Ja, wäre interessant.
Gestern mußte dann der SPON-Advokatus-Diaboli-Kolumnist ran und sich als im Wesentlichen linientreu melden. Zumindest wirkte es auf mich ein wenig so, wobei man auch nicht ausschließen kann, daß der ganze Text ironisch zu verstehen war.
Zitat:
Der Osten weist den Vorwurf stets von sich, fremdenfeindlich zu sein. So wie der Islam stets abstreitet, mit Terror etwas zu tun zu haben. Warum aber votiert jenseits der Elbe jeder Dritte für Parteien, die ein Problem mit Andersartigkeit haben?
Quelle
Dumm nur das ausgerechnet in diesen Tagen verkünden zu müssen, in denen z.B. aus den Niederlanden gemeldet wird, daß Wilders wieder mal zum Politiker des Jahres erklärt wurde und seine Partei nun im Umfragen zur stärksten Partei geworden ist. Ganz zu schweigen vom Rummel um den Front National und Trump. Aber eine Grundqualifikation als Fachlohnschreiber für Propagandamedien ist bekanntlich die Fähigkeit die Realität völlig auszublenden.
Im Übrigen ist es auch ganz großes Kino Anhänger einer Religion (die sich also irgendwie zu einem bestimmten Weltbild bekennen) mit der Bevölkerung einer Region zu vergleichen. Als Ironie würde es allerdings gut passen als Spiegelung der Tatsache, daß breite Herablassungen gen Osten durch westdeutsche Journalisten im Grunde so rassistisch sind, wie sie den Ostdeutschen vorwerfen zu denken. Zumindest, wenn man nicht anerkennen will, daß manche Gruppen (wie auch Anhänger des Islams) doch durchaus spezifische Eigenschaften aufweisen könnten.
Zitat:
Wenn eine der größten Errungenschaften des Westens das "angstfreie Andersseindürfen für alle" ist, wie es der Philosoph Odo Marquard genannt hat, dann hat der Osten auch 26 Jahre nach Mauerfall nicht wirklich aufgeschlossen. Wer für das Recht auf Individualismus und gegen die Kuhstallwärme der Volksgemeinschaft eintritt, hat dort bis heute einen schweren Stand.
Angstfreies Andersseindürfen? Für wen soll das jetzt gleich nochmal wo gelten?
Zitat:
Die Kollegen haben viele Beispiele für den deutschen Ungeist gesammelt, der jeden, der irgendwie aus dem Rahmen fällt, als Zumutung empfindet. Wenn man genau hinschaut, stellt man allerdings fest, dass sich dieser Ungeist fast immer in Ostdeutschland manifestiert. Plauen, Meißen, Erfurt - das sind die Orte, in denen sich der Wunsch nach Gleichförmigkeit so vehement Bahn bricht, dass man von einer Bewegung sprechen kann.
Das nenne ich kompletten Realitätsverlust (es sei denn es ist Ironie). Der Wunsch nach Gleichförmigkeit bricht sich Bahn? Wenn, dann doch wohl eher in Regimemedien, die seit über einem Jahr massiv bestimmte Meinungen diffamieren.
Zitat:
Ich halte nicht viel davon, von den Verfehlungen einzelner auf ein gesamtgesellschaftliches Klima zu schließen. Mir geht es um eine Stimmungslage, bei der Einverständnis darüber herrscht, dass es besser ist, wenn man unter sich bleibt.
Ich war neulich in Dresden bei einer Diskussion über Patriotismus und Zuwanderung. Neben mir auf dem Podium saß Werner Patzelt, Politikprofessor an der TU Dresden und inzwischen so etwas wie Deutschlands führender Pegida-Versteher. Was mich erstaunte und dann wirklich auf die Palme brachte, war der süffisant-gehässige Ton, mit dem die Probleme der Flüchtlingskrise beschrieben wurden. So als könne man es gar nicht abwarten, bis die Kanzlerin scheitert und sich alle düsteren Prophezeiungen erfüllen.
Ich halte die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung auch für falsch. Aber ich käme nie auf die Idee, mir deshalb zu wünschen, dass Angela Merkel mit ihrer sonnigen Annahme, das Land werde seine Probleme schon bewältigen, Schiffbruch erleidet. Die Menschen, die jemand wie Patzelt vertritt, sind nicht gegen die Flüchtlingspolitik, wie mir klar wurde: Sie sind gegen Flüchtlinge. Das ist etwas ganz anderes.
Dem Autor wurde klar, sehr gehaltvoll. Und mutig auf einem subjektiven, einfach mal so festgestellten Eindruck eine ganze Kolume aufzubauen.
Zitat:
In Ostdeutschland gebe es eine andere politische Kultur, heißt es. Wenn man nach den Gründen fragt, wird man auf die lange Diktaturerfahrung verwiesen. Der entscheidende Unterschied für mich ist die Abwesenheit jedes christlichen Bewusstseins außerhalb des Kirchenmilieus. Man kann nicht einmal von Heidentum reden, die Heiden hatten ihre eigenen Götter. In weiten Teilen Ostdeutschlands hingegen ist sogar die Erinnerung erloschen, was mit dem Glauben verloren gegangen ist.
Man hat das auch bei den Auftritten der Kanzlerin gesehen, bei denen sie mit Verweis auf das Evangelium für ihren Kurs warb. Im sächsischen Schkeuditz schlug ihr erst Unverständnis und dann Wut entgegen, als sie an die christliche Nächstenliebe appellierte. In Wuppertal oder Nürnberg hatten die meisten Parteimitglieder am Ende ein Einsehen, auch wenn sie die gleichen Sorgen quälen wie die Parteifreunde im Osten.
Die Remissionierung des deutschen Ostens ist eine Operation, die Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde. Vielleicht liegt, wie so oft, der erste Schritt zur Besserung in der Anerkennung der Wirklichkeit.
Was hat christliche Nächstenliebe denn mit dem politischen Willen zu massiver Zuwanderung aus islamisch und antisemitisch geprägten Ländern zu tun? Wenn die Flüchtlinge in der Türkei sind, dann sind sie bekanntlich soweit in Sicherheit. Wer diese Zuwanderung (nicht nur vorübergehend gewährtes Asyl) will, ist doch die Wirtschaft. Aber das darf man ja offensichtlich in reklamefinanzierten Medien nicht schreiben.
"Anerkennung der Wirklichkeit", genau. Unfassbar wie man soetwas zusammenschustern kann.
Übrigens, wieder typisch Ostdeutschland (Edit):
Zitat:
Randalierer in der niederländischen Kleinstadt Geldermalsen haben in der Nacht zum Donnerstag eine Veranstaltung von Kommunalpolitikern gesprengt, die über die Einrichtung einer Flüchtlingsaufnahme für 1500 Personen beraten wollten. Wie die britische BBC berichtete, rissen Protestdemonstranten Absperrungen ein und trampelten Zäune vor dem Rathaus nieder; die Polizei habe mit Warnschüssen versucht, wieder für Ruhe zu sorgen. Es folgen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper.
Das Treffen wurde daraufhin abgebrochen. An den Demonstrationen hätten sich etwa 2000 Personen beteiligt; nach Angaben der Polizei gab es insgesamt 14 Festnahmen. Es handelte sich um die schwersten fremdenfeindlichen Krawalle in der Geschichte der Niederlande.
Quelle