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Autor Nachricht
haggard
(Autistenbereich)

Zitat:
Ich hätte da noch mehr und auch krassere Sachen aber ich will hier niemanden schockieren...

bitte tue mir den gefallen und schockiere mich. wenn zu den schock-punkten autisten antworten liefern könnten, wäre das womöglich für viele "untergebrachte" autisten eine enorme hilfe (falls das jeweilige personal das mitgeteilte verstehen und umsetzen könnte). also "tue" dir "keinen zwang an".;)
03.08.10, 15:48:41
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von HundundKatz:
Die Punkte die du hier aufzählst sind leider, wie so oft, nicht typische Eigenschaften von Autisten, sondern Verhaltensweisen, die aufgrund des Umfelds, die zu tage treten.

Das ist in vielen Fällen, so aber was das Essen von runden Sachen angeht muß das nicht unbedingt entscheidend sein, wenn auch die Erfahrung zeigt, daß Autisten bei Entlastung oft nach einer Weile beginnen sich neue Erfahrungen zu erschließen, wenn sie nicht mehr ohnehin völlig überlastet sind. So absolut verallgemeinern würde ich es aber nicht, manches kann auch einfach eine persönliche Eigenart sein, wie sie viele Menschen aufweisen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
03.08.10, 16:10:58
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knuddelweibchen
(Standard)

Ihr schreibt hier viel von entlasten, Reizarme Umgebung schaffen, den Stress weg nehmen. Das spricht so voll gegen das Konzept na dem wir arbeiten sollen. Bei uns heißt es immer Autisten brauchen Klarheit in der Sprache, im Umgang und im Handeln. Dies soll aber nicht heißen sie von der Normalität (was das auch immer ist?;) abschotten. So normal wie möglich und doch sehr Klar heißt es bei uns immer.
Aber (jetzt kommt der Schocker)
Ich kann weder klar im Umgang noch in der Sprache sein wenn sich eine Frau bei Frühstück eine Hand voll Kot aus der Hose holt, sich diese in den Mund steckt und genüsslich darauf rum kaut. Ich weiß das ist kein Zwang- es ist eklig und da hört der Spaß auf. Warum macht sie das? Wie kann sie nur?
03.08.10, 17:25:41
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haggard
(Autistenbereich)

wenn du keine andere möglichkeit besitzt um eigentlich unmissverständlichst auszudrücken, dass dir etwas (akut) nicht angenehm ist - wie kannst du das darstellen, wenn andere deine körpersprache nicht verstehen wollen, deine mimik nicht verstehen wollen?

was isst sie gerne? dieses einfach mal testweise morgens ausnahmsweise anbieten. will sie dann auch kot essen?
ist es ihr zu laut? würde sie das frühstück in ihrem zimmer zu sich nehmen oder das, was sie sonst wirklich gerne isst?

was auch ein "schocker" sein könnte aus einer dokumentation:
ein erwachsener autist schlägt sich vor einer anderen person mehrmals heftig in das eigene gesicht. die andere person bleibt ruhigt und fragt, warum sich die person schlägt. sein gewohnter tagesablauf wird unterbrochen werden. das will er nicht/kann damit nicht umgehen. so "einfach". anstatt dass darauf rücksicht genommen wird, wird wohl auch stur an irgendwelchen ausgedachten sachen festgehalten, die "gut" sein sollen für autisten, obwohl manche sogar verbal mitteilen können, dass sie das nicht wollen. ein erwachsener mann - und seine worte besitzen für andere offenkundig keinerlei bedeutung. mich schockt so etwas nicht. es frustriert "bloß".
03.08.10, 18:55:59
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zoccoly
(Autistenbereich)

Zitat von knuddelweibchen:
Ihr schreibt hier viel von entlasten, Reizarme Umgebung schaffen, den Stress weg nehmen. Das spricht so voll gegen das Konzept na dem wir arbeiten sollen. Bei uns heißt es immer Autisten brauchen Klarheit in der Sprache, im Umgang und im Handeln.


Ich sehe da keinen Widerspruch. Die Sprache, das Handeln ist die eine Seite, die reizarme Umgebung eine andere.
Beides muss gegeben sein.

Zitat:
Aber (jetzt kommt der Schocker)
Ich kann weder klar im Umgang noch in der Sprache sein wenn sich eine Frau bei Frühstück eine Hand voll Kot aus der Hose holt, sich diese in den Mund steckt und genüsslich darauf rum kaut. Ich weiß das ist kein Zwang- es ist eklig und da hört der Spaß auf. Warum macht sie das? Wie kann sie nur?


Das ist kein Schocker, diese Problematik wurde hier auch schon angesprochen.
http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=3822&highlight=Kotschmieren&

Vielleicht beschreibst du erstmal sehr genau die Lebensumstände der Autistin.

stillgelegt
03.08.10, 19:03:07
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knuddelweibchen
(Standard)

geändert von: [55555] - 03.08.10, 20:31:59

[Kettenbeiträge zusammengefasst, mfg [55555]]

Klar kann ich auf dies strukturierten Tagesabläufe eingehen. Meistens zumindest. Wir sind nunmal eine Gruppe in der auch Mehrheitsentscheidungen zählen. Wenn sich die Mehrheit z.B. dafür entscheidet ins Kino zu gehen muss der einzelne (der nicht will weil Struktur durcheinander kommt) auch mit. auch wenn er nicht will. Wir haben nicht das Personal um einenen alleine zu betreuen. Dann kenne ich dieses sehr wohl sich ins gesicht schlagen und dabei laut schreien. (das geht dann so lange bis die Struktur wieder hergestellt ist).

Warum diese Frau Kot ist, denk weiß ich schon (vermute es)Sie bekommt nicht das was sie gerne möchte. z.B. küche ist abgesperrt sonst würde sie alles leer essen was sich in ihr befindet. Das passt nicht und dann gehts los. Der Gürtel, den sie tag täglich trägt passt nicht in die Gürtelschlaufen der Hose die sie sich ausgesucht hat. Ich habe keine Zeit ihr eine andere zu geben, sie kann es nicht abwarten, schmiert mit Kot, dann muss ich handeln...


Unsere Bewohner leben in einer Wohngruppe mit großem Garten, alles weglauf sicher. Die meisten sind Heimkinder, wenige haben Familienangehörige. Gehen von 8.00Uhr bis 16.00 Uhr in eine Tagesbetreuung in der sie stumpfsinnige Arbeiten verrichten müssen (Kugelschreiber zusammen bauen)Morgens und abends sind sie auf der Gruppe essen und schlafen, sehen TV es sind alles nichtsprecher wir kommunizieren mit FC. Die Achtung vor diesen Menschen ist oft sehr zweifelhaft. Viele Mitarbeiter profilieren sich damit diese Arbeit zu machen. Es geht nicht sehr oft um den Menschen. Viele Regeln, die oft unpassend sind für ein zu Hause. Viele ungerechtigkeiten. selten ein Verstehen der Person und seiner behinderung.
03.08.10, 19:06:01
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 03.08.10, 19:21:02

kann eventuell ein schneider an allen ihren hosen für den gürtel passende schlaufen anbringen? (oder ist das so ein gürtel, der sie davon abhalten soll mit kot zu schmieren)?

warum darf sie nicht das frühstücken, was sie möchte?

wer sich das mit den kinogängen für autisten ausgedacht hat, ist mir ein rätsel. habe davon anderswo schon gelesen im rahmen von "sozialtraining". horror.

edit:
habe allgemein mittlerweile den eindruck, dass (erzwungene) "integration" dort anfängt, wo die würde und die bedürfnisse des einzelnen aufhören.
03.08.10, 19:16:19
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knuddelweibchen
(Standard)

Das mit der Hose und dem Gürtel ist kein Thema klar kann das gemacht werden. Der Gürtel ist auch ein ganz normaler Gürtel.

Sie darf essen was sie will und so viel sie will. Sie würde aber auch ne Kiste Bier austrinken wenn sie ran kommen würde, oder Eier Roh oder Brot gefroren. Das ist nicht gesund und wiir versuchen sie durch wegsperren von diesen dingen daran zu hindern.

Zum Thema Kino:
Warum ist es für eine Autisten so schrecklich ins Kino zu gehen? zu laut? Ist es nicht normal auch mal ins Kino zu gehen, raus zu gehen, essen zu gehen. Wollt ihr nicht an der Gesellschaft teilnehmen? Wir sehen es als Hilfe und nicht als etwas schlechtes.
03.08.10, 19:43:05
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 03.08.10, 19:48:18

Ich denke auch, dass du nicht gerade eine einfache und stressfreie Tätigkeit ausübst.

Was ich jedoch immer nicht verstehe ist, dass ihr diesen Stress für die A und auch für euch nicht beendet.
Es wird gern argumentiert, dass es an Zeit oder Personal fehlt, aber wenn solche Probleme wie sich selbst schlagen, schreien, Kot essen existieren, dann werden dadurch doch auch Kapazitäten gebunden, die man anders nutzen könnte oder irre ich mich?

Zitat von knuddelweibchen:
Dann kenne ich dieses sehr wohl sich ins gesicht schlagen und dabei laut schreien. (das geht dann so lange bis die Struktur wieder hergestellt ist).


Wodurch werden Strukturen zerstört?

Zitat:
Warum diese Frau Kot ist, denk weiß ich schon (vermute es)Sie bekommt nicht das was sie gerne möchte. z.B. küche ist abgesperrt sonst würde sie alles leer essen was sich in ihr befindet. Das passt nicht und dann gehts los.


Ich kann auch nicht zu festgesetzten Zeiten essen, nehme dann oftmals viel zu wenig Nahrung auf. Manchmal esse ich sehr lange gar nichts, da ich nicht bemerke, dass ich etwas essen müsste. Dann kommt es aber ganz plötzlich und wenn ich dann nichts essen könnte, würde ich umfallen, da mir zu dem Zeitpunkt schon total schlecht ist.

Haben die Bewohner die Möglichkeit jederzeit an kleine Zwischenmahlzeiten zu kommen? (Obstschale, Gebäck oder sonstiges?)

Edit: Klar gehe ich sehr gerne raus z.B. in den Wald oder an einen See, wenn keine anderen Menschen mehr da sind.
Ins Kino gehe ich i.d.R. nicht und auch selten Essen, da ich schon an die Örtlichkeit, den Tisch bestimmte Anforderungen stelle, die nicht immer zu erfüllen sind.

stillgelegt
03.08.10, 19:44:44
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knuddelweibchen
(Standard)

Bin grad am Überlegen was passiern würde dieKüche ainfach auf zu lassen. Mehr als das sie isst wenn ihr danach ist könnte nicht passieren und wenn sie isst bis ihr schlecht ist, dann ist ihr vielleicht gerade danach. Ich werde das morgen mal versuchen.

Strukturen werden zerstört wenn wir Betreuer in den Tagesablauf des Autisten eingreifen,weil wir leider immer noch die Denkweise haben, das Autisten der Norm entsprechen müssen. Unsere Norm! Was ja riesen quatsch ist denn ich zwinge ja meinen Partner auch nicht dazu nach meinen Regeln zu leben. Und ich würde auch nicht nach den Regeln andere Leben wollen zumindest nicht in meiner Freizeit. Gewissen Regeln kann man in eine Gemeinschaft nun mal nicht aus dem Weg gehen. Aber ich denke das sieht auch ein Autist ein.
03.08.10, 20:04:58
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haggard
(Autistenbereich)

was sind das für gewisse regeln?
in einem buch wurde beschrieben, dass ein autist die puzzleteile übereinander stapelte, die bezugsperson wollte jedoch, dass das puzzle "vernünftig" zusammengesetzt und nicht gestapelt wird.
so etwas?

bezüglich kino:
versuche dir mal vorzustellen, dass du versuchst mit einer gruppe menschen ins kino zu gehen, die eventuell so gut hören wie hunde (also besser als menschen), die so gut sehen wie adler (also besser als menschen), die bedrohungen/vibrationen so gut wahrnehmen können wie andere lebewesen (außer wahrscheinlich die meisten anderen menschen) - und die bekanntlich wirklich unter reizüberflutungen leiden können.
riesige leinwand - mit bewegungen an unterschiedlichen orten, die wahrscheinlich von "euren" autisten gar nicht mehr zusammenhängend erkannt werden können.
lärmbeschallung bis zur "taubheit".
bei actionfilmen auch noch fast permanente massive vibrationen --> herzrasen, panikanflüge.
so viele menschen wie dort im saal einge"quetscht" sein können, so viele unterschiedliche gerüche und geräusche gibt es zusätzlich.

ganz "abgesehen" davon, dass das nicht zum sonst üblichen ablauf gehört und manche vielleicht auch massive probleme damit haben können mehr oder weniger unvorbereitet sofort etwas tun zu sollen, was andere gerade wollen: unsicherheit.

außerdem sind die meisten nichtautisten unterschiedlich zueinander. von denen gehen auch nicht alle ins kino, bloß weil es kinos gibt.
an den früheren autofreien sonntagen haben sich auch nicht alle anderen per fahrrad beteiligt.
nicht alle lassen sich bei mc-x abfüllen und nicht alle dinnieren in einem gehoberenen restaurant. für die einen besitzt eine familienpension flair, für die anderen nur die "weltklasse" hotels in dubai.
die einen mögen "die stille", die anderen mögen "den trubel". genauso gibt es auch autisten, die bahnhöfe toll finden mit einfahrenden zügen und andere autisten bekommen dort das grausen. wenn die interessen so unterschiedlich/gegensätzlich wären, gäbe es wahrscheinlich auch andere außergewöhnliche freizeitaktivitäten, die für alle einigermaßen erträglich wären (falls das bei euch auch so ist, dass einmal wöchentlich irgendetwas unternommen werden müsste um den eltern zu beweisen, dass sie ganz toll betreut würden - bei einmal wöchentlichen chaostagen wäre ich wahrscheinlich reif für die psychiatrie. manchmal scheinen auch ganze gruppen einen bewohner zum arztbesuch zu begleiten - was dann auch als "ausflug" zählt. finde ich wirklich schwachsinnig, unnötig, unzumutbar...).

falls eure arbeit zum wohle der autisten erfolgen sollte, sollte sie sich nach den bedürfnissen der autisten richten und nicht nach euren vorstellungen davon, was für euch auf autisten übergestülpt erstrebenswert wäre.
03.08.10, 20:36:09
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knuddelweibchen
(Standard)

Naja, eben gewisse Regeln an die man sich in der Gesellschaft halten muss.
Wir bekommen das Essen geliefert und dann wird gegessen. Wenn einige keinen Hunger haben, müssen sie ja auch nicht. Aber später Essen ist dann eben auch nicht sonst würden wir ja den ganzen Tag nur zu Mittag essen.
Aufstehen und ins Bett gehen ist auch geregelt. Ins Bett gehen ist freier aber es ist eben ab 21.00 Uhr niemand da der sich mit ihnen beschäftigen könnte...
Umstellung von Winter auf Sommerkleidung. Winterjacken werden weggesperrt, da man bei 30 Grad nicht mit der Daunenjacke umherläuft.

usw..usw..
03.08.10, 21:09:59
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