Vorschlag zur Gründung eines Dachverbandes für Autisten
11.06.10, 07:32:39
55555
Ja, den Begriff meinte ich. Auf der dort genannten Site der Web-Individualschule, der hier auch schon länger öffentlich als Beispiel (leider ohne Möglichkeit Abitur dort zu machen) genannt wurde, findet er sich jedenfalls nicht soweit ich sehe.
Erfahrungen der Vergangenheit halte ich eigentlich für ziemlich nützlich und relevant, besonders wenn nicht erkennbar ist, daß es in der Zukunft anders kommen wird, aber es ist dein Thread,
12.06.10, 01:55:09
Silent Speaker
Auf Grund dessen das ich fast durchgehend in den anderen Foren auf eine eher ablehnende Haltung gestoßen bin, habe ich mich zu folgendem Text entschlossen:
Zitat:
Ich bin ein großer Idealist aber auch ein ziemlich großer Pragmatiker. Ich glaube an das größt möglich Erreichbare und halte mich deshalb immer ungern an Kleinkarierten auf. Ich möchte uns helfen uns selbst zu vertreten, uns selbst zu helfen, und ganz ehrlich, wer möchte das nicht? Aber ich möchte das auch mit der höchstmöglichen Effizient machen und nicht immer wieder gegen Mauern rennen müssen, die man einfach nicht umstoßen kann. In so fern habe ich überlegt, wie man gewissen Hürden, an denen viele Vereine und sonstig Engagierte immer wieder scheitern, umgehen kann, wie man es schaffen könnte doch auch dort erhört zu werden, wo man bisher eben kein Gehör fand. Meine Idee war weder bahnbrechend, noch neu, und wenn doch: dann wäre das ziemlich traurig. Meine Idee ist aber vor allem eines: absolut notwendig.
Ich habe mich natürlich von Anfang an gefragt, warum es so etwas wie einen Dachverband für und von uns Autisten nicht existiert bzw. warum er nicht mal diskutiert wird. Die unterschiedlichen Reaktionen auf meinen Vorschlag haben mir aber gezeigt warum. Es wurde teils ignoriert, teils zensiert und teils einfach wieder gelöscht. Insgesamt bin ich ernüchtert wie wenig Resonanz mein Aufruf erzeugte und ich möchte mich bei all denjenigen bedanken die bereit waren mit zugehen.
Natürlich gab es auch Kritiken und das habe ich auch erwartet. Das aber nicht nur der Vorschlag an sich sondern teilweise ich selbst an den Pranger gestellt wurde hatte mich schockiert, weil ich damit nicht gerechnet hatte.
Es wurden auch teils wichtige Fragen aufgeworfen, wie so ein Verband aufgebaut sein könnte oder müsste. Das zeigt mir, dass es einige gab, die sich mit dem Thema beschäftigt haben und dafür bin ich wie schon gesagt sehr dankbar. Aber es sei nochmals eines klar gesagt, da ich das Gefühl nicht los werde, das ich hier falsch verstanden wurde:
Ich will und ich kann so einen Verein nicht in Eigenregie hochziehen. Und deshalb konnte ich zu all diesen Fragen keine einzige konkrete Antwort geben. Das alles hätte man in dem von mir vorgeschlagenen Orgaforum besprechen können. Ich wollte „nur“ alle an einen Tisch bekommen, damit wir alle(!) diesen Verband gründen, der für uns so wichtig ist. Aber dafür scheint es an der notwendigen Bereitschaft zu fehlen.
Und so werden wir weiter entrüstet sein, wenn das nächste Kind durch Festhaltetherapien gebrochen wird. Aber es ist ja auch so viel einfacher einfach nur schockiert daneben zu stehen, als etwas wirklich Effektives dagegen zu unternehmen. Ein Dachverband könnte so etwas Effektives sein, aber anscheinend sind wir alle noch nicht bereit dazu. Aber ein erlogenes Alibi für unser gutes Gewissen scheint ja doch besser zu sein, als etwas mehr Arbeit, die durch einen Dachverband entstehen könnte, zu riskieren.
Ich für meinen Teil werde mich erst einmal, wenn auch ein wenig enttäuscht und traurig über den Ausgang, zurückziehen. Die Idee der Gründung eines Dachverbandes sehe ich mangels wirklichem Interesse erst einmal als gescheitert an. Vielleicht kommen wir alle irgendwann einmal dazu, dass wir alle sagen, dass wir eine Alternative zu autismus Deutschland e.V. brauchen, für die wir nichts weiter als geistig Schwerbehinderte sind. Ich warte zumindest darauf.
Falls doch ein gesteigertes Interesse an einem Dachverband vorhanden sein sollte, so könnte man dies auch am 1.Juli beim Fachkräftetreffen in Berlin bereden, bei dem ich auch anwesend sein werde.
Ich möchte mich nochmals für die durchweg positive Resonanz bedanken und wünsche euch und eurer ESH viel Erfolg.
12.06.10, 08:57:29
55555
geändert von: 55555 - 12.06.10, 08:58:02
als etwas mehr Arbeit, die durch einen Dachverband entstehen könnte, zu riskieren.
Manche Gruppen sind ja eh eher Fassade um die Eitelkeit einiger "Bosse" zu befriedigen. Wenn diese Gruppen sich auf einen Dachverband einlasen würden, würden sie sich vermutlich inhaltlich bis auf die Knochen blamieren, weil sie von kaum etwas Ahnung haben. Das könnte auch hinter den von dir erfahrenen Reaktionen stecken. Als ich vor Vorstandswahlen bei den Aspies bestätigtermaßen sachliche Kritik äußerte wurde ich ja von Gewitter (siehe Link oben) auch einfach gesperrt und Beiträge gelöscht. Natürlich hat sowas mit Vereinsdemokratie auch nichts zu tun.
13.06.10, 01:06:31
Fundevogel
Silent Speaker: Was ist das Fachkräftetreffen?
13.06.10, 06:21:48
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Ein gelegentliches Treffen von Autisten mit "Fachkräften", das immer ein bestimmtes Schwerpunktthema hat.
06.07.10, 04:51:00
Quadriga
Ich finde, man sollte das Projekt NICHT einfach so aufgeben.
Evtl wäre es ja schon mal ein Anfang, die ganz kleinen Gruppen zu suchen, und dann nochmals die größeren (wie z.B. Aspies e.V.) anzusprechen.
Man müsste wohl anfänglich auch erstmal ein grobes, noch modifizierbares Konzept erarbeiten, um dann bessere Überzeugungsarbeit leisten zu können. Wenn es dann im kleinen schon funktioniert, vehement Werbung und Präsentationsarbeit machen, wie zB Flyer austeilen.
Denn es darf auch niemals so weit kommen, dass A, wie Schizophrene zwangseingewiesen und zwangsmedikamentiert werden, nur weil sie nicht "normal" seien. Es bleibt ja nicht bei der "Festhaltetherapie", sondern die Forschung geht weiter, was man ja auch mal bedenken sollte.
06.07.10, 10:16:40
55555
Bezüglich Psychiatrisierung sehe ich keine steigende allgemeine Gefahr, aus meiner Sicht ist die große Gefahr der vorgeburtliche Gentest, der schon bald selektive Abtreibungen möglich machen könnte.
06.07.10, 11:45:27
Fundevogel
55555: Diese Befürchtung kann aus der Praxis der Schwangerschaftskonfliktberatungen bestätigt werden.
Man sehe sich die stark rückgängigen Zahlen von Menschen mit Trisomie 21 an.
06.07.10, 18:03:19
Quadriga
Dann müsste man sich allgemein für ein Verbot der Abtreibung einsetzen, wie es auch die Kirche vertritt?
06.07.10, 20:30:23
55555
Das mit den Abtreibungen ist ein Thema für sich. Autismus gilt ja in der Medizin entgegen der Wirklichkeit noch als Krankheit, weswegen sozusagen eine mögliche vorgeburtliche Diagnose eben rechtlich bedeuten würde, daß der Embryo krank ist. Daraus würde dann im Rahmen der Untersuchungen vielleicht von Arzt zu einem "Abbruch" geraten, der dann legal auch noch praktisch bis vor die Geburt durchgeführt werden könnte.
Man könnte sich hier auch nur dafür engagieren, daß Gentests nicht zu solchen Entscheidungen führen dürfen, weil es ja darauf hinausläuft, daß der Mensch sich selbst zu züchten beginnt. Das ist seit Jahren eine recht breite Debatte und es sieht mir derzeit nicht so aus, als ob es große Widerstände in der Bevölkerung dagegen gäbe "Krankheiten" auszurotten. Autismus würde sich da vermutlich gut eignen um aufzuzeigen welche Gefahren hier für die Gesellschaft entstehen können, wenn objektiv kaum nachvollziehbare Kriterien auf diffusem Weg zur Entscheidung über Leben und Tod werden.
06.07.10, 23:33:30
Herr Meier
Autismus würde sich da vermutlich gut eignen um aufzuzeigen welche Gefahren hier für die Gesellschaft entstehen können, wenn objektiv kaum nachvollziehbare Kriterien auf diffusem Weg zur Entscheidung über Leben und Tod werden.
Ein interessanter Gedanke. Es haben ja schon mehr Leute darüber theoretisiert, daß der Welt ohne Autisten was fehlen würde. Das dürfte in der Öffentlichkeit aber nicht sehr bekannt sein. Wo fängt man da an?
06.07.10, 23:38:34
55555
Das ist mir auch nicht so klar.