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Geschrieben von: Lenz2011 am: 30.11.11, 07:20:54
Zitat von 55555:
Nicht zu vergessen: Hierzulande wird niemand gezwungen sich in der Massengesellschaft erwerblich zu verdingen, auch nicht durch Existenznöte, die sich nicht anders lösen ließen.


Hallo 55555,

Wie meinst du das genau? Wenn man ab und zu ein kleines bisschen mehr möchte als das absolute Existenzminimum (Hobbies, Reisen...) oder eine Familie hat, dann geht es wohl nur mit Erwerbsarbeit.

Grüße
Lenz


Geschrieben von: 55555 am: 01.12.11, 13:45:43
Zitat von Lenz2011:
Wenn man ab und zu ein kleines bisschen mehr möchte als das absolute Existenzminimum (Hobbies, Reisen...) oder eine Familie hat, dann geht es wohl nur mit Erwerbsarbeit.

Ich schrieb von der Massengesellschaft, die die Menschen in der Hinsicht genauso ausbeutet wie die Natur im Allgemeinen. Erwerbsarbeit an sich muß aber nicht in diesem Sinne schlecht sein und muß auch nicht Verlierer produzieren.


Geschrieben von: Lenz2011 am: 01.12.11, 14:17:20
Nein, sie muss es nicht, tut es aber in vielen Fällen. Ich habe den Notausgang aus der Massengesellschaft jedenfalls noch nicht gefunden, bin aber für jeden Hinweis dankbar.


Geschrieben von: 55555 am: 01.12.11, 17:08:44
Was sind denn deine Ziele für dich? Was findet du vertretbar und was nicht?


Geschrieben von: Lenz2011 am: 01.12.11, 23:05:16
Erstmal danke fuer die gekonnte Fragestellung!
Ja, wenn ich das wüsste. Mit dem Wort Ziele verbInde ich sofort die absurden und teilweise kontraproduktiven Richtwerte, die ich im Job erreichen soll um mehr Geld zu bekommen. Jetzt könnte ich ja sagen, deswegen lass ich mich jetzt nicht verrückt machen, aber da gibt es noch meinen Chef, der seine Ziele unbedingt erreichen möchte (sonst wäre er vermutlich nicht Chef) und dessen Chef usf. die alle sehr ungemütlich werden können wenn sie Zahlen nicht stimmen.
Ganz allgemein ist mein Ziel etwas machen zu dürfen was mich interessiert, woraus ich ein wenig Sinn schöpfen kann und was mich fordert und nicht überfordert.
Was das konkret für mich heißen könnte weiß ich (noch) nicht. Ich muss erst mal soweit kommen dass ich das, was ich mir insgeheim wuensche, mir selber auch erlaube, es wollen zu dürfen.
Vertretbar ist in meinen Augen, was nicht der Natur des Einzelnen zuwiderläuft. Ich sehe aber überall Menschen die sich gezwungen sehen, zu lügen, Dinge zu tun, die sie nicht als sinnvoll empfinden oder ganz schlicht schneller und mehr zu arbeiten als eigentlich geht. Und wenn man da nicht mitmacht? Ich kenne Personen, die ihr eigenes Tempo auch in Belastungssituationen beibehalten, diese wurden als faul und unfähig, etwas auf die Reihe zu bekommen betrachtet, auch privat. Ich nehme den Druck der Gesellschaft jedenfalls als enorm und fast allgegenwärtig wahr.


Geschrieben von: Fundevogel am: 02.12.11, 22:45:10
Ich habe im Bekanntenkreis mehrere Männer, die sich ganz bewußt für eine berufliche Tätigkeit entschlossen, in der sie dem engen Korsett vieler Arbeitsplätze entgehen können. Sie sind Gemeindearbeiter, Arbeiter bei der Straßenmeisterei oder LKW-Fahrer. Sie fühlen sich frei wie Vögel und würden mit niemandem tauschen wollen und ihr Auskommen haben sie auch.


Geschrieben von: PvdL am: 06.12.11, 01:08:47
Für Nachdenklichkeit bekommt man keine Anerkennung. Schon in der Grundschulzeit wurde mir vermittelt, daß Schlagfertigkeit das wichtigste sei. Der Schüler, der sich am schnellsten meldet, wird dran genommen. Schnelligkeit wird eher gewürdigt als gedankliche Tiefe oder Genauigkeit oder Gründlichkeit. Diese scheint sich im Berufsleben fortzusetzen.