Forum für

Autisten und interessierte Zeitgenossen

Das ist ein Problem, was ich gefühlt schon eine Ewigkeit mit mir rumtrage. Ich bin eigentlich immer k.o. Also fairerweise muss man dazu sagen, dass ich immer nach der Arbeit oder eben irgendwann mal abends total am Ende meiner Kräfte bin.
Ich weiß, dass ich in sämtlichen Bereichen meines Lebens total über meine Grenzen gehen. Ich weiß, dass es daran liegt, dass ich es nicht anders gelernt habe. An der Arbeit fühle ich mich so oder so schon als Last, weil ich langsamer arbeite, als Menschen die ihr volles Augenlicht haben. Und diese langsamen keit versuche ich aus zu gleichen. Ich gebe da mittlerweile nur noch 100 %.
Hinzukommt dann so tolle Zwischenfälle wie zum Beispiel gestern, mein erster Arbeitstag. Ich hatte meinem Chef bescheid gesagt, dass er mich wieder gesund melden soll im System und erfahre dann, dass sich Kollegen darüber beschwert hätten das ich aus Versehen drei Fälle zu einem zusammen gewürfelt hätte. Wenig später ging ich noch mal zu meinem Chef, um ihm mitzuteilen, dass es bei bestimmten Abläufen immer wieder Fehler durch Kollegen gehen. Seine Reaktion war, dass er mich fragte was er nun machen sollen. Rundmails soll ich ja nicht schreiben. Also meinte ich, dass ich mir die betreffenden Personen Krallen würde und sie direkt ansprechen würde. Reaktion darauf war, dass ich es besser sein lassen sollte, da ich heute den ersten Tag wieder an der Arbeit sei und dass ich ja generell sehr viel Zeit wenn ja wie viele. Und außerdem könnte es ja auch seine Frau mal dass der Rest des Teams irgendwann mal revoltieren und sagt, dass ich gar nichts mehr bearbeiten soll.

Fairerweise möchte ich sagen, dass ich zu meinem Chef ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis habe. Dennoch fand ich diese Situation ziemlich schräg und verletzend. Es gab schon mal eine vergleichbare Situation, als ich aus einem Urlaub wieder kam, wo ich eine dicke Akte vorgelegt bekam mit der Aussage, dass ich dort ordentlich Bockmist gebaut hätte und nachdem ich mir das Ding angeschaut habe, stellte sich heraus, dass nicht ich Urheber dieses Schlamassel es war.
Ich verstehe nicht, warum meine Kollegen immer auf den gehen, der gerade nicht da ist. Ich verstehe nicht, wozu diese ganze Lester Rai gut sein soll. Böse gesagt: wenn wir in Krisenzeiten sind und meine Kollegen anstatt zu lästern oder sich über das Wetter auszutauschen arbeiten würden, wäre die Krise vielleicht nicht ganz so groß. Wenn ich an der Arbeit bin werde ich kaum. Ich arbeite und das wie ein Tier.

Zu Hause gönne ich mir dann auch nicht unbedingt Ruhe. Entweder ich lese und schreibe, was ich zwar gerne tue, was aber auch anstrengend ist oder ich erledige Dinge im Haushalt und so weiter. Außerdem bin ich immer präsent. Es ist nicht so, dass mein Mann und ich aneinander kleben würden wie sehr mir sicher Zwillinge, aber ich weiß nicht, ob ihr das kennt, wenn man quasi die Energie des anderen in seinem eigenen Energiefeld spürt. Das ist bei mir sehr oft der Fall. Zugabe meinem Hund.

Hinzu kam vor einigen Wochen, als ich drei Wochen Dauerfieber hatte, dass ich einfach mal kurz gehofft hatte, dass das das Zeichen dafür ist, dass jetzt endlich Ruhe ist. Inzwischen habe ich mich wieder soweit gefangen, dass ich natürlich nicht tot sein möchte.

Ich fühle mich innerlich oft irgendwie erstarrt. Ich merke, dass ich immer weniger spreche und dass ich mich irgendwie auch immer mehr zurückziehen. Und was ist, wenn ich ganz verstumme?

Ich will nicht jammern, ich hätte nur gerne eine Betriebsanleitung für mich, so dass ich weiß, welche Knöpfe ich tun muss, damit ich wieder Energie habe, mehr spreche und auch meine Kontakte wieder vernünftig Pflege. Nebenbei könnte man dann noch ein paar Knöpfe drücken, die dafür sorgen, dass nicht immer wieder irgend etwas dramatisches auf kloppt und einen Knopf für guten Schlaf hätte ich auch gernDas ist so bescheuert. Ich habe ein eigenes Gehirn, ich kann selbstständig denken und doch ist es so, als ob ich jemanden brauche, der mir sagt oder befiehlt, was ich jetzt zu tun habe. Genau so ist es auch mit meiner Wahrnehmung. Ich brauche jemanden von außen der mir zum Beispiel bestätigt, dass ich zum Beispiel Fieber habe oder so. Ich glaube meiner eigenen Wahrnehmung nicht. Ich glaube meinen inneren Personen teilweise nicht.

Also sollte jemand die Gebrauchsanleitung für mich finden, schicke sie mir bitte schnellstmöglich zu, denn sonst bin ich irgendwann mal mit Sicherheit in einer Seifenblase und irgendwo in einer anderen Welt, nur nicht mehr in diese. 😂🤔😓

Nur kurz. Ich liebe singen, es wirkt berauschend. Und Qi Gong hilft mir, mich kurz zu Erden.

Meine Kollegen lassen, denke ich, immer ihren Frust an abwesenden oder schwächeren ab. Wir sind unterbesetzt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle ein burn out bekommen.

Was ist leben?
Ich weiß, was Überleben ist.
Ich bin kein Opfer mehr.
Dennoch bin ich Überlebende.
Warum legt die Gesellschaft so viel Wert darauf, dass man ums verrecken funktioniert?
Gehst du nicht arbeiten, bist du faul.
Hast du als „Behinderte“ Lücken im Lebenslauf, ist das schlecht. Also schnell weiterfunktionieren.
Hilfe bzw. Traumatherapie kannst du irgendwann noch machen.
Ich bin wie eine Marionette – ich war. Jetzt sind die Fäden ab.
Aber was ist Freiheit?
Wie soll ich entscheiden?
Ist jemand da, in dem ich lesen kann, nenne ich den Wunsch des Grüegenübers als meinen.
Wer bin ich?
Was ist wahr?
Darf ich meiner Wahrnehmung trauen?
Immer muss ich fragen, öV meine Wahrnehmung stimmt.
Ich lege größten Wert auf Ehrlichkeit, erwarte sie von mir.
Und doch fühle ich mich wie eine Lügnerin Par excellence.
Gefühle, Emotionen. Wie unterscheide ich sie?
Wie kann ich sie wahrnehmen?
Bei mir ist alles immer nur Anspannung.
Darf man eigene Wünsche und Bedürfnisse haben u n d sie ausleben, solange man niemandem schadet?
Ich habe viele Welten gesehen, trage sie vielleicht sogar in mir.
Doch fühle ich mich in keiner Welt zuhause...
„Like a Nobody nowhere“.
Wo finde ich in „der Welt“, in der alle Menschen leben, Sicherheit?
Keine Garantien, keine Sicherheit, dass gehalten wird, was versprochen wurde.
Alles unberechenbar.
„In my world there’s a place I can be“.
Da und doch nicht da, wie ein Schatten, wie ein Geist.
„We are misguided ghosts traveling endlessly. The one we needed the most took us far away...“

So, Halloween überstanden. Ich hasse diese ganzen Feiertage. So viele schlechte Erinnerungen, Ängste, tiefe schwarze Löcher...