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Thema: Autismus und Liebe (http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=12)


Geschrieben von: arlette am: 15.06.06, 23:23:21
ich bin überzeugt, autisten können lieben. (zudem ist auf einem hyperfokus sein für mich auch lieben, ganz ehrlich gesagt..).

aber ich denke, autisten können nicht dauernd bestätigungen diesbezüglich an die geliebten runterbeten, scheinbar brauchen nicht-autisten nämlich genau das.

was mich manchmal beschäftigt: ich kann dinge genauso lieben wie menschen. als ich von der these hörte, dass bei autisten ev. objekte und gesichter im gleichen hirnareal erkannt werden, war dies für mich sofort logisch und schlüssig. allerdings war ich dann verwirrt, wieso gesichter und objekte getrennte areale brauchen sollten. ok, vielleicht für leute, die diese subtilitäten der ausdrucksweise erkennen können, vielleicht brauchen die wirklich ein ganzes areal dazu... aber das gesicht ist ja noch lange nicht der mensch. lieben sie gesichter?


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 27.06.06, 19:35:38
Zitat:
was mich manchmal beschäftigt: ich kann dinge genauso lieben wie menschen. als ich von der these hörte, dass bei autisten ev. objekte und gesichter im gleichen hirnareal erkannt werden, war dies für mich sofort logisch und schlüssig.


Ich frage mich gerade ob das nicht bei allen Menschen der Fall ist denn so wie ich meinen PC liebe lieben andere Frauen ihre 100 paar Schuhe oder ein Mann sein Auto. Ist nur ein Beispiel, wollte kein stereotypisches Gedankengut verbreiten.


Geschrieben von: Wursthans am: 28.06.06, 12:00:12
Zitat von arlette:
aber ich denke, autisten können nicht dauernd bestätigungen diesbezüglich an die geliebten runterbeten, scheinbar brauchen nicht-autisten nämlich genau das.


Kennst du auch Autisten, die das "brauchen"? freuen


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 28.06.06, 17:54:36
Bin zwar nicht Arlette aber ich oute mich mal als "Liebesbeweis-brauchende Autistin". Ne, im Ernst, ich möchte nicht, dass man mir die Liebe von morgens bis abends mittels Schnulzarien runter betet aber für mich muss die Liebe deutlich sichtbar sein da ich blind für die üblichen Liebesbeweise bin, also muss man das auch deutlich machen sonst gehe ich von einer normalen Freundschaft aus, im schlimmsten Fall sogar von einer Verarschung wenn der Beweis nicht richtig ankommt. Um also bei mir eine dauerhaft positive Reaktion auf meinen (potentiellen) Partner zu erzeugen bedarf es dauernder Beweise.
Naja, für den Partner sicher anstrengend worauf mir sich spontan die Frage aufwirft ob eine Person wie ich überhaupt beziehungsberechtigt ist...


Geschrieben von: uppsdaneben am: 28.06.06, 20:08:16
Zitat von Sheila:

für mich muss die Liebe deutlich sichtbar sein


Was ist für dich deutlich sichtbar?


Geschrieben von: Goldloeckchen am: 28.06.06, 20:50:11
Zitat von uppsdaneben:
Zitat von Sheila:

für mich muss die Liebe deutlich sichtbar sein


Was ist für dich deutlich sichtbar?


man muss mir sagen und was noch wichtiger ist zeigen, dass man mich liebt und das hat nichts mit ollen Schnittblumen oder Pralinenschachteln zu tun.


Geschrieben von: Silvana am: 07.07.06, 12:22:53
Moin, Moin

Zitat von Sheila:

Naja, für den Partner sicher anstrengend worauf mir sich spontan die Frage aufwirft ob eine Person wie ich überhaupt beziehungsberechtigt ist...


Ich behaupt jeder Mensch ist Beziehungsberechtigt.

Die andere Frage ist, ob man einem passenden Partner bzw. Partnerin findet.
Ich hoffe ihn gefunden zu haben. Und ich hab mir wirklich viel Zeit gelassen ihn kennen zu lernen. Aber ich wollte nicht schon wieder eine Freundschaft, die nicht klappt, ich wollte eine echte Partnerschaft (monogame Partnerschaft).
Ich hab ihn gebeten: Hab geduld mit mir, ich war zu lange allein, ich muss mich erst daran gewöhnen ständig jemanden um mich zu haben (was das schwierigste war, meine ersten Freude wollten immer um mich sein und ich fand das Teilweise unerträglich, es war mir zuviel Freund). Und ich muss erst feststellen ob ich den Anforderungen einer Partnerschaft gewachsen bin. (schließlich halt man ja auch Pflichten und Verantwortung gegenüber dem Partner).
Er hatte die Geduld, und jetzt kann ich gar nicht genug von Ihm bekommen. (wir sind jetzt seit 4 Jahren zusammen).
In sofern musste ich erst lehnen Ihn wirklich zu lieben, es gibt nämlich einen Unterschied zwischen Verliebt sein im Sinne von Verschossen/Verknallt (so wie es z.B. junge Mädchen in irgend welche Popstars sind) und Liebe, die auch Fürsorge, Verantwortung und machmal auch Unannehmlichkeiten enthält (Liebe kann machmal sehr weh tun oder sehr anstregend sein, grade für jemanden mir AS).
Aber ich denke das nur Menschen mit schwerem AS oder führkindlichem Autismus unter Umständen nicht lieben können, weil keiner sie in Ihrer Welt erreicht.

Silvana


Geschrieben von: bellaria am: 07.07.06, 14:02:26
Ich muss dem Stereotyp des gefühlskalten, unsensiblen, unnahbaren und unberührbaren Aspies auch mal hier widersprechen: Mein Partner (AS) liebt mich und ich (NT) kann das spüren. Lustiger Weise ist er der 1. Mann, bei dem ich das von mir aus spüren kann und mir dessen ganz sicher bin.
Außerdem weiß ich, wie sehr er seine Kinder liebt. Bei ihm äußert sich Liebe z.B. sehr stark durch "beschützen wollen". Er kuschelt sehr gerne, ist zärtlich und spürt oft, was in mir vorgeht. Also alles Dinge, die er als Aspie eigentlich nicht können oder mögen oder machen dürfte zz-zwinkern
Allerdings hat es lange gebraucht, bis er mich an sich rangelassen hat. Er war sehr vorsichtig und misstrauisch und schüchtern (wohl auch durch schlechte Erfahrungen). Ich als Frau musste ihn regelrecht umwerben, was für mich neu und ziemlich ungewohnt war. Ich musste ihm meine Liebe quasi beweisen, bevor er sich auf was eingelassen hat.


Geschrieben von: Nord am: 27.08.09, 12:13:09
Zitat:
Können Autisten lieben?


ich kann es nicht. habe noch nie jemanden geliebt. beziehung hatte ich noch keine(wobei ich mit jeder zusammen leben könnte die ich nicht hässlich finde, und die mit mir zurecht kommt).


Geschrieben von: Hans am: 27.08.09, 17:24:06
Ich sehe da aber einen Unterschied zwischen können und wollen.
Es ist auch für mich nicht leicht, sich das vor zu stellen,
aber es gäbe vieleicht doch eine Autistin,
mit der ich auch zusammen leben wollte.
Der Konjunktiv ist vielleicht verwirrend, ich versuche es mal anders:
Wenn ich gerne bei einer z. B. mir ähnlichen Person bin,
immer wieder hin fahre, ist der Verdacht naheliegend, daß ich verliebt bin.
Das ist doch ungefähr gleich wie bei den NA , oder?



Geschrieben von: Nord am: 27.08.09, 23:42:32
das gilt aber nicht für mich. ich würde schon allein deshalb wollen damit ich nicht allein bin.

da ich bisjetzt in keiner beziehung war kann ich hier nicht aus erfahrung sprechen. aber wenn es jetzt z.b. darum geht was zu unternehmen bin ich immer gerne dabei, egal mit wem(bin sogesehen mit allen gerne zusammen, das hat aber nix mit liebe oder freundschaft zutun, sondern mit sympathie). die frage ist eher ob man mich auch dabei haben will.


Geschrieben von: Hans am: 28.08.09, 02:02:47
Ich habe inzwischen auch schon mal auf Deiner Seite gelesen.
Es ist einfach und mehrfach schwer, Gefühle mit Worten aus zu drücken.
Da bin ich auch nicht besser als Deine Mitschreiber,
aber ich versuche es mal:
Liebe ist doch mehr ein "Bei jemand sein wollen"
als ein "es mit jemand aushalten" das wollte ich sagen.
Ein "unbedingt und so oft es geht bei jemand sein wollen" triffft es da schon eher.
Oder wenn Du unter netten Menschen bist, wo Du gern bist,
und plötzlich weg willst,
um nur mit dem einen bestimmten Menschen zusammen zu sein,

um ihm Gutes an zu tun

und wenn es nur das "zum Lachen bringen" ist.
Da muß man nicht von Liebe reden, man lebt sie.
Das habe ich schon öfter erlebt, das ist schön.
Zeiten später wundere ich mich auch mal, was ich an DEM Menschen so toll fand,
aber bedaure keine Minute.