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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Mir kommt es oft so vor als gäbe es dieses Phänomen unter Autisten besonders häufig:
Zitat:
Nicht das körperliche oder psychische "Anderssein" verhindert normale soziale Kontakte, sondern die gesellschaftliche Bewertung, der ein Behinderter unterworfen ist: Sichtbare Auffälligkeiten werden zum Anlaß genommen, die als untauglich Befundenen an den Pranger der Abweichung zu stellen. So wurde auch gegen die Juden vorgegangen, die verstoßen werden sollten. Auch an ihnen suchte man körperliche Abweichungen (zum Beispiel die Hakennase), um sie besser stigmatisieren, mit dem Brandzeichen der Verstoßung versehen zu können. Das gelang jedoch nicht immer. So zwang man sie, den gelben "Judenstern" zu tragen.

Es ist die gesellschaftliche Bewertung, die einen Behinderten zum "Behinderten" macht. Im Kapitel "Einstellungen und Vorurteile gegen Behinderte" wurde schon darauf hingewiesen, wie Vorurteile aus politischen Interessen gemanagt werden. Behinderung wird immer durch die Bewertung der Umwelt erfahren.

Die Umwelt vermittelt dem Behinderten, er sei eine Belastung, ein Störfaktor, eine Zumutung. An dieser Stelle ist der Behinderte verwundbar, das ist sein Trauma, seine Wunde, so daß er tatsächlich ängstlich wird und sich vor neuen Enttäuschungen schützt, indem er neuen Kontakten aus dem Weg geht: "Wieder und wieder ging es mir durch den Sinn, wie belastend es doch ist, immer wieder um Hilfe bitten zu müssen, Störfaktor zu sein, auch wenn man gar nicht will ... Ich verbiß mich in den Gedanken, wie scheußlich es doch ist, immer wieder Zumutung für andere sein zu müssen."[23]

Wir wurden erzogen, es sei eine Demütigung, andere um Hilfe bitten zu müssen. Und die mit der Verwaltung der Bedürfnisse befaßten Ämter lassen den Behinderten (und die Eltern) deutlich spüren, was es heißt, bitten zu müssen (obgleich es eigentlich um die Rechte Behinderter geht). Sie zwingen die Betroffenen in eine demütigende Bittstellerhaltung. Gusti Steiner, Rehabilitationsberater und selbst behindert: "Die schwerste Behinderung ist, Sozialhilfeempfänger zu sein und um jede Hose betteln zu müssen."[24]

Der Behinderte wird zum Verzicht erzogen: "Soll der Behinderte - gleich in welcher Altersstufe er erkrankt oder lebt - mit dem Schicksal innerlich fertig werden, und sich im Leben bewähren, dann muß er seine Grenzen erkennen, zum Verzicht bereit sein ... "Pädagogen und Familienangehörige erziehen Behinderte bewußt oder unbewußt zur Verzichthaltung. Wer aber im Verzichtdenken erzogen wird, wird keine Lebenspläne entwerfen, nicht für Kontakte offen sein und sich als Zumutung begreifen. Das äußert sich dann in einer Kontaktanzeige so: "Hübsche verwitwete Frau, 30 Jahre jung, mit elfjähriger Tochter, leider Rollstuhlfahrerin ..."[25] Wenn bereits zehnjährige behinderte Kinder feststellen, daß sie nie heiraten werden - solche Beispiele kenne ich zur Genüge -, dann ist doch wohl klar, daß "Verzichten" keine Eigenschaft der Behindertenpsyche, sondern von klein auf anerzogen ist.

Es ist erst kurze Zeit her, da sprach mich eine Rollstuhlfahrerin an. Ich hatte von Freiheitsberaubung gesprochen, wenn man Heimbewohner, erwachsene Menschen, am frühen Abend vor dem Dunkelwerden schon ins Bett verfrachtet. Die Rollstuhlfahrerin sagte mir: "Sie machen die Behinderten rebellisch. Jetzt wollen die Behinderten in ... ", sie nannte den Namen eines Heimes, um 17 Uhr nicht mehr ins Bett. Sie wissen gar nicht, was Sie anrichten." Das enteignete Bewußtsein plappert die Argumente der Heimleitung nach ...

Quelle

Was kann man tun um diese Selbstbehinderung endlich zu überwinden?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
02.06.08, 15:05:38
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haggard
(Autistenbereich)

bei den eltern anfangen. sie müssten ihre kinder als vollwertige menschen wahrnehmen und anerkennen. sie müssten selbstvertrauen und selbstbewusstsein ihren kindern und auch der gesellschaft gegenüber vorleben - auch in dem bewusstsein, dass behinderte menschen nicht versteckt werden müssen. wenn eltern über den willen von kindern und den der späteren jugendlichen und jungen erwachsenen verfügen, sie sich aber ihrer schämen, ist die beschriebene verzichthaltung wahrscheinlich schon vorprogrammiert. wenn immobile kinder/jugendliche direkt nach der schule, sobald sie ihre hausaufgaben erledigt haben, ins bett gepackt werden, weil es einfach ist - und noch nicht einmal besuch empfangen dürfen, nur weil es den eltern peinlich ist, ist dies eine aufgezwungene selbstbehinderung, die später in bestimmten einrichtungen beibehalten wird. von einem selbstbestimmten leben - auch wenn hilfen notwendig sind - kann bei derartigen ansätzen auch nicht die rede sein. so lange es in der gesellschaft noch als eine art attraktion empfunden wird, wenn in der öffentlichkeit Menschen mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff](en) gesichtet werden, wird es schwer sein, eine anerzogene selbstbehinderung zu überwinden. von der gesellschaft kann keine offenheit erwartet werden, wenn bereits die eltern/verwandte/bekannte etc. als erste mittler "ihren dienst" versagen.
02.06.08, 17:00:59
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