er immer die Kontrolle behalten - wollen.

Er sagte, ich sei die erste, mit der er sich Kinder vorstellen kann. Ich wollte eigentlich keine, weil ich selbst genug Ideen im Kopf habe und es wenig erfüllend finde, mich Jahre um ein Kind zu kümmern und im Außen fokussiert zu sein, zumal mir die gesellschaftlichen Entwicklungen nicht gefallen und ich für sehr empfindsame Kinder keine schöne Welt sehe. Auch weiß ich, dass er obwohl er es möchte und es seinem bildlichen Ideal entspricht, dass er kaum Verantwortung für ein Kind übernehmen kann. Ich fürchte in seinem Kopf sind Bilder einer heilen Familie, ohne ein Wissen und Weitblick, was es überhaupt bedeutet, ein Kind zu haben - 24h am Tag und volle Versorgung....

Wir haben es nicht einmal geschafft zusammen zu ziehen, da auch da bei ihm alles ganz einfach ist, aber nichts artikuliert wird, außer die Gedanken, die ihn interessieren. Also nicht das Thema Umzug wurde beredet sondern ob die Erde rund oder eine Scheibe ist.... Ich bin ja selbst neugierig und hinterfrage alles, aber in notwendigen Handlungssituationen bin ich präsent....

Nun - so hätte ich vielleicht einfach auf der Straße gesessen.... Mir kommt das alles selbst so bizarr vor, wenn es nicht meine Realität wäre..... Und er sagte nichts weiter als: Hast du schon einmal vertraut? Ich nichts mehr außer Panik, nichts beredet, nichts greifbares, kein wir machen das so und so.

Aber mein Herz kann nicht vergessen, die anderen Menschen sind mir schal und langweilig geworden.

Nach ein paar Monaten haben wir uns wiedersehen. Für mich war es Vertrautheit, wie konserviert. Er hätte sich erst wieder langsam an mich gewöhnen müssen. Was für mich wieder völlig ungreifbare war und mehr als ein Stich ins Herz....

Sein Plan von Familie - nicht mehr existent - stattdessen die neue Faszination, wenn es in Deutschland schlimmer wird, nach Goa auszuwandern und ein Hippieleben zu führen. Er - der noch nie etwas groß von der Welt gesehen hat, keine Fremdsprache spricht, Ausländer nicht mag, weil rassisches Denken dank intensiver Beschäftigung mit Verschwörungstheorien.... Ich habe das Gefühl, ihn zu kennen und gleichzeitig null zu kennen....

Er - ein Wesen zwischen Mann und Frau. Als Mann habe ich ihn kennengelernt, dann erzählte er mir, dass er sich gern verkleidet, eine andere Identität annimmt. Erst war ich geschockt, dann neugierig und habe mir gesagt OK, ich liebe ihn, dann ist es eben so....

Nun ist er weg und ich finde auf nichts eine Antwort, kann nichts verstehen und finde den Weg aus seiner Welt nicht mehr zurück....

Ich war die, die einen Zugang zu ihm hatte, die ihn so unendlich geliebt hat - für ihn scheint alles vergessen, nie existent gewesen zu sein. Nun bin ich nur noch anstrengend für ihn.....

Unendlich traurig....

Shawnee
20.04.17, 04:28:53
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