Keine Diagnose, aber verdacht
08.09.06, 20:04:09
qBert
Mir fällt da ncoh ein, vor der Einschulung gabs bei mir nen Verdacht auf ADS...
10.09.06, 08:37:32
Lisa M.
Hallo Ponti,
Zitat:
Ihr hört euch schon so an, als wärt ihr euch sicher, dass ich Autist bin, seid ihr das wirklich, oder kommt mir das nur so vor?
Auch ein erfahrener Spezialist wird eine Diagnose nicht allein aufgrund von schriftlichen Angaben stellen, sondern muss dich untersuchen. Wir hier sind alle Laien und weder befugt noch in der Lage, dich "fernzuuntersuchen".
Die Behauptungen hier, dass eine Diagnose dir schaden könne, halte ich für falsch. Krankenversichert bist du vorerst über deine Eltern und bleibst automatisch in der gesetzlichen Krankenversicherung, wenn du dich nicht freiwillig versichern willst. Dass AS beim Wechsel der Krankenversicherung Nachteile bringen kann, ist zunächst mal eine Vermutung. Von konkreten Erfahrungen diesbezüglich habe ich noch nichts gehört. Bei Bewerbungen musst du das nicht angeben, kannst es aber. Firmen ab einer gewissen Größe sind verpflichtet, einen gewissen Prozentsatz an Behinderten einzustellen - auf der anderen Seite haben die einen besseren Kündigungsschutz, was Arbeitgeber eventuell vor einer Einstellung zurückscheuen lässt. Wenn man eine Behinderung bei der Einstellung nicht angibt, hat sie überhaupt keine Auswirkungen in dieser Hinsicht.
Die Diagnose ist zunächst mal für einen selbst - damit man weiß, was los ist. Das möchtest du ja anscheinend auch wissen. Nun, so weit ich weiß, hat man das Recht, zum Arzt zu gehen und sich untersuchen zu lassen, wenn man einen Verdacht hat - man muss nicht erst sicher sein, dass dieser Verdacht auch stimmt. Eine Diagnose ist jedenfalls auch die Grundlage dafür, dass man die Art von Hilfe bekommen kann, die man braucht - ich weiß nicht, was es da in deiner Gegend für Angebote gibt, aber insgesamt gibt es für Jugendlicher noch eher so Sachen wie Sozialtrainings und so als für Erwachsene. Ist zwar sicher nicht alles so ganz perfekt, aber wenn man ohne Wissen um AS an solchen Dingen nur immer wieder vor sich hin scheitert, können die wenigsten irgendwelche positiven Konsequenzen daraus ziehen. In Schule oder Studium kann man einen sogenannten "Nachteilsausgleich" bekommen, aber Näheres weiß ich nicht darüber. Du brauchst das ja vielleicht auch gar nicht, aber es ist doch ganz beruhigend.
Was du erzählst über Mathe und soziale Schwierigkeiten usw., kann alles auch auf Hochbegabung hindeuten - vielleicht auch AS und Hochbegabung zusammen? Weiß nicht, frag den Doc.
10.09.06, 09:03:40
Wursthans
Bei Bewerbungen musst du das nicht angeben, kannst es aber.
Die Diagnose selbst fällt unter das Persönlichkeitsrecht, jedoch bei einigen Berufsfeldern tut sie selbst das nicht. Die Tatsache zu verschweigen kann jederzeit zur Kündigung führen:
Zitat:
Bewerbung: Behinderung nicht verschweigen - 28.04.03
Weil sie Angst hatte, den Job nicht zu bekommen, hatte die Frau bei der Bewerbung verschwiegen, dass sie auf einem Auge blind ist. Als ihr Chef dahinterkam, schickte er ihr wegen arglistiger Täuschung die Kündigung. Die Frau dagegen war der Meinung - schon aus Gründen der Chancengleichheit Nichtbehinderter gegenüber -, die Frage nach eienr möglichen Behinderung sei bei Einstellungsgesprächen grundsätzlich nicht zulässig. Das Bundesarbeitgericht war gegenteiliger Ansicht, da es mit besonderen Pflichten für den Arbeitgeber verbunden sei, wenn er behinderte Menschen einstelle. Das Verschweigen ihrer Blindheit stelle deshalb eine mutwillige Täuschung dar.
Quelle
Dementgegen steht die Auskunft der BA
hier.
Wie das zusammen passen soll weiß ich nicht.
uppsdaneben meint möglicherweise Berufsunfähigkeits-, Lebens-, Unfallversicherungen und dergleichen.
10.09.06, 09:33:05
bellaria
Es ist auch als Kind und Jugendlicher noch wesentlich einfacher, überhaupt eine Diagnose zu bekommen - mit jedem Jahr, das Du älter wirst, wird das schwieriger werden.
Warum willst Du eigentlich nicht mit Deinen Eltern drüber reden?
10.09.06, 09:38:23
Lisa M.
Zitat:
Dementgegen steht die Auskunft der BA
Vermutlich kann die Frau gegen diese Entscheidung des Arbeitsgerichts klagen. Hat sie wohl 'nen sehr "arbeitgeber"freundlichen Richter erwischt. Was auf einer offiziellen Seite vom Arbeitsamt zu dem Thema steht, wird wohl das eigentlich geltende Recht sein.
10.09.06, 09:56:02
Wursthans
Vermutlich kann die Frau gegen diese Entscheidung des Arbeitsgerichts klagen.
Genauer lesen:
Zitat:
Das Bundesarbeitsgericht (BAG) ist das oberste Gericht der Arbeitsgerichtsbarkeit
Quelle
10.09.06, 11:38:50
Lisa M.
Aha. Na, dann ist das wohl ein konkretes Beispiel dafür, dass Recht haben und Recht kriegen nicht immer dasselbe sind.
10.09.06, 12:18:07
qBert
Warum willst Du eigentlich nicht mit Deinen Eltern drüber reden?
Ich bin sowieso immer sehr schüchtern und unsicher beim Reden und ich kann es mir einfach nicht vorstellen, zu ihnen hinzugehen und zu sagen: "Ich glaub, ich bin ein Autist"
Ich hab auch ein bisschen Angst vor der reaktion...
Gibts hier vielleicht noch jemanden, der schon so früh den Verdacht hatte und etwa in meiner Situation war?
10.09.06, 12:21:33
aberich
Dass AS beim Wechsel der Krankenversicherung Nachteile bringen kann, ist zunächst mal eine Vermutung. Von konkreten Erfahrungen diesbezüglich habe ich noch nichts gehört.
Vielleicht bezieht sich das explizit auf private Krankenversicherungen, derartige Erfahrungen habe ich mitbekommen. Das soll sich allerdings mit der Gesundheitsreform ändern, na ja, angeblich...
10.09.06, 14:20:16
FrauFachmann
Zitat:
Zitat:
und wie reagieren die Leute darauf?
Gemeinhin schlecht. Von Ignoranz über vordergründigem Mitleid, gepaart mit tatsächlichem Unverständnis, bis hin zur Bösartigkeit ist alles dabei...
Außer man würde sich für ne Charity-Veranstaltung zu Verfügung stellen. Wenn irgendwelche ehemals vielbeschäftigen Serien-Schauspieler wieder zurück ins Licht der Öffentlichkeit müssen, dann kämst Du denen gerade recht. Um öffentlich ihre Betroffenheit angesichts deines Schicksal bekunden können und nebenbei mal wieder zeigen, was für achso gute Menschen sie doch sind. Etwas bös formuliert: Aber Autismus hat momentan nicht so ne Lobby, da müsste man vielleicht eher Krebs haben, um entsprechend dicke Spenden einzuheimsen. :shock:
Mach Dich zu ihrem Zirkuspferdchen und sie lieben Dich, gerade dass sie Dir nicht noch ein rosa Schleifchen umbinden.
Bei den netten Mädels könntest Du eigentlich gute Chancen haben, wenn du ein wenig gebildet und versiert daherkommmst und nicht gerade an ein paar ganz missmutige Schnepfen gerätst. Diese modernen total frechen Riot-Girlies, denen ist sowieso jeder zu uncool, außer er hat so krazze Sprüche drauf wie Bushido...
10.09.06, 14:59:53
FrauFachmann
p.s. Ich bin mir zum Beispiel nicht mal sicher ob letzter Beitrag jugendlichengerecht war.
10.09.06, 15:05:04
Lisa M.
Bin mir überhaupt nicht so sicher, ob so ein verallgemeinerndes pessimistisches Menschenbild so aufmunternd ist für Leute, die sich möglicherweise eh schon vor Sozialkontakten gruseln. Meine eigene Erfahrung ist jedenfalls, dass Menschen ziemlich verschieden sind.