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Autor Nachricht
stringbound
(Autistenbereich)

geändert von: stringbound - 02.12.08, 15:42:46

@bianka018

Zitat:
Es gibt nichtsprechende Autisten die durchaus gewillt sind die Sprache anzuwenden und den Willen "zu sprechen" auch zeigen.
Gut, aber etwas zu anwenden zu wollen bedeutet nicht, dass man es auch anwenden kann.

Zitat:
Beobachtungen haben mir gezeigt, dass es eben auch Autisten gibt die trotz Willen, die Laute nicht gut bilden können, oder die Reihenfolge der Laute noch nicht sortieren können.
Ich habe beobachtet, dass es auch „Nichtautisten“ gibt, die das nicht können. Da Nichtautisten und Autisten Menschen sind, wird es in beiden Gruppen Menschen geben, die Laute schlecht/nicht sortieren/bilden können. Wie kommst du darauf, dass das etwas mit Autismus zu tun hat, kannst du mir das erklären?

Zitat:
Die Lebensumstände des Autisten von dem ich hier sprechen kann waren und sind ziemlich geordnet.
Mit den Lebensumständen muß das nicht zusammenhängen. Ich habe lange Zeit nur mit einem Menschen gesprochen.

Wenn dein Sohn schreiben kann, kann er lesen.
Wenn dein Sohn lesen kann, kann er versuchen vor-/mit zu lesen.
Wenn dein Sohn vor-/mitlesen kann, kann er sprechen.

Wenn er das nicht kann, gibt es noch die Gebärdensprache und die Möglichkeit schriftlich zu kommunizieren.

Kann dein Sohn mit anderen Menschen kommunizieren?
Wenn ja, wo ist das Problem?

Zitat:
Da einige, wie mir Autisten berichteten, die Sprache erst im Alter von 7 oder auch 10 Jahren, wie eine Fremdsprache erlernten, bin ich der Meinung dass es nicht immer an die Lebensumstände liegen muss.
Das Alter ist nebensächlich. Ich habe sehr früh angefangen mit meiner Bezugsperson zu sprechen, weil ich beobachtet habe, dass sie dadurch Bedürfnisse kommunizieren kann. Lernt nicht jeder deswegen zu sprechen?

Gibt es einen Unterschied dazwischen, die Sprache des Landes/der Länder in dem/denen man aufwächst und eine Fremdsprache zu erlernen?

Worin besteht der Unteschied, wenn es einen gibt?

Zitat:
Aus Berichten in den Medien habe ich erfahren dass sie dann ein Gehirnareal zum erlernen der Sprache nutzen, welches in den sonstigen Fällen nicht für die Sprache vorgesehen ist. Bei ihnen ist das eigentliche Sprachzentrum nicht ausreichend vernetzt, um mit diesem Zentrum die Spache umsetzen zu können.
Interessant.


@55555, ich habe bis jetzt keinen Menschen getroffen, dem die Kraft gefehlt hat, sprechen zu lernen.
Ich habe Menschen getroffen, die nicht die Kraft oder das Bedürfnis hatten mit anderen Menschen zu sprechen.
Diese Menschen konnten alle sprechen.

Wer zuwenig Kraft hat, um Sprechen zu lernen, hat nicht die Kraft zur Schule zu gehen.

Kannst du mir das erklären?



02.12.08, 15:32:30
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haggard
(Autistenbereich)

Zitat von stringbound:
Gibt es einen Unterschied dazwischen, die Sprache des Landes/der Länder in dem/denen man aufwächst und eine Fremdsprache zu erlernen? Worin besteht der Unteschied, wenn es einen gibt?


der unterschied besteht darin, dass die sprache der umgebung, in die ein mensch hineingeboren wird, "nebenbei" erlernt wird. säuglinge/kleinkinder versuchen die laute verbal nachzuahmen, die sie gesprochen hören. etliche autisten machen das nicht.
im gegensatz dazu wird eine fremdsprache in der regel anders erlernt. die meisten lernen stur vokabeln auswendig, bewaffnet mit einem grundwortschatz setzen sich die wenigsten mit muttersprachlern auseinander. ich würde behaupten, dass die meisten fremdsprachen, die erlernt werden, kaum aktiv angewandt werden. später.
bis zu einem bestimmten zeitpunkt könnten sehr junge kinder alle möglichen sprachen "spielend" erlernen, ohne sich - wie später zumeist jugendliche/erwachsene - mit dem erlernen zu quälen. bis zu diesem bestimmten frühen zeitpunkt besteht kein unterschied, ob es eine fremdsprache ist, oder nicht. auch würde ich behaupten, dass die meisten menschen diese fähigkeit, die sie zu beginn ihres lebens besitzen, "verlernen".

im beispiel kann jedoch die "muttersprache" eine fremdsprache sein. dann, wenn der mensch zunächst sich selbst lernt von seiner umwelt abzugrenzen, lernt, zu verstehen, wie die dinge seiner umwelt zusammengehören. bis dann sprache als solche erkannt wird - und nicht als bloßes geräusch wie die vielen anderen umgebungsgeräusche, erscheint sie wohl als etwas, das nicht mehr so "passiv" erlernt werden kann, wie es evtl. zu beginn möglich gewesen wäre.
02.12.08, 16:19:48
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich finde es gut, wenn Ergänzungen oder Änderungen angeregt werden. Dazu mache ich mir später in Ruhe Gedanken.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
02.12.08, 16:25:14
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stringbound
(Autistenbereich)

geändert von: stringbound - 02.12.08, 17:19:58

Ich habe jede Sprache die ich kann "nebenbei" gelernt. Laute habe ich nicht gemacht und "Babysprache" habe ich auch nie benutzt.

Deutsch habe ich gelernt, weil ich mit meiner Großmutter kommunizieren wollte.
Englisch habe ich gelernt, weil ich mit englischsprachigen Muikern gespielt habe.
Schwedisch habe ich gelernt, weil ich mit einer Schwedin zusammen war.

Warum können nur Kinder eine Sprache "spielend" erlernen? Als ich Schwedisch (und dadurch Norwegisch, Dänisch, Flämisch, Isländisch, etc. lesen und verstehen) gelernt habe, war ich über 30. Ich habe dafür drei Monate gebraucht und ich habe es mir alleine beigebracht.

Ich kann nur Sprachen lernen, die ich "aktiv" anwenden kann, weil ich mit jemand kommunizieren will.
In Französisch hatte ich in der Schule immer eine Sechs.


Eine Frage habe ich noch: warum lernen nicht alle Menschen gleichzeitig sprechen und lesen? Warum lernt man Sprechen und Lesen nacheinander?
02.12.08, 17:08:49
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haggard
(Autistenbereich)

du bist doch nicht die "norm".;)

habe auch nicht geschrieben, dass zu dem "spielend" lernen ausschließlich kinder befähigt wären.

wie viele eltern sprechen mit ihren kleinkindern und zeigen gleichzeitig das äquivalent des gesprochenen in schriftform?
02.12.08, 18:05:26
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stringbound
(Autistenbereich)

Ich bin die ersten Jahre meiner Kindheit bei meiner Grossmutter aufgewachsen.

Ich habe meine Großmutter gefragt, wie das funktioniert, als sie angefangen hat mir Märchen zu erzählen.
Ich habe gemerkt, dass sie "schummelt".
Sie hat die Märchen nicht erzählt, sondern vorgelesen.

"Richtig" zu Schreiben habe ich dagegen erst sehr spät gelernt. Ich habe immer so geschrieben, wie ich gesprochen habe. Und ich kenne keinen Menschen, der so spricht:

Hallo Komma ich bin neu hier Punkt
Darf ich mich trotzdem an der Diskussion beteiligen Fragezeichen
Danke Ausrufezeichen

zwinkern
02.12.08, 18:28:17
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 02.12.08, 18:50:34

nun ja, im japanischen werden zumindest fragepartikel gesprochen (aber auch geschrieben wie ein "wort"...), was im deutschen als fragezeichen gelten würde.;)
02.12.08, 18:49:52
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 02.12.08, 20:42:05

Zitat von stringbound:
Da Nichtautisten und Autisten Menschen sind, wird es in beiden Gruppen Menschen geben, die Laute schlecht/nicht sortieren/bilden können. Wie kommst du darauf, dass das etwas mit Autismus zu tun hat, kannst du mir das erklären?

Abweichungen in der Sprachentwicklung sind ein Diagnosekritierium für Autismus gemäß der noch geltenden Krankheitsdefinition.

Du kannst dich jederzeit lautlich in Vor-Ort-Situationen problemlos artikulieren?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
02.12.08, 20:41:49
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stringbound
(Autistenbereich)

geändert von: stringbound - 03.12.08, 06:36:02

Zitat von azrael:
du bist doch nicht die "norm". zwinkern


Ich kenne keinen Menschen, der der "Norm" entspricht. Ich kenne nur Menschen, die als mehr oder weniger "normal" durchgehen.

Es gibt nur wenige Menschen, die mich nicht "normal" finden...

Meine Freundin findet mich auch "normal", obwohl sie weiß, dass ich nicht "normal" bin.
Wir leben schließlich seit ein paar Jahren zusammen, da entgeht ihr das nicht.
Ihr/unser Sohn findet auch, dass ich "normal" bin.
Ihre Eltern finden, dass ich normal bin.
Und verglichen mit dem Bruder meiner Freundin bin ich wirklich normal.
Der Typ IST ein Autist oder das, was sich ein "normaler" Mensch darunter vorstellt.
Seine Freundn und seine Kinder finden ihn trotzdem "normal".
Verglichen mit ihm, bin ich nur ein wenig "seltsam" und "eigen".

Ich will wissen was mit mir ist, warum ich anders bin als fast alle Menschen, die ich kenne (bis auf den Bruder meiner Freundin, der IST so wie ich).

Ich kann mich nicht hinter der Ausrede "das mußt du verstehen, ich bin Autist verstecken".
Ich bin dafür nach außen einfach zu "normal".

"Normal" ist keine feste Größe, es ist ein Ideal.
Der Mensch strebt danach "normal" zu sein.
Anzunehmen, dass er "perfekt" sein möchte ist ein Irrtum.
Der Mensch lebt in Familien, Gemeinschaften und Gesellschaften.
Welchen Sinn soll es da haben perfekt" zu sein?
Das dumme daran "normal" zu sein ist das langweilige Leben, dass mit dem "normal" sein verbunden ist.
Ich bin froh, dass ich nur "normal" wirke und nicht "normal" bin...

zz-cool
02.12.08, 21:59:04
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stringbound
(Autistenbereich)

Zitat von azrael:
nun ja, im japanischen werden zumindest fragepartikel gesprochen (aber auch geschrieben wie ein "wort"...), was im deutschen als fragezeichen gelten würde.;)


Ist im Chinesischen genau so.
02.12.08, 22:01:56
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haggard
(Autistenbereich)

in vielen anderen sprachen wahrscheinlich auch.
02.12.08, 22:03:26
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stringbound
(Autistenbereich)

geändert von: stringbound - 02.12.08, 22:41:07

Zitat von 55555:
Du kannst dich jederzeit lautlich in Vor-Ort-Situationen problemlos artikulieren?


Nicht immer, aber fast immer.
Manchmal kenne ich nur einen Teil der Bedeutungen, die ein Wort hat oder verwenden eins Wort, dass eine ähnliche Bedeutung hat, aber im Satzusammenhang nicht 100%ig korrekt ist.
Die meisten Menschen stört das nicht, wenn mir das im Gespräch mit ihnen passiert, da sie mich für einen Ausländer halten.
Die "Netten" überhören es und verwenden die richtige Form in ihrem nächsten Satz.
Die nicht so "Netten" korrigieren mich direkt und versuchen mich damit "klein" zu machen.

Das man mich hier in Deutschland für einen Ausländer hält, habe ich in Schweden bemerkt.
Dort wurde ich genauso behandelt, wie hier in Deutschland.
02.12.08, 22:40:55
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