Forum für Autisten und interessierte Zeitgenossen (http://autismus.ra.unen.de/index.php)
-- Offenes Forum (Schreibrecht auch für unter User=Gast; Pass=Gast eingeloggte Gäste) (http://autismus.ra.unen.de/board.php?id=3)
---- Allgemeines Debattierforum für kulturelle und politische Themen (http://autismus.ra.unen.de/board.php?id=21)
Thema: Grundsatzfragen "krank" vs. autistic pride (http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=1507)


Geschrieben von: 55555 am: 31.01.08, 20:45:27
Zitat von cony:
über ,,anderssprachlichkeit,,bei ausländern zu sprechen finde ich in diesem zusammenhang mehr als unpassend.schließlich sprechen sie ihre sprache doch wohl fließend und von niemanden kann erwartet werden verschiedene sprachen zu sprechen.was dieser vergleich in bezug auf krankheiten soll weiß ich nicht.

Autisten sind gezwungen in einer Gesellschaft zu leben, in der ein übergroßer Anteil von Nichtautisten lebt und sich einrichtet, wie sie es für sich selbst als sinnvoll empfinden. Autisten untereinander verstehen sich hingegen von ihrer autistischen Art her in der Regel untereinander gut, wenn es auch hier Unterschiede gibt, wie immer zwischen Menschen.

Der Begriff "krank" ist negativ und du verwendest ihn auch so, trotzdem du es abstreitest. Negativ meint dabei, daß bestimmte Eigenschaften als schlecht gewertet werden.


Geschrieben von: cony am: 31.01.08, 21:07:28
sorry,aber ich habe nicht gesagt das krankheiten und damit meine ich alle krankheiten,was tolles sind.aber deswegen sind chronisch kranke nicht menschen zweiter klasse.nichts anderes meine ich damit das das wort krank nichts negatives ist,sondern nur ein wort.natürlich würde ich auch lieber gesund sein,hätte für meine kinder eine leichtere kindheit gewünscht,für unsere familie allgemein.aber gerade weil wir uns bemühen damit so gut wie möglich umzugehen,bin ich stolz auf uns.ich gehe trotz meiner krankheit arbeiten sofern sie das zuläßt und verdiene unseren unterhalt.auch ich habe in meiner jugend und auch jetzt noch öfter mit vorurteilen zu kämpfen.genauso wie meine kids.aber genau deswegen lasse ich nicht zu das krankheiten als negativ betrachtetwerden..niemand bettelt darum krank zu sein,egal womit.wichtig ist nur der umgang damit.sie waren sind und werden immer existieren nur die haltung die man dazu einnimmt kann man ändern.


Geschrieben von: 55555 am: 31.01.08, 21:58:16
Schlaf ruhig erstmal drüber.


Geschrieben von: drvaust am: 01.02.08, 05:14:06
Was Krankheit ist, und ob das negativ ist, ist eine Definitionsfrage.
zwinkern Nach der Definition der WHO sind alle Menschen krank, weil sich niemand ständig wohlfühlt.
Autismus ist keine Krankheit die irgendwann entsteht, später akut wird, behandelt wird und dann mehr oder weniger geheit werden kann, wenn sie nicht tödlich verläuft. Autismus ist eine Krankheit wie Kurzsichtigkeit, eine angeborene Andersartigkeit wie z.B. ein Klumpfuß oder Taubheit. Ein Autist ist anders, daran kann man grundsätzlich nichts ändern oder heilen, und dieses Problem führt zu Schwierigkeiten.
Man kann Autismus als Krankheit bezeichnen (das ist es offiziell), als Behinderung (mit Anspruch auf Hilfe), als Sonderform usw.. Zumindest ist Autismus ein Problem.
Vielleicht sollte das als separates Thema ausdiskutiert werden. traurig Aber ich sehe keine Lösungsmöglichkeit, weil das eine Ansichtssache ist und schwer definierbar.


Geschrieben von: cony am: 01.02.08, 12:09:08
danke drvaust für deinen kommentar.endlich fühle ich mich hier mal verstanden und nicht nur runtergemacht.schließlich ist es nichts bösartiges eine krankheit als solche zu bezeichnen.schließlich,wie du auch geschrieben hast gibt es keine ,,nur ,,gesunden menschen.
cony


Geschrieben von: bianka018 am: 01.02.08, 12:18:50
Zitat:
Cony: also weiß ich nicht warum ich hier die ganze zeit scharf kritisiert werde.


...damit du aufhörst mich so scharf zu kritisieren? zwinkern Wieder gut, Cony? Bitte fröhlich .

Zu mir hat manuels Autismus-Ärztin mal gesagt, nachdem sie mir den Befund erläuterte: Ich soll mich auf gar keinem Fall von dem beeindrucken lassen was da in dem Befund steht(da steht atypischer Autismus mit einer geistigen Behinderung)
Und es ist egal welche Art von Autismus da steht oder ob da Downsyndrom oder irgend was anderes´steht.

Nicht der Autismus meines Sohnes sei schwierig, sondern das Hauptproblem ist das Umfeld. Sie hat selber einen autistischen Jungen und sie weis wovon sie redet.

Damals habe ich noch viel zu wenig über die Auswirkungen auf das Umfeld gewußt und somit hatte ich keine richtige Ahnung was sie damit meinte.

Heute ist das eine glasklare Aussage für mich.

Mittlerweile habe ich ein dickes Fell bekommen und hab mich schon daran gewöhnt dass manche das Krankheit nennen. Ich bin dir auch nicht böse. Dann müßte ich fast auf die ganze Welt böse sein.

Gruß, Bianka


Geschrieben von: Melli am: 01.02.08, 12:20:52
Hallo Bianka,
fast kein autistisches Kind liest für uns offensichtlich. Durch das Durcheinander in der Wahrnehmung erfassen die die Buchstaben wohl sehr viel schneller als wir und schauen nur für einen kurzen Augenblich drauf, dann wieder weg, dann heimlich wieder drauf. Es sieht nicht so aus, als würden sie lesen. Ich kann das aus meiner Erfahrung bestätigen, was Du auf der DVD gesehen hast. Ich bin selbständig und werde privat bezahlt. Bei länger dauernden Sitzungen (also reglemäßigen Schreibstunden mit den Kindern stelle ich einen Antrag ans Amt für Eingliederungshilfe, die die Kosten dann im Einzelfall übernehmen.
Ich weiß nicht, ob du es selbst rausbekommen kannst - es ist immer schwierig, weil du die Mutter bist. D.h. du bist die Person, die den engsten emotionalen Bezug hat und die das, was passieren wird am meisten berührt. Das kann dich und das Kind schnell überfordern (zumindest am Anfang). Deshalb hat man es als Außenstehender sehr viel leichter.
Ich denke noch mal nach, ob mir was für dich einfällt und bin heute Abend noch mal im Forum. Viele Grüße, Melli





Geschrieben von: 55555 am: 01.02.08, 12:28:17
Zitat:
Prof. Baron-Cohen: Autismus ist gesund!

Professor Simon Baron-Cohen, führender Autismus-Forscher an der Universität von Cambridge, sagt: "Ich stimme zu, dass sich HFA ("hochfunktioneller Autismus") besser in Begriffen der Neurodiversität beschreiben lässt. LFA ("niedrig funktioneller Autismus") vielleicht auch, aber wahrscheinlich ist er besser beschrieben als etwas, das zusätzliche Behinderungen mit sich bringt, wie Lernbehinderungen, verzögerte Sprachentwicklung, Epilepsie usw. Ich denke nicht, dass wir Autismus "heilen" wollen - nicht mehr als wir Linkshändigkeit oder Homosexualität heilen wollen. Aber wenn es Behandlungen oder Interventionen gäbe, die helfen ohne die Stärken zu beeinträchtigen (solche wie die herausragende Aufmerksamkeit für Details), kann ich mir vorstellen, dass die willkommen wären."

Quelle


Geschrieben von: bianka018 am: 01.02.08, 12:53:24
Zitat von 55555:
Prof. Baron-Cohen: Autismus ist gesund!

Aber wenn es Behandlungen oder Interventionen gäbe, die helfen ohne die Stärken zu beeinträchtigen (solche wie die herausragende Aufmerksamkeit für Details), kann ich mir vorstellen, dass die willkommen wären."


...genau das meinte ich mit "nicht verbiegen (lassen).

Das, was Baron-Cohen da beschreibt wäre natürlich der Idealfall.

Aber genau deshalb weil uns niemand solche Behandlungen oder Interventionen bieten kann, werde ich den Jungen mit Genuß so akzeptieren wie er ist und ihn leiten. Und ich werde seine Stärken schätzen.

Anderenfalls wird er nur noch eine graue Erscheinung sein und irgendwann wird man durch ihn hindurch schauen. Davor bewahre ich ihn.

Ich weis dass es auch solche Therapiemethoden bei uns gibt, in denen die Kinder unterdrückt werden. Der Verein "Hilfe für das autistische Kind" wendet solche Methoden an. Sie unterdrücken ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten um sie besser verbiegen zu können. Dort zählt nur der eigene Erfolg. Um nach außen zu glänzen und um weiterhin von den unterstützenden Geldern leben zu können.

Dort hat man bereits ein Netzwerk an Therapien aufgebaut.

Uns hatten sie auch schon in ihre großen Greifarme gefangen. Wir konnten uns aber wieder befreien, weil ich angefangen habe selber zu denken.

Wenn man als Mutter ganz frisch diesen Befund bekommt ist man sehr hilflos. Das wird von diesem Verein maßlos ausgenutzt. Ich halte riesengroßen Anstand zu den Leuten.


Geschrieben von: 55555 am: 01.02.08, 13:02:52
Beim zitieren im Forum wird übrigens ein Zitatanfang durch "[quote]" für die Software gekennzeichnet, das Ende durch "[/quote]".

Ich erkenne die Einstufung von Autismus als Krankheit nicht an und betrachte sie als quasi rassistische Diskriminierung. Begründet habe ich das weitgehend, wer als NA unbelehrbar bleibt wird von mir im Gegenzug ebenfalls als krank aufgrund seines Nichtautismus bezeichnet. Die Begründung durch Einstufungen angeblicher Fachleute ist für mich ebenso bedeutungslos wie die Rassenforschung von Anfang des letzten Jahrhunderts oder die damalige Einstufung von Homosexualität als Krankheit durch die WHO (wenn ich mich richtig erinnere). Das sind die Schlimmsten, die trotz eigener Denkfähigkeit Argumente ignorieren. Und hier handelt es sich um keine Wortklauberei, denn solche Einstufungen haben für viele Mitmenschen stets auch sehr handfeste Folgen.


Geschrieben von: bianka018 am: 01.02.08, 13:41:46
Zitat:
Zitat von 55555
Ich erkenne die Einstufung von Autismus als Krankheit nicht an



..eben weil all zu oft gesagt wird: "Du bist doch krank!"..um eine Person beleidigen zu wollen. Um Mißverständnis ihm gegenüber auszudrücken.

...hat geklappt mit "quote"...


Geschrieben von: cony am: 01.02.08, 13:58:26
hallo55555 !

ich habe echt keine lust mich noch tagelang mit dir rumzustreiten,wenn du für dich meinst du bist nicht krank,werde ich das im gegensatz zu dir einfach so hinnehmen.wenn du meinst ich bin krank,ok,damit hast du sogar recht.ansonsten wollte ich mich in diesem forum eigentlich mehr über autismus austauschen,auch im hinblick auf meinen sohn,um ihn vielleicht noch besser unterstützen zu können.da habe ich keine zeit mich um dinge wie krankheit oder nicht zu streiten,denn nichts anderes machen wir hier und das bringt zumindest mir nichts.
gruß conny