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In zahlreichen Religionen und in den Verhaltensnormen vieler indigener Völker wird Askese positiv bewertet und – oft nach festen Regeln – zeitweilig oder dauerhaft, individuell oder kollektiv praktiziert. Häufig sind befristete Askeseübungen, etwa Einhaltung bestimmter periodisch wiederkehrender Buß-, Fasten- oder Trauerzeiten oder Enthaltsamkeit und Abhärtung im Rahmen der Vorbereitung auf Übergangsriten.
Die Aspekte der Freiwilligkeit und des bewusst angestrebten übergeordneten Ziels gehören zumindest theoretisch immer dazu. Daher gilt jemand, der unter dem Zwang äußerer Umstände wie Nahrungsmittelknappheit und Armut ein bescheidenes, genussarmes Leben führt, nicht als Asket. Allerdings ist Askese oft ein Bestandteil strikter religiöser oder sozialer Normen, die für Angehörige bestimmter Gruppen oder in manchen Fällen für alle Gläubigen verbindlich sind. Der Übergang zwischen Freiwilligkeit und Zwang, bloßer Empfehlung und mit Sanktionsandrohung verbundener Vorschrift ist daher fließend.[1]
Erscheinungsformen von Askese, die in unterschiedlichen Kombinationen auftreten, sind:
zeitweiliger oder dauerhafter Verzicht auf alle oder manche Genussmittel und insbesondere Meidung von Rauschmitteln
Nahrungsaskese (Fasten oder Beschränkung der Ernährung auf das Lebensnotwendige)
sexuelle Enthaltsamkeit (zeitlich befristet oder dauerhaft als Zölibat)
Verzicht auf Körperpflege (z. B. Waschen, Bart- und Haareschneiden) und Kosmetik
bescheidene oder auch grobe, unbequeme Kleidung
Schlafentzug
freiwilliges Aushalten von Kälte oder Hitze
harte Schlafstätte
Verzicht auf Besitz, freiwillige Armut
Einordnung in die Gruppendisziplin einer religiösen oder weltanschaulichen Gemeinschaft, die Verzicht auf Befriedigung persönlicher Bedürfnisse fordert
Gehorsam gegenüber einer spirituellen Autoritätsperson, beispielsweise einem Abt
Kommunikationsverzicht (Schweigegebot)
Beschränkung der Bewegungsfreiheit (Klausur, Einsiedlerzelle)
Heimatlosigkeit (Wanderasketen, Bettelmönche)
körperliche Schmerzen und Verwundungen, die der Asket sich selbst zufügt, als Sonderform der Askese.