Zitat:
es ist euch hoffentlich klar, dass ich diese Position nicht vertrete?
Ja. Dir ist hoffentlich auch klar, dass ich die andere Position nicht vertrete?
Das Problem mit diesen Polen ist immer, dass man in dem, was der andere schreibt, schon die ersten Ansätze sieht zu dem, was man ablehnt.
Ich hänge so irgendwo zwischen dem Wunsch, dass jeder Mensch akzeptiert wird, so wie er ist, und dem Wunsch, jedem die möglichst optimalen Entwicklungschancen zu bieten und der Ansicht, dass auch jeder gleichermaßen ein Recht darauf hat - unabhängig davon, ob seine Art der Lernbedürfnisse der Norm entsprechen oder nicht. Ich finde beides berechtigt.
Zitat:
Ich habe nichts gegen das Lernen, aber das ist nicht dasselbe wie "Heilung".
Okay. Ich verstehe durchaus, was an diesem Begriff schräg ist, und hab ihn mehr so aus Faulheit übernommen und weil mir auch kein besserer einfiel. Mir fällt noch immer nicht ein, wie das heißt, wenn jemand aufgrund einer therapeutischen Entwicklung keinerlei Symptome einer "Störung aus dem autistischen Spektrum" mehr aufweist. Wäre aber interessant zu wissen, wie man das korrekterweise nennen könnte. Hat jemand 'nen passenden Ausdruck?
Zitat:
Die Forderung nach Berücksichtigung geeigneter Lernmethoden finde ich jedoch berechtigt und notwendig.
Ich glaube nicht, dass ungeeignete Lernmethoden besonders gut funktionieren. Darum geht's ja grade. Die Lernmethoden, die für NT-Kinder geeignet sind, sind es nicht unbedingt für Autisten.
Zitat:
Ich finde es nur unfair, Interessenskonflikte, denn genau das ist es meiner Ansicht nach, auf die eine Seite zu verlagern, auf die Seite der Leute, die in der schwächeren Position sind. Im Interesse so mancher Autofahrer ist es offenbar ungebremst über die grüne Fußgängerampel zu brettern, und ich soll damit klar kommen, dass ich mich zu Tode erschrecke?
Das finde ich auch immer wieder unfair. Ich bin dauernd wütend auf Autofahrer, weil sie an grüne Fußgängerampeln in einem Tempo ranheizen, als wollten sie einen über'n Haufen fahren. Und ich find's auch ziemlich unglaublich, dass hier in Berlin Radfahrern ständig zugemutet wird, auf stark befahrenen vierspurigen Straßen irgendwo zwischen Straße und Parkstreifen langzueiern, wobei man ständig damit rechnen muss, dass unmittelbar vor einem 'ne Autotür auffliegt. Kein Platz da für Radwege? Ach? Und wieso ist Platz da für ca. 3 m Fußweg und 8 m Straße und 4 m Parkstreifen? Wo ich früher gewohnt habe, bin ich täglich mit dem Rad gefahren, aber hier traue ich mich auf vielen Strecken einfach nicht, weil ich jedesmal fast vom Rad falle vor Schreck, wenn da einer mit 50 km/h so dicht an mir vorbeibrettert.
Rollstuhlfahrer ist auch ein verblüffendes Thema: Nicht alle U- und S-Bahn-Stationen haben Aufzüge!
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Eine Rampe sehe ich im Übrigen nicht als Nettigkeit oder Wohltätigkeit der Nichtbehinderten, die ist genau so eine selbstverständliche Mobilitätshilfe wie eine Treppe.
Sehe ich genauso. Es ist zwar nicht möglich, in jedem Privathaushalt auch noch 'ne Rampe einzubauen, aber im öffentlichen Raum sollte bei der Planung schon dran gedacht werden, dass es Leute gibt, die zu Fuß gehen, Leute, die mit Rollstühlen fahren, Leute, die mit Kinderwagen unterwegs sind, usw.. Ich denke, so unendlich sind die Möglichkeiten da nicht, dass man das nicht auch entsprechend gestalten könnte. Nebenbei habe ich als Nicht-Rolli-Fahrerin kein Problem damit, eine Rampe hochzulatschen, falls kein Platz da sein sollte für beides.