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Wieviel Aufklärung ist richtig?

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03.04.09, 18:52:29

Viktor

Ich mache mir schon seit Wochen so meine Gedanken, was man detailgenau zeigen soll und was nicht.

Manche Youtube-Clips, die zur Aufklärung nochmal beisteuern, erschrecken mich. Ob Festhaltetherapie, ob andere Missbrauchsituationen, ...warum muss das alles sein? Und wieso haben diese Clips eine hohe Guckerzahl?

Muss man das beweisen per Bild oder langt es nicht aus, das es existiert?
Auch mit diversen detaillierten Beschreibungen komme ich nicht ganz klar
und frage mich, ob das sein muss?!
03.04.09, 19:11:55

zoccoly

geändert von: zoccoly - 03.04.09, 19:13:42

Ich weiß nicht, ob viele Beiträge etwas mit Aufklärung zu tun haben. Oftmals geht es doch um Einschaltquoten und Sensationshascherei. Vielleicht liege ich falsch, ich habe aber den Eindruck, dass das Anspruchsniveau in den letzten Jahren massiv gesunken ist. Wenn das Denken aber nicht mehr gefördert wird, reagiert man nur noch auf eine noch reißerische Aufmachung. Ich spreche in diesem Zusammenhang oft von "zunehmender Volksverblödung"
03.04.09, 19:45:07

Viktor

Da geb ich Dir recht.

manchmal bekomme ich den Eindruck, das man schon auf die folgende "Sensation" nur wartete. Ich selbst verweigere Clips, ich muss das nicht sehen. Mir langen schon schriftliche Darstellungen.
03.04.09, 20:27:50

haggard

hinsichtlich "halten" finde ich, dass die möglichen bezeichnungen zu harmlos sind für das, was mit den menschen währenddessen geschieht. oder auch wenn von krieg in irgendeinem land berichtet wird: nachts aufleuchtende bunte kugeln. wie silvester. gemütlich umherspazierende soldaten... damit lassen sich wahrscheinlich menschen begeistern (= nichts los, alles easy). traumatisierungen zu dokumentieren ist scheinbar tabu. es greift die psyche unbeteiligter an. andere erfreut es vielleicht sogar...

ob es sinn macht oder wirkung zeigt, auf drastische, reale weise die moral der menschen anzusprechen, kann ich nicht beurteilen. die menschheit allgemein scheint diesbezüglich bereits degeneriert zu sein.
04.04.09, 00:07:58

drvaust

Vorsicht, ich meine das teilweise ironisch und übertrieben.

Ich denke, die Leute bemerken nur noch das, was man ihnen vorführt.
Was die Leute nicht sehen, das gibt es nicht.
Gleichzeitig denken die Leute, die Probleme der Welt sind hinter dem Bildschirm,
weit weg, nicht in der eigenen Realität.

Die Leute sehen grausame Berichte, schlimm, tragisch, interessant,
aber das ist ja nicht hier, das betrifft uns nicht.
Das ist keine Aufklärung, das ist Unterhaltung.

Diese Filmchen (z.B. bei YouTube) werden gerne gesehen,
das ist Nervenkitzel, ohne selber betroffen zu sein.
Z.B. Filmchen über 'Festhaltetherapie', das ist ja schlimm, die armen Autisten,
aber das betrifft uns ja nicht, hier gibt es doch keine Autisten, die sind ja nur in Heimen
(Oder hat hier schon mal jemand Autisten bemerkt?).
Krieg sieht im Fernsehen interessant aus, spektakulär, aber das ist zum Glück weit weg,
in Europa gibt es keinen Krieg (oder was die Leute für Europa halten).
Am 11. September waren die Leute in den USA entsetzt, weil es in den USA geschah,
das gleiche in z.B. Arabien wäre nur eine übliche Nachricht gewesen.
04.04.09, 23:01:35

Mi-Mundo

Wir leben in einer Welt, wo Jugendliche von einem Kick zum nächsten übergehen. Gewalt ist in der Welt überall gegenwärtig, wir erleben sie nur unterschiedlich. Ob nun als Täter oder Opfer.

Gerade unter Jugendlichen steigt die Tendenz zu Tätern zu werden.
Ist das nun erschreckend oder zeigt es nur die Mißstände unserer Gesellschaft auf, wie auch immer, den Opfern ist es in der Regel egal.

Da ist es dann schon wie ein Selbstläufer, das derartige Gewaltvideos populär sind, gerade unter Jugendlichen.
Ich will damit nicht unsere Jugend jetzt als allgemein gewaltätig hinstellen, es ist aber eben genau dieser Trend zu bemerken.
Nicht die Zahl der Gewalttaten steigt tendenziell, sondern die Härte mit der sie ausgeübt wird.

Es ist nicht nur Sensationshascherei, sonder auch die Gewissheit, nicht zu einer Minderheit zu gehören, die allgemeinhin als Opferklasse angesehen wird. Keine Gruppe ist zu klein, um nicht noch eine Gruppe zu finden, die noch kleiner ist, um sie zu diskriminieren und zu marginalisieren. Man mag es Hackordnung nennen.

Die Frage ist, was kann ich dagegen tun, möchte ich überhaupt etwas dagegen unternehmen. Bin ich in der Lage etwas zu tun, kann ich mich in die Lage versetzen, etwas zu tun. Lassen es meine eigenen Umstände zu, das ich aktiv werde. Das muß jeder für sich selber beantworten.

In kleinen Dingen zeigt sich, was Großes daraus werden kann.





04.04.09, 23:32:44

zoccoly

Zitat von Mi-Mundo:


Die Frage ist, was kann ich dagegen tun, möchte ich überhaupt etwas dagegen unternehmen. Bin ich in der Lage etwas zu tun, kann ich mich in die Lage versetzen, etwas zu tun. Lassen es meine eigenen Umstände zu, das ich aktiv werde. Das muß jeder für sich selber beantworten.
In kleinen Dingen zeigt sich, was Großes daraus werden kann


Ich lebe jeden Tag so,dass ich mich noch selbst im Spiegelbild betrachten kann und das ist ein sehr hoher Anspruch.
Ja, ich möchte etwas dagegen tun. Ich möchte vor allem, dass sich die Jugendlichen selbst finden.
05.04.09, 02:00:51

Mi-Mundo

Hm da hast du dir aber ein sehr hohes Ziel gesetzt.
Alle Achtung.

Eigentlich ist es eine Selbstfindung, die Jugendliche durchmachen.
Aber man kann natürlich auch Hilfestellung leisten, keine Frage.

Apropo Spiegelbild, mich interessiert mein Spiegelbild nicht, schaue auch nur in einen Spiegel wenn es absolut notwendig ist.

Wie sollte denn deiner Meinung nach eine solche Hilfe aussehen?

Langfristig sehe ich da nur die Möglichkeit das Umfeld positiv zu verändern, was allerdings nicht einfach ist, hieße es doch die Gesellschaft zu verändern.

Ich bin ja schon froh, wenn man etwas im Kleinen verändern kann.
Viele Teile ergeben ein Ganzes, da mag es gut sein, wenn jeder ein Teil beiträgt, damit ein Ganzes daraus wird.

Nur ich sehe es gerade was das Thema Autismus angeht, da muß noch sehr viel Informationsarbeit geleistet werden.
Ich habe damit mal angefangen und wenn ich nur einen kleinen Teil beitragen kann, zum besseren Verständnis und Akzeptanz, dann habe ich schon viel erreicht, was nicht heißt, das ich mich dann darauf ausruhe.

Nicht einfach für mich, merke selber, das ich dabei an meine Grenzen stoße. Wobei es mich aber auch motiviert, weiter zu machen, wenn ich auf positive Resonnanz stoße. Mal sehen was ich alles erreichen kann.
05.04.09, 11:36:50

zoccoly

Entschuldige, dass mit dem Spiegelbild war natürlich nicht wörtlich zu verstehen. Ich war nur wieder mal unachtsam. Ich möchte täglich vor meinem eigenen Anspruch bestehen.(so besser?)
Bei der Arbeit mit den Jugendlichen habe ich es natürlich leichter, weil es mein Beruf ist. Ich habe oftmals den Eindruck, dass sie noch einen Rest Ehrlichkeit in sich tragen, dass der Zeitraum zur Kindheit noch nicht allzu weit entfernt ist und das man die Ehrlichkeit wieder zurückholen kann, dass sie endlich aufhören sich selbst zu belügen und langsam zu sich finden, in sich hinein hören und versuchen zu erkennen, wer bin ich? Was zeichnet mich aus? Was möchte ich? Dazu kann ich auch nur Hilfestellungen geben. Den Weg müssen sie allein gehen. Die meisten gehen ihn aber und das macht mich richtig glücklich.Natürlich ist das auch nur ein kleiner Teil, aber so wie du sagst,viele kleine Teile können auch etwas bewirken.
05.04.09, 16:13:04

Mi-Mundo

Hm, ich hatte es mir ja gedacht, das du das meintest, mit dem Spiegelbild.

Entschuldige wenn ich da etwas von mir persönlich eingefügt habe.

Finde es sehr gut, das du dich da einbringst, lass dich nicht entmutigen und mach bitte weiter.



 
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