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Geschrieben von: Prometheus am: 03.12.17, 08:49:03
Ich habe da vorgestern wieder einen Autisten der jüngeren Generation getroffen, der felsenfest behauptet hat , er sei behindert. Ich finde es einfach nur abstoßend, dass Autisten in diesem Alter, wo sie sich noch kein eigenes Bild von Autismus machen können, immer wieder eingeredet wird, sie seien behindert, bis sie dass schließlich als Wahrheit anerkennen bis ins Erwachsenenalter hinein, wie ich bereits feststellen musste. Man müsste eventuell den Spiess umdrehen und auch in Schulen oder Kitas einen unabhängigen "Teaching Neurodiversitiy Day" einführen, um soetwas zu verhindern. Die Autisten von morgen sollten ein besseres Bild von Autismus haben als das der NA!


Geschrieben von: Antares am: 03.12.17, 09:45:17
Sie "werden behindert" - sie "stehen Barrieren gegenüber"

Wenn sie das wüssten wäre es gut, denn dann hätten sie eine reelle Chance zu enthindern. Baut man die Barrieren ab, werden sie nicht mehr "behindert".

In Kitas und Schulen herrscht die Wissenschaft der Nicht-Autisten, es ist derzeit extrem schwer da Fuss zu fassen und braucht einen langen Atem. Wissenschaftler, die sich auf die Neurodiversität berufen sind rar. Fachkräfte die sich daran orientierten somit auch, weil die Ausbildung der "Normierungslehre" untersteht und somit weiter gegeben wird.


Geschrieben von: Prometheus am: 03.12.17, 10:27:16
Und wieder kommt das Wort "Norm" vor. Die NA können anscheinend nicht ohne den Gedanken leben, das sie und alles was sie tun, herrausragend und perfekt wäre. Die NA-Wissenschaft ist ebenfalls von diesem Gedanken befallen, alles ihrer Meinung nach zu "perfektionieren oder zu vernichten. Prätanaltests für Autismus und Designerbabys, daran würde in einem toleranten System nicht geforscht. Wenn gewisse Grundrechte sie nicht daran hindern würden, wärwn sie noch viel weiter gegangen. Das hat man bei T4 gesehen.


Geschrieben von: Fundevogel am: 14.12.17, 01:02:38
Es ist erschreckend, dass einige Autisten mit direktem Zugang zur Wahrheit dennoch ihr Selbstbild aus der Vorstellung anderer Menschen zimmern.
In Gesprächen ist das ein Thema, mit dem vorsichtig umgegangen werden muss. Es gibt die Gesprächspartner, die sagen "Es tut weh, dass ich 40 Jahre nicht über Alternativen meiner Denkweise nachdachte...aber dann beginne ich halt jetzt damit, sie zu hinterfragen und zu ändern".
Und es gibt auch diejenigen, denen durch Hinterfragung ein Stück aus einer konstruierten Identität heraus gerissen würde bzw. die in ihrem Arangement (Stillhalteabkommen) mit sich selbst nicht mehr an mögliche Veränderung glauben wollen. Resignation und Innere Emigration können Ruhe in ein Leben bringen.
Sich für einen kranken Menschen zu halten, kann auch dazu führen, sich wichtig und ernst genommen zu empfinden. Das kann sich zu einer Abhängigkeit von sich selbst auswachsen "Ich leide, also lebe ich" und bringt der therapeutischen Geschäftsidee viele Kunden.


Geschrieben von: Zweistein am: 14.12.17, 02:23:48
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Zitat von Prometheus:
Ich habe da vorgestern wieder einen Autisten der jüngeren Generation getroffen, der felsenfest behauptet hat , er sei behindert. Ich finde es einfach nur abstoßend, dass Autisten in diesem Alter, wo sie sich noch kein eigenes Bild von Autismus machen können, immer wieder eingeredet wird, sie seien behindert, bis sie dass schließlich als Wahrheit anerkennen bis ins Erwachsenenalter hinein, wie ich bereits feststellen musste.




Ich bin fast zusammengezuckt, als ich diesen Beitrag von dir gelesen habe. Ich dachte immer, ich sei allein mit der Vermutung, dass einem dieses Selbstbild eingeredet wird. Nun, mir ging es genauso, ich habe durch sämtliche Ärzte, Psychiater usw. immer wieder gehört, dass ich autistisch bin. Es war wie eine Art "Schuld", der man nicht entgehen kann. Das hat mich depressiv und traurig gemacht, ich dachte, ich finde niemals eine Freundin und werde eine gesetzliche Betreuung bekommen. Irgendwie bin ich dadurch ziemlich paranoid und misstrauisch geworden, da ich immer Angst habe, ausgegrenzt und als behindert abgestempelt zu werden, sozusagen hat sich das Phänomen der "ich bin behindert"-Identität später umgekehrt. Meiner Meinung nach hängt bei einer sogenannten "seelischen Behinderung" immer das Damoklesschwert der WfbM-Exklusion und Sonderbehandlung über vielen Personen aus dem Spektrum. Im Zweifel gegen den/die Diagnostizierte/n. Außerdem sehe ich diese "Selbsterkenntnis" ähnlich wie die Huhn/Ei-Theorie.