starke Dame
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Neid würde ich es nicht bezeichnen.
Die Nichtautisten sind blind für gewisse Dinge und nehmen sie nicht wahr. Wie ich vieles nicht wahrnehme und auch heute nicht wahrnehmen würde, wenn ich nicht bei meinem Sohn miterlebe, womit er sich wie beschäftigt.
Regen - für uns Nichtautisten, naß, kalt einfach nur brrrh, schnell weiter gehen, nicht naß werden - ein Gehetze.
Regen - für meinen autistischen Sohn, schön, er schaut sich lange die fallenden Regentropfen an, vor allem wenn es mehr Regen ist, nicht strömender Regen sondern dieser etwas stärkerer Bindfadenregen, die Tropfen sind besonders regelmäßig und relativ dicht. Er beobachtet genau wie sie durch die Luft fallen, schaut wenig nach oben sondern mehr nach vorne und wechselt die Ansichten, dunkler und heller Hintergrund.
Dann die Pfützen - klar ermutige ich ihn auf NA-Art, rein zu hüpfen, aber er wirft lieber kleine Steine rein und bewundert die regelmäßigen Ringe, die entstehen.
Ich habe mir angewöhnt, dann nicht zu hetzen, wir haben unsere Kleidung für Regenspaziergänge angepasst und jetzt wird das ausgekostet. Na, ich bin nur gespannt, wie meine kleine das erlebt, ich zeige ihr dann auch genau den Regen, was ich ohne einem autistischen Kind nie gemacht hätte. Ich zeige genauso, wie der Regen fällt, sich anfühlt, die Kreise in den Pfützen usw.
Konzentration - das kann man dann (auch als Nichtautist erlernen) - wenn man versucht zu verstehen, was das eigene Kind gerade wichtig, bzw. interessant findet, muss man sich ebenso drauf konzentrieren und kann dann vieles besser nachempfinden.
Wenn man sich die Zeit nimmt (für die NAs schwachsinnig mitten auf einer Busschleife mit 2 Kindern im Regen steht), starr irgendwo hin sieht oder mit Pfützen spielt, merkt man natürlich auch viel mehr, die Geräusche vom Regen, wie er auf verschiedene Untergründe fällt, man riecht den Regen und merkt auch, dass die Bewegungen der Blätter der Bäume, sich im Regen anders anhören als ohne Regen.
Vielleicht muss man sich einfach nur diese Zeit nehmen, und unsere täglichen außerhäusigen Aktivitäten, schärfen langsam auch meine Sinne.
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