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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ich habe mir eben dieses Video zum Thema „AuJa“ angesehen.
Da schauen und schreiben gleichzeitig nicht gehen, versuche ich jetzt meine Gefühle irgendwie zusammenzufassen, aufzuschreiben Was ich gesehen habe, hat mich nicht kalt gelassen.
Normalerweise bin ich recht gut darin, mich selbst zu reflektieren, aber hier scheitere ich.

Als ich sah, wie man einfach nur man selbst sein darf und der andere sich auf einen wirklich einlässt, dein Verhalten bzw. mein Verhalten spiegeln würde, rief das irgendwie eine tiefe Traurigkeit in mir hervor. Es tut selbst jetzt noch weh. Überall innen, nicht nur in einer Innenperson, sondern in allen und von ganz tief kommend.

Ich würde keinen Eid darauf schwören, weil ich mich nicht an meine gesamte Kindheit erinnern kann, sondern nur an Momente, aber soweit ich mich erinnere, habe ich immer versucht, normal zu wirken, mich anzupassen. Das wurde von mir erwartet und ich habe es irgendwie geschafft, so zu improvisieren und zu experimentieren, das ist tatsächlich funktioniert. Bis auf meine Augen war ich nie besonders auffällig.

Irgendwas in mir vielleicht auch alles in mir wünscht sich so einen Spielraum, die Möglichkeit, spielerisch lernen zu können, Erfolge zu teilen und zu feiern und nicht mit aller Macht immer alles am Körper unter Kontrolle zu haben. Mal abgesehen darvon schaffe ich das in Momenten fahren sehr extreme Freude so oder so nicht, wird schon mal mit den Händen geflattert unten und hüpft wie ein Flummi.
Gleichzeitig sagt mein Verstand, dass ich spinne. Er sagt: „du bist N I C H T autistisch!!! Hör auf, dir irgendwas einzureden!!! — wenn du nicht spielen gelernt hast/kannst, krieg doch einfach ein Kind! Mit dem kannst du spielen und evtl. heimlich ein Stück eigene Kindheit, die du nicht wirklich hattest, nachzuholen. Aber höre auf, dir so nen Scheiß einzureden, dass du autistisch wärst!!!“ (ich möchte, dass sich keiner von euch, die hier mitlesen, angegriffen fühlt. Die Gedanken, die ich gerade verbalisiert/geschrieben habe sind GEGEN MICH, nicht gegen euch gerichtet, aber ich musste sie aussprechen bzw. aufschreiben).
Fairerweise sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich solche Selbstzweifel oder auch solchen selbst Beschimpfungen schon öfter durch lebt habe. Ich habe mich dafür gehasst, wenn ich schlecht über meine Eltern Gespräche, wollte so tun, als ob alles in meiner Kindheit toll gewesen wäre. Als die Diagnose DIS (Dissoziatibe Identitätsstörung) gestellt wurden, habe ich sie jahrelang angezweifelt, jahrelang dagegen angekämpft und Jahre lang immer wieder gesagt, dass ich spinne und mir das alles nur ein Rede. Das war auch schon so, als sich in mir eine leise Verdacht regte, bevor diese Diagnose gestellt wurde. Ich will mit dieser Aussage über die Zweifel nicht erreichen, dass mir jetzt alles über den Kopf streicheln und sagen: „doch alles in Ordnung, du bist Autistin...“ klar kann jeder ein Bauchgefühl äußern, aber wissen tut es niemand. Und Mainz hier ist es einfach nur, zu verstehen, warum ich so empfindlich auf dieses Video reagiere.
😓
Danke an diejenigen, die sich diesen von mir geben fabrizierten freiwillig durchgelesen haben. Es musste raus, und mit meinem Mann kann und will ich über dieses Thema nicht mehr diskutieren und meine Therapeuten, mit der ich in einem anderen Bereich arbeite, ist zur Zeit im Urlaub, so dass hier das einzige Ventil ist, dass ich nutzen kann und eventuell Feedback bekomme.

Also noch mal danke fürs Durchlesen.
05.09.17, 17:59:44
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Da es hier keine Editierunktion gibt, noch ganz kurz — ich zieh mich jetzt erst mal in meine Hängematte in meinem Zimmer und versuche, zur Ruhe zu kommen. Mein Mann hat eh gleich Besuch, ist somit also beschäftigt.
Für den Fall, dass sich irgendwer Sorgen machen sollte oder so. Ist nicht nötig. Ein bisschen weiß ich, wie ich mich selbst beruhigen kann.
05.09.17, 18:02:38
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Antares
(White Unicorn)

Ich hab jetzt nochmal gegooglet, ich hörte davon schon, dem Elterntrainingsprogramm AuJa - für Eltern die von ABA "abgewöhnt" werden sollten/wollten/... und das Gefühl brauchten sie tun etwas.

Ob das Sinn macht, keine Ahnung so recht. Eigentlich denke ich mir, man könnte ja auch gleich anfangen mit dem "brauchbaren Umgang" in Respekt, Achtung und Würde. Andererseits braucht es solche Elterntrainingsprogramme vielleicht auch, weil die Eltern sonst überhaupt keine Ahnung davon haben, wie man spielt, Bedürfnisse achtet etc.

Schwierig finde ich, dass sie mit den Persönlichkeitsrechten der Kinder so "schludrig" umgehen. Namen - Gesichter - Geschichten - alles in Kombination auf einmal, das Kind möchte ich erwachsen nicht sein und mich bei meinem Chef bewerben, wie unangenehm so private Szenen online als Film für jedermann zu sehen!

Deine Eltern hätten vielleicht auch davon profitiert zu lernen, wie man Dich nicht misshandelt. Das ist immer schwierig, misshandelnde Eltern, grundsätzlich. Ich hoffe Du kommst damit irgendwie, irgendwann für Dich zurecht und findest Deinen Weg das zu verarbeiten, was Dir angetan wurde!
05.09.17, 18:24:03
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

An der Traumaarbeit bin ich schon dran.

Ja, dass sie Namen Gesichter und anderes zeigen finde ich auch schwierig, wenn diese Kinder erwachsen sind, hat sie der Chef eventuell schon im Fernsehen gesehen, wie sie stundenlang ein Bilderbuch hin und her blätterten oder sich in einem Minikreiselzelt versteckt haben und sich haben drehen lassen von den Eltern.

Wenn ich das richtig verstanden habe in dem Video, ist es so, dass die Eltern lernen sollen, wie sie mit ihrem Kind in Interaktion treten können und auch Resonanz bekommen. Allerdings nicht unter Zwang, sondern freiwillig und spielerisch. D.h., das Kind kann die Eltern auch aus dem Spielzimmer rausschmeißen und seine Ruhe haben. Die Kinder tun, was Sie tun möchten und die Eltern spiegeln, was die Kinder tun, und irgendwann interessieren sich die Kinder eventuell für ihre Eltern und Inter agieren im Spiel mit Ihnen. Und wenn es Erfolge zu feiern gibt, dann freut man sich für das Kind und feiert die Erfolge mit dem Kind Mit feiern ist aber nicht gemeint, dass eine Party geschmissen wird oder so. Sondern man nutzt die Ausdrucksweise des Kindes, die es nutzt, wenn er sich extrem über etwas freut und wendet sie selbst an.
Der Macher des Videos hat erzählt, dass er mit seinem Sohn anfing, so zu arbeiten, seit dieser zwei Jahre alt ist. Jetzt ist er wohl neun und geht auf eine Regelschule und kann auch sprechen. Die Gründe diese Therapieform waren ursprünglich Leute für Improvisationstheater. Und als ihr Sohn Autismus diagnostiziert bekam, haben Sie geschaut, wie sie Das, was sie können nämlich improvisieren und spielen, auf ihren Sohn und autistische Kinder allgemein zu schneiden können.

Ich glaube, viele Eltern sind dafür mit überfordert, dass ihr Kind nicht verstehen, dass das Kind kein Blickkontakt suchen und auch sonst nicht unbedingt Nähe sucht. Ich weiß, dass nicht alle Kinder süßen, aber die Kinder, bei denen das so ist, da dürften die Eltern recht verzweifelt sein.

Aber ich habe weder von ABA, noch TEACCH oder AuJa wirklich Ahnung. Ich weiß nur, dass die ersten beiden möchte gern Therapien einen in Normen Druck auf das Kind aus und es in extremen Stress versetzen und Dinge eigentlich nur wie eine Maschine ausgeführt werden sollen. Beides sind für mich Dressurmethoden. Und bei Letzterem ist es laut Video eben so, dass das Kind Entspann sein soll und das tun soll, was ihnen gefällt und die Eltern auf seine Weise mit ihm interagieren müssen.
Allerdings werde ich mich dazu auch noch mal schlauer machen. Videos können so viel versprechen. Und gerade wenn es die Erfinder eine Therapieform sind, können sie einem das blaue vom Himmel versprechen.
05.09.17, 19:36:13
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Antares
(White Unicorn)

Also wenn ich das richtig verstanden habe ist das eher eine "Familientherapie" für die Eltern? Ich dachte das wäre für "schwierige Eltern ohne Empathie für ihre autistischen Kinder" oder so... zumindest hatte ich das so verstanden.

Hab mich damit aber noch nie befasst. Das Video sieht mir aber danach aus... ich mein Situation:

Da steht ein autistisches Kind und kreischt

Ja... also wenn man 0,0 Ahnung hat, was einem das Kind damit sagen möchte, tut den Eltern vermutlich AuJa gut, wenn sie komplett hilflos gar nicht wissen was tun. Die Bedürfnisse weder erkennen noch wissen wie reagieren ist halt schon ein bisschen wenig im Umgang mit seinem eigenen Kind, wenn überhaupt kein Zugang herrscht - von den Eltern aus.

Das Kind kommuniziert in allen Situationen die gezeigt werden sehr deutlich, jedes der gezeigten Kinder, nur die Erwachsenen sehen aus wie tollpatschige Küken die Flügge werden, was im Umgang mit eigenen Kindern denke ich im Alltag schon schwierig ist, überhaupt keine brauchbare Intuition zu haben für sein Kind.
05.09.17, 20:37:14
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ich denke, du hast recht mit deiner Aussage.

Alle haben irgendwie kommuniziert. Aber ich könnte auch nicht sagen/ deuten, was sie sagten.

Ja, es geht um Empathie der Eltern und somit einen Zugang und Verständnis für sein Kind zu entwickeln.
06.09.17, 14:26:40
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ich hab das Buch jetzt innerhalb von knapp 3 Stunden verschlungen und kann ganz klar sagen, dass ich das Buch an Eltern Richter, die ihrem autistischen Kind helfen möchten, aber nicht wissen wie und ihr Kind auch nicht verstehen. Es wird theoretisch erklärt, wie man einen Spielraum erst mal grob gestalten kann und wie man sich von seinem Kind seine Welt zeigen lassen kann und dann im Gegenzug irgendwann mal dem Kind ein Stück der Welt der nicht autistischen Menschen zeigt. Das Buch soll die Eltern dazu befähigen, gemeinsam mit einem Helfernetz das Kind darin zu unterstützen, unter anderem sprechen zu lernen, flexibler zu werden und einiges andere.

Das einzige, was ich neues aus diesem Buch für mich ziehen konnte, war die Bestätigung, dass ich bei meiner Freundin intuitiv richtig gehandelt habe, indem ich sie einfach so Namen und nehmen, wie sie ist und intuitiv handle. Ich zwinge ja nichts auf und ich dressiere sie auch nicht wie ein Affen.
10.09.17, 00:07:36
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