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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Ein medizinischer Schleier verberge die Realität der Psychiatrie. Ähnlich einer Religion schaffe sie mit ihrer Ideologie und ihrem Wirken Gläubige und Ungläubige, sagt Marc Rufer und plädiert für eine «Entunterwerfung».

[...]

Gibt es inzwischen nicht auch weniger schädliche Medikamente?

Wirklich Neues gibt es nicht. Regelmässig werden zwar neue Substanzen auf den Markt gebracht und hochgejubelt. Doch im Lauf der Zeit zeigt sich: Besser sind die neuen Substanzen überhaupt nicht, nur teurer. Nehmen wir zum Beispiel Olanzapin (Zyprexa), das bekannteste atypische Neuroleptikum.

Was meint atypisch?

Das ist die neue Generation der Neuroleptika. Sie haben in etwa dieselben Wirkungen wie alle anderen Neuroleptika. Besonders auffallend ist die enorme Gewichtszunahme. Das metabolische Syndrom – Übergewicht, Diabetes, Feststoffwechselstörungen, Bluthochdruck – wie auch Herzrhythmusstörungen, die bereits unmittelbar nach Behandlungsbeginn auftreten können, sind der Hauptgrund für die massiv verkürzte Lebenserwartung von Psychiatriepatienten. Medikamente mit derart drastischen Wirkungen im körperlichen und psychischen Bereich sollten aus - schliesslich bei schwersten Krankheiten wie etwa bei aggressivem Krebs eingesetzt werden – und nur, wenn ihre positiven Effekte diejenigen von Placebos übertreffen. Für sämtliche Psychopharmaka jedoch gibt es keinen Hinweis, dass sie – was auch immer – heilen. Und dennoch werden sie ungebremst millionenfach verschrieben – zur Freude der Pharmaindustrie. Die tödlichen Komplikationen, insbesondere bei älteren Menschen, häufen sich aufgrund der oft praktizierten Polypharmazie, der gleichzeitigen Verwendung von mehreren Psychopharmaka.

[...]

Die Psychiatrie, und von ihr beeinflusst die Gesellschaft als Ganzes, ist im medizinischen Denkstil gefangen und kommt davon nicht los.

Das hat auch damit zu tun, dass bis heute viele Psychiater darunter leiden, dass ihr Fach nicht als den übrigen medizinischen Disziplinen gleichwertig wahrgenommen wird. Kein Wunder, erlebten sie den «Sieg über die Syphilis» als grossartigen Erfolg. Ende des 19. Jahrhunderts litt ein Grossteil der Insassen psychiatrischer Kliniken an progressiver Paralyse. 1913 wurde der Erreger der Syphilis im Gehirn dieser Menschen nachgewiesen.

Mit der Einführung des Penicillins konnten nach dem Zweiten Weltkrieg die an Syphilis Erkrankten früh behandelt werden. Damit kommt es gar nicht mehr zum Auftreten dieser schweren psychischen Störung. Die Hoffnung jedoch, auf ähnliche Weise weitere «Geisteskrankheiten» zu verstehen und erfolgreich medizinisch zu behandeln, wurde bis heute in keiner Weise eingelöst – auch nicht mit der Einführung der Neuroleptika Anfang der fünfziger Jahre, die die Psychiater als grosse Revolution feierten: Damals fühlten sie sich endlich als richtige Ärzte – indem nun auch sie ihre «Kranken» medikamentös behandeln konnten. Die deutlichen Hinweise, dass sie sie dabei mit toxischen Substanzen ruhigstellten und disziplinierten, vermochten ihre Behandlungswut nicht zu bremsen. Dabei sprachen sie selbst vorerst von lobotomieähnlichen Effekten dieser Medikamente.

[...]

Der wichtigste Schritt würde darin bestehen, auf die psychiatrische Diagnostik zu verzichten. Sogar in den beiden bedeutenden psychiatrischen Klassifikationssystemen, dem der WHO, dem ICD, und jenem der US-amerikanischen Psychiater, dem DSM, wird auf die Verwendung des problematischen Krankheitsbegriffs verzichtet. Es dürfte somit nicht mehr von psychischen Krankheiten gesprochen werden.

Wie bitte?

Kaum jemand bestreitet mehr, dass psychiatrische Diagnosen soziale Konstrukte sind. Sie beruhen auf keinerlei klar definierten biologischen Gegebenheiten. So wurden die Kriterien für die Diagnosen in der ICD per Handabstimmung und Mehrheitsentscheid durch Experten festgelegt – nicht gerade ein wissenschaftlicher, sondern eher ein politischer Vorgang. Willkürlich wird eine Wahrheit produziert, kranke Menschen werden erschaffen, was als Wahrheitspolitik bezeichnet werden muss. Zudem wurden mehr als der Hälfte aller bei der Verfassung des DSM beteiligten Experten finanzielle Verbindungen mit der Pharmaindustrie nachgewiesen. Das Resultat: Diagnosen rechtfertigen gleichsam zwingend die Verwendung von Psychopharmaka.

[...]

Nach Abschluss des Medizinstudiums war Marc Rufer (74) als Assistenzarzt in einer staatlichen psychiatrischen Klinik tätig und führt seither eine psychotherapeutische Praxis in Zürich.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.09.17, 17:14:50
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Das Interview findet sich hier unter zwei seperaten Teillinks.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
17.09.17, 17:17:47
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