biene63
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geändert von: biene63 - 09.01.11, 20:53:55
Hi.
@55555: Ja, kannst Du verschieben - wohin willst Du verschieben, was würde besser passen? Ich kann das in der Regel nicht so gut zuordnen, welche Kategorie warum-auch-immer-angeblich-passt...ist in allen Bereichen meines Lebens so....
@frontdoor: Ich bin hypersensitiv aufgewachsen in allen Sinneskanälen. 2002 bis 2008 war endlich für mich Ergotherapie möglich (Sensorische Integrationstherapie aufgrund Propriozeptiver und Perzeptiver Störungen)
Aufgrund meines Wunsches, meiner Absprache mit der Ergotherapeutin haben wir die Therapiezeit weitgehend ins Squeezzing investiert - a la Temple Grandin...wir haben aus dem Therapiematerial der Ergopraxis ne Squeezze Machine gebaut.
Jetzt ist meine Tiefensensibilität weitgehend reguliert, ich kann die allermeisten Sinnesreize sehr viel besser als früher verarbeiten und zweckdienlich zur Information für mich nutzen....
Aber bis heute
- Taktil: Auch weiterhin mag ich nur festen Druck...leichte Streicheinheiten können für mich kritisch werden - weil ich das nicht verarbeiten kann. Hände-Begrüssungs-Ritual und Wäsche bearbeiten klappt nur mit extrem gut eingecremten Händen. Ich halte nicht aus, wenn mir jemand auf meinem Körper, gar auf meiner Kleidung (mehrere Schichten als nur meine Haut) hin-her-hin-her-rubbelt, so wie das beim "Tröst-Streicheln" gern gemacht wird.
- Visuell: Meine Augen spielen mir aufgrund Winkelfehlsichtigkeit bis heute Spielchen. Notenlinien sehen für mich aus wie sich bewegende Schlangen, den Notenwert kann ich nicht zuordnen. Musiklehrer haben dieses Problem nie kapiert. Ich hab nen Nystagmus - meine Augen springen umher, wie sie lustig sind...ich seh Dinge mal hier und mal dort - und plötzlich sehen sie "verschwunden" aus....danach sind sie wieder da...und andersrum. Zu langsam getaktete Leuchtstoffröhrern (An-aus-Effekt für mich sichtbar) und blaues Licht (Pflanzenlampen), sowie Schwarzlicht machen mich schwindlig. Gesichter kann ich nur sehr schwer zuordnen - weil ich mich weitgehend an der Frisur, Haarfarbe, Brillengestell einer Person orientiere. Das ist echt nen Problem, wenn ich Leute treffe, die ich angeblich kenne...und reagiere unangemessen - weil ich keine Ahnung, wer da vor mir steht, nur weil die Person eben beim Friseur war und nun mit neuer Haarfarbe ist!
- Auditiv: Ich kann oft nicht zuordnen, woher ein Geräusch kommt. Sehr viele Sprachinhalte kann ich nicht zuordnen, weil viele Buchstaben sich gleich anhören. Gehörlosen erkläre ich das so, das ist so ähnlich wie schwerhörig - nur dass Hörgeräte mir nix helfen...aber Hörende kapieren das in der Regel nicht.
- Olfaktorisch: Ich arbeite in der Gastronomie. Ich muss öfter mal mit für mich ekligen Materialien hantieren. Mir hilft gegen Overload im Geruch wenn ich immer genügend Pfefferminz-Kaugummi dabei hab. Solche Kaugummis stimmen meinen Geruch auf ein Gleichmass, so dass ich auch die ekligsten Materialien aushalte...zB Fleisch parieren (Sehnen, Fettgewebe abschneiden), Arbeit in der Spüle, Müll rausbringen...Hinterlassenschaften von Gästen bewältigen...
- Gustatorisch: Ich konnte früher kaum Speisen mit Gewürzen vertragen...Rohkost war am ehesten machbar. In der Konsistenz der Speisen war ich interessiert an Materialien, die sehr langsam meine Speiseröhre hinunterrutschte, zB Nudeln, Milchreis, Nutella - musste sehr zähe Konsistenz sein. Denn meine Speiseröhre war innerlich der einzige Körperteil, den ich zuverlässig gut spüren konnte. Ansonsten hatte ich keinerlei Körperschema - bis 2002 / Beginn meines Gebärdensprach-Trainings. Geschmacklich trau ich mich aufgrund der gut regulierten Tiefensensibiltät inzwischen sogar an Gewürze wie Pfeffer heran...
Mein Körperschema ist inzwischen ähnlich einem Kristall innerhalb eines Koordinatensystems des gebärdensprachlichen dreidimensionalen Grammatikraums zu nem echt gut benutzbaren Instrument herangereift. Ich kann mittels der DGS-Gebärden meine Bewegungen taufen, erinnern und gezielt für alltagsnützliche Tätigkeiten einsetzen. Das war vor 2002 absolut undenkbar!...alles unentwegt Try-and-Error, allerdings innerhalb von Sekundenbruchteilen...tausende von Versuchen täglich neu - jahrzehntelang.
In der Motorik war ich immer stark dyspraktisch. Viele Bewegungen sind bis heute nicht automatisiert. Aber ich konnte sie immer per Verstand reguliert ausführen...So ganz langsam..nach-und-nach schaff ich es, die eine oder andere Bewegungsform mal zu automatisieren. PC-Blindschrift klappt inzwischen sehr gut, Laufen klappt besser im Dunkeln als bei guter Beleuchtung - weil mich da die wechselnden Schatten nicht irritieren. LBG / Lautbegleitende Gebärden klappen bis heute gar nicht, weil ich nicht gleichzeitig die Sprachinhalte, sowie die parallele Motorik meines Mundes beim Sprechen incl Sprachmelodie wie meine Handmotorik samt Ausführungsparameter der Gebärden kontrollieren kann - diesen Bereich kapieren Gehörlose nicht....denen wurde immer beigebracht, LBG sei für Hörende leichter als DGS...ist bei mir genau anders rum.
lg biene63
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