18.07.13, 14:18:40
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Das Thema hatten wir vor einigen Jahen schonmal, ich finde es gerade nicht wieder.
Zitat:
Constantin will kein Mitleid, er will nicht anders behandelt werden, er will nicht alles bezahlt bekommen. Er will so selbstständig leben, wie es irgend geht. Er will später arbeiten, Geld verdienen, vielleicht heiraten. Ein normales Leben führen, wenn es so etwas gibt.
Doch das ist in Deutschland schwer, dem Land, dessen Kultusminister 2013 zum Jahr der Inklusion gekürt haben. Behinderte Menschen wie Constantin fallen in eine Gesetzeslücke. Das Problem: Der Staat übernimmt die Kosten für eine Begleitperson nur, wenn der Bedürftige auf Hartz-IV ähnlichem Niveau lebt. Ein Behinderter, der Geld verdient, gespart oder geerbt hat, muss die Kosten selbst tragen.
Die 16-Stunden-Begleitung für Constantin kostet zwischen 7000 und 8000 Euro im Monat. Noch zahlt das Sozialamt, doch sobald Constantin als Anwalt oder gar Richter arbeitet, würde nur die Begleitung während seiner Arbeitszeit vom Staat übernommen werden. Die Hilfe am Morgen, am Abend, in der Nacht, in der Freizeit, am Wochenende und im Urlaub müsste Constantin selbst bezahlen. Tausende Euro wären das im Monat. "Dann bliebe mir praktisch nichts mehr übrig", sagt er.
Constantin hat für sich errechnet, dass er monatlich nur 1600 Euro zur Verfügung haben und insgesamt nur 2600 Euro Vermögen ansparen dürfte - hat er mehr, müsste er davon seine Assistenz bezahlen. Ihm würde es gehen wie Nancy Poser, einer Richterin aus Trier, die fast ihr ganzes Gehalt für die Assistenzen ausgeben muss. Selbst das Einkommen und Vermögen von Eltern behinderter Kinder oder von Ehepartnern wird herangezogen. "Für behinderte Menschen ist es schon schwer genug, überhaut jemanden zu finden, der einen heiratet. Und der wird dann auch noch belastet", sagt Constantin.
Manchmal fragt er sich, warum er überhaupt studiert, warum er sich so anstrengt. Bei der Gesetzeslage lohne es sich eigentlich nicht, sagt er. "Ich könnte auch in einer betreuten Wohngruppe wohnen, vier Stunden am Tag in einer Behindertenwerkstatt arbeiten und den Rest der Zeit frei haben. Einmal im Jahr würde es ein Benefizkonzert für uns geben. Das wäre allerdings teurer für den Staat als meine jetzige Assistenz. Und ich würde eingehen."
Constantins Mutter hat alles dafür getan, dass ihr Sohn sich nicht ausschließen lässt. Dass er seine Intelligenz zeigen kann. Er machte ein Einserabi auf einem normalen Gymnasium, gab Mitschülern Nachhilfe, Zivis begleiteten ihn in die Schule und auf Klassenreisen. An seinem rechten Handgelenk trägt er bunte Armbänder, auf einem steht "Ibiza" - eine Erinnerung an die Abifahrt.
Vor zweieinhalb Monaten hat Constantin eine Petition auf der Internetplattform change.org gestartet. Darin fordert er das Recht auf Sparen und gleiches Einkommen für Behinderte.
Quelle
Petition