Von der Überlegung, dass ein bestimmter Zustand nicht so erstrebenswert ist und ein anderer erstrebenswerter, kommt man logisch leicht dahin, Menschen, die sich im "nicht so erstrebenswerten Zustand" befinden, als "lebensunwertes Leben" abzuqualifizieren. Die Betroffenen selbst werden dabei um so weniger gefragt, je weniger sie sich äußern können.
Genau!
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Die andere Extremposition - dass Autisten möglichst im "Naturzustand" belassen werden sollten, weil sie so vermutlich ganz zufrieden seien und überhaupt jegliche Entwicklung einer Zerstörung der Persönlichkeit bedeute, lässt sich gegen jegliches gezielte Lernen anwenden, insbesondere, wenn andere die Lernziele bestimmen.
es ist euch hoffentlich klar, dass ich diese Position nicht vertrete? Ich habe nichts gegen das Lernen, aber das ist nicht dasselbe wie "Heilung". Auch in der als radikal geltenden Aspie-Szene sind mir solche Extrempositionen wie o.g. nicht begegnet, in der Regel haben die Leute nichts gegen das Lernen. Die Forderung nach Berücksichtigung geeigneter Lernmethoden finde ich jedoch berechtigt und notwendig.
Zitat:
Aber ich glaube, so uneinig sind wir uns gar nicht, wenn das oberste Lernziel die Möglichkeit eines weitgehend selbstbestimmten Lebens ist.
Jau.
Zitat:
Wenn jemand schwer erkennen kann wie weit ein Auto von ihm entfernt ist kann das lästig und sogar sehr gefährlich sein.
Solche Probleme sind mir ja bewusst, und gerade dieses habe ich auch selbst. Täglich. Ich finde es nur unfair, Interessenskonflikte, denn genau das ist es meiner Ansicht nach, auf die eine Seite zu verlagern, auf die Seite der Leute, die in der schwächeren Position sind. Im Interesse so mancher Autofahrer ist es offenbar ungebremst über die grüne Fußgängerampel zu brettern, und ich soll damit klar kommen, dass ich mich zu Tode erschrecke? Und wenn die mich anfahren, während ich bei Grün über die Straße laufe, ist es meine Schuld, weil ich nicht so schnell wie NTs weghüpfen kann?
Treppen zum Beispiel behindern Rollstuhlfahrer und ich halte es für sehr richtig, dass es immer mehr Rampen gibt, dass man nicht sagt, na dann lerne endlich laufen oder lass' dich halt tragen. Eine Rampe sehe ich im Übrigen nicht als Nettigkeit oder Wohltätigkeit der Nichtbehinderten, die ist genau so eine selbstverständliche Mobilitätshilfe wie eine Treppe. Leute haben verschiedene Bedürfnisse, na und? Oder mal ein anderes Beispiel: ich ging hier in den Supermarkt, hinter mir war eine Rollifahrerin. Ich also rein und sie blieb vor dem Drehkreuz stehen, kehrte um, rollte zur Kasse, bat um Einlass, es ertönte 'ne schrille Klingel, erschien ein sichtlich genervter junger Mann und schob das Ding zur Seite. Warum stellt man Leuten Hindernisse in den Weg? Hat denn niemand dran gedacht, dass es lästig und demütigend ist, um Einlass zu bitten, wenn man im Rolli sitzt oder nicht vorgesehene Körpermaße hat? Kleinigkeit? Vielleicht. Und es gibt Supermärkte ohne Drehkreuz im Eingang. Aber diese Kleinigkeiten sammeln sich und wachsen zu einem Berg von Hindernissen heran, die jedem, der irgendwie von der Wunschnorm abweicht, das Leben erschweren. Tendenz steigend.
_OO_, das mit dem Kühlergrill vestehe ich nicht, magst du es erklären?