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Autor Nachricht
haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 12.11.09, 20:43:22

da es nicht eindeutig geklärt ist, ob besucher eines zoos schaulustige oder freilichtkino für die stammgäste sind, suche ich hier überzeugte nicht-autisten, die möglichst differenziert und detailliert ihr innenleben bzw. ihre wahrnehmung beschreiben.
empfindet ihr es beispielsweise als angenehm, wenn rasenmäher in betrieb sind oder wenn licht sehr schnell flackert?

warum ist die kontaktaufnahme zu säuglingen sehr laut? sind säuglinge schwerhörig?

was wird mit lautem lachen verbunden?
ist es sympathisch oder lässt es ein bestimmtes gefühl entstehen - was wird dabei empfunden, wenn andere lachen?

weswegen ist im schriftlichen austausch das wissen um das geschlecht der anderen schreibenden wichtig?
fallen reaktionen je nach geschlecht, "status" etc. unterschiedlich aus?

weiterer schwerpunkt wäre die schilderung, als was nicht-autisten autisten betrachten.
können autisten eigenständig leben?
haben sie freude an ihrem dasein?
ist es unverantwortlich autisten nicht zu therapieren?
werden autisten diskriminiert?
ist eine autismus-diagnose so eine art todesurteil?
12.11.09, 20:41:02
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blue_eye
(Standard)

Ich wage es mal.
Obwohl ich seit ich hier lese kein überzeugter Nicht-Autist mehr bin. Eher meine ich, gewisse Verhaltensweisen vermischen sich und machen den Unterschied für mich in bestimmten Bereichen unklar.
Zitat von azrael:
da es nicht eindeutig geklärt ist, ob besucher eines zoos schaulustige oder freilichtkino für die stammgäste sind...

Das letzte versteh ich nicht so ganz.
Zitat:
empfindet ihr es beispielsweise als angenehm, wenn rasenmäher in betrieb sind oder wenn licht sehr schnell flackert?

Beides unangenehm. Wenn ich selbst mähe, machts mir nix.
Zitat:
warum ist die kontaktaufnahme zu säuglingen sehr laut? sind säuglinge schwerhörig?

Keine Ahnung.
Zitat:
was wird mit lautem lachen verbunden?
ist es sympathisch oder lässt es ein bestimmtes gefühl entstehen - was wird dabei empfunden, wenn andere lachen?

Wenn ich am Gespräch beteiligt bin, stört es mich nicht. ich weiss ja warum man lacht. Besondere Lautstärken wirken dann so, dass ich darüber lachen muss.
Das allgemeine laute Gelächter z.B. in Gaststätten und auch das allgemeine 'Gesprächsgewimmel' geht mir auf die Nerven und ich halte es nicht lang durch.
Zitat:
weswegen ist im schriftlichen austausch das wissen um das geschlecht der anderen schreibenden wichtig?
fallen reaktionen je nach geschlecht, "status" etc. unterschiedlich aus?

Es macht schon einen Unterschied, ob ich mit einer Frau oder einem Mann schreibe, weil ein Mann eher jemand ist, der so denkt wie ich, ähnliche Erfahrungen hat und mich an bestimmten Punkten besser versteht (normalerweise).
Unterhaltung mit einem Mann kann derber sein. Mit einer Frau eher höflicher oder vorsichtiger.
Sie ist eben 'das andere Wesen' zz-zwinkern
Zitat:

weiterer schwerpunkt wäre die schilderung, als was nicht-autisten autisten betrachten.
können autisten eigenständig leben?

Ich denke schon. Sicherlich nicht jeder. Und es gibt sicher auch NAs, die nicht eigenständig leben können.
Zitat:
haben sie freude an ihrem dasein?

Das nehme ich mal an. Aber sicher auch nicht jeder.
Es hat auch nicht jeder NA Freude an seinem Dasein.
Zitat:
ist es unverantwortlich autisten nicht zu therapieren?

Nach dem, was ich mir hier im Forum aneignen konnte, bin ich der Meinung, dass Therapien, die den Menschen ändern sollen, Unfug sind. Sie zerstören eher das 'Ich' und sind nicht hilfreich.
Zitat:
werden autisten diskriminiert?

Mag sein. Ich weiss es nicht.
Ich habe manchmal mit einem autistischen Schüler Kontakt und bin eher der Meinung, er möchte mit mir nichts zu tun haben.
Zitat:
ist eine autismus-diagnose so eine art todesurteil?

Das kann ich für andere nicht beurteilen. Für mich wäre es das nicht. Ich wäre erstaunt, würde aber sicher einiges an mir besser verstehen können. Das sollte zufriedener machen.

@azrael
Mag sein, meine Antworten entsprechen nicht deinen Erwartungen.

Huch! Da erwische ich mich doch glatt bei einem 'Makel', den ich eigentlich bei euch manchmal beobachte.
Ihr scheint euch vor jeder Antwort auf eine Frage zu fragen 'Was erwartet der Fragende jetzt für eine Antwort?'

Wenn ich frage, möchte ich eigentlich nur die Meinung des anderen wissen. ganz egal, wie sie ausfällt. Eben Interesse am Gegenüber.

Wenn hier nun einiges unlogisch war, bitte ich das einem NA zu verzeihen.

Ich habs jedenfalls gewagt.
12.11.09, 23:02:45
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haggard
(Autistenbereich)

interessante antworten bisher.

"freilichtkino im zoo" - man/ich weiß ja nicht, wer sich eigentlich hinter oder vor dem gitter befindet und das gegenüber beguckt. verständlicher? sind die besucher dazu da, damit es denen "hinter" dem gitter nicht so langweilig ist oder kommen die "vor" dem gitter nur um sich an denen "dahinter" zu ergötzen? (ist für mich verwirrend, unverwirrender kann ich das wahrscheinlich nicht erklären...[weil dieses unterforum "Autisten-Zoo" heißt]).

macht dir das rasenmähen nichts aus, oder "musst du da durch", weil es sonst nicht erledigt wird und ist eigentlich genauso unangenehm?
tut das sonst körperlich irgendwie weh?

wie hört sich für dich lachen an, wenn du nicht weißt, warum gelacht wird?

warum musst du bei einer bestimmten lautstärke selber lachen?
ist das so eine art reflex wie beim gähnen?

können frauen derbes nicht vertragen?
reagieren männer und frauen unterschiedlich auf bestimmte dinge?
scheinen frauen mehr kommunikative regeln zu besitzen als männer? oder wird das von männern nur so gedacht?
denken frauen im umkehrschluss das gegenteil von männern?

wenn du den eindruck besitzt, als wolle jemand mit dir nichts zu tun haben, fühlst du dich dadurch diskriminiert?
wodurch würdest du dich von autisten diskriminiert fühlen?

@blue_eye:
ich hege keine erwartungen.
wenn leute herkommen und hilfe suchen, versuche ich schon herauszufinden, in welche richtung deren hilfegesuch geht. bringt ja nichts, wenn jemand "hardcore"-therapie sucht und naheliegendes zu einfach findet...und dann zeit in erklärungen zu investieren. oder man textet die leute mit dingen voll, die sie gar nicht interessieren und vielleicht noch nicht einmal danach gefragt haben. oder ist das "autisten-denke"? und die leute wollen blabla, weil das für sie information wäre und "echte" information eher keine information?

würde ich selbst fragen stellen wie "was ist 2 x 3?" und als antwort käme "kauf dir einen taschenrechner" - fände ich das wahrscheinlich ebenso dämlich, wie derjenige meine frage eventuell interpretiert hätte. (die frage lautete schließlich nicht "mit welchem hilfsmittel kann das problem "2 x 3" gelöst werden?" - das wäre vielleicht etwas für fortgeschritte im übertragenen sinne zum thema autismus).
natürlich sind ehrliche, private meinungen gut - nur in einem solchen fall helfen sie vielleicht nicht? häufig ist solches dann mit fehlinterpretationen oder vorurteilen verbunden - wie soll dann noch sinnvoll kommuniziert werden?

13.11.09, 03:20:26
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Rasenmäher- ganz schlimm - hingehen und Pause aushandeln.
Lautes Lachen- wenn es auf mich unnatürlich oder aggressiv wirkt, intervenierte ich stets zu meinen Ungunsten: "Hast du was genommen?" "Nicht hyperventilieren; Schnapp Atmung reduzieren!" In der Kölschen Karnevalshisterie bin ich arg unbeliebt.
Überzeugter NA: Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich Gefühle in den Gesichtern erkennen kann. Was ich nicht kann, ist meinen Tagesablauf organisieren und das Wesentliche erfassen; ich entsende mich in Details und bleibe dort, bis ich mal sterbe, ohne etwas wirklich geschaffen zu haben, obwohl ich meiner Meinung nach etliche Erfindungen gemacht habe. Ich weiß nur nicht, wohin damit. Vom jetzigen Thema mal abgesehen, könnte ich mal eine Idee hier vorstellen? Nein, ich merke gerade, ganz überzeugter NA bin ich nicht mehr. Mein Kleiner Thaddäus hat so viele Verhaltensweisen, die ich exakt aus meiner Kindheit auch kenne, 1:1 sogar. Wie z.B. mit den Fingern in der richtigen Anordnung über Handläufe von Treppengeländern und an genau den richtigen Stellen an Wänden entlang zu streifen. Das muß genau stimmen. Notfalls geht man nochmal zurück, um die richtige Stelle zu erwischen. Es ist verrückt, jetzt zuzusehen und darum zu wissen, um wie viel es dabei geht. Aber ich kann nicht anders. Hab ich doch erst über Thaddäus erfahren, was Autismus alles beinhaltet. Dennoch bilde ich mir ein, Gefühle zu erkennen. Dann bin ich doch ein NA, oder? Doch, ich denke schon.
14.11.09, 03:17:44
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Du meinst, weil man Gefühle in Gesichtern zu erkennen glaubt, kann man kein Autist sein?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.11.09, 11:15:00
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anne1
(Standard)

Hallo, 55555,
Ja.
Besonders, wenn man von klein auf noch nie irgendwelche Probleme beim Erkennen/Nachfühlen von Gefühlen über instinktives/intuitives/halbunbewußtes Wahrnehmen von Gesichtsausdruck, Körperhaltung und -bewegung und Stimmlage von Mitmenschen hatte,
welches teilweise so weit geht, daß man die Stimmung mit übernimmt, oder darauf angemessen reagiert, ohne irgendwelche Überlegungen.
Korrigiere mich, wenn ich irre.
Gruß, anne
14.11.09, 22:22:47
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Vielleicht wäre es interessant das in einem neuen Thread erstmal in erlernte Teile und veranlagte Teile zu differenzieren. Man erkennt das z.B. dadurch, daß in verschiedenen fern voneinander lebenden Kulturen lachen dasselbe bedeutet, kopfschütteln aber nicht. Lachen erkennen soweit ich weiß auch viele Autisten, praktizieren es gelegentlich auch schon früh.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.11.09, 23:15:03
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haggard
(Autistenbereich)

mit gesichtsausdrücken von anderen affen kann ich mehr anfangen als mit denen von menschen. habe heute zufällig ein foto von mir gefunden mit solch einem affenausdruck im gesicht. wenn ich dazu auch noch eines von einem anderen affen finde, stelle ich das vielleicht mal als vergleich rein...
14.11.09, 23:56:01
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Wenn wir dann noch berücksichtigen, was im neu überarbeiteten Schwarzbuchkapitel über die Erfahrung mit den Buschmännern steht, würde ich einfach mal die These aufstellen, daß Autisten vielleicht Probleme mit Lebewesen haben, die psychischerseits ungesund, entfremdet von ihrer Natur leben?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
15.11.09, 13:53:25
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haggard
(Autistenbereich)

@55555:
widernatürlich - kann schon sein.


an nicht-autisten:
warum können sich eltern nicht selbst mit ihren kindern beschäftigen und bezahlen stattdessen fremde menschen dafür?
wenn das kind dann beispielsweise "mama" sagen kann, feiern eltern dann den erfolg des sprechens, oder die leistung der fremden menschen, die ihnen die beschäftigung mit ihrem kind abgenommen haben? oder ist das vielleicht gänzlich "schizophren" und es wird so getan als wäre das die eigene leistung gewesen? in kindergärten kommt es häufiger vor, dass kinder die erzieherinnen mit "mama" ansprechen und die eigenen eltern nicht mit diesen begriffen bedacht werden. sind dann eltern eifersüchtig oder sind sie trotzdem gleich froh, als würde ihr eigenes kind sie selbst "mama" nennen?

um was geht es eltern autistischer kinder eigentlich?
12.12.09, 13:48:47
Link
Gast
(Gastzugang)

azrael: Ich freue mich sehr darüber, dass es dieses Forum gibt. Als ich mit 12 Jahren die "Ilias" in die Hände bekam, musste ich die Schlachtenbeschreibungen in einem durch lesen, weil das Versmaß Hexameter eine wunderschöne Musik war, die ich nicht enden lassen wollte. Nach diesem Buch war mir vollkommen klar, dass ich anders war und habe mich von da an immer wieder gefreut, mit Menschen zu kommunizieren, die anders waren. Es sind mehr Menschen anders als man glaubt!!!
Wenn ihr auf den "Zoo" besteht, dann ist es ein ganz toller, weil dauernder Wechsel und Unklarheit besteht, wer gerade im Käfig ist und wer in sogenannter Freiheit lebt.

Ich verfüge über ein Kommödiantengesicht mit klarer Emotionssprache, was nicht nur Autisten eine Zuordnung gut möglich macht sondern mir Kommunikation enorm erleichtert.

55555: Du hast ganz Recht, dass unterschieden werden muss, was angelegt ist oder was einem Talent zur Nachahmung zu verdanken ist. Bei mir war es so, dass ich immer eine helle Freude daran hatte, alles was entdeckt werden konnte, zu betrachten, zu untersuchen und funktionieren zu lassen. Das gilt z.B. für alle Muskeln, ob für Körpertanz oder Modellierung der Mimik. Durch dieses Training kann ich das auch bei meinen Gegenübern sehr gut erkennen, weil ich weiß, woher es "rührt" (optimal für Öffentlichkeitsarbeit).

azrael: Es ist mir völlig unverständlich, warum Menschen sich Kinder wünschen und sie dann (ohne Schulzwang o.a.) anderen übergeben, weil sie z.B. daran hindern, zu wirtschaftlichem Wohlstand zu gelangen. Es hätte mich zutiefst getroffen, wenn mein Kind jemanden anderen Mama/Mutter genannt hätte (ganz besonders auch, weil es in meinem Leben nur einen gibt, der mich so nennen kann).

Gerade ist mir aufgefallen, dass ich ohne es mir bewußt gemacht zu haben, im Forum dutze und im Schriftverkehr sietze. Warum das so ist, muss ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Forthebeautyoftheearth
13.12.09, 00:51:22
Link
drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Gast:
Es ist mir völlig unverständlich, warum Menschen sich Kinder wünschen und sie dann ... anderen übergeben, ...
(Ironie) Ein Kind muß doch sein, das ist doch normal, die Norm.
Man muß Karriere machen, verheiratet sein, ein normales Kind haben ... usw..
Eltern sein, sich um sein Kind kümmern? fragen Dafür gibt es doch Personal, Kita, Schule usw..
traurig
13.12.09, 01:24:30
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