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Autor Nachricht
lächeln
(Standard)

geändert von: lächeln - 29.10.11, 13:44:14

Hallo liebe "Forengemeinde" lachen
("Forengemeinde" ist auch ein äußerst lustiges Wort)

Ich habe mir vorgestern aus der Bibliothek ein Buch über
"Körpersprache" ausgeliehen. Da stehen so Sachen drin, wie
"wenn der Körper nach vorne gebeugt ist, ist derjenige
aufmerksamer beim Zuhören" etc... mir ist das viel zu
kompliziert, das zu lesen und ich habe überhaupt keine Lust
dazu!

Also, ich sehe auch, wenn z.B. die Arme vor dem Bauch
verschränkt sind, dass da Schutz ist oder wenn einer mit
dem Rücken zu mir sitzt, dass da weniger Kontakt ist.

Aber "Feinheiten" sehe ich, glaube ich, nicht nur anhand der
Körpersprache.

Frage: Meint ihr, dass es wirklich so ist? Das andere
Menschen wirklich Feinheiten sehen können nur anhand der
Körpersprache? Was der eine denkt und so.

heil wie ein fisch
31.08.11, 08:44:10
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Ozelot
(Autist)

http://www.mediaculture-online.de/Sitzhaltungen.380.0.html

da steht auch sowas.

Also ich sitze so wie ich es für gemütlich halte. Kann sein dass meine Körpersprache (verglichen der "Sozialnorm") ungleich mein Befinden ist aber auf sowas achte ich eher weniger. Im Moment sitz ich im Schneidersitz auf mein Stuhl vor dem PC. So fühle ich mich wohl. Ich ändere auch Sitzhaltungen wenn es ungemütlich wird.

Ich kann mir gut vorstellen dass es zu kompliziert ist das Buch zu lesen. Körpersprache habe ich auch noch nie so richtig verstanden. "Geh aufrecht und lächel ein bisschen"; "Sieh nicht sooft zu Boden, dass drückt schwäche aus". Körpersprache scheint der Gesellschaft wichtig zu sein aber ob dadurch wirklich Feinheiten erkannt werden können bezweifel ich, denn man kann z.B. Körpersprache auch gefälscht wiedergeben. Lachen obwohl man nicht fröhlich ist um sich anzupassen. Solche Sachen zum Beispiel.
31.08.11, 12:21:30
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 31.08.11, 13:09:44

Was die Körpersprache angeht, so gibt es sicher auch hier, wie bei gesprochener Sprache, Universalien, weil letztlich Körpersprache auf intuitive Archetypen zurückgeht. Gleichwohl gibt es auch in Bezug auf Körpersprache kulturell bedingten Bedeutungswandel. Dies führt beispielsweise dazu, daß es menschliche Gemeinschaften gibt, in denen Kopfschütteln Zustimung bedeutet und Nicken Widerspruch bzw. Ablehnung. Eine vergleichende Körpersprachwissenschaft könnte sich die Universalienforschung und die körpersprachliche Etymologie zum Ziel setzen.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
31.08.11, 13:07:14
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horrorvren
(Standard)

Zitat von lächeln:


Frage: Meint ihr, dass es wirklich so ist? Das andere
Menschen wirklich Feinheiten sehen können nur anhand der
Körpersprache? Was der eine denkt und so.



Ich habe auch so ein Buch zu Hause wo alle möglichen Details der Körpesprache erklärt sind. Es ist eindeutig für NA gedacht, also werden die das wohl auch nicht alle so "intuitiv" sehen können.^^

Und ich glaube auch, dass das nicht so universell gilt wie es manchmal dargestellt wird, da gibt es denke ich schon individuelle Unterschiede.

lg horrorvren
31.08.11, 22:54:50
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mor
(Autistenbereich)

Ich habe mal ein Beispiel. Eventuell könnt ihr aus dem folgendem Beispiel die Körpersprache erraten:

Eine Person, sitzt in einer Unterführung, die nicht für Autos befahrbar ist. Sie sitzt da drinnen auf dem Boden am Rand des Wegs, hat Rucksack vor sich und in der Hand ein Handy, so als ob sie auf einen Anruf warten würde.

Eine Radfahrerin kommt in die Unterführung, sieht die Person und fragt die sitzende Person, ob alles ok wäre oder alles in Ordnung. Sie fragt dies im Vorbeifahren, aber die sitzende Person antwortet ihr nicht.

Was würdet ihr von der Schilderung von desen vermuten, welche Körpersprache die sitzende Person wohl auf die Radfahrerin gemacht haben musste, da sie sie ansprach?

Das hat ja auch was mit Körpersprache zu tun. Was hat die Radfahrerin dazu bewegt, dass sie diese Person angesprochen hat?

Welche Vermutung habt ihr dazu?
01.09.11, 16:39:22
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Hans
(Autistenbereich)

Eine Vermutung wäre, daß sich die Frau auf dem Fahrrad etwas fürchtete
und versuchte mit der Ansprache eine Personalisierung mit dem Hockenden.

Mit dem man redet, den überfällt man nicht.

Etwa so wie "tu mir nix, tu mir nix !"
02.09.11, 00:51:37
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wolfskind
(stillgelegt)

vielleicht aber hat die radfahrerin auch jemanden durch suizid verloren
oder kennt jemanden mit depressionen
und meint in der gebeugten haltung und dem alleine sein,
eine schwere traurigkeit zu erkennen?

"Freilich ist die Welt voller Fährnisse und düsterer Orte; doch noch immer ist viel Schönes lebendig, und wenn auch die Liebe in allen Landen nun mit Leid vermengt ist, wird sie deshalb vielleicht um so größer."
"Derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen."

(Herr der Ringe)
02.09.11, 00:54:41
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Eine Person, die im Schatten sitzt, könnte auch Herz-/Kreislauf-Probleme haben und mit dem Handy gerade einen Arzt herbei rufen wollen?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
02.09.11, 01:59:48
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Bicycle
(Autistenbereich)

Für mich ist der Körper nur ein Körper in den man einzieht und machen kann mit ihn, was man will. Für mich hat der Körper keine sonderliche Bedeutung.
Irgendwelche Leute gibt es immer, die irgendwas in irgendwelche Körperhaltungen rein interpretieren.
Letztendlich kommt es aber auf die Aura an und die lügt nicht wie der Körper. Man kann auch lachen, wenn einen zu heulen zu mute ist. Manche glauben dieses oberflächliche Gelächel, ich hör lieber auf die Empathie.
Das oberflächliche Gelächel muss ja von der Person auch gar nicht absichtlich sein und die Person weiß vielleicht selbst gar nicht, dass sie gerade traurig ist. Hört sich dumm an, aber so etwas gibt's mehr als genug.

Den Körper interpretieren zu lernen, halte ich für nicht nötig. Wenn mir jemand sagt, ich habe eine ablehnende Körperhaltung oder ich solle doch Respekt zeigen, weil ich die Arme verschränkt halte, dann ist das nicht mein Problem.
Mit der Oberflächlichkeit der Körpersprache, hab ich's nicht. Ich stell, setz, bewege mich, wie ich es gerade will und es bequem ist. Wenn mein Gegenüber da etwas hinein interpretieren will, dann tut er sich wahrscheinlich nur unnötig schwer.


Zum Beispiel von mor:
Seh ich so wie der Hans.


Wenn die dort kniehende Person auf die Frau einen hilfebedürftigen Eindruck gemacht hätte, wäre sie wohl nicht einfach vorbei gefahren.
Also wohl tatsächlich so, wie Hans geschrieben.
02.09.11, 09:55:30
Link
Fundevogel
(Angehörigenbereich)

NA lesen sehr viel am Körper ab, in welchem Zustand sich der Betrachtete befinden könnte, weil das Innere sich bei NA auch äußerlich zeigt (z. B. bei einem Missstand: hängende Schultern, trauriger Gesichtsausdruck, Passivität). Vielleicht benötigen sie deshalb viel weniger Empathie und sind daher auch nicht darin geübt, wenn der Fall einmal anders liegt?

Wenn NA z.B. krank sind und diese "Technik" des Körpers aussetzt (stumm vor Schmerz, Funktionsunfähigkeit der Gliedmaßen...), sind sie auf Menschen angewiesen, die das Innere lesen können.
Personen mit empathischen Fähigkeiten sind deshalb vielfach in Pflegeberufen tätig?

Liegt diese Fähigkeit zur Empathie nicht in einem Menschen oder ist er darin untrainiert (man kann sie auch lernen?), dann kann es zu fatalen Missdeutungen kommen.
Wenn also jemand z.B. den Arztberuf wählt, weil er ein Einserabitur hat, weder empathische Fähigkeiten in die Wiege gelegt bekam, noch sie in der Erziehung lernen konnte, so könnten aus dieser Un"erfahren"heit bedenkliche Diagnosen in seiner Arbeit erwachsen?

Rückmeldungen von Patienten sind meist emotionale Aussagen: "Das war eine aufmerksame Schwester" oder "ein netter Arzt"...ganz selten wird zu Fertigkeiten Stellung genommen.

Menschen in einer anders als üblich gelagerten Situation scheinen sich mehr auf Gespür einzulassen (die Gefühle liegen blank) und erkennen empathische Fähigkeiten vielleicht deshalb eher und klarer, weil sie stärker auf ein heiles Umfeld angewiesen sind?

Schlussendlich hieße das, dass man für das Heilwerden/Heilsein nicht die Sprache des Körpers benötigt sondern die innere Stimme?
Dennoch lesen viele an der Aufnahme der alten Gewohnheiten und Körpersprache ab, dass ein Heilungsprozess abgeschlossen ist. Bicycle liegt wohl richtig, dass das ein Irrtum ist?!

Wäre Körpersprache dann ein Ablenkungsmanöver der Natur?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
02.09.11, 13:58:59
Link
mor
(Autistenbereich)

Zitat von Hans:

Mit dem man redet, den überfällt man nicht.

Etwa so wie "tu mir nix, tu mir nix !"
Auf dies wäre ich nicht gekommen.

Wenn ich an Leuten bzw jugendlichen Gruppen vorbeimüsste und die würden herumsitzen oder herumstehen, würde ich es so machen, sie möglichst nicht direkt anzusehen, geradeaussehen und weiter weg von an ihnen vorbeigehen, sie aber im Augenwinkel haben. So kann ich bei Gefahr schneller reagieren und wenn sie mich anprechen, dies zu ignorieren und "einfach" weiterzulaufen.

Jemand, der mit dem Rad unterwegs ist, ist doch viel flinker, als ein Mensch, der dazu auf dem Boden sitzt. Dazu müsste die Person ja erst mal aufstehen, wenn sie sie Radfahrerin hätte angreifen wollen.
02.09.11, 15:01:04
Link
Bicycle
(Autistenbereich)

Zitat von Fundevogel:

Liegt diese Fähigkeit zur Empathie nicht in einem Menschen oder ist er darin untrainiert (man kann sie auch lernen?)

Man kann alles. Das einzigste was im Weg liegt, sind Blockaden.
„Training“ ist auch nur ein Wort für einen Weg, auf welchen man Blockaden beseitigt.
Die Empathiefähigkeit steckt aber in allen, um es auf den Punkt zu bringen.
Zitat von Fundevogel:

Schlussendlich hieße das, dass man für das Heilwerden/Heilsein nicht die Sprache des Körpers benötigt sondern die innere Stimme?
Dennoch lesen viele an der Aufnahme der alten Gewohnheiten und Körpersprache ab, dass ein Heilungsprozess abgeschlossen ist. Bicycle liegt wohl richtig, dass das ein Irrtum ist?!

Wäre Körpersprache dann ein Ablenkungsmanöver der Natur?

Kapier ich nicht ganz, was du damit meinst.

Der Körper ist ja generell nur die materielle Auswirkung unseres Denkens/Geistes.
Ist eine Krankheit materiell, ist das quasi das "Endstadium", welches erreicht ist, um auf etwas inneres aufmerksam zu machen. Davor wurde man aber schon zig mal darauf aufmerksam gemacht, hat es aber nicht so wahr genommen, wie die Krankheit selbst, die dann quasi mehr als direkt darauf verweist. Aber eine Krankheit ist ja eine Krankheit und Krankheiten müssen ja beseitigt werden Stichwort Symptombehandlung. Der Kern, also das Denken, wird dabei meist nicht mit umgestellt, warum auch oft Krankheiten wiederkehren, selbst wenn es in Abständen von mehreren Jahren der Fall ist. (Vorletzter Satz war ironisch gemeint)

Oder hast du jetzt eher die „oberflächliche Betrachtung“ des Körpers gemeint, wie z.B. hängende Schultern usw.?
Man kann auch „krank“ sein und trotzdem ganz normal seine täglichen Tätigkeiten nachgehen.
Eigentlich ist dieses typische „Ich lass die Schultern hängen, ich bin krank“ nur ein Effekt, der aus den Denken heraus entsteht „Ich bin krank, ich muss jetzt so sein“.
Eigentlich muss man nicht, wenn man z.B. stark erkältet ist, im Bett liegen und einen auf „ich bin super krank, mir tut alles weh“ spielen.
Das ist nur die Auswirkung unseres Denkens. Man denkt „O ich bin krank“ und schon liegt man, weil man es ja bereits von Kindheit auf immer gesagt bekommt „Wenn du krank bist, dann leg dich hin“.

Die „Krankheit“ dann zu beenden, ist dann wieder etwas anderes. Siehe den Absatz eins drüber – Auswirkung des Denkens.
Aber dazu braucht man bestimmt nicht das Bett mit Zwieback voll bröseln und sich viele Liter Tee in die Birne pfeifen.
Krankheit zu lassen – akzeptieren – los lassen.
In der Zeit kann man aber ganz normal seinen täglichen Tätigkeiten nachgehen. Man kann sich natürlich auch hinlegen, wenn man meint das tut einen gut. Verboten ist es nicht. Genauso kann man auch das Bett mit Zwieback voll bröseln und seine vielen Liter Tee trinken. Solange der „Kernpunkt“ gelöst wird, weshalb das so entstanden ist und nicht einfach nur Symptombehandlung gemacht wird. Aber auch das hilft. Siehe Placebo Effekt.
Jaja. Das mit den „Krankheiten“ und „Heilung“ usw. ist schon so ein Thema für sich, über welches man stundenlang schreiben könnte.

Aber die Krankheit an sich, hat eigentlich keine Auswirkung auf die tägliche Tätigkeit, sondern man selbst macht es zu dieser Auswirkung. Deshalb ist das wieder einstellen von gewohnten Tätigkeiten kein Beweis für vollständige Genesung.


mor, manche Jugendliche sehen teils das „sture“ Wegschauen als Provokation. Und Personen, die am Boden sitzen, können auch schnell genug aufstehen und handgreiflich werden. Auf’n Fahrrad ist man auch nicht immer der schnellste, gerade was die Beschleunigung angeht.
02.09.11, 15:10:38
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