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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Da derzeit in den Medien (zu Recht) viel über die Aufklärung verschiedener Massenspionageprogramme berichtet wird (von denen man schon sinngemäß längere Zeit wissen konnte), frage ich mich welche Auswirkungen diese Entwicklung für die Akzeptanz fernschriftlicher Kommunikation im nichtstaatlichen Sektor haben könnte. Gerade wenn es um die Einbeziehung von Autisten in Gremien geht, könnte dieser Umstand ein Argument zur Ablehnung werden.

Welche anderen Folgen erkennt ihr neben den naheliegenden Zusammenhängen zu diversen staatlichen Digitalisierungsbestrebungen über den festen Einbau von Kameras und Mikrofonen in Laptops und Smartphones bis hin zu neuen Gesetzen, die der Polizei erlauben ohne richterliche Genehmigung Nutzerpasswörter von Internetdienstleistern abzufragen?

Was tun wir um unsere Kulturlandschaft von der Totalüberwachung durch NA-Regierungen zu befreien? Welche Möglichkeiten gäbe es dazu?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
03.07.13, 14:53:01
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

Man wird sich lediglich zur Verschlüsselung der Kommunikation durch PGP herbeilassen müssen. Mehr ist m.E. erst mal nicht zu tun.

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
03.07.13, 20:24:05
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Alan
(Standard)

geändert von: Alan - 03.07.13, 22:58:29

Ich versuche mal ein paar aufkommende Fragen zu beantworten.

1. Internetprovider
Die weltweite Vernetzung von immer mehr stationären wie mobilen Systemen ist an erster Stelle eines: Ein Riesengeschäft, bei dem es um sehr viel Geld geht. Dementsprechend sind es Privatfirmen, die dabei die entscheidende Rolle spielen. Es sind Privatfirmen, welche den Ausbau und Betrieb der Breitbandnetze ermöglichen und damit haben sie auch die vollständige Kontrolle drüber, was in ihren Netzen passiert. Das müssen sie auch, wenn sie Dienste wie DSL Flatrate, E-Mail, etc. anbieten können wollen. Das heisst aber auch, dass sie bei Bedarf genau feststellen können, was ein Kunde in ihrem Netz getan bzw. gesendet oder empfangen hat. Und erst hier kommt der Staat ins Spiel: Von dieser Möglichkeit muss der Staat Gebrauch machen können, wenn es um strafrechtliche Ermittlungen geht. Das wäre so weit ok, problematisch sind halt folgende Dinge: Was tun Internetprovider per se mit ihren technischen Möglichkeiten? Und gibt es zwischen den Internetprovidern und dem Staat geheime Verträge, die Institutionen wie dem BKA oder dem Verfassungsschutz Zugriff auf Userdaten auch ohne konkreten Verdacht einer Straftat ermögliche? Alle Fragen sind gegenwärtig nur schwer zu beantworten, klar ist nur, dass von den privaten Interetprovidern eine große Macht ausgeht und Macht hat für gewöhnlich zu Machtmißbrauch geführt.

2. Wie wird unsereiner auf seinem Handy oder PC abgehört?
Die einfachste Möglichkeit führt wie angesprochenn über die Provider. Sie sind Dreh- und Angelpunkt dieser Kommunikation, so wie es früher die Post beim Telefon war.
Darüber hinaus ist ein Einbruch bzw. "Hacken" eines Systems denkbar, das bedeutet dann Zugriff auf alle Dateien, Kamera, Micro, etc. ohne dass der User etwas bemerkt. Die einfachste Möglichkeit dafür bestünde, wenn das Betriebssystem des Gerätes einen entsprechenden Zugriff vorsehen würde. Und auch hier sind wir wieder bei Privatfirmen. Es ist durchaus vorgekommen, dass betriebssysteme "Backdoors" hatten, von denen die User nichts wussten. Dabei ist es dann noch nicht einmal erforderlich, dass der Staat so etwas in Auftrag gibt. Wenn jemand auf diese Weise Daten gesammelt und etwas relevantes gefunden hat, dann kann und wird er es zum Verkauf anbieten.
Aber auch ohne solche expliziten Backdoors ist es natürlich möglich, in Betriebssysteme einzubrechen, sofern es entsprechende Fehler hat und der Angreifer über entprechende Kenntnisse über Betriebssystem und Protokolle hat. Man darf davon ausgehen, dass auch die BRD solche Leute in begrenzter Zahl beschäftigt.

3. Was bringt Verschlüsselung durch PGP?
Grundsätzlich viel, denn: Die Daten, die verschlüsselt ins Netz geschickt werden, sind für andere nicht lesbar, auch nicht mit Großrechner o.ä. Nicht für den Provider und auch nicht für Nachrichtendienste.
ABER: Wenn jemand wie unter 2. erläutert Zugriff auf einen Rechner hat, dann hat er Zugriff auf sämtliche Daten VOR der Verschlüsselung.

Meine persönliche Sicht: Bei allem was ich im Internet oder an einem vernetzten Computer mache, gehe ich immer davon aus, dass jemand mitlesen und mir auch beweisen kann, dass etwas von mir gemacht wurde. Ich hoffe einfach, dass ich nicht so wichtig bin, dass der Staat bei mir mitlesen will.
03.07.13, 22:19:14
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Bauklotzkönig
(König des Bauteppichs)

Dass die freie Kommunikation über das Internet den Regierungen dieser Welt "ein Dorn im Auge" ist, das hat man ja schon nach dem 11. September gemerkt. Man schaue nur, was zu Beginn dieses Jahrzehnts in der arabischen Welt passiert ist. Machthaber wurden gestürzt, eingesperrt, sogar getötet. Hinzu kommen Aufstände in Europa (England, Frankreich). Momentan ist die Türkei dran. Die Regierungen der Welt haben das Internet lange Zeit unterschätzt und nun beginnt das "Volk" zu realisieren, was für eine mächtige Waffe es da hat.

Ich stimme Pvdl zu:
Verschlüsselung ist der beste Weg denen die "Suppe gehörig zu versalzen". Dabei würd ich aber nicht nur meinen Datenverkehr verschlüsseln. Denn wir wissen ja, Kinderschänder gibt es an jeder Ecke. Schnell ist eine Hausdurchsuchung angeordnet. Und im Unschuldsfall werden auch garantiert keine sonstigen Daten begutachtet oder gar kopiert. zwinkern

Die verhinderte Vorratsdatenspeicherung war nur der Anfang. Glücklicherweise sind die Menschen hierzulande etwas sensibler als sonst wo. Warum sollte die CDU auch so viel vertrauenswürdiger sein als NSDAP und SED seinerzeit, die genau das selbe gemacht haben: Ihre Bürger sogut es nur ging ausspioniert.

Leider ist der Irrglaube, dass die Staatsschergen Verschlüsselungen mit Leichtigkeit überwinden können, immer noch stark verbreitet. Das dem ganz und gar nicht so ist, zeigt der Fall von Daniel Dantas. Dass man mit genug Rechenkapazität alles bruteforcen kann, ist natürlich richtig. Nur vergessen viele Menschen gern, wieviel Strom das kostet, einen leistungsstarken Cluster über Monate hinweg ackern zu lassen.

Hinzu kommt die Propaganda mit der wir gefüttert werden: "Wer nichts zu verbergen hat, der hat auch nichts zu befürchten. Ich find "Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts gegen eine Rektaluntersuchung" besser.
03.07.13, 22:23:24
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Alan
(Standard)

geändert von: Alan - 03.07.13, 22:55:06

Zitat von Bauklotzkönig:
[...]Dass man mit genug Rechenkapazität alles bruteforcen kann, ist natürlich richtig. Nur vergessen viele Menschen gern, wieviel Strom das kostet, einen leistungsstarken Cluster über Monate hinweg ackern zu lassen.[...]


Ich muss es leider so deutlich sagen, aber das ist vollkommener Unsinn. Selbst wenn man alle Rechenleistung und allen Strom dieser Welt zur Verfügung hätte, könnte man kryptographische Verfahren wie RSA, El Gamal, ECC und den Advanced Encrytion Standard (AES), die beispielsweise von PGP verwendet werden, nicht in Millionen von Jahren mittels Brute Force knacken. Auch sind der Wissenschaft keine sonstigen kryptoanalytischen Verfahren bekannt, die das in wesentlich weniger Zeit leisten könnten.
Was jedoch für einen User nicht zuverlässig vermeidbar ist, ist der Zugriff auf die unverschlüsselten Daten durch einen Einbruch ins Betriebssystem.

Edit: Deinen Vergleich der CDU mit der NSDAP und der SED finde ich, vorsichtig ausgedrückt, überzogen.
03.07.13, 22:51:30
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Der Verweis auf Emailverschlüsselung ist sicher richtig und wir derzeit wieder häufiger genannt. Das nutzt aber bei der Benutzung dieses Forums gar nichts und auch nicht unbedingt bei barrierefreiem Zugang zu (insbesondere nichtstaatlichen) politischen Gremien.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.07.13, 21:01:03
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Regierungssprecher Seibert verlangt, dass sich ausländische Geheimdienste an deutsche Gesetze und Regeln halten. Darüber dürften sich Amerikaner und Briten freuen: Kanzler Adenauer hat dereinst Washington und London erlaubt, für Spähangriffe das Grundgesetz zu brechen. Ein Freiburger Historiker hat herausgefunden, dass die geheimen Vereinbarungen noch heute gelten.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.07.13, 22:09:05
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Alan
(Standard)

geändert von: Alan - 10.07.13, 00:22:14

@55555 Verschlüsselung & Forumnutzung:

Das ist in sofern von Bedeutung, als dass die Accounts geschützt werden können. Es gibt erhebliche Unterschiede, wie Passworte gesichert werden können. Und nein, sie werden ggf. nicht verschlüsselt, sonderm gehasht auf einem Forenserver abgelegt, aber die Details sollen uns jetzt mal egal sein. Prinzipiell ist es möglich Accounts vor fremden Zugriff zu schützen, umgekehrt kann es für einen Angreifer interessant sein Zugriff auf einen Account zu bekommen, um den Betroffenen auszuspähen. Wie sicher oder unsicher die Accounts eines Forums sind, hängt zum einen davon ab, wie gut die Forumssoftware geschrieben ist und von der Administration des Servers, auf dem sie läuft. Ggf. ist es deshalb schon mit einem erheblichen Aufwand und Kosten verbunden, was aber auch nicht immer hilft, was die Erfahrungen zeigen, die die Onlinespielebetreiber machen.

Edit: Und auch hier gilt: Der Provider, sprich Forenserverbetreiber ist in einer sehr mächtigen Position.
10.07.13, 00:19:37
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Mir ging es vor allem um die Nutzerseite des Forums. Die bisherige Überwachung scheint ja vor allem auf Metadaten ausgerichtet zu sein, danach erst auf direkte Inhalte. Man läßt sich heute errechnen wer mit wem bekannt ist und zu welchem Thema kommuniziert und wer die Personen im sozialen Geflecht sind, mit denen man am effektivsten eine mißliebige Strömung aufhalten könnte, etc. Daß auch machtpolitisch motivierte Zersetzungspolitik in gewissem Rahmen betrieben wird die darauf aufbaut ist wohl anzunehmen. Und da wäre dann auch der letzte mir bekannte qualitative Unterschied dieses Regimes zur Stasi verflogen.

Wenn Nutzer sich als auf Autistenseiten klicken bedeutet das praktisch schon, daß verschiedene Geheimdienste abspeichern, daß diese Person irgendwas mit Autismus zu tun haben dürfte (je nach Intensität). Letztenendes könnte das schon reichen um versteckte Diskriminierungen auszulösen. Selbst wenn man alle Nutzer zur Nutzung von TOR und dergleichen zwingen würde, wüßte man noch immer nicht, was bei den Zugangsprovidern abgezweigt wird. Die Geheimdienste betreiben ja einige der Proxydienste als Honeypots.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.07.13, 17:36:56
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