Nina
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geändert von: Nina - 26.12.14, 14:36:42
@drvaust: Ja, ich denke, genau so war das bei ihm. Er sagte mir erst nach der Trennung, dass es in seiner Therapie darum ging, sich authentischer zu zeigen und dass ihm das am schwersten bei mir fiel. ich war über viele Jahre seine engste Bezugsperson. Er habe sich so verändert, als würde er ein neues Leben beginnen. Ich war die letzte Verbindung zum alten Leben, das für ihn mit sehr viel Anstrengung verbunden war, und er wollte es wieder leicht und einfach haben. Er hat in dem letzten Jahr seine Stadt, sein Berufsziel, sein soziales Umfeld, alles gewechselt. Und dann sei da die neue Frau gewesen, mit der alles einfach sei und bei ihr habe er ohne Schutzmauern von sich erzählen können (was auch immer das konkret heißt, inzwischen denke ich, er wollte es anders machen, als bei mir und hat ihr von Anfang an von seinem Asperger erzählt). Jetzt sei er glücklich mit dieser Frau (die er ja erst seit 8 Wochen kennenlernt,für mich heißt das daher dennoch, dass es da noch keine Reibungspunkte gibt, wie in einer engen langjährigen Partnerschaft). Er sagte mir, dass die Trennung für ihn sehr schmerzlich war, viel Verlust bedeutete aber für ihn "unumgänglich" gewesen sei.
Falls Du mir dies mitteilen magst, aus Deiner eigenen Erfahrung heraus: Warum ist das so schwer, eine Aussprache und Information? Klar kostet das ganz viel Mut und man muss Angst vor Zurückweisung überwinden, aber in meinen Augen wäre es das doch wert, denn wenn man es nicht macht und sich trennt, verliert man doch ohnehin alles, eben auch alles Schöne, insofern hätte es am Ende doch nichts mehr zu verlieren gegeben und er hätte diese Chance für uns beide nutzen können?
Zwischen uns gab es auch so viel Schönes und schöne langjährige Rituale. Ich denke, seine Erfahrung war, er kann mich nicht glücklich machen und mir nicht die Form von Beziehung geben, wie ich sie mir wünsche und er dachte, ich müsste mich zu sehr verbiegen, damit es passt, aber er hat nicht gesehen, dass die meisten kleinen Konflikte und meine Unzufriedenheiten ja auf eben dieser Unwissenheit und darauf aufbauend aus Missverständnissen beruhten.
Er wollte ja offensichtlich nicht, dass ich erfahre, dass er eine leichte Form von Asperger hat, ich denke, er möchte nicht, dass das irgendjemand weiß. Das ist mir auch absolut verständlich, es ist ja sonst auch nicht wichtig, nur in einer Partnerschaft wäre das meiner Ansicht nach wichtig. Ich weiß, er ist gegangen, hat sich gegen mich entschieden und für ein neues Leben mit jemand neuem. Das muss ich erstmal "einfach" so hinnehmen, aber es schmerzt, tief.
Ich würde ihm sehr gerne sagen, dass ich ihn in seinem Wunsch und Bedürfnis nach Authentizität und entspannterem Leben verstehen kann und ihm klar machen, dass ich mir trotz allem wünsche, dass er uns noch eine Chance gibt, und dass ich für seine Rückkehr immer noch offen bin. Aber wie mache ich das am besten? Dazu müsste ich ihn in meinem Brief aber explizit damit konfrontieren, dass ich verstanden habe, dass ich verstanden habe, weshalb wir einige Dinge sehr unterschiedlich wahrnehmen. Dass man es mit Asperger- und nicht-Asperger-Wahrnehmung der Welt gut erklären kann und dass es, weil ich von mir selbst ausgegangen bin immer wieder zu kommunikativen Missverständnissen kam. Kann ich das machen oder ist das keine gute Idee? Ich bin sehr unsicher, wie ich mich am besten verhalten soll. (Klar ist damit immer noch Hoffnung verbunden, die ich vielleicht besser aufgeben sollte). Ich fürchte, dass er mich nicht vermissen wird und keine Sehnsucht entwickeln wird, nach all den Konflikten und Missverständnissen, die er ja offensichtlich in sich so verarbeitet hat, dass ich ihn, so wie er ist, nicht wollte und er mich nicht glücklich machen kann...
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