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Geschrieben von: Coyote am: 16.01.10, 19:34:40
Nun, ein Forum hat schon seine Vorteile ... man kann ausreden freuen

Im Alltag meist selten. Ich rede eher langsam, überlege machmal etwas länger und werde sehr oft unterbrochen.

Dieses erlebe ich auch oft in Bus und Bahn, wenn ich so "lausche" Zunge rechts (ich weiß, macht man nicht)

Entweder redet jemand nur von sich selbst und die andere Person hört es sich an, wobei die wenigen Kommentare des Zuhörenden ignoriert werden, oder jemand will unbedingt seine eigene Meinung eine andere Person aufdrängen oder es wird permanent dazwischengeredet.

Ein wechselseitiges Gespräch ist m.M. nach ein Austausch von Informationen.
Ich erlebe es eher selten, nur mit wenigen Menschen.

Man liest aber immer wieder, dass gerade Autisten sehr selbstbezogen sein sollen und nicht kommunizieren können.

Okay, wenn mich ein Thema sehr interessiert, kann ich auch viel reden ... bei Zwischenfragen verliere ich schnell den "Faden", kann nicht weiterreden und bin irritiert. Aber dies kommt selten vor (meine speziellen Interessen teilen eher wenige) und es geht um ganz normale Alltagsgespräche ...

Macht es NA nichts aus, einseitige und oft nichtssagende bezw. auch belanglose Gespräche zu führen? Ohne auf ein Ergebnis zu kommen?

Wenn jemand Probleme hat (Privat oder Arbeit oder überhaupt ...) und rattert es runter, erwartet diese Person dann ein "Oh, du tust mir leid" ? und dann ist es erledigt?
Reicht einem NA emotionales Mitgefühl aus, um sich besser zu fühlen?
Fühlt ein NA sich besser, wenn dieser in den Arm genommen wird, dadurch aber das Problem nicht beseitigt wird?


Geschrieben von: 55555 am: 16.01.10, 20:10:03
Nach meiner NA-Rudelfaschismusveranlagungstheorie könnte dieses Verhalten darauf zurückzuführen sein, daß diese NA auch kommunizieren um dabei im Sinne eines Rangordnungskapmfes zu "gewinnen" und sich dann toll fühlen zu können. Das widerum hat oft mit Schnelligkeit zu tun als einer archaischen Stärke.


Geschrieben von: Coyote am: 16.01.10, 20:47:02
Ja, aber was bringt es ihnen, sich "toll" zu fühlen?

Vielleicht erleben sie es als Anerkennung?

Autisten brauchen auch Anerkennung, aber nicht durch so ein Redewirrwarr ... ich jedenfalls nicht, eher, wenn ich etwas für mich Sinnvolles gut zu Ende gebracht habe. Dann brauche ich auch nicht unbedingt eine Person, die mir sagt. "Gut gemacht", sondern es reicht mir schon, wenn ich selbst zufrieden bin.

Zitat:
NA-Rudelfaschismusveranlagungstheorie

ich führe Buch über Fremdwörter, Redewendungen und seltsame Worte - dies kommt da jetzt auch rein zwinkern


Geschrieben von: 55555 am: 16.01.10, 22:19:48
Das ist für sie wohl eine Art von Erfüllung? Eigentlich sollen hier ja NA erklären, ich wollte nur meine Theorie mal wieder anbringen.


Geschrieben von: blue_eye am: 16.01.10, 23:38:15
Zitat von Coyote:
Reicht einem NA emotionales Mitgefühl aus, um sich besser zu fühlen?
Fühlt ein NA sich besser, wenn dieser in den Arm genommen wird, dadurch aber das Problem nicht beseitigt wird?

Ja. Ersteinmal ja.
Man fühlt sich irgendwie nicht mehr so alleine mit dem Problem.

Selbst wenn der andere einem nicht helfen kann, so signalisiert er damit, dass er gerne helfen würde aber mom nicht weiss wie.


Geschrieben von: Gast am: 17.01.10, 01:48:34
@coyote: Wenn NA in einem Gespräch konkrete Informationen benötigen, legen sie einen bestimmenden oder sachlichen Ton in ihre Aussprache und erhalten dann auch meistens eine sachbezogene Antwort.
Belanglose Gespräche werden in einer weicheren Aussprache (meist auch begleitet von lebhafterer Mimik) getätigt und nicht auf Ergebnisse abgezielt sondern zur Gestaltung eines "Wohlfühlklimas". Diese Gespräche langweilen viele NA, aber sie führen sie dennoch, um sich z.B. den anderen gewogen zu halten, ihm sympathisch zu erscheinen oder um gute Arbeitsbedingungen für sich selbst zu schaffen.

Schwieriger wird es, gegenüber Ranghöheren eine Sache besser zu wissen. Das muss sehr geschickt "eingepackt" werden, weil auch sehr intelligente NA nicht unbedingt auf der Sachebene bleiben können, wenn Sie subjektiv einen Angriff auf ihre Position empfinden. Offenbar ist es für Männer schwerer, dies auseinander zu halten, als für Frauen. NA-Männer definieren sich eher über die erreichte Position, Frauen eher über ihre kreativen Arbeitsergebnisse. Aber das befindet sich im Wandel, weil immer mehr Frauen in männlich strukturierten Arbeitsbereichen Führungspositionen übernehmen.

Ein Beispiel für die Einordnung der Rangordnung vor der Problemlösung ist das Sprichwort: "Es kommt nicht darauf an, was man entscheidet, sondern dass man entscheidet." (...der Entscheidende ist).

Forthebeautyoftheearth


Geschrieben von: Coyote am: 18.01.10, 14:51:15
Danke für eure informativen Antworten. Muss jetzt wieder erstmal eine ganze Zeit drüber nachdenken.