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Autor Nachricht
elf
(meinesgleichen)

geändert von: elf - 09.03.15, 18:41:23

ich habe heute in der zeitung gelesen, daß die finnen eine band aus drei musikern mit trisomie 21 und einem autisten in den wettbewerb schicken.
guildo horn äußerte sich begeistert darüber, daß nun endlich auch menschen "mit behinderung" teilnehmen.
er ist natürlich musiktherapeut und hat viel mit sogenannten "Menschen mit Behinderung [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff]" gearbeitet und gibt sich ja auch selber als jmd., der versucht, normen aufzuweichen im hinblick auf "normal" und "nicht normal".

ist das jetzt positiv oder negativ zu bewerten, aus sicht der esh?

ich bin auf jeden fall gespannt auf diesen beitrag beim esc!
09.03.15, 18:40:16
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

...und Jamie Brewer wird als neues Modell gefeiert www.stylebook.de/artikel/Das-erste-Model-mit-Down-Syndrom-bei-der-NYFW-605609.html

Da wird sich die Mutter aber freuen, die vor ein paar Tagen sagte, dass ihre Tochter (T21) sich einsam fühle, weil sie kaum noch auf ihresgleichen treffe, weil fast alle abgetrieben worden seien.

Feste für die letzten ihrer Art?

Wir sollten uns alle freuen und weiter nicht darüber nachdenken, wer noch so alles den Tod mit Giftspritze oder im Mülleimer erleben muss, weil man in diesem Zusammenhang bei aller Liebe nicht von einem Genozid sprechen können dürfen sollen darf. (Sarkasmus Ende)


Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
09.03.15, 22:28:59
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elf
(meinesgleichen)

vielleicht ist es also positiv zu bewerten, denn wenn solche bands oder models erstmal hip sind, wollen vielleicht alle eltern solche kinder behalten???

menschen sind einfach in erster linie feige und abhängig von der meinung des mainstreams.
nett gesagt kann ein solches beispiel mut machen und helfen, vorurteile abzubauen, falls es nicht ins gegenteil umschlägt und die eltern dann enttäuscht sind, wenn der sohn später einfach kein model sein will?
10.03.15, 10:37:25
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Bicycle
(Autistenbereich)

Besser wäre es meiner Meinung nach, wenn man solche Diagnosen gar nicht erwähnt. Das wäre dann auch meiner Meinung nach wirkliche Inklusion. Weil sie ab da dann jeden Menschen betreffen würde und nicht nur Menschen, die irgendeine Diagnose haben. Egal wie ein Mensch aussieht, egal wie ein Mensch sich verhält, egal wie er fühlt, er wird inkludiert.

Diagnosen dienen letztendlich der Pathologisierung. Deshalb finde ich es nicht gut, wenn man Menschen, nur aufgrund irgendeiner pathologischen Diagnose, besonders erwähnt.
Stattdessen sollte man meiner Meinung nach dazu übergehen, keinen Menschen mehr pathologisch zu diagnostizieren, nur weil das Aussehen, das Verhalten oder die Empfindung von irgendeiner erfundenen Norm abweicht.
10.03.15, 13:01:04
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elf
(meinesgleichen)

ja, das scheint mir auch die beste herangehensweise zu sein!!!
vermutlich nähern wir uns als gesellschaft diesem ideal nur ganz langsam.

im moment ist es vielleicht schon viel verlangt, daß überhaupt menschen ohne norm-dasein an öffentlichen veranstaltungen teilnehmen, wie selbstverständlich, wenn es das auch noch nicht ist.

man stelle sich vor, es wäre ein para-esc erfunden wuren, wie die paralympics bei den olympischen spielen!
12.03.15, 09:21:21
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MadActress
(hat keinen Plan)

Ich finde Unterschiede wichtig. Ich finde es auch OK, darüber zu reden - in den Köpfen der Leute sind die Bilder eh. Ob das nun eine Sprechstundenhilfe mit Kopftuch ist, Downies als Rockband oder was auch immer.

Inklusion heißt in meinen Augen nicht, Unterschiede glattzubügeln. Die dienen ja auch zur Identifizierung. "Horst, ist das der mit den speckigen Haaren?" ist halt auch ein Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmal.

Wenn Menschen ausgeschlossen werden, sagt das viel über den Stress- und Angstpegel einer Gesellschaft aus. Ich glaube nicht, dass Inklusion das überhaupt verändern kann.

Versucht werden sollte es dennoch, den Opfern der Exklusion zuliebe.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
13.03.15, 08:56:58
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Bicycle
(Autistenbereich)

geändert von: Bicycle - 13.03.15, 17:14:15

Zitat von MadActress:
Ich finde Unterschiede wichtig. Ich finde es auch OK, darüber zu reden[...]
Ob diese Unterschiede allerdings mit pathologischen Diagnosen hervorgehoben werden müssen?
Um es mit deinem Beispiel zu sagen "Horst, ist das der, der am Speckhaaresyndrom leidet?" Das würde dann auch keine Eigenschaft oder etwas was auf diesen Menschen oft zutrifft, beschreiben, sondern man würde eine pathologische Diagnose hernehmen, um einen Menschen zu beschreiben.
Ich bin nicht der Meinung, dass man das braucht.

"Autist" ist eigentlich auch nur ein Begriff, der bestimmte Eigenschaften zusammenfasst.
Ähnlich wie "Selbstbewusstsein". Unter "Selbstbewusstsein" werden ja auch mehrere Eigenschaften zusammengefasst und man erwähnt nicht jede einzelne Eigenschaft extra, wenn man jemand anderes oder sich selbst als selbstbewusst beschreibt.
Wenn man also solche Begriffe einfach nur verwendet, um eine Art zu Sein zu beschreiben, spricht dagegen nichts. Aber derzeit verwendet man sie noch weitgehenst als einen pathologischen Begriff.
Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben kann, worauf ich hinaus möchte. Vielleicht versteht man es auch bereits so.

Zitat von MadActress:
Wenn Menschen ausgeschlossen werden, sagt das viel über den Stress- und Angstpegel einer Gesellschaft aus. Ich glaube nicht, dass Inklusion das überhaupt verändern kann.
Meiner Meinung nach kann man das nicht.
Siehe Rassismus. Dann ist man eben nicht mehr gegen Menschen anderer "Rassen", sondern eben gegen Menschen die Rassisten sind. Es wird also einfach nur das Feindbild geändert. Das gleiche könnte auch bei Inklusion passieren, wenn sie vermehrt in den Köpfen ist. Dann sind eben die, die nicht inkludierend denken, das neue Feindbild.
Anderen Inklusion aufzudrücken, halte ich auch nicht für sinnvoll.
Sinnvoller halte ich es, wenn man selbst einfach das auslebt, was man möchte. Dann kann der Nächste auch sehen, was man darunter versteht. Dann ist Inklusion auch nicht einfach nur etwas, was als "10-Punkte-Plan" auf einen Zettel steht.
13.03.15, 16:16:30
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von MadActress:
... "Horst, ist das der mit den speckigen Haaren?" ...
Zitat von Bicycle:
... "Horst, ist das der, der am Speckhaaresyndrom leidet?" ...
Ich weiß nicht, welche der beiden Formulierungen besser ist. Die erste besagt eher, der sollte mal seine Haare waschen. Die zweite besagt eher, der ist krank und kann nichts dafür, oder das ist eine ironische Formulierung.
Die meisten 'korrekten' Ersatzformulierungen ändern nichts an der Aussage. Gemeint ist das Gleiche und wird auch gleich verstanden. Z.B. wenn statt 'Behinderte' 'Menschen mit besonderen Bedürfnissen' gesagt wird, ist die Aussage gleich (gemeint und verstanden), nur umständlicher.
13.03.15, 18:24:33
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Es hat wohl viel mit den persönlichen Motiven und der persönlichen oder Gruppen-Ausrichtung/Struktur zu tun, warum Menschen andere vorbehaltlos annehmen oder sie vorführen oder ausgrenzen?

"Schau mal ein Porschefahrer" kann in einer asketisch lebenden Menschengruppe abwertend gemeint sein, in einer Gruppe Oltimersammler freut man sich an einem brüderlichen Sammler, während dieser Hinweis in einer auf Statussymbole ausgerichteten Gemeinschaft völlige Bewunderung für den Besitzer herbei führen kann.

Deshalb löst das verbriefte Recht auf Inklusion bei Gedemütigten und Misshandelten Freude aus, bei denen, die in ihr zusätzliche Arbeit erleben eher Ärgerlichkeit oder gar eine Gefährdung ihres Arbeitsplatzes, und die, die keinen benachteiligten Menschen kennen, werden davon garnicht berührt.

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
13.03.15, 19:57:05
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von drvaust:
Z.B. wenn statt 'Behinderte' 'Menschen mit besonderen Bedürfnissen' gesagt wird, ist die Aussage gleich (gemeint und verstanden), nur umständlicher.

Nein, der erste Begriff kann eine sachlich korrekte Betrachtung durch das soziale Behinderungsmodell meinen, der zweite bezeichnet klar eine Personeneigenschaft.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.03.15, 23:34:47
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MadActress
(hat keinen Plan)

geändert von: MadActress - 14.03.15, 11:28:21

Ja, 55555, so sollte es sein. Aber meiner Erfahrung nach ist es das nicht.

Ausländerfeindlichkeit ist nicht dadurch verschwunden, dass man das (ursprünglich sachlich korrekte) Wort "Ausländer" durch "Menschen mit Migrationshintergrund" ersetzt hat.

Ähnlich sehe ich das mit dem Wort "Behinderte". Da geht es um Menschen, die nicht so am allgemeinen Leben teilnehmen können, weil sie eben be-hindert werden, durch Mangel an eigenen Fähigkeiten oder durch das Verhalten anderer.

Ich sehe eher die Gefahr, dass durch Neusprech Probleme schöngesprochen werden, sich aber eigentlich nichts ändert.

Inklusion lässt sich nicht befehlen.

Mal so ein Beispiel: bei uns arbeitet D., der kommt aus so einem Autistenförderprogramm. Wahnsinnig netter Typ, super umgänglich, extrem lernfähig, programmiert schon nach wenigen Wochen alles in Grund und Boden. Ja, er redet wenig und braucht einen Platz mit Wand im Rücken. So what...ich hab auch "spezielle Bedürfnisse". Aber wenn ich wollte, könnte ich das auch genau anders herum sehen und ein Riesenproblem darin sehen, dass der junge Mann nicht telefonieren kann und beim Mittagessen nie was sagt.

Ist halt immer eine Frage, was ich finden will: Probleme oder Lösungen.

Wahrlich, nach der Erschwernis kommt die Erleichterung [Koran 94,6]
14.03.15, 11:27:51
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 14.03.15, 17:43:10

Zitat von MadActress:
Ja, 55555, so sollte es sein.

Es ist so (er kann). zwinkern
Zitat:
Ausländerfeindlichkeit ist nicht dadurch verschwunden, dass man das (ursprünglich sachlich korrekte) Wort "Ausländer" durch "Menschen mit Migrationshintergrund" ersetzt hat.

Ja, ich habe nur darauf geantwortet, daß behauptet wurde, die Aussagen seien gleich.
Zitat:
Ähnlich sehe ich das mit dem Wort "Behinderte". Da geht es um Menschen, die nicht so am allgemeinen Leben teilnehmen können, weil sie eben be-hindert werden, durch Mangel an eigenen Fähigkeiten oder durch das Verhalten anderer.

Das ist ja auch der unproblematischere Begriff.
Zitat:
Aber wenn ich wollte, könnte ich das auch genau anders herum sehen und ein Riesenproblem darin sehen, dass der junge Mann nicht telefonieren kann und beim Mittagessen nie was sagt.

Darum ging es.
Zitat:
Ist halt immer eine Frage, was ich finden will: Probleme oder Lösungen.

Richtig.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.03.15, 17:42:05
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