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Mutter tøtet behinderten Sohn

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17.03.09, 14:07:20

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Und die Realität nimmt weiter ihren Lauf:
Zitat:
Ende vorigen Jahres erstickte Anna D. ihre schwer behinderte Tochter Johanna mit einer Plastiktüte. Zuvor hatte sie die Tochter mehr als 52 Jahre lang betreut und gepflegt. Ohne fremde Hilfe. Das Hamburger Landgericht verurteilte die 76-Jährige am Dienstag zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.

Die Richter werteten die Tat als einen minderschweren Totschlag, den die völlig überforderte Rentnerin in einer "psychischen Grenz- und Ausnahmesituation" begangen habe.

Quelle
Zitat:
Das Mädchen zieht das rechte Bein nach, bewegt sich nur mit fremder Hilfe und mühsam hinkend vorwärts. Es kann nicht räumlich sehen, stolpert oft. Versucht zu sprechen, schafft aber außer Mama und Papa nur wenige undeutlich gestammelte Worte. Lernt nie lesen oder schreiben, bleibt zeitlebens im Stadium einer Zwei- bis Dreijährigen.

Auch die Bewältigung des Alltags bedeutet eine tägliche Herausforderung. Johanna kann sich nicht allein waschen, nicht allein anziehen, nicht allein zur Toilette gehen. Ihr Schicksal spricht sich herum. Im Ort wird über das komische Mädchen getuschelt, das so seltsam geht und noch seltsamer aussieht, immer von der Mutter geführt werden muss.

Quelle
17.03.09, 22:50:26

Lain

Die Mutter war, soweit ich informiert bin, zu stolz, um Hilfsangebote anzunehmen. Anscheinend hat sie anfangs einige mittelmäßige bis schlechte Erfahrungen mit Hilfen gemacht und wollte daraufhin alles selbst machen. Das tut mir sehr leid für die Frau und vor allem für ihre Tochter. Die Mutter hat sich in ihrer mangelnden Vorsorge äußert verantwortungslos gezeigt. Natürlich ist es schwer, sich den ganzen Tag um einen Menschen kümmern zu müssen - aber gerade deshalb gibt es staatliche Hilfsangebote. Für die Entwicklung der Tochter wäre es bestimmt auch gut gewesen, mit Menschen außerhalb der Familie zu tun zu haben.

Ich glaube, die Taten und die Rezeption durch die Öffentlichkeit sind darin begründet, dass sich viele Menschen für ihre "behinderten" Kinder schämen und glauben, sie und sie alleine müssten sich um sie kümmern, niemand sonst wäre in der Lage und niemand sonst hätte die Verpflichtung dazu.

Insofern kann es durchaus sein, dass die Mutter aus sozialem Druck so gehandelt hat, dass sie schließlich meinte, nur sie allein könne ihre Tochter pflegen und sie müsse sie daher töten, sobald sie dazu nicht mehr in der Lage wäre.

Da sind wohl leider die Menschenrechte und die Aussagen des Grundgesetzesnoch nicht in allen Köpfen angekommen. Ich finde es ein absolut falsches Urteil, meines Erachtens handelt es sich um Totschlag, und nicht um minderschweren Totschlag. Gerade aufgrund der Wehrlosigkeit der Tochter finde ich, dass man solche Taten weitaus härter bestrafen sollte. Wobei sich mir da wiederum die grundsätzliche Frage nach dem Sinn einer Strafe stellt, da sie die Gründe, die zur Tat führten nicht ändert. Im Grunde genommen müsste die Gesellschaft so verändert werden, dass sich die Einstellung zu Behinderten grundsätzlich ändert.
18.03.09, 14:02:23

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Eben das finde ich ja auch, daß die schwierige Lebenssituation auch von Autisten von der Justiz oft mißbraucht wird um mildere Urteile für Mörder an "nicht so wertvollen" Personen herzuleiten. Ich kann überhaupt nicht in der groben Beschreibung finden, daß das Totschlag gewesen ist.

Daß es alltägliche Probleme gab mag durchaus sein, die gibt es auch, wenn z.B. Eltern nicht recht wissen, wie sie mit Autisten umgehen sollen oder sich nicht dafür interessieren sich damit in geeigneter Form auseinanderzusetzen und daher den Autisten das Leben zur Hölle machen mit den entsprechenden natürlichen Reaktionen auf so eine Situation.
01.05.09, 19:58:14

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Ich habe hier mal einen neuen frischen Thread zum Thema eröffnet.
09.09.09, 13:58:44

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Und mal wieder einen Fall als Kontrast:
Zitat:
London - Das Urteil, das der Richter über Laura Vestuto fällte, war deutlich: "Anstatt die tägliche Verantwortung einer Mutter zu erfüllen und sich liebend um den eigenen Sohn zu kümmern, haben Sie ihm absichtlich Erwachsenen-Medikamente gegeben, obwohl Sie wussten, dass es falsch und gefährlich war."

Vor zwei Jahren war der kleine Renzo gestorben, nachdem er nachts schreiend aufgewacht war und vergeblich nach Atem gerungen hatte. Später kam heraus, dass das 20 Monate alte Kleinkind zu diesem Zeitpunkt mehr als die zehnfache Erwachsenen-Dosis des Antidepressivums Amitriptylin im Körper hatte.

Nun wurde seine Mutter zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie zugegeben hatte, für den Tod ihres Sohnes verantwortlich zu sein. Das berichtete die britische Zeitung "The Sun".

Quelle

Und das, obwohl nicht einmal eine klare Tötungsabsicht vorlag, soweit ich das mir zusammenreime.
10.09.09, 01:02:57

Hans

Sie wollte wohl, daß das Kind zehnmal glücklich ist.
10.09.09, 12:46:05

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Sie wollte ihre Ruhe vor den schreienden Kind, so wie es aus dem weiteren Artikel hervorgeht.
10.09.09, 14:02:40

Nord

wenn man ein schreiendes kind nicht erträgt sollte man keins kriegen.
13.09.09, 00:27:46

Hans

Das ist ja gerade das Problem, daß beim Kinder "machen" nicht
darüber nachgedacht wird, ob man es später aushält.
13.09.09, 00:35:58

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Zumindest bei solchen Personen, die derartiges nicht sonderlich planen.
29.09.09, 20:14:16

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Zitat:
Zehn Jahre lang wurde die Britin Fiona Pilkington, Mutter zweier schwerbehinderter Kinder, von einer Jugendgang aus ihrer Nachbarschaft terrorisiert. 33 Mal wählte sie den Notruf der Polizei, wandte sich an ihren Parlamentsabgeordneten - keiner half. Dann verbrannte die Frau sich und ihre Tochter.

[...]

Seit 2005 werden sogenannte "Hate Crimes" gegen Behinderte als gesonderte Straftat verfolgt. Wie der "Independent" berichtet, schöpfen Polizei und Justiz in Großbritannien ihre Handhabe gegen mutmaßliche beziehungsweise überführte Täter jedoch bei weitem nicht aus. Die Organisation "Scope" listet 50 Fälle von "Hate Crimes" gegen Behinderte, die von Polizei und Behörden nicht als solche verfolgt wurden.

Quelle
29.09.09, 20:28:17

Löwenmama

Ohne Worte...
 
 
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