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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ich merke es immer wieder. Erstaunlicherweise habe ich mit Menschen eine enorme Geduld, es sei denn ich habe das Gefühl, sie stellen sich absichtlich dumm, dann fahre ich irgendwann schon mal aus der Haut. Ich lasse mich nicht gern verarschen.

Bei allem, was Technik betrifft, egal, ob nun das Handy oder der PC oder auch simple Dinge wie Kochtopf oder Stricknadeln, denn diese Dinge nicht tun, dass ich innerhalb eines bestimmten Zeitraumes will und dieser Zeitraum kann Verdammt kurz sein, dann könnte ich ausrasten! Ich habe meine Frustrationstoleranz zwar schon ein bisschen verbessert, zu mindestens was das Stricken angeht, inzwischen kann ich Mützen und Schals Stricken während ich noch vor zehn Jahren schon nach Luftmaschen aufhören musste und die Nadeln weit von mir weg schieben musste. freuen

Mit Menschen bin ich auch geduldig. Aber wenn eine Ampel Ewigkeiten Route ist würde ich das Ding am liebsten aus dem Boden reißen und wegwerfen. Genau so, wenn man mit dem Auto ewig nicht vorankommt. O. k., was ich definitiv nicht leiden kann ist wenn man in einem ohne hin schon über gefühlten Geschäft ist und an der Kühltheke oder ähnlichem Ort ein Rentnertreffen stattfindet. Er wird dann mal schön der ganze Gang blockiert und die Herrschaften schwarzen über dieses und jenes und man muss erst mal gucken, wie man durchkommt um das, was man braucht auch zu bekommen. Das selbe Phänomen gibt allerdings auch auf Bürger steigen und an anderen Orten. Es gibt auch die Tussen Reihen, was bedeutet mehrere weibliche Personen laufen nebeneinander auf dem Gehweg in einer Geschwindigkeit sein das man ihnen die Schuhe besorgen könnte und gucken wie die Hühner und man selbst steht dahinter und denkt mach doch endlich Platz ich will weg hier!l

Fairerweise sollte ich vielleicht erwähnen, dass Drohungen, die ich gegen meine Computer ausgestoßen habe nie in die Tat umgesetzt wurden. Keine Flug aus dem Fenster, keiner hat einen großen Schluck Wasser bekommen und auch keine musste eine Flasche Cola trinken. Und zertrampelt habe ich sie auch noch nicht. zwinkern Das lustige ist, ich entdecke gerne neue Technik. Klar bin ich froh wenn mir jemand hilft und manches erklärt, aber ich lerne wahnsinnig gern dazu. Aber wenn ich einen früher mein neues Gerät schon kenne und feststellen muss, dass es inzwischen langsam wie eine Schnecke geworden ist, dann war der einstige Segen schnell zum Flug geworden.
12.09.17, 15:42:06
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Prometheus
(Autistische Entität )

Geduld, für den Autisten in der befremdlichen NA-Sozialstruktur eine soziale Überlebensstrategie. Wenn man von seiner NA-Umwelt akzeptiert werden will, muss man die verschiedenen Eigenarten der NA-Kommunikation geduldig verstehen lernen.Gerade die körperlichen nonverbalen Signale wie subtile Mimik waren für mich schwierig zu erkennen oder gar zu imitieren. Ich erinnere mich noch an meine ersten Versuche, im Spiegel Mimiken zu üben... anfangs waren viele Versuche, noverbal Emotionen zu zeigen, unpassend und irgendwie gestellt. Es war ein langer harter Weg von meiner sozialen Umgebung anerkannt zu werden und es ist wichtig, da soziale Isolation bei mir in Ausgrenzung und Ablehnung endete...
15.09.17, 20:45:46
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Antares
(White Unicorn)

Prometheus, führte dieses Schauspielen, welches Du für manche Nicht-Autisten lerntest dazu, dass sie Dich anerkannten? Oder musst Du nun Dein ganzes Leben im Schauspiel verbringen? Wenn ich das von Dir höre, finde ich das in meiner Vorstellung extremst anstrengend und bin sehr froh, dass ich anscheinend ganz anderen Nicht-Autisten begegnete, die solch etwas nicht von mir verlangten. Ich meide eher solche Art von Mensch: weil das stelle ich mir nicht zur sehr lang und hart vor ein derartiges Schaupspiel zu erlernen, sondern auch mühevoll bis ermüdend - und dann? mögen sie ja nicht mich, sondern die Figur die ich spiele denke ich mir.

Geduld ist denke ich viel eine Frage von Bedürfnissen. Ich habe sehr viel Geduld mit Menschen - entweder sie mögen mich wie ich bin, oder sie lassen es. Es sind denke ich eher Situationen, die Geduld erlauben und andere nicht. Wenn ein Kind in Not ist, wäre Geduld in der Handlung ungünstig, hier wirke ich in der Tat eher ungeduldig, auch wenn ich gleichzeitig mit den Menschen die überhaupt nichts verstehen Geduld hege.

Mir ist Geduld wichtig, einen geduldigen Gesprächspartner würde ich aber nicht abgeben, ich führte gern hitzige Diskussionen und Debatten - es ist wohl eine Frage der Prioritäten im Leben die man setzt, wo man geduldig ist und wo nicht.
15.09.17, 21:53:37
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Prometheus
(Autistische Entität )

Es ist nicht so das ich eine Wahl hätte. Die Mehrheit der NA akzeptiert dich nicht als autistisch und hat keinerlei Toleranz für deine Andersartigkeit. Gerade im Berufsumfeld kann sowas fatal sein. Seine Arbeitgeber kann man sich nicht aussuchen und ich wäre ohne Körpersprache nichtmal so weit gekommen, einen anständigen Beruf ausüben zu können. Ich hab es schon versucht, meine Mitmenschen aufzuklären. Das ist ganz übel geendet und ich musste den Arbeitsplatz wechseln, weil diese Leute in mir nur einen behinderten sahen und ich dort meiner geistigen Gesundheit zuliebe nicht mehr weitermachen und mir alles gefallen lassen musste. Wenn die Leute an Autismus denken, fallen ihnen viel zu oft Stereotype von nichtsprechenden, geistig behinderten Autisten ein, sowas wird auch noch von NA-Mainstreammedien berichtet und sensationsgeil weiterverbreitet.
16.09.17, 09:16:39
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Der Umwelt, die mich nicht so sehr kennen soll, spiele ich auf jeder Ebene Normalität vor. Das war einfach so, weil ich keine andere Wahl hatte, bis heute in vielen Bereichen.. Wenn meine Umwelt meine Mimik nicht ausreichend findet, kann ich das gottseidank auf meine Seheinschränkung schieben (ich gelte als blind). Von engen Freunden und meinem Mann kann ich gottseidank erwarten, dass sie nicht so nehmen wie ich bin. Und das tun sie auch.
16.09.17, 18:25:37
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Antares
(White Unicorn)

Ich finde es immer wieder erstaunlich wie verschieden Lebensumfelder sein können. Mir ist es noch immer ein Rätsel, weshalb manche Autisten anscheinend grundsätzlich an "die Verkehrten" Nicht-Autisten geraten und anderen wie mir z.B. das sehr vertraut ist, "Arbeitgeber" also in meinem Fall "Auftraggeber" die keine Autisten sind und sehr tolerant. Klar, nicht die Mehrheit, aber wenn ich mir eine Stadt wie München z.B. ansehe, 1,5 Millionen Einwohner, da hab ich immer jemanden gefunden, dem meine Arbeit wichtig war und wie ich war fiel nicht ins Gewicht, ich bekam die Aufträge über Jahre hinweg.

Vielleicht hängt das ja auch mit meiner Geduld mit den Menschen zusammen? Ich sehe mich nicht in der Position irgend einem Menschen rechtfertigen zu müssen, warum ich so bin, wie ich bin. Mir ist der Gedanke an so etwas komplett zuwider.

Ich würde mir dabei vorkommen, als wäre ich ein Sklave ohne Rechte - Persönlichkeitsrechte, denn das wäre der letzte Job den ich machen wollen würde, wo mich wer dazu zwingen würde.

Obwohl ich gern schauspiele - bedienen fand ich spassig, wie eine Bühne, aber das tat ich vollständig freiwillig, weil ich dieses Schauspiel, das ja auch die Nicht-Autisten als Bedienung betreiben faszinierend fand.

Zu so einer Wesensverbiegung das unter Anstrengung tun zu müssen, würde mir die Geduld mit dem Gegenüber vermutlich den Vorteil verschaffen, dass ich genügend Geduld habe auf den nächsten zu warten oder ihn zu suchen, der nicht so ein arrogantes Arschloch gefühlt ist, sich so eine Anmaßung herausnehmen zu dürfen über meine Persönlichkeit zu richten. Für so jemanden würde ich per se nicht arbeiten und wenn ich betteln gehen müsste.

Eher würde ich einem Bettelorden beitreten - als Geistliche würde ich mich wohler fühlen, als mit solch einer Lüge.
16.09.17, 19:04:56
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Anteras was, ich kann hier nicht für Autisten sprechen, aber für eine Allgemeinheit.

Wenn Menschen in einem Umfeld aufwachsen, indem sie in irgend einer Form Gewalt ausgesetzt sind und eventuell sogar ihre wahren Gefühle, ihr wahres ich verstecken müssen, um zu überleben, so würde dies zu Ihrer zweiten Natur.
Vieles, was die Menschen erlebt haben in ihrer Kindheit, vergessen Sie wieder oder verdrängen ist, weil es schon als Kind unerträglich war. Daraus resultiert, dass diese erwachsenen Menschen sich unbewusst genau solche Menschen suchen, die sie aus ihrer Kindheit kennen. Obwohl alles noch so schlimm ist, ist es doch etwas vertrautes.

Ich finde das Beispiel zwar ehrlich gesagt schon sehr ausgelutscht, aber man denke an die Frau, die als Kind schon geschlagen und misshandelt wurde und sich später einen Mann sucht, der früher oder später auch anfängt zu schlagen und zu missbrauchen. Sie tut das nicht mit Absicht. Es steht ja keinem auf der Stirn geschrieben, wir ist. Unbewusst scheinen sie genau das aber zu spüren. Und weil sie nun wieder in ihrem alten Muster ist, fühlt sich trotz der Qualen sicher.

Autisten nehmen die Welt, soweit ich das bis jetzt verstanden habe wesentlich intensiver, als nicht Autisten. Vielleicht ist dieses Schema, was ich erklärt habe auch auf Autisten einzuwenden...?

Im Endeeffekt würde das bedeuten, dass jede und jeder von uns sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss, die traumatischen Erfahrungen irgendwie verarbeiten muss und erst dann Menschen finden kann, die nicht mehr in alten Mustern entsprechen.

Ich bewundere deine stärke. Du weißt genau, was du willst und du bleibst bei deinem Stand. Selbst wenn du, wie du selbst ihm gesagt hast Bettelen gehen müsstest. Du würdest dich für niemanden verbiegen. Ich hoffe, ich werde selbst eines Tages dieses Selbstbewusstsein und diese stärke haben. Denn es ist unendlich anstrengend, immer etwas darzustellen, was man eigentlich nicht ist. Es ist unendlich anstrengend, immer zu funktionieren, sich kaum Ruhe zu geben, es sei denn, es ist endlich Abend und man hat ein Recht darauf, zum Beispiel müde zu sein.
16.09.17, 20:39:49
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Antares
(White Unicorn)

Diese Theorie klingt zumindest sehr einleuchtend und würde es gut erklären. Ich bin in einer art behütetem Paradies aufgewachsen.

Ich habe mich schon in der Jugend eine Weile verbogen, merkte aber wie unglaublich schrecklich sich das anfühlt. Deshalb versuchte ich mir das schnell wieder abzugewöhnen, bevor ich es mir angewöhne. Zum Großteil funktionierte das als wirklich Selbstbewusst und meines Selbstwertes auch tatsächlich voll selbstverständlichkeit um mich wissend würde ich mich so nicht sehen. Aber dieses Schauspiel wäre für mich tatsächlich eine Grenze, die ich nicht überschreiten möchte.

In meiner Jugend war ich einmal in Dresden bei einer Freundin bei Punks zu besuch. Sie lebten in einem besetzten Haus ohne Abwassersystem - nichts. Ich merkte sehr wohl, dass das Leben dort hart ist für diese Menschen. Ich begleitete sie zum Schnorren, merkte auch hier dass ich nie wissen werde wie das wohl wirklich ist. Deshalb würde ich vermutlich immer die Gemeinschaft suchen, wie ein Kloster z.B. da ich gläubig bin und mich schon Wochenlang nach den Klostersitten in Klöstern aufhielt. Ich mochte das Leben dort.

So zieht sich mein ganzes Leben durch, dass ich niemals das erfuhr, was hier so manch einer erfahren haben mag. Es wäre Deine Theorie allerdings auch so etwas wie ein Kreislauf, außer man lernt wie man daraus ausbricht denke ich mir.

Diese Stärke die ich habe ist eher Sturheit mit Geduld fürs Leben, weniger Selbstbewusstsein in seiner reinen Form, vielleicht auch dem Leben trotzen, so etwas in der Art eher.

16.09.17, 22:05:59
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ja, es ist ein Kreislauf. Genauso wie Gewalt eine Spirale beziehungsweise einen Kreislauf ist. Die eine Generation gibt es an die nächste weiter. Aber jeder von uns hat die Macht, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Ich durchbreche den Kreislauf mithilfe von Therapie. Ich versuche, meine Traumata zu verarbeiten beziehungsweise neue Handlungsstrategien zu erlernen. Wenn ich einmal Kinder habe, möchte ich meine Erfahrungen nicht weitergeben. Also wird die Gewaltspirale bei mir enden.

So wie ich die Chance habe, den Kreislauf zu durchbrechen, zu hat diese Chance jeder Mensch. Jeder Mensch muss den Weg finden, der ihm hilft, diese Spirale zu durchbrechen. Leider gibt es da kein Allheilmittel. Ich kann nicht allen sagen, dass sie zur Traumatherapie gehen sollen. Ein Stück Nachreifung durchlief ich nämlich auch durch eine Betreuerin, die für mich wie eine Mutter war. Das kann ich nicht jedem anraten.
16.09.17, 22:42:49
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Zitat von Antares:
Diese Stärke die ich habe ist eher Sturheit mit Geduld fürs Leben, weniger Selbstbewusstsein in seiner reinen Form, vielleicht auch dem Leben trotzen, so etwas in der Art eher.

Ich glaube, dem kann ich auch für mich zustimmen. Ich sehe es nicht ein, aufzugeben! Würde ich aufgeben, hätten sie gewonnen, die versucht haben, mich zu zerstören. Diesen Triumph gönne ich Ihnen nicht. Ich glaube an irgend etwas. Vielleicht sind es Schutzengel ich weiß es nicht (aber irgendwas muss mich geschützt haben, sonst wäre ich längst tot). Aber ich weiß beziehungsweise glaube ganz fest daran, dass am Ende jeder das bekommt, was er verdient. Das ist auch der Grund, weshalb ich kein Bedürfnis nach Rache habe. Wenn man unbedingt das Wort Rache benutzen will, dann ist meine „Rache“, dass ich immer noch am Leben bin, obwohl es Menschen gibt, die mich mit Sicherheit gerne tot sähen.
16.09.17, 22:51:52
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