Hi,
ich entdecke in deinen Schilderungen eine ganze Reihe an Parallelen zu meinen Erfahrungen. Deshalb möchte ich auf einige Sachen eingehen:
[...]ich habe vor kurzem erfahren dass ich autistisch veranlagt bin. Das beantwortet all meine Fragen über die Jahre. Ich bin jetzt sogar erleichtert da ich jetzt endlich weiß wer ich bin und wo mein Problem liegt.
Ich wusste auch lange Zeit nicht wer ich war, genauer gesagt über 25 Jahre nicht. Dass etwas mit mir war und dass ich nicht so war wie die "Normalos" wusste ich allerdings schon im Grundschulalter. Es dürfte auch meinem gesamten Umfeld klar gewesen sein, dass etwas nicht in Ordnung war, darüber gesprochen wurde mit mir allerdings nie. Nur meine Eltern bestanden bis ins Absurde darauf, dass ich ganz normal, lediglich etwas verwöhnt gewesen war. Ich habe eine schizoide Persönlichkeitsstörung, evtl. auch das Asperger Syndrom, die Erfahrungen, die man mit den Menschen macht, sind aber in jedem Fall recht ähnlich.
Zitat:
Mein Problem liegt daran, das ich gerne nach der Ausbildung arbeiten möchte. Da ich einen Beruf habe der einen bestimmten Kommunikationsumfang verlangt, fehlt es mir schwer sich unter den normalos zu integrieren. Ich werde zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und durch mein Verhalten abgewiesen.
Ja, das Berufsleben. Da zählen nämlich keineswegs nur die Qualifikationen, sondern insbesondere auch die Regeln, die schon unter Kindern gelten. So wie früher Außenseiter nicht mitspielen durften, so bekommen sie heute keine Jobs. In der Folge werden auf diese Weise in D jede Menge Betroffene zu Hartz IV Empfängern, obwohl sie eigentlich alles haben, um einen Beruf ausüben zu können.
Zitat:
Man verlangt von mir Sachen von dennen ich keine Ahnung habe.
Wenn ich das fragen darf, auf welche Jobs hast du dich denn beworben und was hast du gelernt? Passte das wirklich zusammen?
Zitat:
Ich bin höfflich, beantworte Frage aber die Personals haben den Eindruck als ob ich eine NullBock Einstellung habe, was aber nicht stimmt.
Was mach dich so sicher, dass die Personaler genau diesen Eindruck haben?
Zitat:
äIn meinem privatem Leben bin ich auch kein besonderer Kommunikationsfreund und habe auch keine Freunde da ich nicht weiß wie man eine Beziehung aufbaut. Ich bin sozial inkompetent.
Das kommt mir auch ziemlich vertraut vor. Ich hatte eine gute Phase im Leben, in der ich auf einem guten Weg war, aber selbst da wäre es unvorstellvar gewesen, jemanden auf einer Party anzusprechen. Ich hätte gar nicht gewusst, worüber ich mit jemanden sprechen sollte, den ich nicht kannte. Als die Zeiten dann für mich schlechter wurden, war an so etwas dann ohnehin nicht mehr zu denken. Als es mir später wieder besser ging, hatte ich diesbezüglich völlig resigniert.
Zitat:
Naja die Normalos sind für mich selbst wie außererdische. Ich habe den Eindruck(und das schon seit mehr als 10 jahre) als ob ich auf einem fremden Planeten gelandet bin und mich unter den Bewohnern "Normalos" integrieren muss. Ich habe mitbekommen dass einige Autisten trotz des Handycamps sich wunderbar in das Arbeitsleben integriert haben, was mich recht wundert. Daher würde ich mich freuen wenn jemand mir Tipps geben kann wie wam sich integriert, wie man sich verhalten soll usw...
Ich bin dazu übergegangen, mich vom gesellschaftlichen Leben völlig zurückzuziehen und die sozialen Kontakte auf das Berufsleben zu beschränken. Alles private schotte ich vor meinen Kollegen ab, aber das diskret und ohne zu provozieren in Form eines stillen Rückzugs außerhalb der Arbeitszeiten. Einfach zusammengefasst kann man das wohl mit "Ich bin ich, ihr seid ihr!" beschreiben. Die letzten 5 Jahre hat das gut funktioniert, dabei ist allerdings zu beachten, dass ich einen Beruf ausübe, der gut zu meiner Persönlichkeit passt und einem viel Freiraum lässt, ich bin Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität. Dazu ist auch noch zu sagen, dass dieser Weg zwar funktioniert hat (und ob das auch in Zukunft so sein wird ist leider keineswegs klar, siehe mein Thread unter "ist xy / bin ich autistisch"), er aber in vielerlei Hinsicht trostlos ist. Es ist eher ein Überleben, als ein Leben, aber vielleicht geht bei dir ja noch mehr.
Edit: Ich denke, dass dieses Buch ein guter Ratgeber sein könnte: http://www.autismusundcomputer.de/marc2.de.html