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Thema: Verbindet ihr Gegenstände mit schlechten Erlebnissen? (http://autismus.ra.unen.de/topic.php?id=4071)


Geschrieben von: 55555 am: 25.08.10, 12:14:25
Genauer: Kann es sein, daß Gegenstände in eurem Umfeld euch emotional belasten, weil irgendwelche schlimmen Erinnerungen damit verbunden werden? Oder kennt ihr sowas nicht?


Geschrieben von: Mama am: 25.08.10, 12:22:58
Bei mir sind es Gerüche. Es gibt Gerüche, die mich sofort an negative Erlebnisse erinnern. Sie lassen mich schlimme Situationen nocheinmal fühlen.
Zu Gegenständen habe ich keine starken Bindungen.


Geschrieben von: zoccoly am: 25.08.10, 12:39:06
Ich denke ich habe eine ziemlich extreme Beziehung zu Gegenständen.
Sie sind Teil von mir.
Ich gehe unterschiedlich mit Gegenständen nach schlimmen Ereignissen um. Es hängt von der Art des Ereignisses ab.
Ein schlimmes Ereignis, dass in Folge eine tiefe Traurigkeit auslöst/Leere, kann dazu führen, dass ich die Gegenstände, die ich mit dem Ereignis verbinde, erstmal entfernen muss, da ich sie nicht ertrage.
Habe ich das Ereignis verarbeitet, sich meine Sichtweise darauf relativiert und mein emotionaler, innerer "Raum" überlagert wird von dem Gefühl der Dankbarkeit, hole ich die Gegenstände als Kostbarkeiten heraus.
Manche schlimme Ereignisse führen aber dazu, dass ich Gegenstände sofort entsorgen muss.


Geschrieben von: haggard am: 25.08.10, 13:00:00
es muss vielleicht schon unterschieden werden, ob "nur" negative erlebnisse eventuell mit gegenständen verbunden werden, ob jemand traumatisiert wurde, für den gegenstände trigger darstellen könnten.

bestimmte dinge/gegenstände sind für mich einzeln betrachtet harmlos und führen auch nicht zu einer reaktivierung mit dem aufkommen von erinnerungen an negative erlebnisse. erst in einer situation, die so ähnlich ist (sei es durch anordnung, geräusche, gerüche) besitzen sie einen negativen charakter, der nichts mit der aktuellen realität zu tun haben muss.

beispielsweise können zahnarztinstrumente, die ruhig daliegen, harmlos sein - und erst wenn sie irgendjemand (muss noch nicht einmal der arzt sein) in der hand hält, "wird ein film abgefahren" und für mich geht nichts mehr.

oder reißverschlüsse kaufen und selber verwenden ist in ordnung. sehe ich aber die gleiche bewegung, die ich dabei auch ausführen muss, bei anderen und höre das geräusch und ist die person männlich (egal ob kind oder erwachsener) - negativ.

manche gegenstände besitzen jedoch für mich, wenn sie personenbezogen sind - nenne ich mal - ein negatives karma. diese gegenstände kann ich dann nicht ertragen und in meinem umfeld wissen. fühle mich erst dann wohl, wenn sie fort oder vernichtet sind - und ich das verfolgen/überwachen/mich davon überzeugen kann. (so ähnlich wie manche dinge auch mit positiven erinnerungen verbunden werden. bei ihnen genügt es auch, sie wiederzusehen und stundenlange positive erinnerungen könnten sich daran "abspulen".) das sind dann jedoch auch nur diese genauen dinge und keine gleichen. das ist dann der löffel und der becher, also genau diese und nicht irgendwie vergleichsstücke.

bei den dingen, mit denen schlechte erlebnisse verkoppelt sind, genügen also ähnliche dinge.
da könnte es auch jedes sprungbrett der welt in jedem x-beliebigen schwimmband sein und nicht nur das eine, bei dem die schlechte erfahrung entstand, wenn hinter mir noch jemand auf das brett steigen würde und für vibrationen sorgt. so lange ich alleine auf dem brett wäre - auch wenn ich selbst für vibrationen sorgen würde - wäre es kein problem.

für mich ist der unterschied zwischen schlechtem erlebnis und traumatisierung der, dass situativ zwar wieder so erlebt werden kann oder befürchtet werden kann wie es damals in einer schlechten erfahrung war - doch wenn die situation vorbei ist, ist sie vorbei. das erleben ist auch wieder vorbei und vergessen.
anders bei traumatisierung. da gibt es quasi keinen erlebnisplot, der auch wieder abfällt, sondern das erleben bleibt bestehen und wird wiederholt und wiederholt und wiederholt, bis das - auch wenn die situation längst vorbei ist, erst irgendwann vielleicht aktiv durchbrochen werden kann oder schlaf das ganze beendet.


Geschrieben von: mor am: 25.08.10, 15:06:39
Zitat von 55555:
Genauer: Kann es sein, daß Gegenstände in eurem Umfeld euch emotional belasten
Wie meinst du mit Gegenständen?


Geschrieben von: drvaust am: 25.08.10, 16:02:42
Bestimmte Dinge, auch Menschen, sind, für mich, mit unangenehmen Erinnerungen verbunden.
Ich will diese dann nie wieder sehen, diese können heftige Reaktionen auslösen.
Normalerweise fällt es mir schwer, etwas zu zerstören. In solchen Fällen aber nicht.
Oft kann ich den Anblick nicht vermeiden, muß mich damit abfinden. Auf Dauer gewöhne ich mich auch daran.


Geschrieben von: mor am: 25.08.10, 18:02:51
Zitat von drvaust:
auch Menschen, sind, für mich, mit unangenehmen Erinnerungen verbunden.
dito, aber nur mit bestimmten Personen.


Geschrieben von: 55555 am: 25.08.10, 18:38:30
Mit Gegenständen meinte ich sowas wie Möbel, Bilder, etc. Wem es mit Menschen oder anderen Objekten so ergeht, der kann sich aber auch dazu äußern, denn es geht mir vor allem um den Zusammenhang "etwas körpersinnlich wahrnehmen" - "schlechte Emotionen (z.B. auch in Verbindung mit Erinnerungen) der nicht mit dem unmittelbar sinnlichen Eindruck (z.B. Geblendetsein oder Schwindel) verbundenen Art".


Geschrieben von: an3010 am: 25.08.10, 19:31:44
Ich nehme sehr viel von / über Gegenstände wahr.
Es gibt welche, die vermeide ich.
Z.Bsp. kann ich Knöpfe überhaupt nicht leiden.
Die Decken der Kinder drehe ich sofort um,wenn Knöpfe nach oben zeigen.
Früher konnte ich nicht auf Betten schlfen,die erhöht waren - mit Füßen.
Ich mußte immer erst schauen,ob keiner darunter liegt - bei der Liege ging das dann später nicht.
Messer und Scheren rufen sofort ein Verletzungsgefahrgefühl hervor,die drehe ich immer sofort in eine andere Richtung.


Geschrieben von: drvaust am: 26.08.10, 01:55:11
Als Beispiele:
traurig Ich sah mal, vor vielen Jahren, wie in einer Hausecke ein Mädchen verzweifelt weinte.
Diese Hausecke enthält jetzt für mich dieses verzweifelte Weinen, diese Hausecke ist für mich deprimierend.
traurig Mein Lieblingshemd, vor vielen Jahren, hatte ein Loch. Meine Mutter hatte einen Flicken über das Loch genäht.
Das war für mich schlimm. Das war nicht mehr mein Lieblingshemd, oder es war zerstört (der Flicken zer-störte).
Ich hatte das Hemd lange aufgehoben (nie wieder getragen), es war eine schmerzhafte Erinnerung,
von der ich mich schlecht trennen konnte. Dann habe ich das Hemd beerdigt.
Ohne den Flicken hätte ich das Hemd noch lange mit Loch getragen und dann abgelegt. Der Flicken verletzte mich.
traurig Meine Großmutter starb vor einem Jahr. Viele Gegenstände von ihr erinnern mich schmerzhaft an den Verlust.
traurig In der Schule hatte mich mal eine Lehrerin gezwungen, ein Bild nach Vorschrift zu malen, ich mußte Menschen
auf das Bild malen, obwohl für mich zu dem Thema 'schönes Ferienerlebnis' keine Menschen gehörten.
Ich bekam dann, auch weil ich das Bild nach Vorschrift gemalt hatte, eine gute Zensur. Ich hatte das Bild
sofort zerfetzt und weggeschmissen (das gab Ärger), das Bild war ein Symbol meiner Niederlage.


Geschrieben von: Gabi am: 27.08.10, 14:29:03
Zitat von drvaust:

Ich bekam dann, auch weil ich das Bild nach Vorschrift gemalt hatte, eine gute Zensur. Ich hatte das Bild
sofort zerfetzt und weggeschmissen (das gab Ärger), das Bild war ein Symbol meiner Niederlage.


Hast du dann irgendwann später mal bereuht das Bild zerfetzt und weggeschmissen zu haben ? wolltest du es dann am liebsten wieder haben ? wenn ja warum und wenn nein warum nicht ? L.G.Gabi


Geschrieben von: drvaust am: 27.08.10, 23:39:41
Zitat von Gabi:
Hast du dann irgendwann später mal bereuht das Bild zerfetzt und weggeschmissen zu haben ? ...
Nein, daran wollte ich nie wieder erinnert werden.
Das war unter Zwang entstanden und nicht mein Werk. Das war ein Symbol meiner Niederlage.